Voyage en Icarie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Die Reise nach Ikarien)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine Ausgabe aus Paris 1848
Étienne Cabet

Voyage en Icarie (französisch; Reise nach Ikarien) ist ein kommunistischer Staatsroman aus dem 19. Jahrhundert in der Form eines Reiseberichts, der zuerst 1840 in Paris veröffentlicht wurde.[1]

Sein Verfasser ist der aus Dijon stammende Étienne Cabet (1788–1856). Cabet ging aus politischen Gründen nach England ins Exil, wo er den sozialen Visionär Robert Owen kennenlernte. Unter seinem Einfluss begann der Anwalt und Journalist den Roman zu schreiben. Ikarien ist in der griechischen Mythologie das Land, wohin Ikarus auf den 'Flügeln der Sehnsucht' flog.

In dem idealen Gemeinwesen Ikariens sind Privateigentum und Geldverkehr abgeschafft, es bestehen keinerlei Standesunterschiede mehr. Das Werk erinnert diesbezüglich an Utopia von Thomas Morus (ca. 1478–1535), auf das sich der ikarische Philosoph in dem Buch Cabets in seiner Argumentation für die Gütergemeinschaft explizit beruft.[2] Die Wirtschaftsverfassung ist streng kommunistisch, es gibt nur noch einen Eigentümer: den republikanischen Staat. Letzterem gehört alles auf und unter dem Grund und Boden. Die Republik tritt in Gestalt staatlicher Komitees als Superunternehmer auf, der die gesamte Sphäre der Produktion, Distribution und Konsumtion gesetzlich plant und regelt. Die wirtschaftliche Kompetenz des Staates reicht von der Beschäftigung der Arbeiter über die Wahl der Industriestandorte und die Förderung der technologischen Modernisierung bis hin zur Verteilung der Güter.

Sein typographisch besonders gestalteter Untertitel fasst in kurzen Parolen das gesamte politische, ökonomische und sozialutopische Programm Cabets zusammen.[3] Formal ein Roman, ist Voyage en Icarie eine Abhandlung über Moral, Philosophie, über soziale und politische Ökonomie.

Cabet ging 1848 mit einer Gruppe von Anhängern in die Vereinigten Staaten, wo er auf der Grundlage der in dem Werk entwickelten Ideen eine kommunistische Kolonie gründete. Verschiedene Versuche eines Gemeinwesens nach ikarischem Muster scheiterten letztlich.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Voyage en Icarie par Étienne Cabet au bureau du "Populaire" (Paris) 2e éd 1845. Digitalisat bei Gallica
  • Etienne Cabet: Reise nach Ikarien. Mit Materialien zum Verständnis von Cabet zusammengestellt von Alexander Brandenburg und Ahlrich Meyer, übersetzt von Dr. Wendel-Hipper (ein Pseudonym für Hermann Ewerbeck). Der Band enthält einen Nachdruck der Ausgabe Paris, Bureau du Populaire, 1848. Kramer (Bibliothek der Utopien), Berlin 1979. ISBN 3-87956-114-1
  • Reise nach Ikarien, übers. von Wendell-Hippler [i.e. Karl Gustav Allhusen][4], Paris, Im Bureau des Populär [recte Leipzig, Twietmeyer], 1847 (Google Books)
  • Reise nach Ikarien. Magdeburg: o. J. (1893), Verlag von Bernhard Harbaum
  • Reise nach Ikarien: Auswahl. Dokumente der Menschlichkeit 20. – München u. a. 1919

Sekundärliteratur

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Nur wenig später erschien sein Credo communiste (Das kommunistische Glaubensbekenntnis) Digitalisat von Étienne Cabet (Paris 1841; 1842 und erneut 1847 in deutscher Sprache erschienen).
  2. Siehe die deutsche Übersetzung von "Wendell-Hippler", S. 448.
  3. Siehe Digitalisat.
  4. Heinrich Lux vermutet den Danziger Kommunisten Hermann Everbeck als Übersetzer. Vgl. Heinrich Lux: Etienne Cabet und der ikarische Communismus, Stuttgart 1894, S. 289 Digitalisat