Acyloin-Kondensation

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Als Acyloin-Kondensation bezeichnet man in der Organischen Chemie die Kondensation zweier Ester zu α-Hydroxycarbonylverbindungen (Acyloine) durch Umsetzung in der Wärme mit Natrium in Toluol oder Xylol. Die Reaktion zählt zu den Radikalreaktionen.

Übersichtsreaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Acyloin-Kondensation reagieren zwei Ester zu einem Acyloin:

Übersicht zur Acyloin-Kondensation
Übersicht zur Acyloin-Kondensation

Die Reste R1 und R2 sind Organyl-Reste. Die grüne Bindung im Acyloin ist die neu geknüpfte Verbindung zwischen den beiden Estern.[1]

Mechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mechanismus der Acyloin-Kondensation wird an dem obigen Beispiel erläutert.

Mechanismus zur Reaktion zum Acyloin
Mechanismus zur Reaktion zum Acyloin

Zuerst reagiert der Ester 1 mit Natrium zum Radikalanion 2, das mit einem weiteren Radikalanion zu dem Dianion 3 dimerisert. Durch Abspaltung von zwei Alkoholat-Resten (R2O) entsteht ein Diketon 4, welches mit überschüssigem Natrium zum Dianion 5 reduziert wird. Dieses Dianion wird dann bei wässriger Aufarbeitung zum α-Hydroxyketon 6, dem Acyloin, hydrolysiert.[1][2]

Rühlmann-Variante[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur drastischen Verbesserung der Ausbeute kann Trimethylsilylchlorid (TMSCl) zugesetzt werden, das als Abfangreagenz für die basischen Alkoholate dient. Konkurrenzreaktionen werden so unterdrückt.[3]

Durch Hydrolyse der Silylether erhält man die Acyloine.

Rühlmann-Methode
Rühlmann-Methode

Intramolekulare Variante[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die intramolekulare Variante (Prelog-Stoll-Cyclisierung) ist aus Edukten mit zwei Estergruppen möglich. Über diese Methode sind aus geeigneten Dicarbonsäurediestern entsprechende Ringsysteme zugänglich – je nach Kettenlänge des Einsatzmaterials. Die Ausbeuten für die cyclische Variante variieren in Bezug auf die Kettenlänge – einige Systeme bilden sich leichter als andere. Von präparativer Bedeutung ist vor allem die Bildung von größeren Ringen (10- oder 12-gliedrige) unter Anwendung des Ziegler-Ruggli-Verdünnungsprinzips. Die Gegenwart von Doppel- oder Dreifachbindungen im Kohlenstoffsystem stört die Reaktion im Allgemeinen nicht.

Catenane

Catenane
Mittels der innermolekularen Variante lassen sich auch Catenane synthetisieren.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Z. Wang: Comprehensive Organic Name Reactions and Reagents, 3 Volume Set. John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey 2009, ISBN 978-0-471-70450-8, S. 13.
  2. L. Kürti, B. Czakó: Stratigic Applications of Named Reactions in Organic Synthesis. Elsevier Academic Press, Amsterdam 2005, ISBN 978-0-12-429785-2, S. 4–5.
  3. K. Rühlmann: Die Umsetzung von Carbonsäureestern mit Natrium in Gegenwart von Trimethylchlorsilan. In: Synthesis. Nr. 5, 1971, S. 236–253, doi:10.1055/s-1971-21707.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Acyloin-Kondensation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien