Afar (Sprache)

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Afar

Gesprochen in

Äthiopien, Eritrea und Dschibuti
Sprecher 1,4–1,6 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Region Afar, Athiopien Äthiopien (regionale Arbeitssprache)[1]
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Eritrea Eritrea (Nationalsprache)[2]
Dschibuti Dschibuti (in islamischen und gewohnheitsrechtlichen Gerichten; geringe Verwendung als Unterrichtssprache)
Sprachcodes
ISO 639-1

aa

ISO 639-2

aar

ISO 639-3

aar

Afar (Eigenbezeichnung Qafar-áf oder ʿAfar-áf)[3] ist eine Sprache aus dem kuschitischen Zweig der afroasiatischen Sprachfamilie, die von rund eineinhalb Millionen Menschen vom Volk der Afar in Äthiopien, Eritrea und Dschibuti gesprochen wird.

Das Afar ist eng verwandt mit dem Saho. Im nördlichen Bereich des Afar-Gebietes bestehen Kontakte zu den Saho, und durch Mischehen und die räumliche Nähe kommt es zu gegenseitiger Beeinflussung dieser Sprachen, sodass manchmal auch von „Afar-Saho“ als einer einzigen Sprache die Rede ist. Dies entspricht jedoch nicht der linguistischen Realität und dem Selbstverständnis der Sprecher.[2]

Afar hat eine Wortstellung der Form Subjekt-Objekt-Verb. Die Betonung ist bedeutungsunterscheidend, beispielsweise zwischen áwka („Junge“) und awká („Mädchen“).[4]

Alphabetisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sprache wird seit je mündlich überliefert, einschließlich einer umfangreichen Dichtkunst. Es existiert sehr wenig gedrucktes Material auf Afar.[5] Der Alphabetisierungsgrad der Afar-Sprecher ist mit einem Prozent in ihrer Muttersprache und drei Prozent in einer Zweitsprache (meist Arabisch) sehr gering.[6]

Sprachwissenschaftler streben eine Standardisierung der Sprache an, um ihre Verschriftung und die Alphabetisierung ihrer Sprecher zu fördern. Entsprechende Bemühungen werden vom Institut des Langues de Djibouti, dem Bildungsministerium von Eritrea und dem Afar Language Studies & Enrichment Center in Äthiopien unterstützt.[5] Bereits ab 1976 hatten die beiden Afar Ḥámad ʿAbdallah Ḥámad Dimis und ʿAbdulkāder Maḥámmed Rēdó eine Afar-Orthographie für das lateinische Alphabet entwickelt, die seither für offizielle Zwecke, für Zeitungen und private Briefe Verwendung findet.[4]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Afar-Region Äthiopiens wird Afar zum Teil als Unterrichtssprache in den wenigen Schulen verwendet,[7] Arbeitssprache der Region war jedoch zunächst Amharisch.[8] 2010 nennt die Website des äthiopischen Parlaments Afar als regionale Arbeitssprache. Seit 2008 gibt es ein Afar-Programm im äthiopischen Fernsehen.

In Eritrea ist Afar neben acht anderen „Nationalsprachen“ offiziell anerkannt, de facto werden aber hauptsächlich Tigrinya und Arabisch für offizielle Zwecke verwendet. Es gibt Sendungen auf Afar im nationalen Radiosender und eine Übersetzung der Verfassung. Als Unterrichtssprache bevorzugen die Afar anstelle von Afar oft Arabisch, das als Zweit- und Verkehrssprache verbreitet ist.[2]

In Dschibuti gewinnt das Französische an Bedeutung, da es Amtssprache ist und entsprechend in den Schulen verwendet wird.[9] Die offizielle Sprach- und Bildungspolitik verfolgt das Ziel, den Unterricht auf Französisch wie auch auf Somali und Afar – den Muttersprachen der meisten Dschibutier – und auf Arabisch abzuhalten, faktisch ist Französisch jedoch fast alleinige Bildungssprache. Die französische Sprache hat auch das in Dschibuti gesprochene Afar beeinflusst. Das nationale Radio sendet in allen vier Sprachen. In islamischen (Schari'a-) und gewohnheitsrechtlichen Gerichten, die neben der nach französischem Vorbild funktionierenden Justiz bestehen, werden vor allem Arabisch, Somali und Afar verwendet.[10]

Phonetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  Labial Alveolar Retroflex Palatal Velar Pharyngal Glottal
Plosiv stimmlos   t  [t]     k  [k]    
stimmhaft b  [b] d  [d] x  [ɖ]   g  [ɡ]    
Frikativ stimmlos f  [f] s  [s]       c  [ħ] h  [h]
stimmhaft           q  [ʕ]  
Nasal m  [m] n  [n]          
Approximant w  [w] l  [l]   y  [j]      
Tap   r  [ɾ]        

Vokale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lateinisches Alphabet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z
a, ba, ca, da, e, fa, ga, ha, i, ja, ka, la, ma, na, o, pa, qa, ra, sa, ta, u, va, wa, ya, za[11]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Afar Deutsch
aagimiyya ignorieren
yalla Gott
aaliyya haben
baabur Auto
baal Straußenfedern
yoo ich
baada Welt
haffoyta eine Welle
bada Meer
gili Daumen
gita Pfad
xiba Narbe
xiiba Predigt
laaqo Osten
boodo Loch
gasu Büffel
wakri Fuchs
yangula Hyäne
goroyya Strauß
boolu hundert
uli keine
nanu wir
buuku Buch

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Didier Morin: Poésie traditionelle des Afars (= Société d’études linguistiques et anthropologiques de France. 364 = Langues et cultures africaines. 21). Peeters Publishers, Paris 1997, ISBN 90-6831-989-2 (französisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • afaraf.free.fr – Afar-Lern-Website mit Texten, Alphabet, Wörterbuch und Grammatik (französisch)
Wiktionary: Afar-Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The State of Afar. (Memento vom 28. September 2008 im Internet Archive) ethiopar.net, The Federal Democratic Republic of Ethiopia (englisch)
  2. a b c Marie-Claude Simeone-Senelle: Les langues en Erythrée. In: Chroniques Yeménites, 8, 2000 (französisch)
  3. Die beiden Schreibweisen ergeben sich aus den unterschiedlichen Umsetzungen des stimmhaften pharyngalen Frikativs.
  4. a b Didier Morin: ʿAfar language. In: Siegbert Uhlig (Hrsg.): Encyclopaedia Aethiopica. Band 1. 2003, ISBN 3-447-04746-1
  5. a b Development of the Afar Language. (Memento vom 5. März 2012 im Internet Archive; PDF; 13 kB) Afar Friends in Sweden (englisch)
  6. Afar bei Ethnologue (englisch)
  7. Interview with Afar president. In: IRIN News, 24. Mai 2002 (englisch)
  8. Afar Regional State. Ministry of Foreign Affairs of Ethiopia, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Oktober 2007; abgerufen am 7. April 2014 (englisch).
  9. Didier Morin: Dictionnaire historique afar (1288–1982). Karthala Editions 2004, ISBN 978-2-84586-492-4 (französisch), Vorwort
  10. Jacques Leclerc, Trésor de la langue française au Québec (TLFQ): Politique linguistique en Djibouti (Memento des Originals vom 7. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tlfq.ulaval.ca
  11. Berraka. Qafaraf, archiviert vom Original am 11. August 2015; abgerufen am 20. August 2019.