Petschaft

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Petschaft in Form eines Uhus; rechts im Bild die gravierte Siegelfläche

Ein Petschaft (das Petschaft, fälschlich auch feminin) ist ein kleiner Stempel aus hartem Material, dessen spiegelverkehrt gravierte Stempelfläche in eine weiche, erhärtende Masse (Wachs, Siegellack) gedrückt wird. Mit ihm wird die Identität eines Absenders auf einem Brief oder die Zustimmung des Siegelführers zu einem Schriftstück beglaubigt. Auch die Unversehrtheit eines Gegenstandes (Brief, Tür), der nicht geöffnet werden darf, kann so nachgewiesen werden.

Petschaft und Siegel

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Vom Siegelstempel unterscheidet sich das Petschaft nicht prinzipiell, doch wurde und wird der Begriff vor allem für kleine, handliche Stempel und Siegelringe, die zum Verschließen von privaten Briefen mit Siegellack dienen, verwendet. Auch auf die so entstandenen Siegel wurde der Begriff früher häufig übertragen.[1] Dagegen ist die Bezeichnung „Petschaft“ für größere Siegelstempel, die etwa in Korporationen und Ämtern zur Beurkundung dienten, heute ungewöhnlich und eher irreführend, ganz falsch überdies für Papierpräge-, Gummi- und andere Farbsiegelstempel.

Petschafte oder auch nur deren Stempelfläche bestehen entweder ganz aus Metall, nicht selten wurden und werden auch Halbedelsteine verwendet, deren gravierte Stempelfläche in einen Ring oder an einen Griff aus anderem Material eingelassen ist. Im 18. Jahrhundert wurden private Petschafte gern an der Uhrkette oder einer Chatelaine wie ein Schmuckstück getragen. Hergestellt wurden solche Instrumente von Steinschneidern, Goldschmieden oder spezialisierten Petschierern; heute ist das Schneiden einer individuellen Stempelfläche die Aufgabe des Graveurs.

Petschafte bei der NVA

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Naturgemäß finden Versiegelungsmethoden auch auf Gebieten mit starkem Geheimnisschutz Verwendung, etwa in der Spionageabwehr oder im militärischen Bereich. Eine verbreitete Verwendung fand der Begriff Petschaft[2] in der Nationalen Volksarmee für die Versiegelung von Behältnissen. Zur sicheren Fixierung der mit dem Petschaft markierten Abdrücke diente ein fest an den Stahlschrank geschweißter kleiner Siegeltopf von 3 bis 4 cm Durchmesser, in dem sich eine weiche Masse befand. Auf der anderen Seite der Öffnungsspalte war eine Kette, ein Faden oder ein zweiter Metalltopf angeschweißt. Eine Kette wurde nun über die Öffnung bzw. den Öffnungsspalt hinweg in die Töpfe hineingedrückt und mit der Knetmasse abgedeckt. Anschließend wurde das Petschaft in die Knetmasse gedrückt, so dass sich ein Abbild abzeichnete. Auf diese Weise konnte ermittelt werden, wer zuletzt den Metallschrank bzw. die Metallkassette verschlossen (und vorher geöffnet) hatte. Ein NVA-Petschaft enthielt dazu im Siegelbild eine Kurzbezeichnung der Dienststelle und die einer bestimmten Person zugeordnete Registriernummer zur eindeutigen Identifizierung und Berechtigungsprüfung des Siegelnden.

Der Begriff Petschaft selbst ist ein Lehnwort aus dem Slawischen. Das Wort petschat taucht bereits im Mittelhochdeutschen auf. In der Folgezeit wandelte sich der Begriff in volksetymologischer Anlehnung an das deutsche Wortbildungsmorphem -schaft.[3] Frühe Belege aus dem süddeutschen Sprachraum könnten darauf hinweisen, dass es sich um eine Entlehnung aus dem Altslowenischen bzw. Alttschechischen pečat (mit der Bedeutung Siegel) handeln könnte. Pfeiffer gibt an, dass der Begriff möglicherweise durch die Verwendung in der Prager Kanzlei verbreitet wurde.[4] In vielen slawischen Sprachen existieren zum Teil sehr ähnliche Wörter; beispielsweise slowakisch pečať (dt. Siegel) oder pečiatka (dt. Stempel) sowie russisch печать (dt. Stempel). Auch im Ungarischen wurde die Bezeichnung aus den slawischen Sprachen entlehnt (pecsét).

Einzelnachweise

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  1. Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, Bd. 109, 1818, S. 336, Stichwort Petschaft
  2. Vermutlich gewählt wegen der etymologischen Nähe zur entsprechenden russischen Terminologie.
  3. Günther Drosdowski: Duden, Band 7: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1989, S. 522, ISBN 3-411-20907-0.
  4. Petschaft. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 26. Oktober 2019