Bürmoos

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Bürmoos
Wappen Österreichkarte
Wappen von Bürmoos
Bürmoos (Österreich)
Bürmoos (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Salzburg
Politischer Bezirk: Salzburg-Umgebung
Kfz-Kennzeichen: SL
Fläche: 6,95 km²
Koordinaten: 47° 59′ N, 12° 56′ OKoordinaten: 47° 59′ 0″ N, 12° 56′ 0″ O
Höhe: 436 m ü. A.
Einwohner: 5.027 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 724 Einw. pro km²
Postleitzahl: 5111
Vorwahl: 06274
Gemeindekennziffer: 5 03 05
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Ignaz Glaser-Straße 59
5111 Bürmoos
Website: www.buermoos.at
Politik
Bürgermeister: Peter Eder (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2009)
(21 Mitglieder)

11 SPÖ, 7 LBS, 1 ÖVP, 1 FPÖ, 1 WIR (Grüne)

Lage von Bürmoos im Bezirk Salzburg-UmgebungVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Bürmoos im Bezirk Salzburg-Umgebung (anklickbare Karte)AnifAntheringBergheimBerndorf bei SalzburgBürmoosDorfbeuernEbenauElixhausenElsbethenEugendorfFaistenauFuschl am SeeGömingGroßgmainHallwangHenndorf am WallerseeHinterseeHof bei SalzburgKöstendorfLamprechtshausenMattseeNeumarkt am WallerseeNußdorf am HaunsbergOberndorf bei SalzburgObertrum am SeePlainfeldSankt Georgen bei SalzburgSankt GilgenSchleedorfSeehamSeekirchen am WallerseeStraßwalchenStroblThalgauWals-SiezenheimGrödigKopplSalzburgSalzburg
Lage der Gemeinde Bürmoos im Bezirk Salzburg-Umgebung (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Bürmoos ist eine Gemeinde im nördlichen Flachgau im Land Salzburg in Österreich.

Geografie

Badesee im Zentrum von Bürmoos

Die Gemeinde Bürmoos liegt im Nordwesten des Bezirkes Salzburg-Umgebung auf einer Seehöhe von 436 Metern und umfasst 7 km². Der Ort grenzt im Süden, Westen und Norden an die Gemeinde Sankt Georgen bei Salzburg und im Osten an Lamprechtshausen.

Die Ortschaft wurde auf einem ehemaligen Moorgebiet erbaut, ist durchwegs flach und zum Teil noch von Moorwald und renaturierten Moorflächen geprägt. Der bezeichnende Name „Grundlose Straße“ für eine Straße in Nordwesten der Gemeinde weist noch auf die Zeit der Erschließung des Moorgebietes hin. Auch der Ortsname Bürmoos selbst zeugt – wie zahlreiche andere Toponyme der Gegend, die das Wort Moos beinhalten – von der Bodenbeschaffenheit. Moos ist sprachgeschichtlich eine Wortvariante von Moor und der Wortteil Bür- leitet sich höchstwahrscheinlich von Birke her. Die heutige Ortsgegend war also ein ursprünglich mit Birken durchwachsenes Moor und grenzte sich somit vom nördlich davon befindlichen Flurgebiet Weidmoos ab. (Eine im Ort selbst kolportierte, alternative Erklärung, nach der sich der Wortteil Bür- von dem griechischen Wort pyr 'Feuer' herleite, erscheint real- und sprachhistorisch wenig plausibel.)

Auch das durch Torferde braun gefärbte Wasser des Weihers im Ortszentrum weist auf die Lage in einer moorigen Landschaft hin. Dieser als „Bürmooser See“ bezeichnete Weiher war durch den Lehmabbau des nahe gelegenen Ziegelwerks Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Heute dient der Weiher als Naherholungsraum und wird sommers von Badegästen und winters von Eisläufern und Eisschützen genutzt. Der nördliche Teil des Weihers ist Domäne der Fischer.

Ortsteile

Die Gemeinde Bürmoos wird in neun Ortsteile (Riede) unterteilt:

  • Bürmoos Ort
  • Zehmemoos
  • Laubschachen
  • Kellerwald
  • Alm
  • Pladenfeld
  • Stierling
  • Ringofen (Industriegebiet)
  • Moorfeld (Naturschutz- und Erholungsgebiet)

Geschichte

Bevölkerungsentwicklung
Quelle: Statistik Austria (2008)
Jahr Einwohner
1869 72
1880 140
1890 845
1900 989
1910 1.100
1923 1.146
1934 1.116
1939 1.122
1951 1.148
1961 2.193
1971 2.787
1981 3.028
1991 3.445
2001 4.418
2008 4.588

Das Gebiet des heutigen Bürmoos war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts praktisch unbesiedelt, in großen Teilen auch eine nicht begehbare, aber torfhältige Moorlandschaft. Mit dem einsetzenden Torfabbau begann die Erschließung des Gebietes. Die dicke Lehmschicht unterhalb des Moores wurde später zur Ziegelproduktion verwendet. Im späten 19. Jahrhundert kam es aufgrund des billigen Brennstoffs zur Aufnahme einer Glasproduktion durch den aus Böhmen stammenden Fabrikanten Ignaz Glaser, die bis 1929 aufrecht blieb. In den dreißiger Jahren war der Ort als „Armenhaus“ Salzburgs bekannt.

Nach 1945 wurde Bürmoos der erste Anlaufort für zahlreiche Flüchtlinge aus Südosteuropa. Von den fünfziger Jahren bis zur Jahrtausendwende konnte die Gemeinde einen großen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnen, der mit einer Verdreifachung der Einwohnerzahl verbunden war.

Die einzelnen Siedlungsgebiete der heutigen Gemeinde Bürmoos waren bis 1967 Teile von St. Georgen und Lamprechtshausen. Erst am 1. Juli 1967 wurde Bürmoos zu einer selbständigen Gemeinde ernannt und ist damit die jüngste des Landes Salzburg. Am 20. Oktober 1967 fand die konstituierende Sitzung der ersten gewählten Gemeindevertretung statt und Karl Zillner, der seit der Gemeindegründung als „Gemeindeverwalter“ fungierte, wurde einstimmig zum ersten Bürgermeister des Ortes gewählt. Das neu geschaffene Bürmoos zählte zu diesem Zeitpunkt 2.604 Einwohner.

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung von Bürmoos hat 21 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeindevertretungswahl 2009 wie folgt zusammen:

  • 11 SPÖ
  • 6 LBS (Liste Bürmoos Seeleithner)
  • 1 ÖVP
  • 1 FPÖ
  • 1 WIR (die Grünen)
  • 1 freier Mandatar (ehem. LBS)

Direkt gewählte Bürgermeister:

  • 2004: Martin Seeleitner (LBS) (1. Wahlgang)
  • 2009: Peter Eder (SPÖ) (2. Wahlgang, alleiniger Kandidat)

Wappen

Das Gemeindewappen wurde von Josef Buchsteiner entworfen. Bei seiner Arbeit nach Symbolen, die das Wesen des Ortes ausmachten, entschied sich Buchsteiner für das Kammrad (Industrie), den Torfbreitstecher (Moor), einen Arbeiter (Menschen) und Hausgänse, die das Ortsbild des frühen Bürmoos beherrschten.

Bis zum 12. Januar 1976 fertigte Josef Buchsteiner 35 verschiedene Wappenentwürfe mit diesen Symbolen und den Farben Rot, Schwarz und Blau an. Die Gemeindevertretung nahm daraus fünf in die engere Wahl und Bürgermeister Zillner legte diese der zuständigen Stelle der Salzburger Landesregierung vor, wo sie mit einigem Unwillen entgegengenommen wurden. Nach längeren Diskussionen sprach die Behörde erst sehr spät, nämlich am 31. Oktober 1979, Bürmoos ein Wappen zu. Dieses wird durch einen erniedrigten schwarzen Schräglinksbalken in zwei Felder in Blau und Rot geteilt; oben sind zwei rechtsfliegende stilisierte Hausgänse abgebildet und darunter ein goldener Torfbreitstecher, eingestellt in die untere Hälfte eines goldenen Kammrades.

Politisches Spektrum

In gewisser Weise bezeichnend für Bürmoos ist seine inselhafte politische Ausrichtung. Mit der Ansiedlung von Arbeitern im 19. Jahrhundert und der bis heute industriell und handwerklich dominierten Wirtschaft ist der Ort traditionell sehr stark sozialdemokratisch orientiert und somit gemeindepolitisch von der SPÖ beherrscht, während im weiten Umkreis die Gemeinden meist ländlich strukturiert sind und von der ÖVP dominiert werden. Diese spielt im Bürmooser Gemeinderat hingegen – gleich wie andere politische Parteien – eine nur marginale Rolle.

Differenzen innerhalb der Ortsorganisation der SPÖ führten dazu, dass sich im Herbst 2003 der damalige Bürgermeister Martin Seeleithner mit einer eigenen Liste LBS (Liste Bürmoos Seeleithner) von der Partei abspaltete. Bei den Gemeinderatswahlen 2004 konnte er mit dieser weiterhin die stimmenstärkste Fraktion stellen. In der derzeitigen Wahlperiode (2009–2014) sind neben der SPÖ mit 11 und der LBS mit 6 Mandaten noch die ÖVP, die FPÖ und die lokale Bürgerliste WIR – für Bürmoos mit jeweils 1 Mandat sowie 1 nunmehr freier Mandatar (ehemaliges LBS-Mitglied) im Gemeinderat vertreten. Die ursprünglich unabhängige Gruppierung WIR schloss sich 2008 den Grünen an.

Politische Veranstaltungen

Seit 2006 wird in zweijährigem Abstand das Ignaz-Glaser-Symposion organisiert, das sich – basierend auf geschichtlich begründeten Thematiken der Gemeinde Bürmoos – mit Fragen der regionalen Integration befasst. Damit sollen auch Kontakte mit Gemeinden anderer Bundesländer und des angrenzenden Bayern hergestellt werden.

Verkehr

Öffentlicher Verkehr

Bürmoos weist einen nicht unbeträchtlichen Anteil an Pendlern (Schüler und Berufstätige), vornehmlich in das nahe gelegene Oberndorf bei Salzburg und in die zirka 25 km entfernte Landeshauptstadt Salzburg auf. Daher kommt dem öffentlichen Verkehr eine bedeutende Rolle zu. Bürmoos ist durch die Linie S1 Salzburg – Lamprechtshausen der S-Bahn Salzburg erschlossen. Außerdem zweigt am Bahnhof Bürmoos die S11 ins oberösterreichische Trimmelkam ab. Beide Linien wurden ursprünglich als Gütertransportwege errichtet (erster Teilabschnitt Oberndorf – Lamprechtshausen eröffnet 1896) und werden heute von der Salzburger Lokalbahn bzw. ihrem Eigentümer, der Salzburg AG, betrieben.

Straßennamen

Die Straßen in Bürmoos werden nach einem bestimmten System benannt. Im Ortszentrum finden sich die Namen der Gründerväter, so etwa:

  • Antony-Seywald-Gasse: benannt nach einem Lehrer, der lange Zeit in Bürmoos arbeitete
  • Dr.-Eugen-Zehme-Straße: ehemaliger Besitzer des nach ihm benannten Ortsteiles Zehmemoos
  • Georg-Rendl-Weg: benannt nach Dichter Georg Rendl, der einige Jahr in Bürmoos lebte und seine Erlebnisse im Roman „Die Glasbläser von Bürmoos“ verarbeitete
  • Gugg-Gasse: benannt nach dem Tischler der ehemaligen Glasfabrik
  • Ignaz-Glaser-Straße: Ignaz Glaser war über Jahrzehnte der faktische Eigentümer von Bürmoos. Ihm ist sozusagen der Aufbau dieses Ortes zu verdanken.
  • Julius-Fritsche-Gasse: benannt nach dem Direktor der Glasfabrik
  • Karl-Zillner-Platz: benannt nach dem ersten Bürgermeister von Bürmoos
  • Pater-Felix-Platz: Pfarrer in Bürmoos, unter dem die katholische Kirche gebaut wurde

Die Straßen und Gassen Richtung Moor werden nach Tieren und Pflanzen benannt.

Wirtschaft

Bürmoos gilt als wirtschaftlich aufstrebende Gemeinde. Zwischen 1991 und 2001 nahm die Anzahl der Arbeitsstätten um 71 %, die Anzahl der Beschäftigten um 61 % zu.[1] Handel und Gewerbe dominieren die wirtschaftliche Struktur; rund 77 % der in Bürmoos Beschäftigten arbeiteten 2001 in diesem Sektor.[2]

Neben dem Handel, Kleingewerbe, Handwerk und leichtindustriellen Unternehmen mit vorwiegend lokaler Bedeutung sind auch zwei bedeutende Betriebe in Bürmoos angesiedelt:

  • W&H Dentalwerk, einer der weltweit führenden Erzeuger von Präzisionsgeräten für Zahnmedizin und Mikrochirurgie
  • ein Zweigwerk der Firma Miele, bekannter Hersteller von Waschmaschinen und Küchengeräten für Haushalt und Gewerbe

Natur

Birken im renaturierten Moor

In der jungen Geschichte der Gemeinde hat das Moor einen bedeutenden Anteil an der Identität des Ortes. Lange Zeit wurde in Bürmoos Torf abgebaut, vorerst händisch, ab 1967 bis zu seiner Einstellung im Jahr 2000 maschinell. Hinterließ der händische Abbau zwar eine veränderte Landschaft, so war diese doch noch moorähnlich und durchaus artenreich. Beim maschinellen Torfabbau hingegen blieb eine völlig ausgetrocknete, wüstenähnliche, weitgehend tote Landschaft zurück. Damit wollten sich viele Bürmooser nicht abfinden. So begann man schon in den 1980er Jahren mit den ersten Versuchen einer Renaturierung der abgetorften Flächen. 1993 wurde der „Torferneuerungsverein“ gegründet. Inzwischen sind bedeutende Flächen renaturiert: Das Wasser wurde wieder rückgestaut, Feuchtbiotope angelegt und zahlreiche Bäume, Sträucher und andere Pflanzen gesetzt.

Mittlerweile ist das Bürmooser Moor zu einem „Lebensraum aus zweiter Hand“ geworden, das zahlreiche seltene, vielfach in der Umgebung schon ausgestorben geglaubte Pflanzen, Amphibien, Reptilien und Vögel beheimatet. Für die diesbezüglichen jahrelangen und erfolgreichen Bemühungen hat der Torferneuerungsverein zahlreiche Preise erhalten. Unter anderem wurde das Bürmooser Moor zum europäischen Vogelschutzgebiet „Natura 2000“ erklärt.

Das Bürmooser Moor geht nahtlos in das zu den beiden umliegenden Gemeinden St. Georgen und Lamprechtshausen gehörende „Weidmoos“ über, welches letztendlich mit dem im angrenzenden Oberösterreich befindlichen Ibmer Moor in Verbindung steht.

Persönlichkeiten

  • Georg Rendl (1903–1972), Dichter, Maler und Schriftsteller; lebte einige Jahre in Bürmoos

Ehrenbürger:

Literatur

  • Wolfgang Bauer: Es begann im Böhmerwald. Moor- und Dorfgeschichten. Bürmoos 1995.
  • Wolfgang Bauer (Hg.): Damit es nicht verloren geht. Bürmoos 2007.
  • Wolfgang Bauer (Hg.): Damit es nicht verloren geht. Band 2. Bürmoos 2009.
  • Alois Fuchs: Bürmoos. Ein Lesebuch. Bürmoos 1992.
  • Friedrich Lepperdinger: Bürmoos. Eine Gemeindesoziologie in zwei Teilen. 1. Das Glasbläserdorf. Salzburg 1971.
  • Friedrich Lepperdinger: Hermann Rasp. Allzeit bereit. Bürmoos vom Werden einer modernen Industriegemeinde. [k.A.] 1997.
  • Friedrich Lepperdinger: Die Dentalfamilie. [k.A.] 2000.
  • Friedrich Lepperdinger: Die braune Trommel. Bürmoos 1938–1945. Bürmoos 2005.
  • Friedrich Lepperdinger: Bürmoos. Eine Dokumentation mit Bildern und Text von 1829 bis 2007. [k.A.]
  • Paul Maresch sen.: In der Zeit der Glasbläser, der Torfstecher, der Ziegelmacher, ... bis heute. Bürmoos 2005.
  • Georg Rendl: Die Glasbläser von Bürmoos. Romantrilogie. Wien 1951. [Neufassung; Orig.: Menschen im Moor, 1935; Die Glasbläser, 1937; Gespenst aus Stahl, 1938.]
  • Georg Rohrecker: Erlebniswandern rund um Salzburg. Flachgau. Salzburg, München 1997.
  • Hermann v. Wiedstruck: Die Not von Bürmoos und das Korneuburger Programm. Schilderung einer Selbsthilfe-Aktion des Salzburger Heimatschutzes. Salzburg 1934.

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Ergebnisse der Arbeitstäätenzählung 2001 (1)
  2. Statistik Austria: Ergebnisse der Arbeitstäätenzählung 2001 (2)

Weblinks