Männedorf
Männedorf | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zürich (ZH) |
Bezirk: | Meilen |
BFS-Nr.: | 0155 |
Postleitzahl: | 8708 |
Koordinaten: | 694844 / 234605 |
Höhe: | 419 m ü. M. |
Fläche: | 4,78 km² |
Einwohner: | [1] 11'437 (31. Dezember 2022) |
Einwohnerdichte: | 2028 Einw. pro km² |
Website: | www.maennedorf.ch |
Männedorf | |
Karte | |
Männedorf (Mänidorf im lokalen Dialekt Zürichdeutsch) ist eine politische Gemeinde in der Schweiz. Sie liegt am oberen rechten Zürichseeufer im Bezirk Meilen im Kanton Zürich.
Wappen
- In Gold ein steigender schwarzer Fischotter, einen blauen Fisch verschlingend
Das Männedorfer Gemeindewappen stammt ursprünglich von Eberhard von Ottikon, der im 15. Jahrhundert als Obervogt von Männedorf amtete. Im Lauf der Geschichte zeigte das Wappen anstelle des Fischotters auch einen Biber, ein Eichhörnchen und einen Löwen. 1930 wurde das Original aus dem 15. Jahrhundert als offizielles Wappen bestimmt.
Geschichte
Wie die übrigen Seegemeinden war Männedorf bereits in der Steinzeit besiedelt, was Funde am Seeufer belegen. Ein Eisenzeitliches Grab wurde auf dem Ausläufer des Pfannenstils gefunden. Aus der Römerzeit sind nur einige wenige Münzfunde belegt.
Mittelalter
Die Besiedlung durch die Alemannen erfolgte wohl im 7. oder 8. Jahrhundert. Der Name stammt von einem Alemannen namens Mano oder Manno. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 933 auf einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen betreffend der Ruppertsmatt, welche heute auf dem Ortsplan nicht mehr ausgewiesen wird, respektive nach der angrenzenden auf Üetiker Gebiet liegenden Oberstmatt benannt wird.
Frühe Neuzeit
Das ursprünglich von Fischer, Bauern und Winzern bewohnte Dorf gehörte dem Kloster Pfäfers. Aus finanziellen Gründen wurde es später an die Gotteshausleute von Einsiedeln verkauft. Ab 1405 bis 1798 war es eine Zürcher Untervogtei, wovon das Untervogthaus im Dorfkern zeugt. Der Untervogt wurde aus der Bevölkerung gewählt und war das höchste Amt, welches ein Landbewohner erreichen konnte. Die Zehntenpflicht gegenüber Einsiedeln blieb jedoch bestehen und der Zehnten musste auf Kosten des Meiers per Schiff ans Statthalteramt in Pfäffikon geliefert werden. Nur wenn es zwei Fuhren gab, übernahm das Kloster die Kosten für die zweite Fahrt. Einsiedeln war auch für die Besoldung des (reformierten) Pfarrers zuständig, was immer wieder zu Unstimmigkeiten führte, da der Einsiedler Abt bei der Festlegung des Lohns von einem zölibatären Priester ausging, während die reformierten Pfarrer Frau und Kinder zu ernähren hatten.
Neuzeit
Das internationale Knabeninternat «zum Felsenhof» unter Leitung von Friedrich Staub sorgte im 19. Jahrhundert gemäss dem Chronisten nicht nur für einem guten Ruf, sondern auch für ziemliches Aufsehen im Dorf, zählten zu seinen Zöglingen auch Russen, Brasilianer und «Neger».[2]
Nach dem Bau der Eisenbahn Zürich-Meilen-Rapperswil im Jahre 1894 begann ein wirtschaftlicher Aufschwung. Manche Handwerks- und Industriebetriebe etablierten sich. Zu erwähnen sind etwa Orgelbau, Feinmechanik, Alarmtechnik. In der ehemaligen Büromöbelfabrik sind heute die Gemeindewerke untergebracht. Auch die Gerberei, Unterlieferant der Transmissionsriemen für Sulzer, und Seidenweberei Brunner besteht heute nicht mehr. Brunner hatte seinerzeit (nach der Kreispostdirektion und dem Regierungsrat) das dritte Telefon im Kanton. Dem bäuerlichen Leben entsprechend gab es auch eine Mühle, eine Schmiede und einige kleinen Ziegeleien für den örtlichen Bedarf. Unter Kuriosika muss die Seidenraupenzucht im Widenbad erwähnt werden, der jedoch kein kommerzieller Erfolg beschieden war.
Geographie
- Fläche: 478 ha, davon 34 % Landwirtschaft, 34 % Siedlungen, 25 % Wald.
Die Gemeinde erstreckt sich am südlichem Abhang des Pfannenstils vom rechten Zürichseeufer bis zum Stäfner Türli. Das Seeufer liegt auf 406 Metern über Meer, der Stollen auf 661 Metern. Die Gemeinde liegt auf Terrassen, die parallel zum Pfannenstilrücken verlaufen. Das ursprünglich kleine landwirtschaftlich geprägte Dorf am Seeufer hat sich seit dem Bau der Eisenbahn stark gewandelt und den Berg hinauf ausgedehnt. Heute ist es ein Bestandteil der städtischen Agglomeration der Stadt Zürich und zürichwärts mit dieser verwachsen.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1799 | 2166 |
1850 | 2382 |
1900 | 2902 |
1950 | 4396 |
2000 | 8348 |
2009 | 10000[3] |
- Ausländeranteil: 16 %.
Politik
Gemeindepräsidentin ist Heidi Kempin (FDP Stand 2009).
Wirtschaft, Verkehr
In Männedorf liegen das Kreisspital, ein Hallenbad, mehrere Altersheime und das kantonale Kinderheim Brüschhalde (ehemals Waisenhaus). Neben einigen Industriebetrieben und einem aktiven Gewerbe bieten auch die letzten Landwirtschaftsbetriebe Auskommen.
Fremdenverkehr
Im Bereich Fremdenverkehr ist die Zellersche Anstalt von Gesundbeterin Trudel, heute Bibel- und Erholungsheim, zu nennen. An Stelle des Schlammbades im Widenbad und einer Badeanstalt im Laubsägelistil bei der Pfrunderhaab betreibt die Gemeinde heute ein Hallenbad in der Halden und das angeblich schönste Strandbad am See im Ausserfeld, welches ursprünglich ein privater Betrieb war.
Oberhalb Männedorfs liegt die älteste Schweizer Evangelische Akademie boldern!. Seit 1947 finden hier Tagungen zu christlichen und sozialen Themen statt. [4]
Verkehr
Männedorf verfügt über ein gut ausgebautes Strassennetz. Die Seestrasse, die Bergstrasse und die Tram-, Aufdorf- bzw. Allenbergstrasse sind als Staatsstrassen Hauptträger des motorisierten Verkehrs. Der öffentliche Verkehr wird von der Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG), Fährverbindung nach Wädenswil, von den Verkehrsbetrieben Zürcher Oberland (VZO), Autobusverbindung nach Uster und Wetzikon als Nachfolgebetrieb der Wetzikon-Meilen-Bahn (mit Station im Auf Dorf), und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) getragen. Die rechtsufrige Zürichseebahn (Zürich–Meilen–Rapperswil) gilt als Vorläuferin der S-Bahn Zürich. In den 1960er-Jahren erhielt sie eigens vom Kanton Zürich finanzierte RABDe 12/12-Triebzüge ("Mirage") und den sogenannten starren Fahrplan (heute Taktfahrplan). Auf der Linie wurden als Vorläufer der S-Bahn ab 1968 der Halbstundentakt[5] und die Selbstkontrolle getestet und rund 25 Jahre später auf den gesamtschweizerischen Regionalverkehr ausgedehnt. Als Kuriosität verkehrte von 1948 bis 1950 auf Initiative und Rechnung des Verkehrsvereins eine als Ortsbahn oder Tram bezeichnete Busverbindung von der Bahnstation zum Strandbad mit einem Jeep-Sattelschlepper.
Kultur
Das kulturelle Leben der Gemeinde entspringt mehrheitlich privater Initiative. Neben den alten Zürcher Bräuchen wie Schulsilvester, Räbenlichter-Umzügen und Schübligziischtig (belegt bis in die 1980er-Jahre) wurde die Fasnacht von verschiedenen Vereinen am Überleben gehalten, so etwa vom Fussballclub, später vom Familienclub und der katholischen Kirche.
Die Lesegesellschaft erlebte ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert, in welchem sie auch für die Einführung der Wasserversorgung den Anstoss gab. Als würdiger Nachfolger organisiert der Kulturkreis regelmässig Konzerte und Lesungen.
Handwerk
Bekannt ist das in Männedorf ansässige Orgelbauunternehmen Kuhn. Die Firma von Johann Nepomuk Kuhn lieferte 1884 eine neue Orgel an die Kirche in Amden. 1904 baute Theodor Kuhn die Orgel der Basler Thomaskirche. Auch die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Moskau besitzt eine Orgel der Firma Th. Kuhn AG.
Persönlichkeiten
- Edi Bär, Volksmusiker.
- Zarli Carigiet, schweizerischer Schauspieler und Kabarettist.
- Franz Hohler, Kabarettist, wohnte in den 1960er-Jahren in Männedorf und schrieb eine gleichnamige Kurzgeschichte.[6]
- Gerhard Müller, Ingenieur, Erfinder des Skilifts
- Adolf Muschg, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, wohnt seit 1991 im Hasenacker.
- Kurt Pahlen, Dirigent, Komponist und Musikwissenschaftler.
- Ernst Solèr, Redaktor, Schriftsteller, Krimi-Autor.
- Emil Staub, Fabrikant und Mäzen von Othmar Schoeck.
- Friedrich Staub, Philologe und 1850 bis 1858 Besitzer des Knabenerziehungsintitut zum Felsenhof, Begründer des Idiotikons.
- Kaspar Wetli, Kantonsingenieur, Eisenbahnpionier und Initiant für die Eisenbahnstrecke über Männedorf.
- Marc Sway, Musiker, ist in Männedorf aufgewachsen.
Literatur
- Carl Bindeschedler: Geschichte der Gemeinde Männedorf. Stäfa, 1927 (vergriffen)
- Ernst Ötiker: Aus der Geschichte von Männedorf. In: Der Stammbaum. Männedorf: Gewerbebank, 1978 (vergriffen)
- Etienne Ruedin: Mänidorf, es Läsibuech. Eigenverlag, 1990 (vergriffen)
- Peter Ziegler: Männedorf. Männedorf: Gemeindeverwaltung, 1975
Weblinks
- Commons: Männedorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Website der Gemeinde Männedorf
- {{{Autor}}}: Männedorf. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Statistische Daten des Kantons zur Gemeinde Männedorf
Einzelnachweise
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Bindschedler (1927)
- ↑ Am 1. April, gemäss NZZ, 4. April 2009.
- ↑ http://www.boldern.ch
- ↑ http://home.datacomm.ch/michael.hafner/download/bahn/bahntext.htm Einführung Taktfahrplan (ganz unten)
- ↑ http://mikiwiki.org/wiki/Text_%22M%C3%A4nnedorf%22_(Franz_Hohler)