Abtnaundorf

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Abtnaundorf ist ein Stadtteil im Stadtbezirk Nordost von Leipzig. Der größte Teil der Abtnaundorfer Flur bildet verwaltungsmäßig zusammen mit einem Teil von Schönefeld und weiteren Anteilen den Ortsteil Schönefeld-Abtnaundorf.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abtnaundorf liegt etwa 4,5 Kilometer vom Stadtzentrum Leipzigs entfernt in der Flussaue der Parthe. Es wird umgrenzt von Schönefeld, Mockau und Thekla.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abtnaundorf (um 1800)
Schloss Abtnaundorf (2009)

Naundorf entstand um ein Gut, das im 13. Jahrhundert an das Peterskloster Merseburg kam und so – allerdings erst später – das „Abt“ im Namen erhielt. Das Kloster verpachtete das Gut mehrfach, das dann mitunter den Namen des Pächters annahm. Um 1540 wurde das zum Gut gehörige Vorwerk Heiterblick errichtet. Nach der Reformation wechselte das Gut häufig den Besitzer, ab 1696 gehörte es längere Zeit Johann Ernst Kregel von Sternbach. 1789 wurde es schließlich von Christian Gottlob Frege II (1747–1816) erworben, dem Sohn des Bankiers Christian Gottlob Frege (1715–1782), und blieb bis 1916 im Besitz der Familie. Bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Teile des ausgedehnten Landschaftsparks zwischen Dorf und Parthe angelegt. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Abtnaundorf bei den Kämpfen am 18. Oktober 1813 stark in Mitleidenschaft gezogen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann die Landhaus- und Villenbebauung, und nach Inkrafttreten der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 erfolgte 1839 die Wahl des ersten Gemeinderates. Der Ort gehörte bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Im 19. Jahrhundert war Abtnaundorf mit seinem öffentlich zugänglichen Gutspark ein beliebtes, über die Parthewiesen zu erreichendes Ausflugsziel der Leipziger. Der inzwischen zum Landschaftsschutzgebiet erklärte Abtnaundorfer Park zieht besonders an den Wochenenden mit neu angelegten Rad- und Wanderwegen viele Besucher an. Zwischen 1889 und 1891 wurde am nordöstlichen Ende der Kastanienallee (heute Reiterallee) ein Mausoleum für die Familie Frege errichtet, das nach 1945 zerstört wurde.[2] 1892/93 wurde unter Arnold Woldemar von Frege-Weltzien (1841–1916) das Herrenhaus des Gutes abgerissen und als Schloss neu aufgeführt (Architekt: Peter Dybwad). 1930 wurde Abtnaundorf nach Leipzig eingemeindet.

Im Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Hinweisschild in Höhe der Heiterblickstr. 26 (Flurstück 50, damals zu Abtnaundorf gehörend) erinnert an das Massaker von Abtnaundorf. Dort befand sich der Zugang zu Werk III der Erla-Werke Leipzig.[3] Jährlich erinnert die Stadt Leipzig gemeinsam mit dem Bund der Antifaschisten e. V. Leipzig am Ort des Geschehens an das in die Geschichte eingegangene Massaker von 1945.

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1947 wurde das Rittergut zum Stadtgut, und das Schloss wurde zur Lehrerausbildung und als Krankenhaus genutzt. Von 1966 bis 1996 war hier die Kinderabteilung des Krankenhauses St. Georg. Seit 1998 wurde das Anwesen von einem privaten Investor in eine komfortable Wohnanlage entwickelt. Zwischenzeitlich wurde das Schloss von einem neuen Eigentümer erneut aufwändig saniert und ist für die Öffentlichkeit einschließlich Schlosspark nicht mehr zugänglich.

Der von 1992 bis 1995 erschlossene Gewerbepark Nordost (u. a. VNG – Verbundnetz Gas, Ernst Klett Schulbuchverlag) liegt zum größten Teil auf der Flur des ehemaligen Rittergutes Abtnaundorf.

2021 erwarb die GRK-Gruppe Leipzig das unter Denkmalschutz stehende Rittergut mit den dazugehörigen Reithallen und -wiesen.[4]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schönefeld-Abtnaundorf

Jahr Einwohner[5]
2000 09.370
2005 09.097
2010 10.106
2015 12.108
2020 13.092
2023 14.059

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Abtnaundorf zum Wahlkreis Leipzig 7, bei Bundestagswahlen zum Bundestagswahlkreis Leipzig I (Wahlkreis 152).

Die Bundestagswahl 2021 führte zu folgendem Zweitstimmenergebnis:[6]

Partei Schönefeld-Abtnaundorf Stadt Leipzig
SPD 18,0 % 20,9 %
Bündnis 90/Die Grünen 16,6 % 18,5 %
Die Linke 15,9 % 13,7 %
AfD 15,9 % 13,3 %
CDU 11,2 % 14,0 %
FDP 09,1 % 10,1 %
Sonstige 13,3 % 09,5 %

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Gasthof
Pavillon im Park
  • Schloss Abtnaundorf
  • Installation „Doppelt hell an dunklen Ufern“ im Rahmen des Projektes „KunstParcours und ParkNetzwerk Parthe“, erinnert an Clara Schumann.[7]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reit- und Fahrverein „Herodot“ Leipzig e. V. in der Heiterblickstraße 17, führt jährlich Reit- und Springturniere durch[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8.
  • G. A. Poenicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen nach der Natur neu aufgenommen von F. Heise, Architect. I. Section: Leipziger Kreis. Leipzig, um 1860.
  • Harald Otto: Welt erfahren Schönefeld-Abtnaundorf-Mockau und zurück, PRO LEIPZIG, Leipzig 2010, ISBN 978-3-936508-56-7.
  • Karl-Heinz Rother, Jelena Rother: Die Erla-Werke GmbH und das Massaker von Abtnaundorf, hrsg. vom Bund der Antifaschisten e.V. (BdA), Sitz Leipzig/Stadtverband Leipzig der Verfolgten des Naziregimes (VVN), 2013.
  • Michael Liebmann, Schönefeld mit Abtnaundorf, Neustadt und Neuschönefeld. Ein Leipziger Stadtteillexikon, hrsg. im Auftrag von Pro Leipzig e. V., 2019. ISBN 978-3-945027-33-2
  • Greta Paulsen, Das Rittergut Abtnaundorf 1789–1916. „Dem Auge zum Genuß, wie dem Geiste zur Beschäftigung“. In: Bürger, Gärten, Promenaden. Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert, hrsg. von Nadja Horsch und Simone Tübbecke. Passage Verlag Leipzig, 2019, ISBN 978-3-95415-085-4, S. 219–224.
  • André Loh-Kliesch: Straßennamen in Abtnaundorf. Leipzig 2021. PDF, 218 kB, OpenAccess

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Abtnaundorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Abtnaundorf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  2. Abtnaundorfer Park. In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
  3. PRO LEIPZIG (Hrsg.): Abtnaundorf Eine historische und städtebaulische Studie, Ausgabe 2013, Jelena Rother: Zur Vorgeschichte des Gewerbegebietes, S. 50/51
  4. GRK-Gruppe erwirbt Rittergut Abtnaundorf. In: konii. Abgerufen am 1. September 2022.
  5. Stadt Leipzig. Bevölkerungsbestand. In: statistik.leipzig.de. Abgerufen am 17. März 2024.
  6. Bundestagswahl am 26. September 2021. Ergebnisse und Analysen. (PDF) In: static.leipzig.de. S. 79, 83, abgerufen am 17. März 2024.
  7. Doppelt hell an dunklen Ufern. In: Zweckverband Parthenaue. Archiviert vom Original am 9. August 2014; abgerufen am 3. Februar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadt-land-kunst.org
  8. Herodot Leipzig. Abgerufen am 31. August 2022.

Koordinaten: 51° 22′ N, 12° 25′ O