Jakarta Server Pages

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Jakarta Server Pages (JSP), früher JavaServer Pages, ist eine von Sun Microsystems entwickelte, auf JHTML basierende Web-Programmiersprache zur einfachen dynamischen Erzeugung von HTML- und XML-Ausgaben eines Webservers.

Sie erlaubt, Java-Code und spezielle JSP-Aktionen in HTML- oder XML-Seiten einzubetten. Dabei ermöglicht es die JSP-Syntax, mittels spezieller XML-Tags (JSP-Aktionen) vordefinierte Funktionalität einzubinden. Diese JSP-Aktionen werden in sogenannten Tag-Bibliotheken (Tag-Libraries) als Erweiterung der HTML- bzw. XML-Tags definiert.

Jakarta Server Pages werden unter Verwendung eines speziellen JSP-Compilers in Java-Quellcode umgewandelt. Dieser Quellcode, der einem Java-Servlet entspricht, wird im Anschluss durch den Java-Compiler in Bytecode umgewandelt. Die so erzeugten Java-Klassen können dann von einem mit einer Java-Ausführungseinheit ausgestatteten Webserver ausgeführt werden.

JSP, das schon Ende der 1990er Jahre verfügbar war, ist eine vergleichsweise althergebrachte Technik zum Erzeugen von Webanwendungen. Es wird zunehmend von anderen Techniken abgelöst.[1] Unter Verwendung des Frameworks Jakarta Server Faces (JSF) und der neueren Facelets-Technik unter Jakarta EE (Jakarta Enterprise Edition) gilt Oracle JSP als deprecated.[2]

Grundsätzlich lässt sich JSP als eine Art HTML- oder XML-Seite mit zusätzlichen JSP-spezifischen Tags und Java-Code beschreiben. Eine JSP kann grob in die folgenden Elemente aufgeteilt werden:

  • statischer Inhalt wie HTML (template text)
  • JSP-Direktiven
  • JSP-Skriptelemente
  • JSP-Aktionen
  • JSP-Tag-Bibliotheken (Tag Libraries)

Statischer Inhalt

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Der statische Inhalt sind all jene Elemente, die vom Webserver in die HTTP-Response (Antwort) ohne Veränderung übernommen werden (z. B. HTML-Tags). So wäre ein normales HTML-Dokument gänzlich ohne JSP-Elemente, wie eingebetteten Java-Code oder JSP-Aktionen, eine gültige JSP; denn JSP erlaubt es zwar, dynamische Daten in statischen Inhalt einzufügen, erfordert dies aber nicht. Daraus folgt, dass (wie bei jeder Templatesprache) der Ersteller des statischen Inhalts (also des Designs) keinerlei Java-Kenntnisse benötigt; sobald HTML-Strukturen aber durch Java-Code erzeugt werden erhöht sich deren Komplexität und das Layout kann an diesen Stellen fast nur noch vom Programmierer geändert werden.

Da es sich bei einer JavaServer Page um eine dynamische Komponente handelt, kann diese aber auch gänzlich ohne statische Elemente auskommen. Auf diese Weise ist es möglich, über ein JSP-Dokument auch Binärdaten wie Bilder oder Töne zu erzeugen und an den Client zu senden.

Eine Direktive dient zum Übermitteln spezieller Seiteninformationen an den JSP-Compiler; dadurch kann man angeben, ob die JSP eine Tag-Library (kurz Taglib) einbindet oder wie im Fehlerfall weiter zu verfahren ist.

Die allgemeine Syntax für eine Direktive ist <%@ … %>. Folgende Direktiven (mit den am weitesten verbreiteten Attributen) sind vorhanden:

include
weist den JSP-Compiler an, den vollständigen Inhalt einer externen Datei in die Originaldatei zu kopieren. Diese Einbettung geschieht zur Translation Time, also statisch einmalig mit der Übersetzung der JSP in ein Servlet.
<%@ include file="BeispielDatei.ext" %>
page
import
generiert ein Java-Import-Statement in der Datei
<%@ page import="java.util.*" %>
contentType
gibt die Art des Datei-Inhaltes an. Sollte dann eingesetzt werden, wenn man kein HTML benutzt oder nicht den voreingestellten Zeichensatz verwendet.
<%@ page contentType="text/html" %>
errorPage
gibt die Seite an, die im Fehlerfall angezeigt werden soll
<%@ page errorPage="ErrorHandler.jsp" %>
isErrorPage
gibt an ob diese Seite eine Error-Page ist oder nicht; wenn ja, ist das exception-Objekt verfügbar
<%@ page isErrorPage=false %><%-- die Seite ist keine Error-Page --%>
isThreadSafe
gibt an, ob das aus der JSP generierte Servlet threadsicher ist oder nicht
<%@ page isThreadSafe=true %><%-- eine threadsichere JSP --%>
taglib
gibt an, dass eine Taglib verwendet werden soll. Es müssen ein Präfix und eine URI für die Taglib vergeben werden.
<%@ taglib prefix="MeinPrefix" uri="taglib/MeineTagLib.tld" %>

Standardvariablen

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Die folgenden Variablen können in jeder JSP verwendet werden; Sie werden auch als implizite Objekte bezeichnet:

application
Anwendungsobjekt; lebt, solange der Server läuft.
config
eine Konfigurationsschnittstelle
out
JSPWriter, der die Daten in den HTTP-Response-Stream schreibt
page
das Servlet selbst
pageContext
eine Instanz des PageContext, welche die Daten der gesamten Seite enthält
request
das HTTP-Request-Objekt, also die Anfrage vom Client an den Server
response
das HTTP-Response-Objekt, also die Antwort vom Server an den Client
session
das HTTP-Session-Objekt. Es kann dazu benutzt werden, Information über den Benutzer von einem Request zum nächsten weiterzureichen.

Es gibt drei grundlegende Skriptelemente, die erlauben, Java-Code direkt in die JSP einzufügen:

  • Ein Tag, das erlaubt, Code in die Klasse einzufügen. Dieses Tag kann dazu verwendet werden, Daten der Klasse festzulegen. Der Ausdruck wird in Member-Variablen der generierten Servlet-Klasse überführt.
<%! int serverInstanceVariable = 1; %>
  • Ein Tag, das erlaubt, Code in die Methode _jspService des generierten Servlets einzufügen. Es werden also lokale Variablen daraus – Methoden können nicht erzeugt werden, hierzu muss die vorstehende Notation verwendet werden.
<% int localStackBasedVariable = 1; %>
  • Ein Tag, das erlaubt, Code zu expandieren und direkt in die HTTP-Antwort zu schreiben. Das Semikolon wird hier nicht benutzt, da der Code als Ausdruck ausgewertet wird.
<%= "expanded inline data " + 1 %>

Deklarationen dienen zur Definition von Variablen und Methoden, die von anderen Elementen in der JSP verwendet werden können. Deklarationen erzeugen keine Ausgabe innerhalb der JSP.

<%! int variableMeinerKlasse = 0; %>

Ausdrücke (expressions) werden dazu verwendet, Variablen oder Methoden direkt in den HTML- oder XML-Ausgabestrom zu integrieren.

Die Klassenvariable ist <%= variableMeinerKlasse %>

JSP-Skriptlets können zur Implementierung der Ablauflogik sowie der Erzeugung der XML-Ausgabe eingesetzt werden. Der Skriptlet-Code wird innerhalb der Methode _jspService des generierten Servlets eingefügt.

<% int variable = 0; out.println("Der Wert der Variable ist: " + variable); %>

Kommentare sind nur innerhalb der originalen JSP sichtbar, sie werden nicht in den Ausgabestrom geschrieben.

<%-- Kommentar innerhalb einer JSP --%>

JSP-Aktionen sind XML-Tags, welche die eingebaute Funktionalität von Webservern einbinden. Die folgenden Aktionen sind verfügbar:

jsp:include
die angegebene JSP wird vom Java-Servlet aufgerufen, dabei werden der Request und der Response übergeben. Ist die angegebene JSP abgearbeitet, kommt die Steuerung zur gegenwärtigen JSP zurück. Diese JSP-Aktion bewirkt, dass der eingebettete JSP-Code von allen einbettenden JSPs gemeinsam genutzt und nicht kopiert wird.
   <jsp:include page="mycommon.jsp">
       <jsp:param name="extraparam" value="myvalue"/>
   </jsp:include>
jsp:param
definiert einen Parameter, der zu den Request-Parametern hinzugefügt wird. Diese Aktion kann innerhalb eines jsp:include- oder jsp:forward-Blocks verwendet werden. Falls der Parameter schon im Request vorhanden war, wird der Parameter überschrieben, also der Wert aus dem „Query String“ mit dem definierten value-Attribut ersetzt.
jsp:forward
der Request und der Response werden an eine andere JSP oder ein Servlet übergeben. Die Steuerung kommt nicht zur gegenwärtigen JSP zurück.
   <jsp:forward page="subpage.jsp">
       <jsp:param name="forwardedFrom" value="this.jsp"/>
   </jsp:forward>
jsp:plugin
diese Aktion generiert je nach verwendetem Browser ein Tag zum Einbinden eines Java-Applets. Dies wird benötigt, da in den älteren Versionen von Netscape Navigator und Internet Explorer verschiedene Tags zum Einbinden eines Applets verwendet werden.
   <jsp:plugin type="applet" height="100%" width="100%"
            archive="myjarfile.jar,myotherjar.jar"
           codebase="/applets"
               code="com.example.foo.MyApplet.class">
       <jsp:params>
           <jsp:param name="enableDebug" value="true"/>
       </jsp:params>
       <jsp:fallback>
           Your browser does not support applets.
       </jsp:fallback>
   </jsp:plugin>
jsp:fallback
definiert den Inhalt, der angezeigt wird, falls der Browser keine Applets unterstützt.
jsp:setProperty
diese Aktion setzt ein Property in der definierten Java-Bean.
    <jsp:setProperty name="myBean" property="lastChanged" value="<%= new Date()%>" />
jsp:getProperty
diese Aktion holt sich ein Property von der definierten Java-Bean.
    <jsp:getProperty name="myBean" property="lastChanged" />
jsp:useBean
diese Aktion erstellt oder verwendet eine Java-Bean wieder. Ist eine Bean vom definierten Typ nicht vorhanden, wird sie also initial neu erstellt. Das optionale Attribut scope gibt an, wie lange die Bean zur Verfügung steht, d. h. in welchem Sichtbarkeitsbereich die Bean hinterlegt wird. Folgende Werte können definiert werden:
request
Attribute sind nur solange verfügbar, wie der Request existiert.
page
Attribute sind nur für die gegenwärtige JSP verfügbar. (Standard)
session
Attribute sind nur solange verfügbar, wie die Benutzer-Session existiert.
application
Attribute sind immer verfügbar.
„Verfügbar“ heißt hier, wie lange bzw. von wo der Entwickler auf die Bean zugreifen kann. Ist die Bean beispielsweise im Request-Scope, so kann der Entwickler mit dieser Bean sowohl innerhalb der aktuellen JSP als auch in nachgelagerten (inkludierten) arbeiten. „Page-Scope“ beschränkt den möglichen Zugriff auf die aktuelle JSP-Seite. „Session“ beschreibt alle Requests einer Benutzersitzung zu dieser Web-Anwendung. „Application“ sind alle Requests aller Benutzer der gleichen Web-Anwendung dieses Web-Servers.
Beispiel:
   <jsp:useBean id="myBean" class="com.example.foo.MyBean" scope="request">
   </jsp:useBean>

Tag-Bibliotheken

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Zusätzlich zu den vordefinierten JSP-Aktionen gibt es die Möglichkeit, benutzerdefinierte JSP-Aktionen zu verwenden. Dazu muss eine eigene JSP-Tag-Bibliothek zur Verfügung gestellt werden. Eine Tag-Bibliothek wird über eine XML-Beschreibungsdatei, den sogenannten Tag Library Descriptor (TLD), definiert, der Elemente (Tags) zu einer Bibliothek (Library) zusammenfasst und mit serverseitigen Java-Klassen assoziiert, die die funktionale Logik eines oder mehrerer Tags implementieren.

Im Rahmen des Java Community Process wurde die JavaServer Pages Standard Tag Library (JSTL) erstellt. Diese standardisiert die wichtigsten Customtags in verschiedenen Bibliotheken. Ebenfalls sehr verbreitet sind die Apache Taglibs, die neben der Referenzimplementierung für die JSTL auch viele zusätzliche Tag-Bibliotheken enthalten.

Model-View-Controller

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Sun empfiehlt die Verwendung des Model-2-Entwurfsmusters (ähnlich dem Model View Controller-Entwurfsmuster) beim Benutzen von JSPs. Für sehr kleine Projekte kann das Model 1 benutzt werden. Der Einsatz des Entwurfsmuster dient zur Trennung der Darstellung von der Request-Verarbeitung. Es sollten eigene Servlets für die Request-Verarbeitung verwendet werden. Nach der Request-Verarbeitung sollte eine eigene JSP nur für die Erstellung des Ausgabestroms vorhanden sein. Diese JSP sollte nur HTML oder XML und vordefinierte oder benutzerdefinierte JSP-Aktionen enthalten. Zum Einbinden der Daten sollten JavaBeans verwendet werden.

Mit Einführung der Servlet-API 2.4 und der Verabschiedung von JSP 2.0 ist es möglich, komplett auf JSP-Skriptelemente zu verzichten. JSPX-Dokumente entsprechen wohlgeformten XML-Dokumenten, deren Tag-Elemente durch eindeutige Namensräume definiert sind. So ist es beispielsweise möglich, XHTML-konforme Ausgaben zu erzeugen, ohne dass Tag-Bezeichner kollidieren.

Das folgende Beispiel zeigt das Gerüst eines wohlgeformten JSPX-Dokumentes zur Erzeugung von XHTML-Code. Über das XML-Wurzelelement „<jsp:root>“ werden ein Standardnamensraum für XHTML-Elemente definiert (xmlns) und ein Namensraum für JSP-Elemente (xmlns:jsp). Durch das Voranstellen des jeweiligen Namensraums (zum Beispiel <jsp: …) kann ein Tag auf diese Weise eindeutig referenziert werden. Auch Java Tag Libraries werden auf diese Weise als Namensraum eingebunden; eine entsprechende Direktive gibt es nicht mehr. Die Namensraumdefinition wird an Kindelemente vererbt.

Im Beispiel wird, aus Kompatibilitätsgründen zu aktuellen Browsern, über die JSP-Direktive „page“ als Content-Type "text/html" anstatt "application/xhtml+xml" vereinbart, da viele gängige Browser XHTML-Dokumente sonst als XML-Quelltext interpretieren würden, anstatt die XHTML-Elemente zu interpretieren und darzustellen. Außerdem kennt der Internet Explorer diesen Typ nicht, was dazu führt, dass die Seite als Datei zum Download angeboten wird. (Das passiert allerdings nur, wenn der Webserver die Datei auch als application/xhtml+xml ausliefert.)

<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
<jsp:root xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"
        xmlns:jsp="http://java.sun.com/JSP/Page"
        version="2.0">
    <jsp:output doctype-root-element="html"
        doctype-public="-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN"
        doctype-system="http://www.w3c.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd" />
    <jsp:directive.page contentType="text/html; charset=utf-8" language="java" />
    <html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
       XHTML- und/oder JSP-Elemente
    </html>
</jsp:root>

Eine weitere Neuerung ist die sogenannte „Expression Language“ (EL). Die Expression-Language besteht aus Skriptelementen, die an Skriptelemente interpretierter Skriptsprachen angelehnt sind. Jedes Skriptelement beginnt mit einem Dollarzeichen und schließt einen Ausdruck (englisch expression) in geschweiften Klammern ein.

${1+2}, ${PI/2}, ${person.name}

Der Ausdruck kann ein einfacher Platzhalter einer Variablen sein, eine Konstante oder ein Term. Auch eine Referenzierung innerhalb abstrakter Datenstrukturen ist über Introspektion möglich.

Eine spezielle Erweiterung des JSP-Compilers ersetzt vor dem Kompiliervorgang jedes Vorkommen der EL-Elemente durch den entsprechenden Java-Code.

Die EL-Elemente wurden so konzipiert, dass sie weitgehend ohne geschützte XML-Entitäten auskommen. Ausnahmen sind gewisse boolesche Vergleiche, die sich aber leicht umschreiben lassen, so wird beispielsweise < zu lt. Die Elemente können also in wohlgeformten XML-Dokumenten eingesetzt werden.

Eine weitere Neuerung in JSP 2.0 sind die sogenannten „Tag Files“, damit lassen sich „Custom Tags“ in Form von JSP-Seiten, ohne spezielle Java-Klassen erstellen. Ihre Verwendung bietet sich insbesondere für „Custom Tags“, die hauptsächlich Visualisierungskomponenten enthalten, an.

  • JSP 1.0, Release am 27. September 1999[3]
  • JSP 1.1
  • JSP 1.2
  • JSP 2.0 (JSPX, EL)
  • JSP 2.1, Bestandteil von Java EE 5
  • JSP 2.2 (10. Dezember 2009, Maintenance Release von JSP 2.1), Bestandteil von Java EE 6
  • JSP 2.3 (12. Juni 2013, 2. Maintenance Release von JSP 2.1), Bestandteil von Java EE 7
Commons: Jakarta Server Pages – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. developer.com
  2. oracle.com
  3. JavaServer Pages 1.0 Specification@1@2Vorlage:Toter Link/cds.sun.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF)