Orientalisches Zackenschötchen

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Orientalisches Zackenschötchen

Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Buniadeae
Gattung: Zackenschötchen (Bunias)
Art: Orientalisches Zackenschötchen
Wissenschaftlicher Name
Bunias orientalis
L.

Das Orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis), auch als Glattes Zackenschötchen oder Türkische Rauke bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Zackenschötchen (Bunias) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie ist hauptsächlich von Sibirien bis Ost- und Südosteuropa verbreitet.

Illustration
Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis)
Blüten
Schötchen

Vegetative Merkmale

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Das Orientalische Zackenschötchen wächst als zwei-, seltener auch mehrjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 25 bis 200[1] Zentimetern. Sie besitzt eine spindelförmige Wurzel. Der aufrechte Stängel ist im oberen Teil verzweigt, mit warzigen Höckern besetzt und dicht behaart bis fast kahl.

Die untersten Laubblätter sind bei einer Länge von bis zu 40 Zentimetern länglich-lanzettlich. Die folgenden Laubblätter sind fiederteilig und besitzen einen großen, mehr oder weniger dreieckigen gezähnten Endlappen und ein bis zwei Seitenlappen. Die obersten Laubblätter sind meist sitzend, ungeteilt und linealisch-lanzettlich geformt.

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht vorwiegend von Mai bis August. Es wird ein umfangreicher, rispiger Gesamtblütenstand gebildet.

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier gelben Kronblätter haben eine Länge von 5 bis 8 Millimetern.

Die aufrecht abstehenden Fruchtstiele sind 7 bis 17 Millimeter lang. Das ein- bis zweifächrige Schötchen ist bei einer Länge von 5 bis 10 Millimetern schief-eiförmig, höckerig und flügellos.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]

Das Orientalische Zackenschötchen ist ein Hemikryptophyt (inklusive Zweijähriger) und ein Tiefwurzler.

Die Bestäubung erfolgt oft durch Insekten, auch Selbstbestäubung kommt vor. Das Orientalische Zackenschötchen ist ein Steppenroller mit Klettausbreitung der Früchte.

Habitus während der Anthese

Bunias orientalis kommt von Sibirien bis Ost- und Südosteuropa vor. Es kam in Mitteleuropa ursprünglich nur gebietsweise, etwa in Ungarn vor, breitet sich jedoch zunehmend nach Mittel- und Nordeuropa aus. In der Schweiz tritt das Orientalische Zackenschötchen nur stellenweise auf. Heute ist die Art auch ein Neophyt in weiteren Ländern Asiens, Europas und Nordamerikas.[3]

Das Orientalische Zackenschötchen kommt in Deutschland im mittleren Teil zerstreut bis verbreitet vor. In Norddeutschland ist es bisher selten oder fehlt ganz. Südlich der Donau ist es stellenweise zu finden. Massenvorkommen finden sich inzwischen vor allem in den warmen Muschelkalkgebieten Thüringens, Nordbayerns und Hessens, wo die Pflanze sich insbesondere seit den 1990er Jahren verstärkt vermehrt.[4]

Neilreich berichtete 1867 erstmals von einigen Exemplaren im Prater, die im Zuge einer landwirtschaftlichen Ausstellung bzw. durch lagernde Kavallerieregimenter eingeschleppt worden sein dürften.[5] Inzwischen tritt das Zackenschötchen in Österreich in allen Bundesländern zerstreut bis selten auf und ist im ganzen Gebiet in Ausdehnung begriffen. Im pannonischen Gebiet ist die Art voll eingebürgert, in den anderen Gebieten stellenweise nur unbeständig.[6]

Das Orientalische Zackenschötchen wächst in Mitteleuropa an Verkehrswegen, auf Ruderalstellen, in Frischwiesen sowie an Weinbergen. Es gedeiht am besten auf kalkreichen, mäßig trockenen bis frischen, lehmigen Böden. Sie steigt nach Erich Oberdorfer im südlichen Schwarzwald an Straßenrändern bis zu einer Höhe von 1400 Metern auf.[2]

Es ist eine lichtliebende Pflanze. Nach Ellenberg ist es eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Frischezeiger, auf mäßig stickstoffreichen Standorten wachsend. Das Orientalische Zackenschötchen ist Verbandscharakterart Halbruderaler Pionier- und Lockerrasen-Gesellschaften (Convolvulo-Elymion (=Agropyrion) repentis). Nach Oberdorfer kommt die Art in Mitteleuropa gern zusammen mit dem Beifuß (Artemisia vulgaris) im Arctio-Artemisietum aus dem Verband Arction vor, doch findet sie sich auch in Gesellschaften der Verbände Aegopodion, Convolvulion oder Convolvulo-Agropyrion.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]

Habitus zur Samenreife durch zu späte Mahd

Invasionsbiologie

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Es handelt sich um eine erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa eingeschleppte Pflanze (invasive Pflanze) – manchmal wurde sie wegen ihres Reichtums an Eiweiß sogar als Futterpflanze angebaut.[8] Sie breitet sich hier immer weiter aus. An den bereits besiedelten Standorten kann sich das Orientalische Zackenschötchen bei günstigen Bedingungen (Störungen, Erdtransporte, ungünstiges Mahdregime) sprunghaft vermehren. Frühe Beobachtungen aus Mitteleuropa sind: Warnemünde 1810, Schleswig-Holstein 1819, Nürnberg 1868, Wien 1868, Hameln 1869.[9]

Das Orientalische Zackenschötchen produziert eine hohe Zahl von Samen, die mit Hilfe von Erdtransporten, Mähwerkzeugen, Tierfutter und Tieren auch über größere Distanzen verteilt werden.[10] Oft finden sich erste Pionierpflanzen an frisch gestörten Stellen, an Verteilerkästen, Laternenmasten usw., von wo aus sich das Orientalische Zackenschötchen überraschend schnell ausbreiten kann. Auch Wurzelfragmente können den Ursprung von neuen lokalen Populationen bilden.[4]

Die Pflanze wurde aufgrund ihres Ausbreitungspotenzials und der Schäden in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit bzw. Ökonomie in die Schwarze Liste der invasiven Neophyten der Schweiz aufgenommen.[11][12]

Bekämpfungsmaßnahmen

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Mit Hilfe eines Unkrautstechers ausgehobene Wurzel von Bunias orientalis

Das Orientalische Zackenschötchen bildet zunächst lückige, später oft sehr dichte, bis maximal 2 Meter hohe Bestände, in denen die oft ursprünglich vorhandene Wiesenvegetation weitgehend und teilweise nahezu komplett verdrängt wird. Nach einer Mahd regenerieren die Pflanzen sehr rasch und bilden große Blattrosetten. Die wirksamste Bekämpfung der Orientalischen Zackenschote besteht im vollständigen Ausstechen der Pflanze mit einem Unkrautstecher. Eine Mahd kann die weitere Ausbreitung verhindern, muss aber zur Blütezeit stattfinden. Geschieht dies zu früh, können die Pflanzen erneut Blütenstände bilden, haben die Pflanzen schon Samen gebildet, können sich auch halbreife Samen noch zu keimfähigen entwickeln. Eine Behandlung mit Herbiziden kann bei großflächigen Beständen die einzige Möglichkeit darstellen, das Orientalische Zackenschötchen mit vertretbarem Aufwand zu kontrollieren. Ein Mulchen kann die Ausbreitung der Pflanze fördern, weil eine Keimung der Samen durch die Methode erleichtert wird. Pflanzen mit halbreifen und reifen Samen sollten in geeigneter Weise entsorgt werden, so dass ein Auskeimen ausgeschlossen werden kann.

Die Erstveröffentlichung von Bunias orientalis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 670. Das Artepitheton orientalis bedeutet „östlich“ oder „aus dem Orient“.

Die jungen und noch zarten oberirdischen Pflanzenteile können gekocht oder auch als Salat verzehrt werden. Die einjährige Wurzel wird wie Meerrettich verwendet. Die Knospen können wie Broccoli zubereitet werden.[13][14]

Einzelnachweise

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  1. Markus Woitke: Artenkombination, Etablierungsstadium und anthropogenes Störungsregime als Einflußfaktoren auf die Bestandsentwicklung der invasiven Brassicaceae Bunias orientalis L. und Rorippa austriaca (Crantz) Besser in experimenteller Vegetation. Dissertation an der Universität Würzburg, 2001. download.
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 453.
  3. Bunias orientalis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 26. August 2022.
  4. a b Datenblatt bei Neoflora des BfN.
  5. Wolfgang Adler, Alexander Ch. Mrkvicka (Hrsg.): Die Flora Wiens - gestern und heute. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen in der Stadt Wien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Jahrtausendwende, Wien 2003, S. 373, ISBN 978-3-900275-96-9.
  6. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 630.
  7. Bunias orientalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. August 2022.
  8. MAIN-POST Würzburg vom 25.06.2020 – LOKALES GEM/KAR/MAR/LOH Artikel „Ein Eindringliing aus dem Orient“
  9. Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 133–135. Verlag Carl Hanser, München 1958.
  10. Invasive Neopyten: Bedrohung für Natur, Gesundheit und Wirtschaft bei infoflora.ch
  11. Bundesamt für Umwelt BAFU: Invasive gebietsfremde Arten. (admin.ch [abgerufen am 6. August 2019]).
  12. S. Buholzer, M. Nobis, N. Schoenenberger, S. Rometsch: Liste der gebietsfremden invasiven Pflanzen der Schweiz. Hrsg.: Infoflora. (infoflora.ch [abgerufen am 6. August 2019]).
  13. Neophyt Orientalische Zackenschote auf dem Vormarsch. In: DEGA Gartenbau. 10. Mai 2012, abgerufen am 14. Mai 2024.
  14. Orientalische Zackenschote: Essen statt bekämpfen. In: Obst und Garten. 14. Juni 2014, abgerufen am 14. Mai 2024.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
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