Claudia Sheinbaum

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Claudia Sheinbaum (2024)

Claudia Sheinbaum Pardo (Aussprache [ʃ​'ɛ​ɪnb​aʊ​m] , * 24. Juni 1962 in Mexiko-Stadt) ist eine mexikanische Physikerin und Politikerin. Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin ihres Landes gewählt. Sie ist ehemalige Regierungschefin von Mexiko-Stadt. Sie wurde im Juli 2018 als Teil der Koalition Juntos Haremos Historia und Mitglied der Partei Movimiento Regeneración Nacional (Morena) gewählt und blieb bis Juni 2023 im Amt. Sie ist die zweite Frau, die in dieses Amt in Mexiko-Stadt gewählt wurde. Sie ist auch Autorin von über 100 Artikeln und zwei Büchern zu den Themen Energie, Umwelt und nachhaltige Entwicklung.

Frühes Leben und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claudia Sheinbaum Pardo wurde in einer säkularen jüdischen Familie geboren und ist in Mexiko-Stadt aufgewachsen. Ihre beiden Eltern sind Wissenschaftler: Ihre Mutter, Annie Pardo Cemo, ist Biologin und emeritierte Professorin an der Fakultät für Naturwissenschaften der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), und ihr Vater, Carlos Sheinbaum Yoselevitz, war Chemieingenieur. Sheinbaum studierte Physik an der UNAM, wo sie 1989 einen Bachelor erwarb, gefolgt von einem Master (1994) und einer Promotion (1995) in Energietechnik. Sie schloss ihre Doktorarbeit nach vier Jahren (1991–94) am Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkeley, Kalifornien, ab, wo sie den Energieverbrauch im mexikanischen Verkehrswesen analysierte, Studien über die Entwicklung des Energieverbrauchs in mexikanischen Gebäuden veröffentlichte und einen Doktorgrad in Energietechnik und Physik erwarb. Sie wurde daraufhin Teil der Fakultät der UNAM und der Mexikanischen Akademie der Wissenschaften.[1]

Politische und wissenschaftliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1989 war sie Mitbegründerin der Partido de la Revolución Democrática (PRD). Aus dieser trat sie im Jahr 2014 aus und schloss sich der Movimiento Regeneración Nacional (Morena) an.[2] In den 1990er Jahren war sie Teil einer Studentenbewegung, welche gegen die die Privatisierung der Bildung protestierte.[3] Während ihres Studiums in den USA nahm sie an einem Protest gegen den dort auftretenden Mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari teil.[3]

Ab Dezember 2000 war sie Umweltministerin von Mexiko-Stadt, nachdem sie im November 2000 in das Kabinett des damaligen Regierungschefs des Bundesdistrikts Mexiko-Stadt, Andrés Manuel López Obrador, berufen worden war.[4] Ihre Amtszeit endete im Mai 2006. Danach kehrte sie vorübergehend wieder in die Wissenschaft zurück. 2007 wurde sie Mitglied des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), welches im selben Jahr den Nobelpreis erhielt[5] und war auch 2013 am fünften Sachstandsbericht des IPCC beteiligt. Beim IPCC war auch der Mexikanische Chemiker Mario J. Molina beteiligt, der eine Arbeit über die Umwelt von Mexico-Stadt veröffentlichte und mit dem sie schon in den USA zusammengearbeitet hat.[6] Von 2015 bis 2017 war sie Bürgermeisterin von Tlalpan.[7] Sie trat von diesem Amt zurück, als sie die Nominierung für die Kandidatur als Regierungschefin von Mexiko-Stadt für die Koalition Juntos Haremos Historia erhielt, die aus der Movimiento Regeneración Nacional (MORENA), der Partido del Trabajo (PT) und der Partido Encuentro Social (PES) besteht. Sie wurde bei ihrer Kandidatur von ihrem Mentor, dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Andrés Manuel López Obrador unterstützt.[2]

Bürgermeisterin von Mexico-Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claudia Sheinbaum (2022)

Im Juli 2018 wurde Sheinbaum für eine sechsjährige Amtszeit als Regierungschef des Bundesdistrikts Mexiko-Stadt gewählt, ein Amt, das einem Gouverneur eines Bundesstaates oder einem Bürgermeister entspricht, und setzte sich gegen sechs andere Kandidaten durch.[8] Im Juni 2019 kündigte Sheinbaum vor dem Hintergrund von extremer Luftverschmutzung und Wassermangel in Mexiko-Stadt einen neuen Sechs-Jahres-Umweltplan an. Er sah vor, die Luftverschmutzung um 30 % zu reduzieren, 15 Millionen Bäume zu pflanzen, Einwegplastik zu verbieten und das Recycling zu fördern, eine neue Mülltrennungsanlage zu bauen, alle Haushalte mit Wasser zu versorgen, 100 Kilometer Korridore für die ausschließliche Nutzung durch Oberleitungsbusse und das Metrobús-System von Mexiko-Stadt zu bauen und zu installieren sowie Warmwasserbereiter und Sonnenkollektoren zu installieren.[9][2] Im selben Jahr tauchte sie in der Liste 100 Women (BBC) auf.[10] In ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin halbierte sich die Mordrate in Mexiko City. Das sei Sheinbaum nach Angaben des Politikwissenschaftlers Carlos Perez Ricart gelungen, ohne den Sicherheitsapparat zu militarisieren. Sheinbaum habe die investigative Arbeit der Polizei gestärkt und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft verbessert.[2]

Präsidentin von Mexiko[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Wirkung zum 16. Juni 2023 kündigte sie als aussichtsreichste Anwärterin auf Mexikos Präsidentenamt bei der Wahl am 2. Juni 2024 ihren Rücktritt vom Posten als Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt an, um im internen Auswahlverfahren der linksnationalistischen Präsidentenpartei Bewegung der Nationalen Erneuerung (MoReNa) um die Nominierung zu kämpfen.[11] Im September 2023 nominierte die regierende Drei-Parteien-Koalition Sheinbaum zu ihrer Spitzenkandidatin für die Wahl. Da auch das zentristische Oppositionsbündnis Frente Amplio por México (Breite Front für Mexiko) eine Frau nominierte, die Senatorin und Computeringenieurin Xóchitl Gálvez, ergab sich eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass erstmals in Mexiko eine Frau ins Amt kommen würde.[12] Bei der Wahl setzte sich Sheinbaum mit großem Vorsprung (59 %) vor Gálvez (28 %) durch.[13] Sie tritt das Amt am 1. Oktober 2024 an.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claudia Sheinbaum Pardo wurde in einer säkularen jüdischen Familie in Mexiko-Stadt geboren.[14] Die aschkenasischen Eltern ihres Vaters waren in den 1920er Jahren aus Litauen nach Mexiko-Stadt ausgewandert; die sephardischen Eltern ihrer Mutter waren Anfang der 1940er Jahre aus Sofia, Bulgarien, dorthin ausgewandert, um dem Holocaust zu entkommen.[15] Ihre Eltern sind beide Wissenschaftler: Ihre Mutter, Annie Pardo Cemo, ist Biologin und emeritierte Professorin der Fakultät für Naturwissenschaften an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko; ihr Vater, Carlos Sheinbaum Yoselevitz, ist Chemieingenieur. Ihr Bruder ist ebenfalls Physiker.[16]

1986 lernte sie den Politiker Carlos Ímaz Gispert kennen, mit dem sie von 1987 bis 2016 verheiratet war.[6] Sheinbaums Stiefsohn ist der 1982 geborene bildende Künstler und Dokumentarfilmer Rodrigo Imaz Alarcón,[17] ihre Tochter die 1988 geborene Philosophin Mariana Imaz Sheinbaum.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Claudia Sheinbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Can this environmental engineer—now elected mayor—fix Mexico City? In: Science. 2. Juli 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021 (englisch).
  2. a b c d Jens Glüsing: (S+) Präsidentschaftskandidatin Claudia Sheinbaum: Kann »La Doctora« Mexiko heilen? In: Der Spiegel. 1. Juni 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Juni 2024]).
  3. a b Sebastián Ortega: Claudia Sheinbaum: la hija de Tlatelolco. In: Revista Anfibia. 3. Juni 2024, abgerufen am 4. Juni 2024 (spanisch).
  4. Presenta AMLO su gabinete. In: El Universal. 21. November 2000, abgerufen am 7. Dezember 2021 (spanisch).
  5. Karen Esquivel: ¿Qué papel tuvo Claudia Sheinbaum en el Nobel de la Paz que ganó un panel intergubernamental? In: CNN. 3. Juni 2024, abgerufen am 4. Juni 2024 (spanisch).
  6. a b Bibiana Belsasso: “Me separé de Carlos Ímaz de común acuerdo hace un año”. In: La Razón. 5. Januar 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2018; abgerufen am 7. Dezember 2021 (Interview).
  7. Kathleen Magramo, Tara John: Mexico elected its first female president. Here’s what to know about Claudia Sheinbaum. 3. Juni 2024, abgerufen am 4. Juni 2024 (englisch).
  8. Mexico City elects first Jewish mayor. In: Jewish Telegraphic Agency. 2. Juli 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  9. In six years, water service for everyone: Mexico City mayor. In: Mexico News Daily. 6. Juni 2019, abgerufen am 7. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  10. BBC 100 Women 2018: Who is on the list? In: BBC News. 19. November 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  11. Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt tritt zurück. Ihr Ziel ist es, ein noch höheres Amt anzutreten: Claudia Sheinbaum möchte die erste Präsidentin des lateinamerikanischen Landes werden. In: freenet.de. 12. Juni 2023, abgerufen am 13. Juni 2023 (Quelle: dpa).
  12. dpa: Mexikos Regierungskoalition kürt Präsidentschaftskandidatin. In: FAZ.net. 7. September 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
  13. Mexiko: Claudia Sheinbaum gewinnt Präsidentenwahl. In: faz.net. 3. Juni 2024, abgerufen am 3. Juni 2024.
  14. Carrie Kahn: Meet Mexico City’s First Elected Female Mayor. In: NPR.org. 25. Juli 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  15. David Brinn: 17. Claudia Sheinbaum. A Mexican firebrand. In: Jerusalem Post. 9. September 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  16. Judíos y científicos. La familia de Claudia Sheinbaum. In: Enlace Judío. 18. Dezember 2018, abgerufen am 7. Dezember 2021 (mexikanisches Spanisch).
  17. Baby on the way! Claudia Sheinbaum announced that she will become a grandmother. In: Paudal. 25. Februar 2023.
  18. Mariana Imaz Sheinbaum: ¿Qué tiene que ver con el Conacyt y qué dijo la jefa de Gobierno al respecto? In: El Financiero. 27. September 2021.