Zbąszyń

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Zbaszyn)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zbąszyń
Wappen von Zbąszyń
Zbąszyń (Polen)
Zbąszyń (Polen)
Zbąszyń
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Nowotomyski
Fläche: 5,57 km²
Geographische Lage: 52° 15′ N, 15° 55′ OKoordinaten: 52° 15′ 0″ N, 15° 55′ 0″ O
Einwohner: 7213
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 64-360
Telefonvorwahl: (+48) 68
Kfz-Kennzeichen: PNT
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Zbąszynek–Posen
Wolsztyn–Zbąszyn
Nächster int. Flughafen: Posen
Gmina
Gminatyp: Stadt-und-Land-Gemeinde
Fläche: 179,77 km²
Einwohner: 13.804
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 77 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3015063
Verwaltung (Stand: 2010)
Bürgermeister: Tomasz Kurasiński
Adresse: ul. Żwirki 1
64-360 Zbąszyń
Webpräsenz: www.zbaszyn.pl



Zbąszyń (deutsch Bentschen) ist eine Stadt im Powiat Nowotomyski in der Woiwodschaft Großpolen in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde.

Zbąszyń liegt etwa 100 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder) und etwa 75 Kilometer westlich von Posen (Poznań). Durchflossen wird sie von der Obra, aus der sich auch der unmittelbar an die Stadt angrenzende See Zbąszyńskie (Bentschender See, poln. auch Błędno oder Jezioro Zbąszyńskie) speist. Auch die Eisenbahnstrecke Berlin–Posen–WarschauMoskau, die 1870 entstand, durchquert die Stadt. Die Gemeinde gehört der Euroregion Pomerania an.[2]

Bentschen südwestlich der Stadt Posen und nördlich der Stadt Züllichau auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung).
Torhaus der früheren Burg
Ankunft deutscher Flüchtlinge 1920 in Bentschen

Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1231, worauf bereits 1311 das Stadtrecht an Bentschen verliehen wurde. Somit gehört Bentschen zu den ältesten Städten Polens. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war Bentschen im Besitz von Fürsten und Königen. Der damalige König Władysław II. Jagiełło übergab die Stadt 1393 dem Woiwoden von Masowien Jan Głowacz, dessen Familie ihren Namen von Nałęcz auf Zbąszy änderte; daher der heutige Name Zbąszyń. Ab 1613 kam Bentschen in den Besitz der Stammesfamilie Ciświcki, die den Bau der Burg beendete. Ein Teil dieser Burg steht heute noch im Städtischen Park. Im Jahre 1700 übernahm die Stammesfamilie Garczyński den Sitz.

Im 17. Jahrhundert erfuhr die Stadt einen starken Zuzug aus Deutschland;[3] sie blieb bis 1920 überwiegend deutschsprachig. Nach der zweiten Teilung Polens im Jahr 1793 gehörte die Stadt nun zu Preußen. Die Bahnstrecke Frankfurt (Oder)–Posen wurde 1870 gebaut. 1915 kamen beim Eisenbahnunfall von Bentschen im Bahnhof der Stadt 23 Menschen ums Leben. Der Versailler Vertrag entschied die Grenzverschiebung, so dass Bentschen seit 1920 wieder als Grenzstadt zu Polen gehört. Die Straße des 17. Januar 1920 erinnert heute noch daran. Westlich der 1920 festgelegten Grenze wurde auf deutscher Seite in den 1920er Jahren die Gemeinde Neu Bentschen (heute Zbąszynek) rund um den neuen Bahnhof Neu Bentschen gegründet, nachdem deutsch-polnische Verhandlungen über die gemeinsame Nutzung des Bentschener Bahnhofs als Grenzbahnhof gescheitert waren. Im nunmehrigen Zbąszyń nahm der polnische Bevölkerungsanteil zu, bedingt auch durch den Bedarf an Eisenbahn- und Zollbeamten für den als polnischen Grenzbahnhof genutzten Bahnhof der Stadt.

Ende Oktober 1938 erfolgte die Polenaktion, die Abschiebung von etwa 17.000 polnischen Juden aus Deutschland. Diejenigen, die in Polen keine Familienangehörigen bzw. Bekannten hatten, bei denen sie unterkommen konnten, und diejenigen, denen man die Einreise verweigerte, wurden in Zbąszyń interniert.[4] Für Herschel Grynszpan, dessen Eltern betroffen waren, war dies Anlass, in Paris den deutschen Botschaftsmitarbeiter Ernst vom Rath zu erschießen.

Während der Besetzung Polens nach dem Überfall auf Polen 1939 gehörte die nunmehr wieder Bentschen genannte Stadt zum Landkreis Grätz im Reichsgau Wartheland. Wie im gesamten Reichsgau wurden zahlreiche Polen, von denen sich nicht wenige erst in der Zwischenkriegszeit angesiedelt hatten, in das Generalgouvernement vertrieben. Im Januar 1945 erreichte die Rote Armee den Raum Bentschen und besetzte die Stadt. Nach Kriegsende wurde die Region von der Sowjetunion unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde im Laufe des Jahres 1945, soweit sie nicht schon vor der Roten Armee geflohen war, von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde nach Westen vertrieben. Neben zurückgekehrten Polen der Vorkriegszeit siedelten sich auch Polen und Ukrainer aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie an, dem ehemaligen Ostpolen.

Zum Gedenken an die Opfer des sowjetischen Totalitarismus, Hunderttausender Polen, die nach Sibirien deportiert wurden. Zbąszyn 2007
Zum Gedenken an die Opfer des sowjetischen Totalitarismus, Hunderttausender Polen, die nach Sibirien deportiert wurden. Zbąszyń 2007
Dieses Denkmal erinnert an den Großpolnischen Aufstand nach dem 1. Weltkrieg
Dieses Denkmal erinnert an den Großpolnischen Aufstand nach dem 1. Weltkrieg
Dudelsackspieler auf dem Marktplatz in Zbąszyn
Dudelsackspieler auf dem Marktplatz in Zbąszyń
Bevölkerungsentwicklung bis 1921
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1800 0948 in 154 Wohnhäusern, darunter 115 Juden, zum Teil Polen[5]
1803 1019 [6]
1816 0937 davon 378 Evangelische, 370 Katholiken, 189 Juden[6]
1821 1221 [6]
1826 1300 [7]
1837 1638 in 195 Häusern[5]
1843 1670 [5]
1858 1810 [5]
1861 1863 [5]
1867 2277 am 3. Dezember[8]
1871 2452 darunter 1300 Evangelische, 900 Katholiken 250 Juden (105 Polen);[9] nach anderen Angaben 2451 Einwohner, darunter 1213 Evangelische, 1016 Katholiken, 222 Juden[8]
1875 2420 [10]
1880 2677 [10]
1890 3176 darunter 1493 Katholiken, 149 Juden (200 Polen)[10]
1900 3797 meist Katholiken[11]
1910 4473 am 1. Dezember[12]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Fürstenburg: Ein Teil der Fürstenburg, die 1627 erbaut wurde, dient heute als Stadtmuseum. Der dahinter liegende Städtische Schlosspark enthält noch einige Ruinen aus der damaligen Zeit.
  • Marienkirche: Die um das Jahr 1757 bis 1796 erbaute Marien-Kirche (oder auch Rokoko-Kirche) ist eine römisch-katholische Barockkirche die auf sumpfigem Boden gebaut wurde. Die beiden Kirchtürme werden heute mit Seilen festgehalten.
  • Musikschule: In der Musikschule Zbąszyń befindet sich die einzige Klasse Polens mit dem Fach Volksinstrumentenlehre.
  • Jezioro Błędno: Der 760 ha große Jezioro Błędno (Bentschener See), der ein Teil der Obra bildet, verfügt über einen Badestrand. Dort werden auch Segelschiff-, Bootsfahrten und Paddelboottouren veranstaltet. Angelvereine sind dort auch anzutreffen. Das Stadtwappen mit dem Schwan erinnert an die vielen Schwäne, die wie einst auch heute am See anzutreffen sind.
  • Wälder: Die Wälder um Bentschen herum sind sehr pilzreich und bieten Spaziergängern Erholungsmöglichkeiten.
  • Dieser Stein erinnert an die ehemaligen deutschen Bewohner, die auf dem damaligen evangelischen Friedhof beerdigt wurden.
    Dieser Stein erinnert an die ehemaligen deutschen Bewohner, die auf dem damaligen evangelischen Friedhof beerdigt wurden.

Die größte Bekleidungsfirma ist ROMEO mit rund 1.200 Beschäftigten, die auch ins Ausland exportiert. In der näheren Umgebung gibt es mehrere Bekleidungsfirmen, eine Möbelfabrik SWEDWOOD (Produktionstochter der schwedischen Möbelhauskette IKEA) und mehrere Handwerks-, Produktions- und Dienstleistungsbetriebe.

  • Rajewo
  • Na Kępie
  • Kawczńskie
  • Przysiółki
  • Nowe Domki (Neue Siedlung)
  • Stare Miasto (Altstadt)
  • Leśne Domki (Waldsiedlung)

Zur Stadt- und Landgemeinde (gmina miejsko-wiejska) Zbąszyń gehören folgende Ortschaften:

Name deutscher Name
(1815–1920)
deutscher Name
(1939–1945)
Chrośnica Chroschnitz
1908–1920 Kroschnitz
Kroschnitz
Czerwony Dwór Rothenhof Rotenhof
Dąbrowa Dombrowo
Edmundowo Vorwerk Edmundshof Edmundshof
Ernestynowo Ernestinowo
Kopce Vorwerk Kopce
Leśne Domki Waldhäuser Waldhäuser
Łomnica Lomnitz Lomnitz
Morgi Vorwerk Morgen Morgen
Nądnia Nandel Nandel
Nowa Wieś-Zamek Schloß Neudorf Schloß Neudorf
Nowa Wieś Zbąska Neudorf 1939–1943 Neudorf
1943–1945 Brückneudorf
Nowe Czeskie Deutsch Böhmisch Deutsch Böhmisch
Nowe Jastrzębsko Friedenau Friedenau
Nowy Dwór Weidenvorwerk Weidenvorwerk
Nowy Świat Neuwelt Neuwelt
Perzyny Pierzyn
1908–1920 Pierschin
1939–1943 Seedorf
1943–1945 Pierschen
Piaski Neuland Neuland
Poświętne Poswientno
Przychodzko Deutschhöhe Deutschhöhe
Przyprostynia Brandorf Brandorf
Stare Czeskie Polnisch Böhmisch
1908–1920 Friedenhain
Friedenhain
Stefanowice Stefanowo Hauland Stefanshauland
Stefanowo Stefanowo 1939–1943 Stefansdorf
1943–1945 Stefansflur
Strzyżewo Strese Strese
Szklana Huta Glashütte Glashütte
Zakrzewko Zakrzewko
1913–1920 Bendorf
Bendorf
Zbąszyń Bentschen Bentschen

Im Öffentlichen Personennahverkehr ist die Stadt über die Bahnhöfe Zbąszyń Główny (Bentschen Hbf) und Zbąszyń Przedmieście (Bentschen-Vorstadt) verbunden mit:

Im Straßenverkehr ist Zbąszyń durch die Landesstraße DW302 verbunden. Knapp 12 km nördlich der Stadt befindet sich mit der Autobahn A2 (Europastraße E30) die Ost-West-Verbindung (DeutschlandPolenRussland).

Die nächstliegenden Flughäfen sind Babimost (Bomst, ca. 18 km) und Posen (ca. 70 km).

Städtepartnerschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zbąszyń unterhält seit dem 16. Dezember 2004 partnerschaftliche Beziehungen zum Amt Brieskow-Finkenheerd.

Stadtwappen

Das Stadtwappen verweist darauf, dass Zbąszyń im 15. Jahrhundert Zentrum der polnischen Hussiten war.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 267–268.
Commons: Zbąszyń – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Euroregion Pomerania – Gebiet und Partner (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 13. November 2015.
  3. Otto Dalchow: Die Städte des Warthelandes. Ein Beitrag zur Siedlungskunde und zur Landeskunde der Provinz Posen. Noske, Borna / Leipzig 1910, S. 91.
  4. Die Abschiebung polnischer Juden aus dem Deutschen Reich 1938/1939 und ihre Überlieferung. Bundesarchiv, abgerufen am 8. Dezember 2016.
  5. a b c d e Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 267–268.
  6. a b c Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 256–263, Ziffer 45.
  7. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 100–101, Ziffer IX.
  8. a b Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 90–91, Ziffer 1 (Digitalisat, S. 97–98).
  9. Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 143–144, Ziffer 2.
  10. a b c Michael Rademacher: Meseritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 12, Leipzig/Wien 1905, S. 642.
  12. gemeindeverzeichnis.de