Accumulatorenfabrik Sonnenschein

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Accumulatorenfabrik Sonnenschein

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Rechtsform GmbH
Gründung 1910
Sitz Berlin und Büdingen
Branche Produzierendes Gewerbe

Die Accumulatorenfabrik Sonnenschein GmbH war bis zum Verkauf an den französisch-italienischen Batteriekonzern CEAC, Clichy, im Jahr 1992 ein eigenständiger Bleibatterieproduzent. Nachdem der CEAC-Konzern seinerseits im Jahr 1996 vom amerikanischen Bleibatteriekonzern Exide Technologies übernommen worden war, ließ dieser die Firma Accumulatorenfabrik Sonnenschein GmbH im Jahr 2000 in der Deutschen Exide GmbH aufgehen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodor Sonnenschein (* 17. Juni 1880 in Elberfeld), der große Bruder von Adolf, hatte als bekennender Katholik 1901 das Gymnasium zu Recklinghausen absolviert und besuchte die Universitäten in Bonn, Paris, München, Berlin und Rostock, an denen er sich hauptsächlich dem Studium der Physik widmete, außerdem aber Chemie, Mathematik, Philosophie und Elektrotechnik studierte. 1910 wurde er mit der Arbeit Bestimmung von Phasenverschiebung und Kapazität an umkehrbaren Elektroden mit Hilfe des Oszillographen promoviert.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung erfolgt durch Theodor Sonnenschein, einen Schüler Max Plancks, im Jahre 1910 in Berlin. Akkumulatoren hatte Sonnenschein schon während seines Studiums hergestellt. Nachdem die Allgemeine Berliner Omnibus AG einen großen Auftrag erteilt, ist damit die Grundlage für die Firmengründung geschaffen.

Weiterentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1918 tritt Clemens Jonen, der Schwager von Sonnenschein, in die Firma ein und übernimmt die Accumulatorenfabrik Sonnenschein 1926 gänzlich. Im Jahr 1957 verstirbt Clemens Jonen und die nächste Generation übernimmt die Firma in Gestalt von Marie-Luise Schwarz-Schilling (geb. Jonen) und ihrem Ehemann Christian Schwarz-Schilling. Anfang der 1990er Jahre gerät das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wird 1992 an den Bleibatteriekonzern CEAC aus Frankreich verkauft, der die Firma Accumulatorenfabrik Sonnenschein als eigenständige GmbH weiterführt. Nachdem die CEAC im Jahr 1996 ihrerseits von der amerikanischen Exide Technologies übernommen wird, lässt diese die Sonnenschein GmbH in der Deutschen Exide GmbH aufgehen.

Das Markenzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frau von Clemens Jonen, Edita, zeichnete anlässlich der Funkausstellung 1927 das Markenzeichen, die Halbsonne. Das Markenzeichen wurde 1967 auf Veranlassung des damaligen Marketingleiters vom Grafikdesigner Herbert Kiefer grundlegend neu gestaltet und wird in dieser Form bis heute vom Bleibatteriekonzern Exide Technologies für Blei-Gel-Akkumulatoren genutzt.

Produktionsstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1936 produziert man in Berlin Alt-Moabit 104, dann wird es zu eng und es folgt 1936 der Umzug in die Huttenstraße 63–64. Nachdem der Bedarf nach Akkumulatoren immer noch steigt, erfolgt 1938 der Umzug in ein neues Werk in der Fritz-Werner-Straße 68 in Berlin-Mariendorf, in der Nähe des Daimler-Motoren-Werks. Auf dem dazugehörigen Werksgelände Untertürkheimer Str. 22–26 befand sich ein Lager mit drei Baracken für 40 bis 80 sowjetische Zwangsarbeiter.[1] Das Werk wird 1945 durch Bomben zu 2/3 zerstört. Nach dem Krieg wird das Werk wieder in Betrieb genommen. Im Jahr 1995 wird es geschlossen, nachdem eine Produktion von Kfz-Starterbatterien in Berlin nicht mehr wirtschaftlich ist. Im Betrieb waren auch ungesetzliche Aktivitäten bekannt geworden, von 1975 bis 1985 wurde eine Bleischmelzanlage ohne die erforderlichen Genehmigungen betrieben.[2]

Leipa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den letzten Kriegsjahren wird ein Teil der Produktion in ein Zweigwerk nach Leipa (Böhmen) verlegt. Nach dem Kriegsende geht dieses Zweigwerk verloren.

Büdingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1946 erfolgt die Gründung des Werkes Büdingen auf Grund der isolierten Lage Berlins.

Weiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1987 erfolgt die Inbetriebnahme des neuen Werkes Weiden, welches Industriebatteriezellen herstellt und somit das Werk in Berlin deutlich entlastet. Im Jahr 2000 wird das Werk geschlossen, da sich die Produkte im Konzernwerk Bad Lauterberg der Deutschen Exide GmbH deutlich günstiger produzieren lassen.

Portugal und Nigeria[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1980er Jahren baute Sonnenschein in Porto Alto, Portugal und Nigeria Auslandsfabrikationsstätten. Beide Fabriken wurden später verkauft.

Innovation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dryfit Akku

Nachdem der bei Sonnenschein beschäftigte Otto Jache schon kurz nach dem Krieg Versuche unternahm, mittels sogenannter Gelbildner die flüssige Schwefelsäure festzulegen, gelingt der Durchbruch im Jahre 1957. Sonnenschein meldet die Blei-Gel-Technologie zum Patent an, welches 1958 erteilt wird und dem Unternehmen goldene Jahre beschert. Die Vermarktung erfolgt weltweit unter dem Markennamen „dryfit“.

Marktposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den Anfängen heraus baute Sonnenschein ähnliche Akkumulatoren wie auch die traditionsreichen Hauptwettbewerber in Deutschland und wurde so zur Nummer 4 in Deutschland. Eine erste Spezialisierung erfolgte in den 1950er Jahren, als Sonnenschein weltweiter Marktführer für Motorradanlassbatterien wurde. Diese Position verlor Sonnenschein in der Folge aber an koreanische Wettbewerber und erlangte erst durch die dryfit-Technologie erneut eine starke Position auf dem Weltmarkt.

Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung der Anzahl Mitarbeiter ist typisch für das 20. Jahrhundert. Im Jahr 1926 sind 5 Arbeiter und 1 Angestellter beschäftigt. 1940 sind es dann 228 Mitarbeiter (195+33). Dann kommt man in der Spitze 1943 auf 338 Mitarbeiter und fällt bis zum Jahr 1950 auf 163 wieder herab. In der Zeit des Wirtschaftswunders steigt die Anzahl der Mitarbeiter kontinuierlich auf 994 im Jahr 1969. In den 1980er Jahren beschäftigt Sonnenschein dann bis zu 1100 Mitarbeiter. In den 1990er Jahren sinkt die Zahl dann wieder unter 1000 ab und bleibt bis zum Jahr 2000 auch kontinuierlich unter der Grenze von 1000.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sonnenschein: Sonnenschein 1910–1970. Broschüre, Büdingen 1970. DNB 969576870
  • Sonnenschein: Akkumulatorenfabrik Werk Weiden. Büdingen 1988.
  • Hartmut Steiner: Der Fall Sonnenschein – Eine beispiellose Kampagne. Mainz 1988.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lager und Ausländerunterkünfte in Berlin-Tempelhof während des 2. Weltkriegs. Eine erste Zusammenstellung. (Stand Frühling 2001)
  2. Geschäftsführer von »Sonnenschein« verurteilt. In: taz.de. 12. März 1991, abgerufen am 23. März 2023.

Koordinaten: 52° 25′ 41,7″ N, 13° 22′ 55,2″ O