Albin Lambotte

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Albin Lambotte (* 1866 in Brüssel; † 1. August 1955 in Antwerpen) war ein belgischer Chirurg. Mit seinem Landsmann Robert Danis, dem Österreicher Lorenz Böhler und den Deutschen Fritz König und Gerhard Küntscher gehörte er mit seinen operativen Behandlungsmethoden von Knochenbrüchen (den von ihm erstmals so genannten Osteosynthesen) zu den Pionieren der Unfallchirurgie, die von der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen als Vorbilder gesehen werden.

Leben und Wirken als Chirurg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albin Lambotte war das jüngste von sieben Kindern eines Brüsseler Professors für Vergleichende Anatomie. Als er starb, war Albin 7 Jahre alt.[1] Nach dem Medizinstudium an der Universität Brüssel arbeitete er zunächst im Krankenhaus Schaerbeek/Schaarbeek bei seinem Bruder, dem Chirurgen Élie Lambotte (1856–1912).[2][3] Nach dessen frühem Tod auf sich gestellt, ging er 1891 an das Krankenhaus Stuyvenberg in Antwerpen.[4] Er bewährte sich bei den Cholera- und Diphtherie-Epidemien. 1894 operierte er seine erste Gastrektomie. Seit 1900 Chefarzt der Chirurgie seines Krankenhauses, führte er die ersten Laminektomien und Kraniotomien aus. Als einer der ersten Chirurgen forderte er die operative Resektion von tuberkulösen Knocheninfekten. Zwar schon außerhalb Belgiens bekannt, stieß er damit bei seinen Kollegen auf Gleichgültigkeit und Ablehnung. So begann er 1902 in seiner eigenen Werkstatt Implantate für die operative Behandlung von Knochenbrüchen zu entwickeln. Der heute weltweit gebräuchliche Begriff Osteosynthese geht auf ihn zurück. Zu einer Zeit, als eine Osteosynthese nur mit Draht und Schrauben erfolgte, hatte er bereits Platten entwickelt, die er bei gelenknahen Frakturen verwendete.[5] Nach Fehlschlägen mit korrodierten Metallmaterialien entwickelte er die ersten biodegradierbaren Implantate. Schon 1902 verwendete er die ersten (von ihm entwickelten) unilateralen Fixateurs externes.[6] Bei jeder Operation zeichnete Lambotte die Befunde und die verwendeten Implantate. „Mit Reproduktionen von Röntgenbildern und funktionellen Fotografien der Patienten entstand eine ungewöhnlich reiche Dokumentation seiner beiden (nie übersetzten) Lehrbücher“.[7]

1921 gründete Lambotte die Belgische Gesellschaft für Orthopädische Chirurgie.[8]

Künstler und Handwerker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er spielte in einem Streichquartett – auf selbstgebauten Instrumenten. Er hatte Geigenbau gelernt und baute Violinen, Violen und Violoncelli. Sie sind im Besitz der Krone Belgien, des Conservatoire Royal de Bruxelles, des Conservatoire de Paris und des Koninklijk Conservatorium Antwerpen. Für das Fliegenfischen baute er federleichte Angelrollen und Angelruten aus längs gespaltenem Bambus. Er war auch Zeichner und Holzschnitzer.

„Das größte Verbrechen eines Mannes ist Untätigkeit.“

Albin Lambotte am Vorabend seines Todes

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • L´intervention opératoire dans les fractures récentes et anciennes envisagée particulièrement au point de vue de l'ostéo-synthèse avec la description de plusieurs techniques nouvelles. Brüssel 1907, archive.org
  • Chirurgie opératoire des fractures. Paris 1913, Digitalisat

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Baumgartner: Die Osteosynthesen von Lambotte zwischen 1895 und 1907. Deutsches Orthopädisches Geschichts- und Forschungsmuseum (Jahrbuch) 2 (2000), S. 21–29
  • P. Kinnaert, R. de Marneffe: Albin Lambotte – ein großer Chirurg und Künstlerfreund. Revue Medicale de Bruxelles 23 (2002), S. A469-72
  • Thomas Schlich: Lambotte, Albin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 821.
  • Jean Verbrugge: Livre jubilaire. Offert au docteur Albin Lambotte par ses amis et ses élèves. British Journal of Surgery 24 (1937), S. 830

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. chu brugmann
  2. Leonard F. Peltier: Fractures − a history and iconography of their treatment
  3. Nach Élie Lambotte ist eine Straße in Schaarbeek benannt
  4. Krankenhaus Stuyvenberg
  5. Hermann Ecke, Uwe Stöhr, Klaus Krämer: Unfallchirurgie. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 204–216, hier: S. 209.
  6. Klammerfixateur von Lambotte@1@2Vorlage:Toter Link/www.vetmed.fu-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Urs F. A. Heim: Das Phänomen AO. Gründung und erste Jahre der Arbeitsgemeinschaft für das Studium der Osteosynthese. Verlag Hans Huber, Bern 2011, ISBN 3-456-83638-4, S. 19.
  8. Acta Orthopaedica Belgica (Memento des Originals vom 30. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.actaorthopaedica.be