Scoring (Medizin)

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Ein Scoring-System, kurz auch Score genannt, dient in der Medizin der Klassifizierung von Krankheitsbildern oder Verletzungsmustern sowie der Erstellung von Diagnosen und der Möglichkeit, verschiedene Patientenzustände in einheitlicher Nomenklatur beschreiben zu können. Ein wichtiges Einsatzgebiet ist die statistische Erfassung. Aus manchen Scoring-Systemen lassen sich mittelbar auch Behandlungsstrategien und Prognosen ableiten.

Den Scoring-Systemen ist gemeinsam, dass sie definierte Punktwerte (englisch Scores) zuordnen und über ein Berechnungsverfahren das Ergebnis auf eine feste Skala abbilden.

Scoring-Systeme zur objektiven Beurteilung von Notfallpatienten zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung und unter Berücksichtigung zeitlicher Änderungen nach der Verlaufsuntersuchung werden, insbesondere auch bei Schwerverletzten als Trauma-Scores bezeichnet. Diese können unterteilt werden in anatomische Scores (bezogen auf die Lokalisation von Körperverletzungen) und physiologische Scores (bezogen auf den Schweregrad von Verletzungen).[1]

Im Gegensatz dazu stehen Systeme, die ohne scharfe Punktezuordnung eher beschreibend wirken, wie die Sichtungskategorien in der Katastrophen- und Notfallmedizin.

Kriterien zur Auswahl eines Trauma-Scores ergeben sich aus den Anwendungsmöglichkeiten:

  • Bestimmung der Schwere eines Traumas oder einer Erkrankung und damit der Überlebenschance und Prognose
  • Hilfe bei rascher Selektion und Triage bei mehreren Verletzten oder einem Großschadensereignis
  • Hilfe bei therapeutischen Entscheidungen im Einzelfall
  • Durchführung klinischer Vergleichsstudien und Kosten/Nutzen-Analysen bezüglich der Therapieeffizienz.[2]

Verschiedene medizinische Scoring-Systeme:

  • Apgar-Score: Med. Verfahren zur Bewertung von Neugeborenen und Säuglingen
  • Glasgow Coma Scale (GCS): Med. Verfahren zur Beurteilung von Bewusstseinsstörungen bei Erwachsenen
  • Kardialer Risikoindex nach L. Goldman:[3] Index für das chirurgische Risiko postoperativer kardiovaskulärer Komplikationen von Herzkranken
  • HAS-BLED-Score: Med. Verfahren zur Abschätzung des Risikos einer Hirnblutung unter Antikoagulation
  • Innsbrucker Koma Skala (IKS): System zur Traumabewertung nach physiologischen Gesichtspunkten, zieht andere Scoring-Systeme (GCS, RTS) zur Berechnung heran und bezieht sie auf Blutdruck- und Atemfrequenzwerte.
  • NACA-Score: Schema zur statistischen Erfassung von Luftfahrtunfällen, mittlerweile auch bei anderen Unfällen und Erkrankungen eingesetzt
  • PESI: System zur Risikoratifizierung der Mortalität bei nicht massiver Lungenembolie.
  • Therapeutic Intervention Scoring System (TISS): ein therapieorientiertes Scoring-System auf Intensivstationen.
  • Trauma Score (TS), physiologisch orientierter, 1981 in den USA von H. R. Champion und Mitarbeitern publizierter Trauma-Score[6]
  • Wells-Score: System zur Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Lungenembolie oder einer tiefen Venenthrombose

Die bekanntesten Scoring-Systeme auf deutschen Intensivstationen sind:[7]

Einzelnachweise

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  1. Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. Urban & Fischer, München u. a. 1999, ISBN 3-437-41410-0, S. 466–469.
  2. Walied Abdulla (1999), S. 469.
  3. Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 146–148.
  4. Harald Genzwürker, Jochen Hinkebein: Fallbuch Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin. Georg Thieme, Stuttgart/New York 2005, ISBN 3-13-139311-4, S. 302 f.
  5. Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. 1999, S. 468.
  6. Walied Abdulla (1999), S. 467 f.
  7. (in alphabetischer Reihenfolge) Rheinische Post vom 9. Juli 2010, Seite A7 / Dr. Klaus Dominick