Spreitenbach

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Spreitenbach
Wappen von Spreitenbach
Wappen von Spreitenbach
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4040i1f3f4
Postleitzahl: 8957
UN/LOCODE: CH SPB
Koordinaten: 670028 / 252639Koordinaten: 47° 25′ 15″ N, 8° 22′ 0″ O; CH1903: 670028 / 252639
Höhe: 421 m ü. M.
Fläche: 8,60 km²
Einwohner: i12'322 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 1433 Einw. pro km²
Website: www.spreitenbach.ch
Karte
Karte von Spreitenbach
Karte von Spreitenbach
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Spreitenbach (schweizerdeutsch: ˈʃpræɪ.tə.bɑχ)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt südöstlich des Bezirkshauptorts im Limmattal, unmittelbar an der Grenze zum Kanton Zürich.

Geographie

Das Dorf liegt in der Mitte zwischen Baden und Zürich auf der Südseite der Limmat. Das Siedlungsgebiet erstreckt sich über eine flache weite Ebene zwischen dem Heitersberg und dem Flussufer. Der alte Dorfkern Spreitenbachs, durch den der gleichnamige Bach fliesst, liegt am südlichsten und hat seinen ursprünglichen Charakter zu einem nennenswerten Teil bewahrt. Nördlich davon liegt das moderne Spreitenbach mit weitläufigen Wohnblockquartieren, Gewerbezonen und Einkaufszentren. Ganz im Norden, durch die Autobahn und die Eisenbahnlinie getrennt, befindet sich in einer Flussschlaufe der Limmat die ausgedehnte Industriezone Neuhard. Der östliche Teil der Ebene wird durch den Rangierbahnhof Limmattal beherrscht.[3]

Der Franzosenweiher liegt im Waldgebiet südlich von Spreitenbach, in unmittelbarer Nähe der Gemeindegrenze zu Dietikon. Das Biotop Altes Bad setzt sich zusammen aus einem Teich und einem Feuchtgebiet mit grossem Pflanzenreichtum. Die Gemeinde hat dieses Gebiet mit dem angrenzenden Waldstück als Naturschutzzone ausgeschieden. Zum Namen kam der Weiher, weil die napoleonischen Truppen dort lagerten, bevor sie beim Kloster Fahr die Limmat überquerten.

Rund zwei Kilometer westlich des Dorfes, auf einer Höhe von 650 Metern, liegt auf einem Hochplateau des Heitersbergs der gleichnamige Weiler. Nicht weit davon entfernt ist die höchste Stelle des Gemeindegebiets (672 m ü. M.). Die tiefste Stelle liegt auf 385 Metern an der Limmat. Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 860 Hektaren, davon sind 309 Hektaren bewaldet und 327 Hektaren überbaut.

Ansicht vom Käferberg

Nachbargemeinden sind Würenlos im Norden, Oetwil an der Limmat im Nordosten, Dietikon im Osten, Bergdietikon und Bellikon im Süden, Remetschwil im Westen sowie Killwangen im Nordwesten.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Spreitinbach erfolgte im Jahr 1124. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen (ze demo) spreiten bahhe und bedeutet «beim sich ausbreitenden Bach».[2] Neben zahlreichen Klöstern waren vor allem die Ritter von Schönenwerd (bei Dietikon) bedeutende Grundbesitzer. Diese mussten zwischen 1274 und 1287 alle ihre Güter an das Kloster Wettingen verkaufen, das damit zum bedeutendsten Grundherrn des Dorfes aufstieg. Landesherren und Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit waren die Habsburger.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Spreitenbach war nun Teil des Amtes Dietikon in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. 1541 erwarb das Kloster Wettingen auch die niedere Gerichtsbarkeit. 1670 und 1785 zerstörten Dorfbrände zahlreiche Häuser. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Spreitenbach wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.

Ansicht von Norden

Am 9. August 1847 nahm die erste Eisenbahnlinie der Schweiz, die Schweizerische Nordbahn zwischen Zürich und Baden, ihren Betrieb auf. Die Spreitenbacher setzten sich für eine Linienführung weit abseits des Dorfes ein. Aus diesem Grund liegt der nächste Bahnhof noch heute im benachbarten Killwangen, obwohl diese Gemeinde rund sieben Mal weniger Einwohner hat. Die Industrialisierung begann 1862 mit der Eröffnung einer Baumwollspinnerei.

Spreitenbach war bis Mitte der 1950er Jahre ein Bauerndorf mit einigen kleinen Gewerbebetrieben und einem Segelflugplatz. Doch dann setzte ein Bauboom ein, der seinesgleichen sucht. Da im Kanton Zürich damals ein Konkubinatsverbot bestand, stieg die Nachfrage nach Wohnraum im Kanton Aargau und insbesondere in Spreitenbach markant an. Die allgemeine Wohnungsnot aufgrund des starken Bevölkerungswachstums verstärkte diese Entwicklung zusätzlich. Auf dem Reissbrett wurde «Neu-Spreitenbach» entworfen und danach teilweise in die Realität umgesetzt. Geplant war eine Satellitenstadt. Es entstanden Hochhaussiedlungen sowie ausgedehnte Gewerbe- und Industriezonen. Mitte der 1960er Jahre gingen die Planer von einer Bevölkerung von 35`000 Einwohnern und 20'000 Arbeitsplätzen im Endausbau aus. Wegen des Ölkrise und der anschliessenden Wirtschaftsflaute in den 1970er Jahren wurden die Visionen nur zum Teil umgesetzt. 1981 trat ein neuer Bauzonenplan in Kraft, der eine weniger dichte Besiedlung sowie die Abkehr vom Hochhausbau zur Folge hatte.

1970 wurde das erste Einkaufszentrum der Schweiz im Stile einer amerikanischen Shopping Mall eröffnet. 1974 folgte ein zweites, noch grösseres. Spreitenbach galt lange als negatives Musterbeispiel für die Zersiedelung des Schweizer Mittellands. Zwischen 1960 und heute hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verfünffacht. Keine andere Gemeinde des Kantons Aargau hatte ein derart grosses Wachstum zu verzeichnen.

Alte Kirche, 1184 erstmals erwähnt
Neue katholische Kirche von 1904

Sehenswürdigkeiten

Folgende Kirchengebäude werden noch für Gottesdienste benutzt oder stehen unter Heimatschutz:

Als Besonderheit trägt die alte, nun reformierte Kirche auf dem Kirchturm ein Kreuz, während die neue, katholische Kirche auf dem Kirchturm einen Hahn trägt (normalerweise ist der Turmschmuck bei katholischen und reformierten Kirchen andersherum).

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Geviert von Blau mit gekröntem gelbem Leopardenkopf und von Rot mit sechsstrahligem weissem Stern.» Auf dem Wappen des Gemeindesiegels von 1872 waren eine Linde und eine Tanne abgebildet. Das heute verwendete Wappen geht auf eine Empfehlung des Ortschronisten zurück und wurde nach 1930 eingeführt. Es ist auf der Karte des Kantons Zürich aus dem Jahr 1667 abgebildet. Der Leopardenkopf weist auf die Herren von Schönenwerd hin, der Stern auf das Kloster Wettingen, den früheren Gerichtsherrn.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1487 1780 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner ca. 90 383 669 913 1064 1173 1964 5978 7198 8315 9127

Am 31. Dezember 2008 lebten 10'568 Menschen in Spreitenbach, der Ausländeranteil betrug 50,1 % und ist damit der mit Abstand höchste im Kanton Aargau (mehr als das Zweieinhalbfache des kantonalen Durchschnitts). Bei der Volkszählung 2000 waren 40,0 % römisch-katholisch, 20,4 % reformiert, 7,9 % christlich-orthodox und 14,7 % muslimisch; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 72,1 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 7,0 % Italienisch, 6,1 % Serbokroatisch, 4,8 % Albanisch, 2,3 % Türkisch, 1,2 % Spanisch, je 1,1 % Französisch und Portugiesisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2010–2013 sind:

  • Josef Bütler (FDP), Gemeindeammann
  • Stefan Nipp (CVP), Vizeammann
  • Peter Muntwyler (parteilos)
  • Doris Schmid (FDP)
  • Monika Zeindler (parteilos)

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Spreitenbach gehört zum Friedensrichterkreis Wettingen.

Städtepartnerschaft

Seit 1988 besteht eine Partnerschaft zwischen Spreitenbach und der italienischen Stadt Bra in der Provinz Cuneo.

Wirtschaft

Spreitenbach ist aufgrund seiner hervorragenden verkehrstechnischen Lage im Westen der Agglomeration Zürich ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Gemäss Betriebszählung 2005 bieten über 700 Unternehmen bieten rund 7200 Arbeitsplätze an. Davon sind 1 % in der Landwirtschaft, 22 % in der Industrie und 77 % im Dienstleistungssektor.[7] Die beiden grossen Einkaufszentren Shoppi und Tivoli sowie das Möbelhaus IKEA, dessen 1973 eröffnete Filiale die erste ausserhalb Skandinaviens war, bilden das Rückgrat der Dienstleistungsbranche. Auch zahlreiche namhafte Firmen haben sich hier niedergelassen. Die bekanntesten sind Zweifel (Kartoffelchips), Bridgestone (Autoreifen), Johnson & Johnson (Pharmazeutika und Kosmetika), Nestlé (Nahrungsmittel), Miele (Haushaltgeräte), Chiquita (Bananenproduzent) sowie die zur Migros gehörenden Magazine zum Globus (Detailhandel) und Limmatdruck (Medien und Verpackungen).

Verkehr

Die Gemeinde liegt an der vielbefahrenen Hauptstrasse 3 (ZürichBaden. Der Anschluss Dietikon der Autobahn A1 liegt zwei Kilometer östlich des Dorfes. 2008 erhielt Spreitenbach einen eigenen Halbanschluss (nur von und in Fahrtrichtung Bern). Hier und im Nachbarort Dietikon entstand 1978 (Inbetriebnahme letzter Ausbaustufe) auch der grösste Rangierbahnhof des Landes, der Rangierbahnhof Limmattal.

Spreitenbach wird durch zahlreiche Buslinien erschlossen. Die Linien 2 und 4 der RVBW verkehren über Killwangen, Neuenhof und Wettingen nach Baden. Eine Linie von Limmatbus (Tochtergesellschaft von BDWM Transport) verkehrt von Killwangen über Spreitenbach und Dietikon nach Zürich-Altstetten. Anschluss an die S-Bahn Zürich besteht an den nahegelegenen Bahnhöfen Killwangen-Spreitenbach und Dietikon (Linien S3, S12 und S17). Mittelfristig wird Spreitenbach auch durch die neue Stadtbahn Limmattal erreichbar sein.

Bildung

In Spreitenbach gibt es neun Kindergärten und acht Schulhäuser, in denen sämtliche Stufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet werden (Primarschule, Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule). Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Wettingen und Baden.

Weblinks

Commons: Spreitenbach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 402–404.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 279.
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau