Alfred Siegfried (Lehrer)

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Alfred Siegfried (* 15. Februar 1890 in Luzern; † 27. März 1972 in Oetwil am See) war ein Schweizer Lehrer und Verantwortlicher des rassenhygienischen Kinderhilfswerks Kinder der Landstrasse der Stiftung Pro Juventute.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried war der Sohn des Metallwarenhändlers Karl Siegfried und dessen Frau Emilie Maria Josefa geb. Lehmann. Er heiratete 1930 Maria Anna Ermatinger. Von 1906 bis 1909 besuchte er das Lehrerseminar in Luzern und war von 1909 bis 1913 Primarlehrer in Luzern. Von 1913 bis 1921 studierte er neue Sprachen und Geschichte an der Universität Basel, wo er auch promovierte. Von 1915 bis 1918 war er Sekundarlehrer und Bezirkssekretär der Pro Juventute in Luzern. 1918 wechselte er zum humanistischen Gymnasium in Basel, wo er 1924 wegen sexuellen Missbrauchs eines Schülers verurteilt und aus dem Schuldienst entlassen wurde.[1]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried war von 1924 bis 1959 umstrittener Mitarbeiter des Zentralsekretariats der Pro Juventute, wo er das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse gründete und bis 1958 leitete. Das „Hilfswerk“ trennte bis 1972 Eltern und Kinder von Fahrenden (Jenische, Sinti).

Von 1937 bis 1939 war Siegfried Präsident der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder. 1940 gründete er mit Rodolfo Olgiati und Fritz Wartenweiler die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder (SAK). Von 1942 bis 1949 wirkte er im Schweizerischen Roten Kreuz mit.[1]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfrieds völkermordähnliche[2] Praxis der Eltern-Kind-Trennung von Fahrenden wurde ab 1972 durch Hans Caprez in mehreren Reportagen im Schweizerischen Beobachter aufgedeckt, und ist seit einigen Jahren, trotz Widerstand der Pro Juventute, Gegenstand historischer Aufarbeitung.[3]

Zitat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„…Der einzelne Asoziale ist dem Volksganzen gegenüber immer in einer schwachen Stellung; so oder so wird er unter die Räder kommen und entweder eingeordnet oder unschädlich gemacht werden. Deshalb ist seine Gefährlichkeit für die Gesellschaft gering. Die asoziale Sippe dagegen, ist ganz anders einzuschätzen… Wer die Vagantität erfolgreich bekämpfen will, muss versuchen, den Verband des fahrenden Volkes zu sprengen, er muss, so hart das klingen mag, die Familiengemeinschaft auseinander reissen.…“

Alfred Siegfried, 1942[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Leimgruber et al.: Das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse. 1998.
  • Sara Galle, Thomas Meier: Von Menschen und Akten: Die Aktion „Kinder der Landstrasse“ der Stiftung Pro Juventute. Chronos, Zürich 2009, ISBN 978-3-0340-0944-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sara Galle: Siegfried, Alfred. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  2. Vortrag von Dr. Thomas Huonker, Bern, 28. Januar 2006 (PDF; 5 MB), abgerufen am 30. September 2013
  3. Schlimmste Sippe, Artikel des Spiegels, Nr. 48/1987 vom 23. November 1987
  4. Vortrag von Alfred Siegfried: Über die Bekämpfung der Vagantität in der Schweiz, abgerufen am 30. September 2013