Schwaz

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Stadtgemeinde
Schwaz
Wappen Österreichkarte
Wappen von Schwaz
Schwaz (Österreich)
Schwaz (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Schwaz
Kfz-Kennzeichen: SZ
Fläche: 20,21 km²
Koordinaten: 47° 21′ N, 11° 42′ OKoordinaten: 47° 21′ 0″ N, 11° 42′ 0″ O
Höhe: 545 m ü. A.
Einwohner: 14.211 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 703 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6130
Vorwahl: 05242
Gemeindekennziffer: 7 09 26
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Franz-Josef-Straße 2
6130 Schwaz
Website: www.schwaz.at
Politik
Bürgermeister: Hans Lintner (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2004)
(21 Mitglieder)

6 (SPÖ),
12 Team-Lintner (ÖVP),
3 IgLS (Grüne)

Lage von Schwaz im Bezirk SchwazVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Schwaz im Bezirk Schwaz (anklickbare Karte)AchenkirchAschau im ZillertalBrandbergBruck am ZillerBuch in TirolEben am AchenseeFinkenbergFügenFügenbergGallzeinGerlosGerlosbergHainzenbergHart im ZillertalHippachJenbachKaltenbachMayrhofenPillRamsau im ZillertalRied im ZillertalRohrbergSchlittersSchwazSchwendauStansSteinberg am RofanStrass im ZillertalStummStummerbergTerfensTuxUdernsVompWeerWeerbergWiesingZell am ZillerZellbergTirol
Lage der Gemeinde Schwaz im Bezirk Schwaz (anklickbare Karte)
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Blick über Schwaz von Nordosten
Blick über Schwaz von Nordosten
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Schwaz ist eine Bezirkshauptstadt im Bundesland Tirol, Österreich.

Lage

Die Bezirkshauptstadt Schwaz liegt im mittleren Unterinntal etwa 30 km östlich der Landeshauptstadt Innsbruck am Fuß des Kellerjochs (Hausberg und Aussichtsberg, 2344 m) und des Eiblschrofens.

Schwaz bei Dämmerung

Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 20,17 km². Die Ansiedlung ist seit Jahrhunderten vom Lahnbach bestimmt, der durch Schottertransport und Überschwemmungen den ortsbestimmenden Schuttkegel aufbaute und die Stadt in die Gebiete Markt und Dorf teilt. Gleichzeitig gibt es die Gliederung in die geografischen Siedlungsbereiche Ried, Pirchanger, Bleiberg, Ost, Sonnseite, Surheim und Falkenstein.

Überragt vom Schloss Freundsberg, befinden sich im Zentrum der Altstadt am Ende der Hauptstraße die gotische Pfarrkirche, etwas oberhalb davon das gotische Franziskanerkloster und im ehemaligen Ortsteil Dorf die barockisierte St. Martins-Kirche.

Nachbargemeinden: Buch bei Jenbach, Fügenberg, Gallzein, Pill, Stans, Vomp

Geschichte

Der Raum um Schwaz war bereits in Jungsteinzeit (4000-2000 v. Chr.) und Bronzezeit (ab 1500 v. Chr., Funde bei St. Martin) besiedelt. Die Stadt selbst wurde 930 erstmals urkundlich als "Suates" erwähnt. Um 1170 errichteten die Fruntsberger (später Freundsberger) einen einfachen Wohnturm auf dem Hügel über Schwaz, den sie im 13. Jahrhundert zum "Schloss Freundsberg" ausbauten. War das Ortsbild anfänglich bäuerlichen Charakters, stieß es nach der Entdeckung der Silber- und Kupfervorkommen bald in großstädtliche Dimensionen vor. Zur Blütezeit des Bergbaus im 15. und 16. Jahrhundert war Schwaz als die größte Bergbaumetropole Europas mit 20.000 Einwohnern (heute etwa 13.000) nach Wien die zweitgrößte Ortschaft im Habsburger Reich.

Nach dem Niedergang des Bergbaus und der Zerstörung großer Teile des Orts in den Napoleonischen Kriegen wurde im 19. Jahrhundert durch folgende Einrichtungen ein Aufschwung eingeleitet:

  • 1819 Kreishauptschule
  • 1830 Errichtung einer Produktionsstätte für Tabakwaren
  • 1837 Eröffnung des Bezirksgerichtes
  • 1858 Bahnhof
  • 1871 gewerbliche Fortbildungsschule
  • 1876 Altenheim
  • 1889 erstes Schwazer Schwimmbad
  • 1897 erste Stromanschlüsse
  • 1898/1899 Errichtung des Franz-Joseph-Krankenhauses
  • 1900 Handelsschule

Bis zum ersten Weltkrieg war Schwaz Garnisonsstadt der k.u.k. Armee, 1914 lag dort das III. Bataillon des Salzburgischen Infanterieregiments "Erzherzog Rainer" Nr. 59. Am 16. September 1899 wurde anhand der Entschließung vom 28. April durch Kaiser Franz Joseph I, Schwaz zur Stadt erhoben. Diese späte Erhebung ist darin begründet, dass Schwaz trotz und wegen seiner Größe nie über eine Stadtmauer verfügte. Aus dem gleichen Grund befand sich zur Zeit des Silberbergbaus unter Kaiser Maximilian I. die Münze nicht vor Ort, sondern im befestigten Hall, ca. 17 Kilometer westlich von Schwaz.

Der Bergbau in Schwaz

Datei:Fuggerhs.png
Das Fuggerhaus

Bereits in der Bronzezeit wurde in den Bergen zwischen Schwaz und Kitzbühel Kupfer abgebaut, das in Verbindung mit Zinn zur Herstellung von Bronze benötigt wurde.

Der Silberabbau im Schwazer Silberbergwerk begann später, einer unbestätigten Sage nach soll im Jahre 1409 die Magd Gertraud Kandlerin beim Weiden eines Stieres auf dem Kogelmoos (Bereich oberhalb der Stadt) einen silbererzhaltigen Stein entdeckt haben. Um 1420 wurden erstmals reichhaltige Erzgruben am Falkenstein aufgetan und die Zuwanderung von bergmännischem Fachpersonal aus Böhmen und Sachsen begann. Innerhalb weniger Jahre wurde die Schwazer Metallproduktion ein europäischer Wirtschaftsfaktor und der Falkenstein wurde zur Silber- und Geldquelle der Habsburger. Die Augsburger Handelsfamilien Fugger und Paumgartner [1] waren über den Zeitraum des Silberbergbaus präsent. Auch der Arzt Paracelsus (Philipp Aureol Theophrast Bombast von Hohenheim in Egg an der Sihl) besuchte auf seinen Forschungsreisen zweimal (1516 und 1533/1534) Schwaz, um sich mit bergmännischen Krankheiten auseinanderzusetzen und erhielt wahrscheinlich die besten Informationen von dem Schwazer Arzt Johannes Milchtaler [2].

Unterstützten die Fugger im Jahre 1519 noch mit 850.000 Gulden (aus Schwazer Erzen) die Ernennung des Habsburgers Karl V. zum deutschen König, so fand um 1550 nach allgemein schlechter Wirtschaftslage die Augsburger Handelsgesellschaft ein jähes Ende. Nach dem Einzug des Großteils der Knappen in die Landesverteidigung und dem Import von "billigem" Silber aus amerikanischen Tagebauen begann der Niedergang der "Silberzeit" in Schwaz.

In den erzreichen Bergen und Hängen der Stadt Schwaz wurde in einem Zeitraum von 1420 bis 1827 Metall abgebaut. Die Ausbeute an Silber (2.571 Tonnen) und an Kupfer (190.999 Tonnen) verdeutlicht den wirtschaftlichen und weltpolitischen Einfluss von Schwaz.

Über die "Mutter aller Bergwerke" wurde 1558 von Georg Rösch von Geroldshausen folgender Reim verfasst:

Swatz ist aller perckhwerck muater zwar
Davon nert sych ayn gar gross schar
Ob treyssygh taussent, hab ich recht behalten
Von mannen, frauen, yungh und altn.


Übertragung ins Neuhocheutsche:

"Schwaz ist die Mutter aller Bergwerke zuwahr
Davon ernährt sich eine große Schar [von Menschen]
Dreißigtausend, wenn ich recht behalte [mich recht entsinne]
Männer, Frauen, Junge und Alte"

Sehenswürdigkeiten

Die beiden Türme der Pfarrkirche (links der ältere und höhere)
Grundriss der Pfarrkirche
Schloss Freundsberg um 1900
  • Das Fuggerhaus entstand um 1525 als Wohnsitz der Augsburger Handelsfamilie. Von hier aus leitete Anton Fugger zeitweise sein Imperium. Heute ist das Haus Sitz der Tertiar-Schulschwestern.
  • Das Handelshaus ist ein spätgotisches Bürgerhaus, das 1500-1509 von den beiden Gewerken Hans und Jörg Stöckl erbaut wurde. Das große Gebäude umfasst einen dreistöckigen Arkadenhof und dient heute als Rathaus.
  • Die Franz-Josef-Straße bildet die ehemalige Hauptstraße und ist heute eine Fußgängerzone. Sie wirkt trotz des Brandes von 1809 als geschlossener Straßenzug. Am Ende der Straße liegt das barockisierte Palais Tannenberg-Enzenberg.
  • Die Stadtpfarrkirche, eine 1460 erbaute vierschiffige Hallenkirche, wurde 1502 erweitert und ist heute die größte Hallenkirche Tirols. Links saßen die Bürger, rechts durch eine Holzwand getrennt die Knappen.
    Eine Besonderheit dieser Kirche sind die beiden Glockentürme, von denen einer rund 400 Jahre jünger ist. Er wurde 1911 errichtet, nachdem der ältere eine kritische Neigung im oberen Drittel der Konstruktion aufwies und wegen Einsturzgefahr bei nochmaligem Läuten nicht mehr gefahrlos verwendet werden konnte.
  • Das Franziskanerkloster mit seinem sehenswerten Kreuzgang mit gotischer Wandbemalung wurde 1515 eingeweiht.
  • Burg Freundsberg (der Herren von Frundberg) auf einem Hügel 170 m oberhalb der Stadt. Im Turm der Burg ist das Museum der Stadt Schwaz untergebracht. Es zeigt die u. a. die Entwicklung der Stadt und den Bergbau in Schwaz.
  • Das Haus der Völker (Völkerkundemuseum mit Exponaten aus Afrika und Indien).
  • Das Schwazer Silberbergwerk befindet sich am östlichen Ende der Stadt. Der 1491 aufgeschlagene Sigismund-Fürstelauf Erbstollen wurde zwischen 1989 und 1990 für Besucher zugänglich gemacht. Eine Grubenbahn fährt 800 m in den Stollen ein.
  • Das Zeiss Planetarium Schwaz ist eines der weltweit modernsten Kleinplanetarien. Seit 2001 vermittelt es Besuchern aus der Region und dem benachbarten Ausland Wissen über die Sternenwelt. 2006 wurde es mit neuer Full-Dome Technologie ausgestattet, um moderne 3D Filme zeigen zu können.
  • Das Kellerjoch mit 2.344 m Seehöhe ist ein Aussichtsberg mit Blick auf Zillertaler Alpen, Karwendel, Rofan bis Großglockner und ins Inntal. Seit den 1920er Jahren steht am Gipfel eine Kapelle und wenig unterhalb, auf 2.237 m, die „Neue“ Kellerjochhütte). Das Gebiet ist teilweise per Skilift erschlossen und im Sommer von Schwaz aus per Sessellift zum Arbeserkogel, von wo die Kellerjochhütte in etwa einer Stunde Fußmarsch erreicht wird.

Kultur und Sport

  • Beginnend mit 1993 finden jedes Jahr das Outreach Festival und die Outreach Academy in Schwaz statt.
  • Seit 1994 findet in Schwaz jährlich das Österreichweit renommierte Festival für Neue Musik Klangspuren statt, das im Museumsquartier in Wien beheimatet ist.

Sport:

Persönlichkeiten

  • Georg Scherer (1540-1605), Prediger der Gegenreformation, geboren in Schwaz
  • Edmund Zoz (1653–1707), Zisterzienserabt, geboren in Schwaz
  • Hans Köchler (1948-), Philosoph, geboren in Schwaz
  • Cordula Wöhler, (1845-1916), katholische Schriftstellerin und Dichterin, lebte über 30 Jahre in Schwaz und ist dort begraben.

Städtepartnerschaften

Literatur

  1. Das Zeitalter Der Fugger: Geldkapital und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert
  2. Georg Burckhard: Ein bis jetzt unbekannter medizinischer Schriftsteller des 16. Jahrhunderts (Dr. Johannes Milchtaler aus Schwaz), Sudhoffs Archiv 4 (1911), S. 20-30

Weblinks