Weichwanzen

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Weichwanzen

Gemeine Wiesenwanze (Lygus pratensis)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Wanzen (Heteroptera)
Teilordnung: Cimicomorpha
Überfamilie: Miroidea
Familie: Weichwanzen
Wissenschaftlicher Name
Miridae
Hahn, 1831
Eichen-Schmuckwanze (Calocoris striatellus)
Capsus ater legt ihre Eier in einen Grashalm
Grüne Futterwanze (Lygocoris pabulinus)
Deraeocoris ruber
Deraeocoris ruber saugt an einer Blattlaus.

Weichwanzen (Miridae), auch als Blindwanzen bezeichnet, sind eine sehr artenreiche Familie innerhalb der Teilordnung Cimicomorpha der Wanzen (Heteroptera). Mit weltweit bisher mehr als 11.000 bekannten Arten zählen sie gemeinsam mit den Zwergzikaden (Cicadellidae) zu den einzigen beiden Familien der Hemimetabolen Insekten mit mehr als 10.000 Arten und zählen zu den 20 größten Insektenfamilien überhaupt.[1] Es wird vermutet, dass die Familie insgesamt sogar fast 20.000 Arten umfassen könnte, zumal vor allem in der Neotropis, Orientalis und in Australasien noch viele unentdeckte Arten vermutet werden.[2] In Europa sind sie mit etwa 1.200 Arten und Unterarten vertreten,[3] in Mitteleuropa sind es etwa 400 Arten,[4] womit die Familie auch hier die mit Abstand artenreichste der Wanzen ist.[5]

Der deutsche Name „Weichwanzen“ bezieht sich auf die im Vergleich mit anderen Wanzenarten schwach verhärteten (sklerotisierten) Körperdecken. Der Begriff „Blindwanzen“ nimmt dagegen Bezug auf das überwiegende Fehlen der Punkt- oder Stirnaugen (Ocelli).

Die Weichwanzen sind mit zwei bis 15 Millimetern Körperlänge kleine bis mittelgroße Arten. Sie variieren sehr stark in ihrem äußeren Erscheinungsbild und in ihrer Färbung. Viele Vertreter dieser Familie haben einen ovalen, länglich gestreckten Körperumriss. Es gibt aber auch sehr schmale, lange oder kurze und plumpe Formen. Wieder andere Arten, wie beispielsweise Myrmecoris gracilis sehen Ameisen sehr ähnlich. In der Körperfärbung überwiegen grünliche und bräunlich-gelbe Tarnfärbungen. Auch schwarze Tiere sind sehr häufig (z. B. Gattung Capsus). Seltener sind auffällige gelb-schwarze oder rot-schwarze Musterungen vertreten.

Weichwanzen haben viergliedrige Fühler. Den meisten Arten fehlen Punktaugen. Ihre Tarsen haben drei Segmente. Die Vorderflügel (Hemielytren), die bei den Wanzen charakteristisch aufgebaut sind, sind vergleichsweise schwach ledrig verhärtet. Vor der Membran (in manchen Fällen reduziert) befindet sich ein kleines dreieckiges Feld (Cuneus). Dieses Merkmal unterscheidet die Weichwanzen von den meisten anderen Familien der Wanzen. Die Membran hat meist zwei seltener eine Zelle an der Basis. Innerhalb mancher Arten liegt ein Flügeldimorphismus vor.

Fast alle Weichwanzen sind phytophag, das heißt, sie ernähren sich von Pflanzensäften, die sie durch Anstechen der Pflanzen mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen saugen. Dabei sind die meisten monophag auf eine bestimmte Pflanzenart oder oligophag auf einen engeren Kreis von Pflanzen angewiesen. Es gibt aber auch ausgeprägt polyphage Arten, die wenig wählerisch hinsichtlich ihrer Wirtspflanzen sind. Einige andere wiederum ernähren sich ausschließlich räuberisch, etliche sind Gemischtköstler, sogenannte Zoophytophage.

Die Weibchen besitzen eine Legescheide, mit welcher sie ihre Eier mehr oder weniger tief in weiches oder verholztes Wirtspflanzengewebe einbohren. Die Larven durchlaufen fünf durch Häutungen getrennte Larvenstadien. Die meisten mitteleuropäischen Arten überwintern im Eistadium.

Nach der heute verwendeten Systematik werden den Weichwanzen acht Unterfamilien zugerechnet. Im Folgenden die Unterfamilien mit einer Auswahl von Arten:

Manche Arten können einerseits in der Landwirtschaft durch das Saugen an Pflanzen und das damit verbundene Absterben von Pflanzenteilen oder der gesamten Pflanze sowie Fehlbildungen als Kulturpflanzenschädlinge auftreten. Für etliche Arten wird andererseits ihre Eignung als Räuber (Prädatoren) von anderen Pflanzenschädlingen im biologischen Pflanzenschutz untersucht.

An das Leben auf fleischfressenden Pflanzen sind die nicht in Europa beheimateten Arten der Gattungen Pameridea und Setocoris auf besondere Weise angepasst.[6]

Einzelnachweise

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  1. G. Cassis & R. T. Schuh: Systematics, Biodiversity, Biogeography, and Host Associations of the Miridae (Insecta: Hemiptera: Heteroptera: Cimicomorpha). Annual Reviews of Entomology 2012 57, S. 377–404. doi:10.1146/annurev-ento-121510-133533
  2. Family Miridae. Australian Biological Resources Study. Australian Faunal Directory, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2015; abgerufen am 8. Februar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.environment.gov.au
  3. Miridae. Fauna Europaea, abgerufen am 8. Februar 2015.
  4. Ekkehard Wachmann, Albert Melber, Jürgen Deckert: Wanzen (= Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. 75. Teil). Band 2: Cimicomorpha: Microphysidae (Flechtenwanzen), Miridae (Weichwanzen). Goecke & Evers, Keltern 2006, ISBN 3-931374-57-2, S. 15.
  5. Frieder Sauer: Sauers Naturführer Wanzen und Zikaden nach Farbfotos erkannt. Fauna, Keltern 1996, ISBN 3-923010-12-5, S. 23.
  6. R. T. Schuh, J. A. Slater: True Bugs of the World (Hemiptera: Heteroptera). Classification and Natural History. Cornell University Press, Ithaca, New York, 1995, S. 169ff.
  • R. T. Schuh, J. A. Slater: True Bugs of the World (Hemiptera: Heteroptera). Classification and Natural History. Cornell University Press, Ithaca, New York, 1995.
  • Ekkehard Wachmann, Albert Melber, Jürgen Deckert: Wanzen (= Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. 75. Teil). Band 2: Cimicomorpha: Microphysidae (Flechtenwanzen), Miridae (Weichwanzen). Goecke & Evers, Keltern 2006, ISBN 3-931374-57-2.
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