Alaca Höyük

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Koordinaten: 40° 14′ 3″ N, 34° 41′ 46″ O

Reliefkarte: Türkei
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Alaca Höyük
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Alaca Höyük (auch Alacahöyük oder Alaca Hüyük) ist ein Siedlungshügel beim gleichnamigen Dorf im Landkreis Alaca der türkischen Provinz Çorum in Zentralanatolien, 25 km nordöstlich Boğazkale. Es wird mit dem hethitischen Zippalanda (Popko 1994) oder Arinna, dem Kultort der Sonnengöttin (Erkut 1992) gleichgesetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alaca Höyük war bereits ab der zweiten Hälfte des 6. Jt. v. Chr., damit im mittleren Chalkolithikum, besiedelt.[1] In der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. war es eine Niederlassung der vorindogermanischen Hattier, von denen unter anderem die gefundenen Fürstengräber zeugen. In der Zeit des hethitischen Großreichs 1600–1200 v. Chr. war es eine bedeutende Stadt, die jedoch im Schatten der nicht weit entfernten Hauptstadt Ḫattuša stand. Eine mögliche Identifizierung mit Zippalanda, Kuššara oder Arinna ist jedoch nicht gesichert. In dieser Zeit wurde die Ansiedlung mit einer Befestigung mit mindestens zwei Toren ausgebaut. Mit dem Untergang des Hethiterreiches endete vorläufig auch die Geschichte der Stadt. Im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. wurde der Ort kurzzeitig von Phrygern bewohnt.

Textfunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis heute wurden zwei hethitische Keilschrifttafeln in Alaca Höyük gefunden, darunter der Brief A1.d164, welcher den Namen der Stadt Arinna und die Sonnengöttin nennt:

„Zuwa says: Arinna which was inherited by us from our grandfathers has a golden sun disk which represents the Sun Goddess.“[2]

Allerdings kann der Brief auch aus einem anderen Ort gesandt worden sein und beweist vorerst nicht die Identität von Alaca Höyük und Arinna.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alaca Höyük wurde 1836 vom englischen Geologen und Forschungsreisenden William John Hamilton entdeckt. Erste Forschungen nahm Theodor Makridi 1907 vor. In den 1930er Jahren legten die türkischen Archäologen Hâmit Zübeyir Koşay und Remzi Oğuz Arık bei Grabungsarbeiten im Auftrag der Türk Tarih Kurumu die sogenannten Fürstengräber frei,[3] in denen neben anderen Grabbeigaben die Bronzestandarten von Alaca Höyük gefunden wurden. Seit 1997 finden Ausgrabungen durch die Universität Ankara unter Aykut Çınaroğlu statt.[4] Seit 2009 untersucht das Deutsche Bergbau-Museum Bochum im Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara die Metallfunde aus den Gräbern von Alaca Höyük im Rahmen des von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Projekts Metallfunde der frühbronzezeitlichen Fürstengräber von Alacahöyük.[5] Die Funde sind außer in Ankara im lokalen Museum und im Archäologischen Museum Çorum ausgestellt.

Im Zuge der Ausgrabungen wurde seit 2002 der 1,5 Kilometer südlich gelegene Staudamm von Gölpınar freigelegt und durch das türkische Amt für Wasserwirtschaft wieder benutzbar gemacht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maciej Popko: Zippalanda and Ankuwa once more. In: Journal of the American Oriental Society. Bd. 120, Nr. 3, 2000, S. 445–448, doi:10.2307/606014.
  • Sedat Erkut: Hitit çağının önemli kült kenti Arinna'nin yeri. In: Heinrich Otten, Hayri Ertem, Ekrem Akurgal, Aygül Süel (Hrsg.): Hittite and other Anatolian and Near Eastern Studies in Honour of Sedat Alp. = Sedat Alp'a armağan. = Festschrift für Sedat Alp (= Anadolu Medeniyetlerini Araştırma Vakfı yayınları. 1, ZDB-ID 197594-8). Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1992, S. 159–165.
  • Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion (= Handbuch der Orientalistik. Sect. 1: Der Nahe und der Mittlere Osten. 15). Brill, Leiden 1994, ISBN 90-04-09799-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alacahöyük – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Alaca Hüyük – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulf-Ulrich Schoop: The Chalcolithic on the Plateau. In: Gregory McMahon, Sharon Steadman (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia. 10,000–323 B.C.E. Oxford University Press, Oxford u. a. 2011, ISBN 978-0-19-537614-2, S. 150–173, hier S. 160, doi:10.1093/oxfordhb/9780195376142.013.0007.
  2. Özlem Sir Gavaz: Hattuša and Environs: Philology; in: Mark Weeden, Lee. Z. Ullmann (ed.): Hittite Landscape and Geography, Brill 2014. ISBN 978-90-04-34174-6. S. 183
  3. Horst Ehringhaus: Götter, Herrscher, Inschriften. Die Felsreliefs der hethitischen Großreichszeit in der Türkei (= Zaberns Bildbände zur Archäologie. = Antike Welt. Sonderband). von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3469-9, S. 6–11.
  4. Ausgrabungen in der Provinz Çorum (Memento des Originals vom 22. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.turkinfo.at
  5. Metallfunde der frühbronzezeitlichen Fürstengräber von Alacahöyük