Gaweinstal

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Marktgemeinde
Gaweinstal
Wappen Österreichkarte
Wappen von Gaweinstal
Gaweinstal (Österreich)
Gaweinstal (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mistelbach
Kfz-Kennzeichen: MI
Fläche: 51,71 km²
Koordinaten: 48° 29′ N, 16° 35′ OKoordinaten: 48° 28′ 41″ N, 16° 35′ 21″ O
Höhe: 199 m ü. A.
Einwohner: 4.120 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 80 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2191
Vorwahl: 02574
Gemeindekennziffer: 3 16 12
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Kirchenplatz 3
2191 Gaweinstal
Website: www.gaweinstal.at
Politik
Bürgermeister: Richard Schober (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2010)
(23 Mitglieder)

15 ÖVP, 7 SPÖ, 1 FPÖ

Lage von Gaweinstal im Bezirk MistelbachVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Gaweinstal im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)AltlichtenwarthAsparn an der ZayaBernhardsthalBockfließDrasenhofenFalkensteinFallbachGaubitschGaweinstalGnadendorfGroßengersdorfGroßebersdorfGroßharrasGroßkrutHausbrunnHerrnbaumgartenHochleithenKreuttalKreuzstettenLaa an der ThayaLadendorfMistelbachNeudorf im WeinviertelNiederleisOttenthalPillichsdorfPoysdorfRabensburgSchrattenbergStaatzStronsdorfUlrichskirchen-SchleinbachUnterstinkenbrunnWildendürnbachWilfersdorf (Niederösterreich)Wolkersdorf im WeinviertelNiederösterreich
Lage der Gemeinde Gaweinstal im Bezirk Mistelbach (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Gaweinstal ist eine Marktgemeinde mit 3.681 Einwohnern im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.

Geografie

Gaweinstal liegt im Hügelland des Weinviertels in Niederösterreich an der Brünner Straße B 7 rund 25 km nordöstlich von Wien. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 51,6 Quadratkilometer, wovon 9,19% bewaldet sind.

Katastralgemeinden sind Atzelsdorf, Gaweinstal, Höbersbrunn, Martinsdorf, Pellendorf und Schrick.

Geschichte

Etymologie des Ortsnamens

Gaweinstal ist einer der ältesten Orte des Weinviertels. Vermutlich um etwa 1050 gegründet, wurde er 1236 als Gunesdorf erstmals urkundlich erwähnt. Daraus wird der Personenname Guni geschlossen, der auch anderen Ortsnamen bajuwarischer Herkunft im österreichischen und bayrischen Raum zugrunde liegt. Guni dürfte um 1050 den Ort gegründet haben, wer er aber war, ob Lehensmann der Babenberger Markgrafen, deren Vogt oder Beauftragter für den bzw. im Ort, ließ sich bisher nicht mit Sicherheit nachvollziehen.

Während des 14.Jahrhunderts scheinen die Namen Gaunestorf und Gawnestorf auf, im Zuge weiterer Lautverschiebungen entwickelt sich daraus während des 15. Jahrhunderts der wenig schmeichelhafte Name Gaunersdorf, der sich durch fast vier Jahrhunderte halten sollte. Im Lauf der Zeit empfand die Bevölkerung des Ortes diese zum Spott reizende Bezeichnung offensichtlich als unerträglich und beschloss im Frühjahr 1914 einen Antrag an die Niederösterreichische Statthalterei, den Ort in Schottenkirchen umzubenennen, als Alternative wurde Rudolfsthal vorgelegt. Dieser Antrag wurde vorerst abgelehnt. Der damalige Pfarrer von Gaunersdorf, Konstantin Vidmar, schlug schließlich den Namen Gaweinstal vor. Offenbar hatte Vidmar eine Vorliebe für die Artussage - Gawein war der Legende nach ein Ritter der Tafelrunde. Mit dem Erlass des k.k. Ministeriums des Innern vom 11. Juni 1917 wurde die erbetene Abänderung des Ortsnamens Gaunersdorf in Gaweinstal schließlich bewilligt.[1]

Frühgeschichte und Antike

Archäologische Grabungen des Bundesdenkmalamtes zwischen Gaweinstal und Pellendorf, 2005

Vor dem Neubau der Nord-Autobahn A5 führte das Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodendenkmale, im Bereich der Gemeinden Gaweinstal und Pellendorf umfangreiche archäologische Untersuchungen durch. Dabei wurde von Juni 2003 bis Dezember 2005 eine Fläche von über 50.000 m² bearbeitet, wobei sich mehrere Siedlungsschwerpunkte herauskristallisierten, die einen Siedlungszeitraum von über 1.400 Jahren umfassen. So konnten erste Besiedlungen schon in der Jungsteinzeit (Neolithikum, Badener Kultur, ab etwa 4000 v. Chr.) und der Frühbronzezeit (ab etwa 2300 v. Chr.) festgestellt werden. Hügelgräber aus der Mittleren Bronzezeit (ca. 1600 v. Chr) wurden ebenfalls erschlossen. Eine erste größere Siedlungstätigkeit konnte in der jüngeren Eisenzeit (Spät-La-Tène-Zeit, ab 450 v. Chr.) beobachtet werden, wobei allerdings nur wenige Befunde ungestört erhalten waren, die sich zudem über die gesamte untersuchte Fläche streuten. Ein Großteil der Funde konnte einer germanischen Siedlung – vermutlich Markomannen und Quaden - zugeordnet werden, die sich vor allem durch eingetiefte Hütten, Pfostengruben von mehrschiffigen Wohnhäusern und tiefe Speichergruben charakterisieren.[2]

Mittelalter

Für das Frühmittelalter, sowohl vom 4. bis ins 6. Jahrhundert als auch im 8./9. Jahrhundert konnte das Bundesdenkmalamt im Zuge der Grabungen weitere ausgeprägte Siedlungstätigkeiten nachweisen. So wurden beutelförmig eingetiefte Vorratsgruben sowie Hütten- bzw. Kellereinbauten mit rechteckigem Grundriss freigelegt. In den meisten Fällen konnten eckständige Ofeneinbauten dokumentiert werden, die zum Teil aus Bruchsteinen aufgebaut waren. Auch kuppelförmige Backöfen waren zu beobachten, die von der Hüttenwand seitlich in den Löss gegraben worden waren. Probleme bei der archäologischen Untersuchung bereitete oft der hohe Grundwasserspiegel.[2]

Frühmittelalterlicher Backofen, freigelegt bei Gaweinstal durch das Bundesdenkmalamt

Gründung

Gaunersdorf wurde um das Jahr 1050 gegründet, also in jener Phase des Hochmittelalters, in der die Babenberger – eine dem bajuwarischen Hochadel entstammende Dynastie – ihr Herrschaftsgebiet über das damalige Ostarrîchi ausdehnten. Gaunersdorf bestand ursprünglich aus drei selbstständigen Gemeinden, nämlich Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf. Jede dieser Gemeinden wurde eigenständig verwaltet.[3] Durch die Lage an der Mährisch-Schlesischen Straße (heutige Brünner Bundesstraße) spielte der Handel eine wichtige Rolle im Erwerbsleben des Ortes. Markt-Gaunersdorf war landesfürstlicher Besitz und hatte schon vor 1250 das Marktrecht mit Jahr- und Wochenmärkten, außerdem u. a. auch das Recht der Hochgerichtsbarkeit. Wieden-Gaunersdorf war der Sitz von Pfarre und Schule.

Herzog Friedrich II. der Streitbare nahm 1236 Gunesdorf in Besitz (Babenberger Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg)

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1236, als Herzog Friedrich II. der Streitbare den Ort in Besitz nahm. Im Jahr 1360 bestätigte Herzog Rudolf IV. der Stifter den Bürgern von Gawnesdorf jene Rechte und Freiheiten, die sie von seinen Vorgängern erhalten hatten, darunter die Abhaltung eines doppelten Wochenmarktes. Eine solche Bestätigung erteilte auch Herzog Albrecht III. im Jahr 1369.

Nachdem der Raubritter Gamareth Fronauer von einem kaiserlichen Heer auf Befehl Kaiser Friedrichs III. aus Orth an der Donau vertrieben wurde, setzte er sich in Groß-Schweinbarth fest und überfiel 1460 Gaunersdorf. Wie die Quellen berichten, gab es ein Gemetzel mit vielen Toten und Fronauer konnte zurückgeschlagen werden. Zwei Jahre darauf, 1462, wurde der Ort abermals drangsaliert, diesmal von einem gewissen „Podenski, ein Räuber aus Slavonien“, welcher „keinen Alterstand noch Geschlecht schonte, Geistliche und Weltliche in Ketten schloss und die Kirchen wie die Bauern- und Bürgerhäuser beraubte, bis ihm Heinrich von Lichtenstein anno 1463 das Handwerk legte, die Schanze eroberte und das Ende gleich machte.“[4]

Neuzeit

1522 hielt die Reformation Einzug, wobei dies nur Markt-Gaunersdorf und Wieden-Gaunersdorf betraf, Aigen-Gaunersdorf verblieb beim alten Glauben. Die Lehre Martin Luthers hielt sich allerdings nicht sehr lange, im Zuge der vom Wiener Bischof Melchior Khlesl vorangetriebenen Gegenreformation wurde der gesamte Ort 1604 wieder katholisch.

Während der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 wurde das Umland Wiens von den Akıncı, einer etwa 20.000 Mann starken Reitertruppe im Dienst der Osmanen, schwer heimgesucht. Gaunersdorf hatte aber das Glück, dass in der Waldung auf der Hochleiten einige tausend Mann kaiserlicher Truppen standen und die Türken abhielten, den Ort zu verwüsten. Bei den einhergehenden Gefechten wurden zahlreiche Türken gefangengenommen, die in das Gaunersdorfer Ortsgefängnis gelegt wurden.[4]

Gaunersdorf im 17. Jahrhundert (Kupferstich, Niederösterreichische Landesbibliothek)

Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Gaunersdorf besonders zu leiden. Schon zu Beginn, als Graf Heinrich Matthias von Thurn mit dem Heer der aufständischen Böhmen auf Wien vorrückte, wurde der Ort geplündert. Gegen Ende des Krieges kam es jedoch weit schlimmer: Bei Jankau in Böhmen, etwa 60 km südöstlich von Prag, fand die letzte große Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt. Am 6. März 1645 besiegte ein schwedisch-protestantisches Heer unter Feldmarschall Lennart Torstensson die kaiserlich-habsburgischen Truppen unter Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeldt, womit für die Schweden der Weg nach Wien offen stand.

Lennart Torstensson (1603-1651) ließ 1645 Gaunersdorf plündern und vollständig niederbrennen. Portrait von David Beck

Torstensson drang nach Niederösterreich ein, zog eine Spur der Verwüstung von Böhmen nach Wien und ließ den ganzen Ort Gaunersdorf in Brand stecken und dem Erdboden gleichmachen.[5] Der ortsansässige Chronist Martin Merkh schreibt darüber: „Anno 1645 ist der ganze Markt Gaunersdorf samt Kirche und den beträchtlichen Vordörfern vom Feind abgebrannt und gänzlich eingeäschert worden. Den großen Schaden, den Gaunersdorf durch viele Plünderungen, Brandschatzungen, Lieferung und Verlust so vieler hundert Menschen und letztlich durch die gänzliche Abbrennung und Einäscherung der gesamten Häuser und Wohnungen samt allem Brennholz, alle diese Unglücksfälle brachte Gaunersdorf um ihr voriges großes Ansehen. Die Bevölkerung oder Anzahl der Seelen ist mehr als die Hälfte durch diesen Krieg elendiglich ums Leben gekommen; aus so vielen hundert wohlhabenden Leuten wurden lauter arme Menschen. (...) Das Elend des gesamten Volkes und Vaterlandes lässt sich kaum beschreiben. Gaunersdorf hat bei diesem Krieg alles erdenkliche Elend und Beschwerden erdulden müssen; sehr viele Menschen haben sich geflüchtet, der größere Teil hat sich aus Furcht in die Erdställe verborgen. Die Leute, welche dem Feind in die Hände gerieten, die wurden ausgezogen und erbärmlich geschlagen, dann die meisten zu Tode gemartert. Das flüchtig gewordene Volk, welches da und dort dem Feind in die Hand fiel, wurde ohne Gnade niedergesäbelt. Sehr viele Menschen sind in den Erdställen von dem Feind mit allerhand stinkendem Rauch erstickt worden. Dann viele tausend Menschen sind unter der Erde aus Kummer und Hunger gestorben. Dieses erbärmliche Unwesen dauerte durch ganze fünf Jahre.“[4] Ein solcher Erdstall, wie ihn der Chronist beschreibt, ist 2007 bei einem Kellerumbau in Gaweinstal gefunden und freigelegt worden. [6] Es liegt damit auch ein Hinweis auf die Funktion der Erdställe vor, deren Zweck bis heute nicht einwandfrei geklärt ist.

Schloss Pellendorf um 1670, Kupferstich aus der Typographia Austriae inferioris des Georg Matthäus Vischer.

Im Zuge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 wurde das Umland Wiens wiederum verwüstet, doch wurde Gaunersdorf lediglich durch Einquartierungen von Flüchtlingen belastet. Der polnische König Johann III. Sobieski zog mit seinem Heer auf dem Weg nach Wien auch durch Gaunersdorf.[4]

Während der Kuruzenaufstände wurde 1703-1706 das nördliche Niederösterreich stark in Mitleidenschaft gezogen. 1704 wurde auch Gaunersdorf bedroht, doch brachten die Bürger ihre Vorräte in die Erdställe, ihr Vieh in Sicherheit und zogen sich auf dem Wachtberg zusammen, wo sie sich verschanzten und auf die anrückenden Kuruzen das Feuer eröffneten. Diese erwarteten offenbar keinen organisierten Widerstand und zogen sich daraufhin zurück.[4] Am 22. August 1704 brach in Gaunersdorf eine Feuersbrunst aus, die den gesamten Ort und die Kirche zerstörte. Das Elend war groß, da das Feuer auch die gesamten Wirtschaftsgebäude mit der darin gelagerten Ernte vernichtete.[4] Ob diese Feuerkatastrophe mit den Kuruzen in Zusammenhang steht, geht aus den Quellen nicht hervor.

Kaiser Joseph II., Pastellbildnis von Georg Decker (Wien, Albertina)

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein Spital mit einem „Chirurgischen Gremium“ zur Ausbildung von Wundärzten errichtet, 1753 erhielt Gaunersdorf das von Maria Theresia geschaffene erste Kreisamt des Viertels unter dem Manhartsberg (bis 1764). In der „Josephinischen Aufnahme“ von 1787 wird festgestellt: „Der Markt Gaunersdorf liegt an der Landstraße von Wien nach Mähren, hat eine solide Kirche mit Kirchhofmauer, Pfarrhof, zwei Wirtshäuser, ein Posthaus, zwei solide Bürgerhäuser, die übrigen von mittlerer Bauart. Der Markt liegt im Tal, wird von dem Sulz-, Birken- und Schrickerberg dominiert.“[4] Durch Kaiser Joseph II. und dem von ihm erlassenen Josephinischem Strafgesetz von 1787 wurde auch die Verfolgung von Hexen und Hexern endgültig eingestellt. Hexen- und Zaubereiprozesse sind in Gaunersdorf bis dahin aktenkundig.[7]

Gaunersdorf und Umgebung (links oben) in der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme (1872/73)

Abgesehen vom Kuruzen- und Brandjahr 1704 verlief das 18. Jahrhundert für den Ort friedlich. Erst durch die Koalitionskriege gegen Napoléon Bonaparte wurde der Ort wieder in kriegerische Mitleidenschaft gezogen. So wurden im April 1797 25 Gewehre an die k.k.-Armee abgegeben und die Hälfte der Ortsbevölkerung wurde zu Schanzarbeiten nach Wien beordert. 1800 brachte die Bevölkerung 150 fl. an Kriegsbeitrag auf und mehrere Gaunersdorfer meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im gleichen Jahr quartierte sich die k.k.-Armee ein und beraubte die Bürger ihres gesamten Brennholzvorrates. Auch 500 französische Kriegsgefangene wurden vorübergehend einquartiert. Am 5. November 1805 wurden französische Soldaten in Gaunersdorf einquartiert, dem Ort wurden Zwangslieferungen an die Armee Napoléons auferlegt.[8] Durch Unachtsamkeit der Soldaten brannten in Aigen-Gaunersdorf 11 Häuser ab, wobei sich die Franzosen „eifrig an den Löscharbeiten“ beteiligten.

Ganz anders sah die Situation 1809 aus: Nach der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809 marschierten Teile der Grande Armée auf Gaunersdorf zu und drangsalierten die Ortschaft. Der Ortschronik zufolge wurden die Häuser geplündert, die Menschen misshandelt, auch der Pfarrer namens Paul Schmid, ein Greis von 70 Jahren. Der Ort wurde größtenteils verwüstet, selbst der Tabernakel in der Kirche, sowie der Pfarrhof und die Schule blieben nicht verschont. Mehrere Häuser wurden eingeäschert.[9]

Weil seine Schwester ihn „in den April geschickt“ hatte, legte am 1. April 1822 ein elfjähriger Knabe in seinem eigenen Elternhaus einen Brand, der sich infolge eines heftigen Sturms auf die gesamte Ortschaft ausbreitete. Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf wurden binnen drei Stunden ein Raub der Flammen, nur wenige Häuser sowie die Kirche und der Pfarrhof blieben verschont. Der Sturm soll so heftig gewesen sein, dass der Brand sogar die Nachbargemeinden Bad Pirawarth und Kollnbrunn bedrohte.[9] Nach den Brandkatastrophen von 1645 und 1704 war dies nun bereits das dritte Mal, dass der Ort nahezu komplett abbrannte. Der elfjährige Pyromane legte das Jahr darauf, 1823, abermals Feuer, wurde dabei erwischt und gestand auch die Brandstiftung von 1822. Er wurde zu einer der Dauer nach unbekannten Zuchthausstrafe verurteilt und in ein Wiener Gefängnis überführt, wo er 1830 bei der durch Eisstoß ausgelösten Hochwasserkatastrophe in seiner Zelle ertrank.

Zu Beginn der Revolution von 1848 wurde, wie in vielen anderen Orten auch, eine Nationalgarde gegründet, die nach den Chronisten „viel Zeit zum Exerzitium nutzlos verschwendet“ hätten. Auf seinem Zug von Prag nach Wien besetzte Fürst Alfred I. zu Windisch-Graetz auch Gaunersdorf, wobei sich die Bevölkerung beeilte, ihm die kaisertreue Gesinnung des Ortes zu versichern, woraufhin Windisch-Graetz keine weiteren Maßnahmen gegen die Ortschaften befahl und sein Augenmerk auf die revolutionäre Hauptstadt richtete.

Alfred Fürst zu Windisch-Graetz ließ Gaunersdorf 1848 militärisch besetzen. Kolorierte Lithographie von Joseph Kriehuber, 1852

Auch der Deutsche Krieg wirkte sich auf Gaunersdorf aus, so wurden dem Ort wiederum Einquartierungen und Zwangslieferungen auferlegt. Nach der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 zogen große Teile der geschlagenen österreichischen Armee durch den Ort, Rückzugsgefechte mit der dicht darauf folgenden preußischen Armee waren die Folge. Der Schaden für die Ortschaft dürfte dabei nicht allzu groß ausgefallen sein, da durch Artilleriebeschuss lediglich ein Schweinestall in die Luft flog.[9] Wesentlich schlimmer betroffen war die Ortsbevölkerung 1866 durch die Requirierungen an Vieh, Korn und Wein durch die preußische Armee und eine Missernte im gleichen Jahr.

In der vergleichsweise langen Friedensperiode zwischen dem Deutschen Krieg 1866 und dem Ersten Weltkrieg 1914-1918 prosperierte die Ortschaft weiter. So wurde auf Antrag des Bürgermeisters Ignaz Withalm im Gemeinderat die Vereinigung von Markt-, Aigen- und Wieden-Gaunersdorf mit einer äußerst knappen Mehrheit von nur einer Stimme beschlossen und mit 1. Jänner 1901 wirksam.[10] Dadurch entstand die Marktgemeinde Gaunersdorf, die 1917 in „Marktgemeinde Gaweinstal“ umbenannt wurde.

Die Kriegsschauplätze des Ersten Weltkrieges waren von Gaunersdorf weit entfernt, dennoch hatte der Ort 54 Gefallene zu beklagen[11] und wie ganz Österreich, vor allem in der Zwischenkriegszeit, unter Arbeitslosigkeit und Nahrungsmittelknappheit stark zu leiden. Vor allem das Ende des Zweiten Weltkrieges traf den Ort wie die gesamte Region sehr hart.

Das Gaweinstaler Kriegerdenkmal für die 54 Gefallenen des Ersten Weltkrieges (umgestaltet 1961 und auf den Platz vor der Pfarrkirche transloziert).

Zweiter Weltkrieg

Während die Schlacht um Wien – die Stadt und ihr Umland wurden größtenteils von der 6. SS-Panzerarmee der Waffen-SS verteidigt – ihrem Höhepunkt zustrebte, überschritt ab dem 6. April 1945 die Rote Armee die March Richtung Westen. Die russischen Primärziele waren Zistersdorf, Prottes, Matzen und Neusiedl an der Zaya; wo sich die letzten noch funktionierenden Erdölfelder des Dritten Reiches befanden. Abgesehen davon drängte die Zeit für Stalins Armeeführer, denn die US-Armee näherte sich von Westen her rasch der Tschechoslowakei und damit sowjetischem Einflussbereich.

Der Roten Armee standen entlang der March sowohl Teile der Waffen-SS als auch der deutschen Wehrmacht gegenüber, nämlich die 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division, 96. Infanteriedivision, 101. Jägerdivision, 211. Volksgrenadierdivision und die 357. Infanteriedivision; in weiterer Folge die Führergrenadierdivision, 25. Panzer-Division sowie die SS-Brigadekampftruppen „Trabandt 1“ und „Trabandt 2“; wobei diese Einheiten auf Grund von hohen Verlusten und Versorgungsmängel nur noch einen Bruchteil ihrer Sollstärke aufwiesen.[12]

Bereits am 10. April fielen Gänserndorf und Straßhof in die Hände der Russen und die deutschen Truppen wurden auf die Orte Prottes, Groß-Schweinbarth und Hohenruppersdorf zurückgedrängt. Am 11. April standen russische Luftlandegardisten mit Panzerunterstützung vor Gaweinstal und blockierten die Reichsstraße Wien-Brünn. Tags darauf erfolgte bei Gaweinstal ein Gegenangriff der „Kampfgruppe Witte“ die mit Teilen des Panzergrenadierregiments 146 und der Panzerjägerabteilung 87 (25. Panzerdivision) die Einbruchstelle abriegelte und mit Sturmgeschützen die Rotarmisten auf Martinsdorf und Hohenruppersdorf zurückdrängen konnte. Im Gegenzug eroberten die Russen um Mitternacht des gleichen Tages Wolkersdorf, woraufhin seitens der Deutschen alles unternommen wurde, um einen Durchbruch Richtung Mistelbach zu verhindern.[12] So waren die Orte Hohenruppersdorf, Schrick und Obersulz stark umkämpft. Da Schrick in einem Tal und damit für die Verteidigung ungünstig liegt, verschanzte sich die 25. Panzerdivision am Schricker Berg zwischen Schrick und Gaweinstal, über den auch die Reichsstraße führte.

Generalleutnant Walter Assmann (1896-1964), Kommandeur der 101. Jägerdivision

Gaweinstal wurde von der 101. Jägerdivision unter dem Befehl von Generalleutnant Walter Assmann verteidigt, die ihren Divisionsgefechtsstand in Neubau hatte, entlang der Linie WolfpassingBogenneusiedl – Gaweinstal - Pellendorf – Atzelsdorf – und Höbersbrunn lag und beim Schricker Berg an die 25. Panzerdivision anschloss. Am 13. April rückten aus Bad Pirawarth starke Kräfte der Roten Armee auf Gaweinstal zu, die am Morgen des 14. April zum Angriff übergingen. Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr gelang es den russischen Soldaten, von Osten her über die Bahnstraße einzubrechen und Gaweinstal nach kurzem Kampf zu durchstoßen. Ein Chronist der Sturmkompanie hielt fest: “Im Laufe des Vormittags geht links von uns alles stiften. Wir ziehen uns im letzten Augenblick zurück, der Russe ist im Dorf. Viele Verluste.“[12] Die Verteidiger setzten sich über die Kellergasse (heute Scheicherstraße) nach Bogenneusiedl sowie nach Pellendorf und Atzelsdorf ab. Hauptmann Heinz (Artillerieregiment 85) berichtet: “Am 14. April waren wir im Einsatz bei Bad Pirwarth, Kollnbrunn und Gaweinstal. Von dort mussten wir uns auf die Höhe westlich Gaweinstal und von dort aus nach Atzelsdorf zurückziehen. Es waren ständig russische Flieger in der Luft, die uns auch beschossen. Beim Absetzen aus Gaweinstal nützten wir die links und rechts der schmalen Schotterstraße stehenden Bäume als Deckung. Beim Bahnhof Höbersbrunn-Atzelsdorf angekommen beobachteten wir auf den Gleisen stehend Richtung Gaweinstal, das der Russe bereits eingenommen hatte. Da kam der Bahnhofsvorsteher heraus und rief uns zu, wir sollen nicht auf dem Gleiskörper stehen bleiben, da jeden Moment ein Zug käme. Er sah auf die Uhr und meinte, der müsse eigentlich schon da sein. Darauf sagte ich: „Der kommt heute nicht mehr, dafür kommt jetzt der Russe.“[12]

Der Fall Gaweinstals hatte für die 25. Panzerdivision, die immer noch den Schricker Berg hielt, unangenehme Folgen, denn nun war ihre rechte Flanke offen. Der 101. Jägerdivision wurde daher ein Gegenangriff befohlen, der am 16. April mit Jagdpanzerunterstützung von Atzelsdorf aus geführt wurde. Dabei wurden mehrere Häuser zerstört. Der Kompaniekommandant Oberleutnant Steubing notierte in sein Tagebuch: „Oben auf der Höhe, unter den großen Bäumen, waren die Weinkeller angelegt“. Steubing meint hier die Scheicherstraße nach Bogenneusiedl, wo sich heute der Sportplatz befindet. Steubing weiter: „Bei meiner Ankunft mit den Jagdpanzern IV kamen alle Frauen aus den Kellern und sagten, dass die Russen sie vergewaltigt hätten.“[13] Ähnliche Augenzeugenberichte gab es auch aus Pürstendorf, Niederleis, Helfens, Schrick, Niederkreuzstetten, Poysdorf, Kleinhadersdorf, Hörersdorf ..., praktisch aus der ganzen Umgebung.[14]

Jagdpanzer IV auf dem Marsch (1944)

Augenzeugen zufolge sollen bei der erneuten Einnahme Gaweinstals am 16. April 1945 viele russische Soldaten gefallen sein. Steubings Kompanie konnte jedoch nicht in die ganze Ortschaft eindringen und auch den nordwestlichen Teil Gaweinstals nicht über längere Zeit halten, die Verteidigung am Schricker Berg brach kurze Zeit später ebenfalls zusammen. Am 17. April wurden auch die Orte Pellendorf, Atzelsdorf und Höbersbrunn geräumt. Bei der Absetzbewegung aus Höbersbrunn konnte Hauptmann Heinz die Russen, welche aus Gaweinstal Richtung Höbersbrunn marschierten, beobachten: “Am 17. April näherten sich auch schon die ersten Sowjets. Die aus Gaweinstal kommenden Russen bogen am Bahnhof rechts ab und gingen nach Höbersbrunn. Vor der Ortschaft schwenkten sie nach links, überwanden eine kleine Höhe (in der Greuten) und zogen dann 200 bis 300 Meter vor uns durch die Mulde in nordwestlicher Richtung, wo sie die Bahnlinie erreichten. Die Stärke des Iwan betrug ca. 1100 Mann (...) und sie führten neben den Infanteriewaffen auch eine beträchtliche Menge Munition mit sich. Am späteren Vormittag erschienen dann weitere Kampftruppen – die hatten offensichtlich auch reichlich Wein genossen, denn sie torkelten total besoffen herum. Sie brachten MG und Kanonen in Stellung, die auf uns gerichtet waren. Noch saßen wir sicher in unseren Deckungslöchern und drängten, solange sie noch im Aufbau der Waffen waren, auf ein Absetzen. Doch der Gruppenführer verbat dies und wir durften erst heraus, als die Stellung nicht mehr zu halten war. Nun mussten wir im Feuerhagel ohne Deckung mit allem Gerät den Hang hinauf. Der Pulverdampf der detonierten Granaten hatte mich so fertig gemacht, dass ich kaum noch atmen konnte. Einer von uns bekam ein Explosivgeschoss in den Oberarm und einer bekam einen Genickschuss, der musste getragen werden.“[12]

Mit diesen Ereignissen überrollte die Front endgültig Gaweinstal und die umliegenden Orte, schon am Tag darauf, 18. April 1945, wurde die Bezirkshauptstadt Mistelbach eingenommen, am 20. April Poysdorf. Damit war fast die ganze Region von der Roten Armee besetzt und damit der Krieg vorbei. Doch erst mit der bedingungslosen Gesamtkapitulation der Deutschen Wehrmacht am 7. Mai 1945 ließen die Repressalien der Roten Armee langsam nach.

Zeitgeschichte

Die Nachkriegszeit war in Gaweinstal durch Wirtschaftsaufschwung und vor allem durch eine rege Bautätigkeit geprägt, der aus heutiger Sicht sowohl landschaftlich reizvolle Gebiete (wie die so genannten „Ganslwiesn“) als auch kunsthistorisch-architektonisch wertvolle Gebäude, wie etwa aus der Barockzeit, zum Opfer fielen. An Stelle eines solchen Gebäudes wurde zwischen 1958 und 1960 das Gemeindeamt erbaut, welches 2008 in das neu renovierte Gebäude der ehemaligen Volksschule übersiedelte. Ebenfalls 1960 wurde der ortsbildprägende Getreidesilo der Landwirtschaftlichen Lagerhausgesellschaft für Gaweinstal gebaut. 1966 wurde die Brünner Straße begradigt und ausgebaut, wobei einige Häuser abgerissen werden mussten. 1969 wurde ein neues Hauptschulgebäude errichtet.

Datei:Gaweinstal 50er Jahre.jpg
Gaweinstal in den 1950er-Jahren, vor dem Ausbau und der Begradigung der Brünner Straße 1966

Die Großgemeinde Gaweinstal entstand mit den Katastralgemeinden Atzelsdorf, Gaweinstal, Höbersbrunn, Martinsdorf, Pellendorf und Schrick im Jahr 1972.

Ab dem Jahr 1996 wurde stark in den geförderten Wohnbau investiert. Die bereits 1882 gegründete Freiwillige Feuerwehr Gaweinstal bezog 1997 ihr neues Feuerwehrhaus. Am 2. April 2006 eröffnete Landeshauptmann Erwin Pröll das neue Volksschulgebäude. Bei diesem Anlass wurde auch die Wappenverleihungsurkunde übergeben. Das Gaweinstaler Marktwappen ist ein in Gold gelegter grüner Dreipass, belegt mit einem rot-weiß-roten Bindenschild. Die aus diesem Marktwappen abzuleitenden Farben der Marktfahne sind Gelb-Grün. Die Verleihung des Marktwappens erfolgte in Anerkennung der historischen Bedeutung des Marktes und Würdigung der ständigen Verbesserung der kommunalen Einrichtungen in den letzten Jahrzehnten.

Einen massiven Anstieg der Lebensqualität erwartet sich der Ort vom Neubau der neuen Nordautobahn A5, welche die Brünner Straße, auf der 2006 über 40.000 Fahrzeuge pro Tag gemessen wurden, als Transitstrecke ablösen soll. Die Verkehrsfreigabe der A5 zwischen Schrick und Eibesbrunn, wo sie in die Wiener Außenring-Schnellstraße S1 einmündet, fand am 31. Januar 2010 statt. Seitdem wird in Gaweinstal am Rückbau der Brünner Straße geplant und gearbeitet, wobei neue Radwege, Grünflächen, Gastgärten und Parkplätze entstehen sollen.

Geschichte der Pfarre Gaweinstal

Das exakte Gründungsdatum der Pfarre konnte bisher nicht festgestellt werden. Ursprünglich gehörte der Ort nach seiner Gründung um das Jahr 1050 zum Sprengel der Mutterpfarre Großrußbach, es dürfte zu Beginn nur eine Art Seelsorgestation gegeben haben, der eine Eigenkirche der Grundherrschaft folgte. Diese Eigenkirche wurde aus dem Sprengel herausgelöst und verselbstständigt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 6. Juni 1280, als König Rudolf I. von Habsburg dem Wiener Schottenkloster die Patronatsrechte der landesfürstlichen Pfarre Gaunenstorf übergab.

Die Pfarrkirche, dem hl. Georg geweiht, wird erstmals 1278 schriftlich erwähnt. Die erste Kirche stand vermutlich auf jenem Platz, auf dem sich heute das Weiße Kreuz befindet, eine Kreuzigungsgruppe, die von Postmeister Lettner 1718 gestiftet und im gleichen Jahr von Steinmetzmeister Oxner errichtet wurde.

Die Gaweinstaler Pfarrkirche, fertiggestellt Anfang des 18. Jahrhunderts

Der 1541 zum Abt des Schottenstiftes gewählte Wolfgang Traunsteiner visitierte 1544 die Pfarre und bemühte sich um die Wiederherstellung des katholischen Glaubens. Bei seiner Visitation fand Abt Wolfgang die Kirche bereits stark baufällig vor. Zur gleichen Zeit befanden sich auf dem Standort der heutigen Pfarrkirche ein Schüttkasten und ein Friedhof, die mit einer bewehrten Mauer so umgeben waren, dass sie als Zufluchtsstätte verteidigt werden konnten. Der Aufgang zu diesem befestigten Platz war darüber hinaus mit einem Turm versehen und von einem Wallgraben umgeben. Der Schüttkasten wurde zu einer Kirche umgebaut, die Zu unserer lieben Frau am Berge benannt wurde. Die alte Kirche verfiel immer mehr, bis sie letztendlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ganz abgerissen oder 1645 durch die schwedische Armee völlig zerstört wurde.

Die neue Pfarrkirche wurde 1645 ebenfalls zerstört, um 1650 aber wiederhergestellt. Der Bauzustand verschlechterte sich in den darauf folgenden Jahrzehnten so sehr, dass 1688 Einsturzgefahr bestand. Das Gebäude wurde 1692 bis auf den Chor abgetragen und neu gebaut. 1702 wurde das heutige Presbyterium angebaut, wobei die Friedhofmauern abgebrochen und das Material für den Zubau verwendet wurde. Auch der Turm wurde neu errichtet und der Wallgraben zugeschüttet. Am 22. August 1704 brannte die Kirche wiederum bis auf die Grundmauern nieder und wurde anschließend in ihrer heutigen Form neu aufgebaut. Es handelt sich dabei um eine hochbarocke Saalkirche mit einem vierjochigen Langhaus, überspannt von einem Tonnengewölbe; an das sich ein zweijochiges Presbyterium mit geradem Chorschluß, überspannt von einem Kreuzgratgewölbe, anschließt.

Neben der Pfarrkirche befindet sich der ebenfalls hochbarocke Pfarrhof, dessen Bauabschluss in die Mitte des 18. Jahrhunderts fällt. Die zweigeschossige, vierflügelige Anlage birgt beeindruckende Räume mit reichen Stuckdecken. Der Prälatensaal ist durch eine Vertäfelung mit barocken Ölgemälden geschmückt, welche die vier Erdteile und die vier Kardinaltugenden Glaube, Liebe, Gerechtigkeit und Stärke darstellen.[15]

Einwohnerentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 3485 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 3024, 1981 2781 und im Jahr 1971 2736 Einwohner. Weitere Einwohnerzahlen aus der Geschichte: 1951 1117, 1900 1380, 1869 1245 Einwohner (jeweils Aigen-, Wieden- und Markt-Gaunersdorf zusammengenommen). Im Jahr 1849 hatten jeweils Markt-Gaunersdorf 676, Aigen-Gaunersdorf 323 und Wieden-Gaunersdorf 168 Einwohner.

Gaweinstal 2007: Weißes Kreuz (1718), dahinter Gemeindeamt, Pfarrhof und Pfarrkirche.

Politik

Bürgermeister der Marktgemeinde ist Richard Schober, Amtsleiter Gerald Schalkhammer.

Im Marktgemeinderat gibt es bei insgesamt 23 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 14. März 2010 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 15, Liste SPÖ 7, FPÖ 1, andere keine Sitze.

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein gestieltes grünes Kleeblatt mit weißem Butzen, belegt mit einem Schildchen, darin in Rot ein weißer Balken.“

Laut Gemeinderatsprotokoll[16] und Internetseite zeigt das aktuell 2006 verliehene Wappen: „In Gold ein grüner Dreipass, belegt mit einem rot-weiß-roten Bindenschild.“

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 111, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 137. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1605. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,25 Prozent.

Söhne der Marktgemeinde

Literatur

  • Walter F. Kalina, Kaiser Ferdinand III. und die bildende Kunst. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts. Dissertation, Universität Wien, 2003.
  • Walter F. Kalina, Der Dreißigjährige Krieg in der bildenden Kunst. Diplomarbeit, Universität Wien, 2001.
  • Elfriede Popp, Gaweinstal in historischen Ansichten. Budapest, 2000.
  • Elfriede Popp, Historische Entwicklung der Marktgemeinde Gaweinstal. In: Heimat im Weinland. Heimatkundliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, Jahrgang 2009/2, Mistelbach 2009.
  • Christian Jostmann: Die Brünner Straße – Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Brünn in Bildern, 2009 Edition Winkler-Hermaden, ISBN 978-3-9502688-6-7
  • Hans Spreitzer, Gaweinstal. Aus der Vergangenheit des ersten Weinviertler Kreisvorortes. Mistelbach, 1967.
  • Bundesdenkmalamt (Hg.), Trassenarchäologie. Neue Straßen im Weinviertel. Wien, 2006.
  • Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Anton Schroll & Co, Wien u. a. 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 247–250.
  • Karl Mattes, Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach. Wien, 1959.
  • Franz Jordan, April 1945. Die Kämpfe im nördlichen Niederösterreich. Salzburg, 2003.
  • Hans Egger / Franz Jordan, Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und Nordburgenland. Graz, 2004.

Einzelnachweise

  1. Christian Jostmann, Die Brünner Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Brünn in Bildern (Schleinbach 2009), 46 f.
  2. a b Bundesdenkmalamt (Hg.), Trassenarchäologie. Neue Straßen im Weinviertel (Wien 2006)20-23, 26-31
  3. Elfriede Popp, Gaweinstal in historischen Ansichten (Budapest 2000), 351
  4. a b c d e f g Aus der Chronik des Martin Merkh, Maler, Gemeindeschreiber und Armenvater in Gaunersdorf (ungedruckte Chronik 1360-1835)
  5. Walter Kalina, Ferdinand III. und die bildende Kunst. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts (Dissertation Universität Wien 2003), 16.
  6. http://erdstall.heim.at/home.htm
  7. Wilhelm J. Wagner, Der große Bildatlas zur Geschichte Österreichs (Wien 1995), 126 f.
  8. Peter Kolecko / Peter Dachgruber, 1809-2009. 200 Jahre Marchfeldschlachten Aspern und Wagram, 750 Jahre Deutsch-Wagram (2009), 63 f.
  9. a b c Aus der Chronik des Eduard Lehrl, Maurermeister (Fortsetzung der Chronik des Martin Merkh, ungedruckte Chronik 1835-1884)
  10. Elfriede Popp, Historische Entwicklung der Marktgemeinde Gaweinstal. In: Heimat im Weinland. Heimatkundliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, Jahrgang 2009/2 (Mistelbach 2009), 1
  11. Hans Spreitzer, Gaweinstal. Aus der Vergangenheit des ersten Weinviertler Kreisvorortes (Mistelbach 1967), 2f.
  12. a b c d e Hans Egger / Franz Jordan, Brände an der Donau. Das Finale des Zweiten Weltkriegs in Wien, Niederösterreich und Nordburgenland (Graz 2004), 264-279, 332f., 415
  13. Franz Jordan, April 1945. Die Kämpfe im nordöstlichen Niederösterreich (Salzburg 2003)
  14. Walter Kalina, Der Kriegsschauplatz Niederösterreich vom römischen Limes bis zum Zweiten Weltkrieg (Schwerpunkt Weinviertel) Seminar an der Volkshochschule Mistelbach, 22. November 2008
  15. Karl Mattes, Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach (Wien 1959), 63
  16. Gemeinderatsprotokoll 17. November 2005

Weblinks

Commons: Gaweinstal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien