Projekt 1171

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Alligator-Klasse)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Projekt 1171
Nikolaj Filtschenkow in Sewastopol
Nikolaj Filtschenkow in Sewastopol
Schiffsdaten
Land Sowjetunion Sowjetunion
Russland Russland
Ukraine Ukraine
Schiffsart Landungsschiff
Bauwerft Kaliningrad
Bauzeitraum 1964 bis 1975
Stapellauf des Typschiffes 1. Juli 1964
Gebaute Einheiten 14
Dienstzeit seit 1966
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 113 m (Lüa)
Breite 15,6 m
Tiefgang (max.) 4,5 m
Verdrängung Standard: 2905 t
maximal: 4360 t
 
Besatzung 55 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dieselmotor M-58A
Maschinen­leistung 2 × 4.500 PS (3.310 kW)
Höchst­geschwindigkeit 16,5 kn (31 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
  • 1 × Zwillingsflak SiF-31B (2 57 mm L/70 SM-24-SiF1)
  • 1 × 122-mm-Geschosswerfer A-215 Grad-M (2 × 20 Rohre)

optional:

  • 2 × 2 25 mm L/80 2M-3 (Projekt 1171 IV)
  • 3 × 2 Starter für Strela-2 (Projekt 1171 II bis IV)

Projekt 1171, mit dem Beinamen „Tapir“ (russisch Тапир; für Tapir, NATO-Bezeichnung: Alligator-Klasse), ist eine Klasse von Landungsschiffen, die von der Sowjetunion im Kalten Krieg entwickelt und gebaut wurde.

Die Klasse wurde in vier Losen gebaut, die jeweils kleine Unterschiede bei den Decksaufbauten, der Bewaffnung und dem Ladegeschirr hatten.

Ende der 1950er Jahre wurde in der sowjetischen Marine der Ruf nach einem neuen Landungsschiff laut. Die Marine war in dieser Phase des Kalten Krieges in einer Aufrüstungsphase. Die damalige sowjetische Militärdoktrin forderte, die Bereitstellung militärischer Hilfe müsse für alle alliierten und der Sowjetunion freundlich gesinnten Staaten gewährleistet sein. Das Projekt 1171 wurde 1959 begonnen; 1966 wurde das erste Schiff der Klasse in Dienst gestellt.

  • Projekt 1171 – 2 × M-58A-Schiffsdiesel, 2 × Dreifach-Starter für Strela-2, je ein Kran vor und hinter dem Brückenaufbau.
  • Projekt 1171 mod. I – wie 1171, aber mit 3 × Zwillingsstartern für Strela-2 und zwei Kränen vor und einem hinter dem Brückenaufbau.
  • Projekt 1171 mod. II – wie mod. I, aber mit 2 M-58A-3-Dieselmotoren und nur einem Kran vor dem Brückenaufbau.
  • Projekt 1171 mod. III – wie mod. II, aber mit zusätzlichem Decksaufbau am Bug.
  • Projekt 1171 mod. IV – wie mod. III, aber mit 2 M-58A-4-Dieselmotoren und 2 × 25-mm-L/80-Zwillings-Flak 2M-3 auf dem Anbau achtern der Brücke.
Nikolai Wolkow Projekt 1171 mod. IV, 2014
Bezeichnung
(Name oder Nummer)
Bauwerft Werftnummer Kiellegung Stapellauf Indienststellung Außerdienststellung Bemerkungen
Projekt 1171 mod. I
BDK-10
BDK-65 (ab 1992)
Woronescher Komsomolze (Воронежский комсомолец) (ab 1967)
Saratow (Саратов) (ab 2003)
Jantar,
Kaliningrad
291 5. Februar 1964 1. Juli 1964 18. August 1966 zerstört am 24. März 2022 während des Russisch-Ukrainischen Kriegs im Hafen von Berdjansk
BDK-6 (ab 1992) Krimer Komsomolze (Крымский комсомолец) (ab 1970)
292 4. Juli 1964 15. Februar 1965 30. Dezember 1966 März 1992
BDK-13
BDK-25 (ab 1992)
Tomsker Komsomolze (Томский комсомолец) (ab 1972) 293 18. Februar 1965 26. März 1966 30. September 1967 Juli 1994
BDK-62 (ab 1992) Karelischer Komsomolze (Комсомолец Карелии) (ab 1981) 294 5. August 1966 1. März 1967 29. Dezember 1967 Dezember 1997
Projekt 1171 mod. II
BDK-66 Sergei Laso (Сергей Лазо) (ab 1975) Jantar,
Kaliningrad
295 7. März 1967 28. August 1967 27. September 1968 Juli 1994
BDK-69 Orsk (Орск) (ab 2002) 296 30. August 1967 29. Februar 1968 31. Dezember 1968 aktiv
Projekt 1171 mod. III
BDK-77
BDK-80 (ab 1992)
50 Jahre Patenschaft des Komsomols (50 лет шефства ВЛКСМ) (ab 1972) Jantar,
Kaliningrad
297 12. März 1968 31. August 1969 30. September 1969 Juli 1994
Donezker Bergmann (Донецкий шахтёр) 298 5. September 1968 10. März 1969 31. Dezember 1969 April 2002
BDK-100 Rote Presnja (Красная Пресня) (ab 1970) 299 18. März 1969 11. Oktober 1969 30. September 1970 Juni 1993 1995 gesunken
BDK-104 (ab 1992) Ilja Asarow (Илья Азаров) (ab 1982) 300 17. Oktober 1969 31. März 1970 10. Juni 1971 1996 an die Ukraine verkauft U401 Riwne (Рівне)
Alexander Torzew
(Александр Торцев)
301 6. April 1970 27. November 1970 31. Dezember 1971 Juli 1994
Pjotr Iljitschjow
(Пётр Ильичёв)
302 30. November 1970 30. August 1971 29. Dezember 1972 Juni 1993
Projekt 1171 mod. IV
Nikolai Wilkow
(Николай Вилков)
Jantar,
Kaliningrad
303 30. September 1971 30. November 1973 30. Juli 1974 aktiv
Nikolai Filtschenkow
(Николай Фильченков)
304 30. Januar 1974 29. März 1975 30. Dezember 1975 aktiv
Nikolai Golubez
(Николай Голубец)
305 Bauauftrag storniert
Sowjetische Marineinfanteristen mit einem T-55AMW-Panzer werden 1987 von Projekt 1171 Alexander Torzew auf dem Dahlak-Archipel abgesetzt.

Die Schiffe des Projekts 1171 sind für große Landungsoperationen und zivile Einsätze ausgelegt. Sie können bis zu 1750 Tonnen laden. Im Laderaum finden bis zu 13 Kampfpanzer oder 50 Schützenpanzerwagen (BTR) Platz. Bei Landungsoperationen, bei denen Fahrzeuge und Güter über die Bugrampe am Strand abgesetzt werden sollen, werden zur Reduzierung des Tiefgangs nur 600 Tonnen geladen.

Einsatzbereitschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 14 gebauten Schiffen waren Mitte 2023 in der russischen Marine noch 3 Einheiten im aktiven Dienst.

BDK-100 sank 1993 bei einem Abschleppversuch im Nördlichen Meer.[1] BDK-104 Ilja Asarow wurde 1996 von Russland an die Ukraine verkauft, dort zunächst als U401 Riwne betrieben und ab 2004 als Zivilfrachter genutzt.[1] Neun Schiffe wurden zwischen 1992 und 2002 außer Dienst gestellt.[1]

BDK-10/65 Saratow wurde 2022 durch einen Raketentreffer schwer beschädigt und sank. Nach der darauffolgenden Hebung wurde sie abgeschleppt und es ist derzeit (2023) unklar, ob sie repariert oder abgewrackt wird.

Einsätze und Verluste

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige der Schiffe waren im August 2008 an Landungsoperationen während des Kaukasuskrieges beteiligt.

Die der Schwarzmeerflotte zugehörige Saratow (ehemals BDK-10) transportierte während des Syrischen Bürgerkrieges 2013 Nachschub für den russischen Militäreinsatz in Syrien nach Tartus.[2]

Im Zuge der russischen Invasion in die Ukraine 2022 setzte die russische Marine im Schwarzmeergebiet Medienberichten zufolge insgesamt sechs Landungsschiffe ein. Die ukrainische Marine meldete am 24. März 2022, sie habe ein im Hafen von Berdjansk vor Anker liegendes Projekt-1171-Schiff zerstört. Demnach hatte das Landungsschiff Schützenpanzerwagen und Ausrüstung nach Berdjansk gebracht.[3][4] Während zunächst angenommen wurde, dass es sich um die Orsk (BDK-69) handele, wurde später gemeldet, dass das zerstörte Schiff die Saratow (BDK-65) sei.[5] Ersten Berichten zufolge kam bei diesem Angriff eine ballistische Kurzstreckenrakete vom Typ 9K79 Totschka-U zur Anwendung.[6][7][8] Das Schiff wurde nach dem Raketeneinschlag von der Besatzung selbstversenkt, um die geladene Munition vor Folgexplosionen zu schützen. Später wurde die Saratow gehoben und nach Kertsch geschleppt.[9]

  • Ю. В. Апальков: Корабли ВМФ СССР. Том IV – Десантные и минно-тральные корабли. Sankt Petersburg 2007, ISBN 978-5-8172-0135-2. (russisch)
Commons: Alligator-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Large landing ships – Project 1171. In: russianships.info. Abgerufen am 24. März 2022 (englisch).
  2. Russian landing ship Saratov going to Syrian port Tartus – source (Memento des Originals vom 5. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.interfax.com Interfax vom 10. Januar 2013.
  3. „Orsk“ lag vor Berdjansk: Ukrainische Armee zerstört russisches Kriegsschiff. In: n-tv.de. 24. März 2022, abgerufen am 24. März 2022.
  4. Ukraine zerstört offenbar russisches Schiff. In: tagesschau.de. 24. März 2022, abgerufen am 25. März 2022.
  5. The Russian ship destroyed in Berdyansk was the "Saratov", say Ukraine. In: ukraine-russia-news.com. 25. März 2022, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. März 2022 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/ukraine-russia-news.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Shephardmedia.com: Berdyansk disaster hits Black Sea Fleet capabilities
  7. Meta-defense.fr: Ukrainian forces sank a Russian assault ship in the port of Berdyansk
  8. Thedrive.com: Russian Landing Ship Destroyed In Massive Explosion In Captured Ukrainian Port City
  9. Russia salvages landing ship hit by Ukraine missile fire. In: BBC News. bbc.com, 2. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2023 (englisch).