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Albrecht II. (Bayern)

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Albrecht II. (* 1368; † 21. Januar 1397 in Kelheim) war der zweite Sohn Herzog Albrechts I. von Straubing-Holland. Von 1387 bis zu seinem Tod war er Statthalter des niederbayerischen Teils des Herzogtums. Während dieser Zeit, die von einem wirtschaftlichen Aufschwung und reger Bautätigkeit geprägt war, wurde die Residenzstadt Straubing zum Mittelpunkt eines prächtigen Hoflebens. Albrecht II. nahm regelmäßig an Turnieren teil und kämpfte in Bayern gegen die schwäbischen Städte und im Norden gegen die Friesen. Er wurde nur knapp 29 Jahre alt. Sein Grab in der Straubinger Karmelitenkirche ist einer der wertvollsten Kunstschätze der Stadt.

Zeitgeschichtlicher Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Herzogtum Straubing-Holland

Mit Albrechts Großvater Ludwig IV. hatten die Wittelsbacher 1314 erstmals den römisch-deutschen König gestellt. Nach dem Tod Ludwigs IV. 1347 wurde Bayern unter seinen sechs Söhnen aufgeteilt. Wilhelm I. und Albrecht I. erhielten 1353 im Regensburger Vertrag das Herzogtum Straubing-Holland. Dieses bestand aus dem Straubinger Ländchen im heutigen Niederbayern und den niederländischen Grafschaften Holland, Zeeland, Friesland und Hennegau, die über Ludwigs Ehefrau Margarethe von Holland an die Wittelsbacher gekommen waren. Nachdem Wilhelm I. 1358 aufgrund einer Geisteskrankheit regierungsunfähig geworden war, übernahm sein Bruder Albrecht I. bis zu seinem Tod 1404 die Verwaltung des gesamten Herzogtums.

Das Todesjahr Ludwigs IV., 1347, stellt einen Einschnitt in der Geschichte Europas dar. Der Schwarze Tod, eine Pestepidemie ungeahnten Ausmaßes, verbreitete sich auf dem ganzen Kontinent und ließ dessen Bevölkerung rapide schrumpfen. Der Bevölkerungsrückgang hielt über ein Jahrhundert lang an und kam erst über vierzig Jahre nach dem Tod Wilhelms zum Stillstand. Zu den verheerenden ökonomischen und demografischen Auswirkungen der Pest traten der 1337 ausgebrochene Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich. Auch der Einfluss der Kirche, die sich 1378 im Avignonesischen Schisma für vier Jahrzehnte spaltete, ging zurück. Wegen dieser Entwicklung spricht man für die Zeit, in die Albrecht geboren wurde, auch von der Krise des Spätmittelalters.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albrecht I. von Bayern, der Vater Albrechts II.[1]

Jugend und Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albrecht II. wurde 1368 als fünftes Kind Herzog Albrechts I. und seiner Ehefrau Margarete von Liegnitz-Brieg geboren, sein Geburtsort ist unbekannt. Bereits 1370 wurde vereinbart, dass er die zwei Jahre ältere Kaisertochter Anne von Böhmen heiraten sollte; diese ehelichte jedoch schließlich 1382 den englischen König Richard II.

Seit 1377 wurde Albrecht II. in Niederbayern von Landgraf Johann von Leuchtenberg erzogen, den sein Vater 1368 dort zum Pfleger ernannt hatte, und auf seine zukünftige Aufgabe als Herzog in Straubing vorbereitet. Im Alter von 19 Jahren wurde er dort von seinem gleichnamigen Vater, der bis 1358 selbst von Straubing aus regiert hatte, zum Statthalter ernannt. Albrecht II. entfaltete eine prächtige Hofhaltung. Landschreiberrechnungen zufolge wurde an seiner Tafel welscher Wein zu mit Pfeffer, Ingwer und Safran gewürzten Speisen gereicht, während Schauspieler und Musiker für Unterhaltung sorgten. Albrechts Gäste hörten etwa den Sänger des römisch-deutschen Königs, den Herold des Herzogs von Österreich oder Musikanten vom väterlichen Hof in Den Haag. Mit besonders großem Aufwand wurden hochgestellte Besucher wie der burgundische Herzog Johann Ohnefurcht behandelt, der 1395 auf dem Weg in die Schlacht von Nikopolis gegen die Osmanen in Straubing Station machte.

Albrecht II. versuchte sich erfolgreich im von seinem Vater in Niederbayern eingeführten Papageienschießen, bei dem man mit der Armbrust auf einen hölzernen oder tönernen Vogel schoss, und begeisterte sich für das ritterliche Leben. Regelmäßig besuchte er mit seinen Untergebenen die Turniere des deutschen und europäischen Hochadels und kämpfte etwa 1390 in Landshut, 1391 in Nürnberg und 1393 in Heidelberg. Auch begab er sich gern in Badstuben. Der junge Statthalter ließ sich dort den Landschreiberrechnungen zufolge meist von zwei jungen Frauen betreuen. Albrecht sorgte sich auch um sein Seelenheil. Oft spendete er Geld an Priester, Pilger oder Arme. Das Totengedenkbuch der 1250 gegründeten Straubinger Priesterbruderschaft, einer Gebetsvereinigung niederbayerischer Geistlicher, nennt ihn als erstes Laienmitglied. Daneben vernachlässigte Albrecht II. aber auch seine eigentliche Aufgabe nicht, die Verwaltung des ihm von seinem Vater anvertrauten Straubinger Ländchens.

Regierungstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Regierungszeit Albrechts II. wurden mehrere Gebäude begonnen, die bis heute das Straubinger Stadtbild prägen, darunter der Stadtturm und die Basilika St. Jakob.

Die Regierungstätigkeit Albrechts II. ist außer in den Rechnungsbüchern seines Landschreibers Wolfhart auch in einer Reihe von Urkunden dokumentiert. Diese zeigen, dass Albrecht I. seinem Sohn erst nach und nach die volle Verantwortung überließ. So verfügte der ältere Albrecht am 17. September 1389, dass die Straubinger Bürger für den Unterhalt der Donaubrücke und des seit 1376 verlegten Straßenpflasters dauerhaft die Einnahmen aus dem herzoglichen Brückenzoll erhalten sollten. Insbesondere die Instandhaltung der Donaubrücke war eine wichtige Aufgabe, da es zu dieser Zeit im ganzen Herzogtum nur drei davon gab, in Kelheim, in Straubing und in Deggendorf. Drei Jahre später, am 20. Mai 1392, überließ Albrecht I. es bereits seinem Sohn, die Privilegien der Stadt Straubing zu bestätigen.

Der jüngere Albrecht wahrte aber auch die Interessen des Hauses Wittelsbach in Bayern. Er nahm 1388/89 persönlich am Städtekrieg zwischen den bayerischen Herzögen und den schwäbischen Städten teil und pflegte bei gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Jagden seine Beziehungen zu seinen weltlichen und geistlichen Nachbarn, dem niederbayerischen Adel, dem Regensburger Bischof Johann von Moosburg und dem Bischof von Passau. 1390 begleitete er seine Schwester Johanna nach Wien, 1393 besuchte er König Wenzel in Prag. An den innerwittelsbachischen Streitigkeiten um die Landesteilung von 1392 beteiligte er sich nicht.

Im Inneren förderte Albrecht II. wie schon sein Vater die wirtschaftliche Entwicklung der etwa 30 Städte und Märkte im Straubinger Ländchen. Vor allem in der Hauptstadt Straubing entfaltete sich eine rege Bautätigkeit. Neben dem 1356 von Albrecht I. begonnenen Herzogschloss sind hier vor allem die großen Kirchenbauten St. Jakob,[2] St. Veit und Karmelitenkirche[3] zu nennen, an denen Größen wie die Dombaumeister Hans Krumenauer und Hans von Burghausen mitwirkten. Ebenfalls in diese Zeit fiel der Umbau eines Anwesens am Stadtplatz zum Rathaus und die Vollendung des ersten Bauabschnitts des Stadtturms.

Tod und Grabmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grabmal Albrechts II. in der Straubinger Karmelitenkirche

Albrecht II. war zwar als Erbe für den niederbayerischen Teil des Herzogtums vorgesehen, während die nördlichen Gebiete an seinen Bruder Wilhelm II. gehen sollten, er hielt sich aber dennoch über die Lage dort auf dem Laufenden. Mehrfach besuchte er seinen Vater und seinen Bruder in den Niederlanden. So hielt er sich im Sommer 1391 in Den Haag auf und bereiste mit seinem Vater die wichtigsten holländischen und seeländischen Städte. 1396 bekämpfte er gemeinsam mit Albrecht I. und Wilhelm II. aufständische Friesen. Auf dem Rückweg nach Straubing starb Albrecht II. am 21. Januar 1397 in Kelheim im Alter von kaum 29 Jahren. Vermutlich fiel er einer Lungenentzündung zum Opfer. Der Chronica de principibus terrae Bavarorum (1425–1428) des Augustinerchorherren Andreas von Regensburg zufolge, die etwa dreißig Jahre nach seinem Tod verfasst wurde, war er „ein junger, grosser, herlich man, in gütikait gros ze prüfen“.[4]

Albrecht II., der die Hofseelsorge den Karmeliten übertragen hatte, wurde in der Kirche des Karmelitenklosters in Straubing begraben. Das Hochgrab aus rotem Marmor im 1395 fertiggestellten Chor der Kirche wurde um 1410 von seinem Bruder Johann III. errichtet, der ihm als Statthalter in Straubing nachgefolgt war. Es ist als einziges Grabmal eines männlichen Mitglieds der Linie Straubing-Holland bis heute erhalten geblieben. Die Tumba zeigt Albrecht liegend, der durch Herzogshut, Rüstung, Fahne und Rautenschild als Herzog von Bayern zu erkennen ist. Zu seinen Füßen ruht ein Löwe. Die Grabinschrift lautet:

ANNO DO(MINI) M CCC XC VII I[N] DIE BEATE AGNETIS ILLUST(RI)S PRINCEPS D(OMI)N(US) ALBERT(US) DUX BAUARIE EX HAC VITA MIGRAVIT CUI(US) ANIMA CUM FIDELIBUS REQUIESCAT IN PACE

„Im Jahr des Herrn 1397, am Tag der heiligen Agnes, wanderte der berühmte Fürst Herr Albrecht, Herzog von Bayern, aus diesem Leben. Seine Seele möge mit den Gläubigen in Frieden ruhen.“[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michaela Bleicher: Das Herzogtum Niederbayern-Straubing in den Hussitenkriegen. Kriegsalltag und Kriegsführung im Spiegel der Landschreiberrechnungen. Dissertation, Regensburg 2006, S. 41 mit Anmerkungen (online).
  • Laetitia Boehm: Das Haus Wittelsbach in den Niederlanden. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 44, 1981, S. 93–130, insbesondere 113–115 (online).
  • Dick E. H. de Boer: Mittelpunkt in der Ferne. Die Rolle Straubings in der holländisch-bayerischen Verwaltung um 1390. In: Alfons Huber, Johannes Prammer (Hrsg.): 1100 Jahre Straubing. 897–1997. Historischer Verein für Straubing und Umgebung, Straubing 1998, ISBN 3-00-002752-1, S. 119–148.
  • Rainer Alexander Gimmel: Ewiges Herzogsamt – vergängliches Erdenleben. Das Grabmal Herzog Albrechts II. von Straubing-Holland in der Straubinger Karmelitenkirche. In: Alfons Huber, Johannes Prammer (Hrsg.): 650 Jahre Herzogtum Niederbayern-Straubing-Holland. Vortragsreihe des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. Historischer Verein für Straubing und Umgebung, Straubing 2005, ISBN 3-00-014600-8, S. 277–319.
  • Rainer Alexander Gimmel: Meisterwerke spätgotischer Sepukralskulptur. Studien zu den Tumbengrabmälern für Herzog Albrecht II. von Straubing-Holland in der Karmelitenkirche in Straubing und für Pfalzgraf Aribo I. von Bayern in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche Seeon. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. Band 106, 2005, S. 55–378.
  • Dorit-Maria Krenn, Joachim Wild: „fürste in der ferne“. Das Herzogtum Niederbayern-Straubing-Holland 1353–1425 (= Hefte zur bayerischen Geschichte und Kultur. Band 28). Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2003, ISBN 3-927233-86-2, S. 10, 14, 23, 27, 29, 32–33.
  • Joachim Wild: Die Herzöge von Straubing und Ingolstadt. Residenzstädte auf Zeit. In: Alois Schmid, Katharina Weigand (Hrsg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54468-1, S. 118–129, insbesondere 121–122.
  • Joachim Wild: Holland. Die Wittelsbacher an der Nordsee (1346–1436). In: Alois Schmid, Katharina Weigand (Hrsg.): Bayern mitten in Europa. Vom Frühmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52898-8, S. 92–106, insbesondere 101–102.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aus Michiel Vosmeer, Principes Hollandiae et Zelandiae, Antwerpen 1578.
  2. Zu St. Jakob: Alfons Huber: St. Jakob zu Straubing. Erhebung zur Basilika. Kirche und Pfarrei St. Jakob in Vergangenheit und Gegenwart. Katholische Pfarrkirchenstiftung Sankt Jakob, Straubing 1989.
  3. Zur Karmelitenkirche: Dorothée Berlet: Die Karmelitenkirche in Straubing. Untersuchungen zu Baugeschichte und Baumeisterfrage. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. Band 90, 1988, S. 37–124.
  4. „Ein junger, großer, herrlicher Mann von großer Güte“. Zitiert nach Krenn/Wild, „fürste in der Ferne“, Augsburg 2003, S. 33.
  5. Zitiert nach Krenn/Wild, „fürste in der ferne“, S. 33.
VorgängerAmtNachfolger
Albrecht I.Herzog von Straubing-Holland
1387–1397
Albrecht I.