Blindenmuseum (Hannover)

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Es ist Winter, der Platz vor dem Schulgebäude und der flache, kreisrunde Brunnen sind schneebedeckt, die Laubbäume vor dem Museum sind kahl. Vor uns steht quer ein dreigeschossiges, symmetrisches Gebäude mit sandgelber Fassade und rotem Walmdach. In der Mitte springt ein drei Fenster breiter Gebäudeteil etwas hervor. Unten führt dort ein kurzes Treppchen zur blau gestrichenen Eingangstür, über der eine Laterne die Stufen beleuchtet. Auf dem Dach über diesem Gebäudeteil wird die Außenwand noch um ein weiteres Stockwerk nach oben erweitert und von einem eigenen, kleineren Walmdach gekrönt (sogenanntes „Zwerchhaus“). Dieser höchste Teil der Fassade mündet oben in einen flachen Rundbogen, unter dem über einem Fensterband eine große Uhr zu sehen ist. Diese ist rechts und links von dekorativen Ornamenten (weiß auf gelbem Grund) umgeben. Oben auf dem First des Zwerchhauses thront ein achteckiges Türmchen mit einer Fahnenstange.
Sitz des Blindenmuseums im Gebäude des Landesbildungszentrums für Blinde

Das Blindenmuseum in Hannover ist ein Spezialmuseum in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Das 1995 eröffnete Museum befindet sich im 1912 bis 1914 errichteten Schulgebäude des Landesbildungszentrums für Blinde in der Bleekstraße 22.[1] In Deutschland gibt es nur noch in Berlin ein Museum dieser Art.

Es werden über 6.000 Exponate präsentiert. Sie sollen einen Eindruck geben, wie die Blindenbildung von 1843 bis heute durchgeführt wurde und was es heißt, ein Leben in Blindheit zu führen. Zu sehen sind Unterrichtsmittel sowie Hilfsmittel des Alltags für Blinde und Informationen zur Brailleschrift. Die Besucher können im Blindenmuseum sehen bzw. ertasten: Reliefdarstellungen bei Modellen, Globen und Atlanten für den Unterricht; Schreib- und Lesegeräte, teils alt, teils hochmodern; alte Lehrbücher in unterschiedlichem Druck (Liniendruck, Stacheltypendruck, Perldruck); Geometriekästen für den Blindenunterricht; Schreibautomaten mit angebundener Punktschriftausgabe und elektronische Lesegeräte, die die Schreibschrift mit dem Tastsinn erfahrbar machen; Haushaltsgeräte, Langstöcke und vieles mehr. Mit diesem Ausstellungsgut gilt das Blindenmuseum Hannover als einzigartig in Deutschland.

Eine Gedenktafel aus altrosa-farbenem, poliertem Stein, vielleicht Granit. Sie trägt in schwarzer Frakturschrift den Text: „Wir erinnern an die jüdische Schülerin Irmgard Weinberg, geb. am 16.01.1911. Sie besuchte unsere Schule von 1926 bis 1927. Ihre Spur verliert sich im Jahr 1939.“
Gedenktafel im Blindenmuseum für die jüdische Schülerin Irmgard Weinberg, deren Spur sich 1939 verlor

Seit 1845 gibt es eine Blindenschule in Hannover. Damals nannte man sie „Blindenanstalt“ – genauer: „Königliche Blindenanstalt“. Diesen Namen trug sie bis 1866, denn bis zu diesem Jahr existierte das „Königreich Hannover“. 1995 wurde anlässlich der 150-Jahr-Feier des „Landesbildungszentrums für Blinde“ das Blindenmuseum neu gestaltet.

Einzelnachweise

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  1. Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Einblicke in die Welt der Blinden. (Das Blindenmuseum Hannover) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 1, Norddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 87–88, ISBN 978-3-7776-2510-2

Koordinaten: 52° 21′ 44,9″ N, 9° 48′ 17,4″ O