Alte Synagoge (Bad Kreuznach)

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Die Alte Synagoge von Bad Kreuznach in der Fährgasse 2 (früher: „Kleine Eselsgass“) wurde bereits im Jahre 1482 als „Judenschule“ erwähnt, dann 1715 an dieser Stelle erstmals erwähnt. 1737 erfolgte ein barocker Neubau, im Jahre 1844 eine Renovierung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spätmittelalter: „Judenschul“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Bad Kreuznach sind drei Synagogen belegt. Die älteste stammt aus dem Spätmittelalter. So berichtet im 15. Jahrhundert eine hebräische Quelle: „Die Synagoge, die Frauensynagoge, die Wohnung des Synagogendieners und die Mikwe befanden sich in einem Gebäudekomplex.“[1] Die spätmittelalterlichen „Judenschul“ stand an derselben Stelle, wie die Nachfolgebauten.

1737: Barocker „Prachtbau“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erbaute Synagoge in der Fährgasse war ein barocker „Prachtbau“.[2]

Außenarchitektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war ein Putzbau, innerhalb einer Häuserzeile. Der Betsaal ruhte auf einem hohen Sockelgeschoss. An der Straßenseite (Fährgasse) befand sich die Nordostseite der Synagoge. Diese war traufständig zur Fährgasse und zeigte zwei hohe Rechteckfenster und ein kleiner Okulus in der Mittelachse. In der Mittelachse befand sich auch das Portal worüber das Baujahr der Synagoge „1737“ in hebräischer Zahlschrift basierend auf dem hebräischen Alphabet dargestellt war. In der östlichen Achse waren zwei kleinere übereinander stehende Rechteckfenster. Sie wiesen auf einen zweigeschossigen Vorraum hin. Zu diesem Vorraum gelangte man durch das unmittelbar anschließende Gemeindehaus. Von hier aus führte eine Treppe auf die Empore.

Innenarchitektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Betsaal wurde von einem zweijochigen Kreuzgewölbe überspannt, dessen Rippen auf Konsolen ruhten. Die Gewölberippen waren wie die Schildbögen ornamental bemalt. Der zweigeschossige Aron Ha-Kodesch bestand aus Marmor und wurde in der Hauptzone von Säulen und Voluten flankiert. Auf dem Gebälk ruhte ein zweizoniger, in Voluten auslaufender Auszug mit zentralem Medaillon als Hintergrund des Ner Tamid. Der Vorhang war mit Blütenzweigen und einer Bügelkrone bestickt. Links vom Aron Ha-Kodesch befand sich eine massive, goldene Menora. 1935 wurde der Bad Kreuznacher Synagoge der Status als Kulturdenkmal zugeschrieben. Der Status wurde ihr auch nach dem Zweiten Weltkrieg zuerkannt.

Ende der alten Synagoge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge geschändet. Nach einem Monat erwarb der Mühlenbesitzer Thress die alte Synagoge, der am 5. August 1939 ein Baugesuch einreichte, wonach ein Umbau zu Wohn- und Lagerzwecken beabsichtigt war. 1943 diente der Bau als Kriegsgefangenenlager. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, stand im Jahre 1950 noch ein Teil der Umfassungsmauern, der 1953/54 bis auf einen Mauerrest abgebrochen wurde. Im Jahre 1975 wurden auch die letzten Reste entfernt. Eine Gedenktafel mit Inschrift wurde befestigt:

„An dieser Stelle stand seit 1737 die Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach. Sie wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1938 durch Brandlegung zerstört. Diese Tafel wurde angebracht zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die in den Jahren des Dritten Reiches vertrieben oder umgebracht wurden. Rat und Bürgerschaft der Stadt Bad Kreuznach.“

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Fischerbach, Ingrid Westerhoff: Synagogen Rheinland-Pfalz / Saarland. Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 87–90 (Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatorenamt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem).
  • Die jüdischen Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1988, S. 28 (Herausgegeben von der Kreisverwaltung Bad Kreuznach).
  • Martin Senner: Kleine Geschichte Zelemochums. Bad Kreuznach 2002 (Aus Museen und Archiv Nr. 3).
  • Werner Knopp: Statistische Materialien zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung. Band 5 der Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz Bd. 18. Koblenz 1995.
  • Die jüdischen Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1988, S. 15–17 (Herausgegeben von der Kreisverwaltung Bad Kreuznach).
  • Sylvia Zacharias: Synagogengemeinden 1933. Ein Wegweiser zu ihren Spuren in der Bundesrepublik Deutschland Teil I.,. Nr. 467. Berlin 1988 (Herausgeber ist der Verein zur Pflege des jüdischen Kulturerbes in Deutschland e.V).
  • Hermann Arnold: Die jüdischen Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1967, S. 12, 14 (Herausgegeben von der Kreisverwaltung Bad Kreuznach).
  • Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz. Mainz 1991, S. 16 f. (2. erweiterte und überarbeitete Auflage).
  • Ulrike Puvogel/Martin Stankowski unter Mitarbeit von Ursula Graf: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz. Mainz 1995, S. 650 f. (Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz [Hrsg.]).
  • Walter Zimmermann (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler des Kreises Kreuznach. Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 18.I. Düsseldorf 1935 (Nachdruck 1985).
  • Jacobs: Geschichte der Juden in Bad Kreuznach. In: Öffentlicher Anzeiger. Nr. 81, 1928, S. 86 f.
  • Irmgard K. Kuhlmann: Die Kreuznacher Synagoge vor dem Abriß nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Naheland-Kalender. 1998, S. 207 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Fischerbach, Ingrid Westerhoff: Synagogen Rheinland-Pfalz / Saarland. Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 88 (Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatorenamt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem).
  2. Stefan Fischerbach, Ingrid Westerhoff: Synagogen Rheinland-Pfalz / Saarland. Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 88 (Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatorenamt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem).

Koordinaten: 49° 50′ 40,9″ N, 7° 51′ 35,3″ O