Altkatholische Kirche

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Altkatholische Kirche
Verteilung der altkatholischen Kirche

Utrechter Union

  • Mitgliedskirchen
  • Unselbständige Kirchen
  • Porvoo-Gemeinschaft
  • Mitgliedskirchen
  • Kirchen mit Beobachter-Status
  • Anglikanische Gemeinschaft
  • Mitgliedskirchen
  • Basisdaten
    Kirchenfamilie: Utrechter Union (rot)
    Kirchengemeinschaft: Anglikanische Kirchen (blau)[1]
    Oberstes Gremium: Internationale Bischofskonferenz
    Präsident: Erzbischof Joris Vercammen
    Selbständige
    Mitgliedskirchen:
    Altkatholische Kirche der Niederlande
    Alt-Kath. Kirche in Deutschland
    Christkath. Kirche der Schweiz
    Altkatholische Kirche Österreichs
    Altkath. Kirche in Tschechien
    Polnisch-Katholische Kirche
    Unselbstständige
    Mitgliedskirchen
    bzw. -gemeinden in:
    Altkatholische Kirche Kroatien
    Altkath. Kirche in Schweden
    Italienische Altkatholische Kirche
    Altkath. Mission in Frankreich
    Ehemalige
    Mitgliedskirchen:
    Altkath. Kirche der Mariaviten
    Polish National Catholic Church
    Weitere Gremien: Internat. Altkatholikenkongresse
    Internat. Ak. Theologenkonferenz
    Internat. Altkath. Jugend
    Internat. Altkath. Laienforum
    Mitglieder: rund 70.000[2]
    Offizielle Website: www.utrechter-union.org

    Altkatholische Kirche, in der Schweiz Christkatholische Kirche, bezeichnet die Gemeinschaft selbständiger katholischer Kirchen, die teilweise in der Utrechter Union zusammengeschlossen sind.

    Die altkatholischen Kirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden aus Protest gegen die dogmatischen Definitionen des Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18. Juli 1870 in der Dogmatischen Konstitution Pastor Aeternus[3] verkündet wurden. Diejenigen römisch-katholischen Christen, die die neuen Dogmen ablehnten, wurden exkommuniziert. Sie nannten sich – unter Bezugnahme auf die Alte Kirche – „Alt-Katholiken“, um sich von der aus ihrer Sicht „neuen“ römisch-katholischen Kirche abzugrenzen. Ab 1872 kam es zur Gründung eigener Gemeinden und Ortskirchen.[4]

    Eine besondere Bedeutung kommt der Alt-Katholischen Kirche der Niederlande zu. Das Erzbistum Utrecht ist die älteste altkatholische Kirche (seit 1723 von Rom unabhängig), von der alle anderen altkatholischen Kirchen die Bischofsweihe in apostolischer Sukzession empfingen,[5] so dass nach (römisch-katholischem) kanonischem Recht die Weihen, die von altkatholischen Bischöfen vorgenommen werden, gültig, aber im Falle von Bischofsweihen unerlaubt sind, da ihnen die päpstliche Bestätigung fehlt.[6] Ebenso erkennen die orthodoxen Kirchen die Gültigkeit der altkatholischen Weihen dem Grunde nach an, sofern sie nicht an oder durch eine Frau gespendet werden.

    Name

    Die amtlichen Namen der drei altkatholischen Kirchen im deutschen Sprachraum lauten:

    • „Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“
    • „Christkatholische Kirche der Schweiz“
    • „Altkatholische Kirche Österreichs“.

    Theologie und Kirchenordnung

    Glaubensverständnis

    • Bibel und Tradition gelten als Grundlage und Richtschnur des Glaubens (regula fidei)
    • Zum depositum fidei gehören die dogmatischen Entscheidungen der sieben Ökumenischen Konzilien
    • Dazu zählen insbesondere:
      • das Nicäno-Konstantinopolitanum ohne filioque als authentischer Zusammenfassung des Glaubens
      • der Glaube an die Dreifaltigkeit: es gibt nur einen einzigen Gott, der in drei wesensgleichen Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) existiert
      • Jesus Christus ist wahrer Mensch seiner Menschheit nach und wahrer Gott seiner Gottheit nach; in der unvermischten Einheit seiner zwei Naturen (der göttlichen und der menschlichen) ist er eine einzige Person
      • Maria trägt aufgrund ihrer zentralen Stellung im Heilswerk Gottes das Prädikat Gottesgebärerin (in der Westkirche: Gottesmutter), da sie die zweite göttliche Person, den Sohn Gottes, in jungfräulicher Unversehrtheit durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen und geboren hat.

    Kirchenverständnis

    Die ekklesiologischen Grundsätze finden sich verbindlich festgeschrieben im Statut der Internationalen Bischofskonferenz, als auch in den Verfassungen der verschiedenen altkatholischen Nationalkirchen. So heißt es beispielsweise im Statut der Alt-Katholischen Kirche der Niederlande:

    „Mit anderen katholischen Kirchen hat die Utrechter Kirche Folgendes gemein:

    – die Diözese ist die zentrale Größe der Kirchenstruktur. An ihrer Spitze steht der Diözesanbischof, der sowohl der erste Vorsteher der Eucharistie ist als auch derjenige, der im Einvernehmen mit seiner Geistlichkeit die Diözese leitet;
    − das kirchliche Leben jeder Diözese vollzieht sich in den Gemeinden;
    – Bischöfe von Nachbarbistümern schließen sich zur Bischofssynode einer Kirchenprovinz zusammen, in der einer von ihnen als Vorsitzender fungiert;
    – die Verbundenheit zwischen verschiedenen Kirchenprovinzen stellt sich in der Kirche des Westens in der besonderen Sorge und Verantwortlichkeit des Bischofs von Rom für das Wohl der Kirche und das Bewahren der Einheit dar;
    – die Universalität der Kirche zeigt sich im Allgemeinen oder Ökumenischen Konzil.[7]

    In der Synodal- und Gemeindeordnung der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland findet sich das Zusammenwirken von „personaler, kollegialer und gemeinschaftlicher Episkope“[7] mehr zugunsten der Laien gewichtet:

    „Wir halten fest an der alten bischöflich-synodalen Verfassung der Kirche. Danach leitet der Bischof unmittelbar und selbständig die Ortskirche unter Mitwirkung und Mitentscheidung der Gemeinschaft der Ordinierten und des ganzen Gottesvolkes.[8]

    Inhaltlich präzisiert findet sich das altkatholische Kirchenverständnis in der Verfassung der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Artikel 3 der Präambel lautet:

    „Die Katholizität der Kirche aufrechtzuerhalten, ist Inhalt und Ziel der apostolischen Sukzession. Sie wird dadurch vollzogen, dass der Bischof mit den Priestern und Diakonen einerseits und die Laienschaft andererseits sich gegenseitig verpflichten, den Glauben der Apostel sowie die Liturgie und die Struktur der Alten Kirche zu bewahren, in der Gegenwart zu entfalten und in die Zukunft hinein und in alle Welt hinaus weiterzupflanzen. Das zeigt sich betont im Weihesakrament; darum erfolgen Weihen zu apostolischen Ämtern nur im ausdrücklichen Zusammenhang der apostolischen Sukzession, in der die ganze Kirche steht.[7]

    Wie der Konnex zwischen Katholizität und Nationalkirchentum ausgestaltet sein kann, verdeutlicht exemplarisch die Rechtsordnung der Polnisch-Katholischen Kirche:

    „§1. Die Polnisch-Katholische Kirche

    a) bekennt die katholischen Wahrheiten des Glaubens und der Moral sowie die Grundsätze der Kirchenordnung, welche in der Heiligen Schrift enthalten und in den Allgemeinen Glaubenssymbolen und in den Bestimmungen der sieben Ökumenischen Konzile des ersten Jahrtausends formuliert sind;
    b) ist Teil der einzigen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche;
    c) hat eine eigene Kirchenhierarchie;
    d) nimmt die religiöse und pastorale Sorge für die Gläubigen polnischer Nationalität und auch für die Gläubigen anderer Nationalität, wenn sie ihren Anschluss an die Kirche kundgetan haben, wahr;
    e) verwendet in der Liturgie die polnische Sprache wie auch ihre eigenen, durch die Kirchenbehörde bestätigten liturgischen Bücher, insbesondere das Messbuch, das Rituale und das Pontifikale, sowie die Hilfsbücher (Gesangbücher; Gebetbücher);
    f) berücksichtigt in ihrer pastoralen Arbeit die geistigen und materiellen Notwendigkeiten des polnischen Volkes und Staates;
    g) lehrt den Wert des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und die Würde eines jeden Menschen.[7]

    Kirchenordnung

    • Die Verfassung der altkatholischen Kirchen ist bischöflich-synodal und beruht auf demokratischen Prinzipien (Mehrheitsentscheid; Gewaltenteilung):
      • Volljährige Gemeindemitglieder haben Mitbestimmungsrechte, die vor allem auf den halbjährlichen Gemeindeversammlungen wahrgenommen werden.
        • Dazu zählen u.a. die Wahl des Kirchenvorstandes, der Synodalabgeordneten und i.d.R. des Pfarrers.
      • Der Bischof wird auf einer Synode gewählt, der aus den Gemeinden entsandte Laien und Geistliche angehören.
      • Der Bischof leitet zusammen mit dem Synodalrat (in Deutschland: mit der Synodalvertretung) das Bistum.
      • Die Rechtsprechung im Bistum obliegt unabhängigen Synodalgerichten.
    • Zwang in der Religionsausübung wird abgelehnt:
      • Die Verpflichtung der Gläubigen zur Ohrenbeichte wurde in Deutschland nach 1873 aufgehoben.
      • Die Geistlichen sind vom Zölibat grundsätzlich dispensiert; es bleibt ihnen jedoch unbenommen, freiwillig ehelos zu leben.
      • Die Stolgebühren für geistliche Amtshandlungen und das Ablasswesen wurden in Deutschland 1873 abgeschafft.
      • Es gibt kein verpflichtendes Sonntagsgebot.
    • Liturgische Reformen:
      • Die Heilige Messe und andere Gottesdienste werden in Deutschland seit 1877, in der Schweiz seit 1885, in Österreich seit 1879 und in den Niederlanden seit 1908 in der Landessprache gefeiert.
      • Anstelle der Einzelbeichte kann die sakramentale Lossprechung auch gemeinschaftlich empfangen werden.
      • Die Kelchkommunion - in einigen Bistümern auch die Intinctio - gehören zur liturgischen Praxis.[9][10]

    Liturgie

    Die Heilige Eucharistie mit Wortgottesdienst und Homilie wird gewöhnlich an jedem Sonntag sowie an Hochfesten gefeiert. Die konsekrierten Hostien werden in einem Tabernakel aufbewahrt, in dessen Nähe zumeist ein ewiges Licht brennt.

    Der Grad der Feierlichkeit der Liturgie variiert je nach Gemeinde und Priester. In manchen Gemeinden ähneln die Sonntagsgottesdienste römisch-katholischen Werktagsmessen, in anderen werden regelmäßig oder gelegentlich Hochämter mit Diakon, Altardienst und Weihrauch gefeiert. Außerhalb Deutschlands wird während der Konsekration#Konsekration von Brot und Wein und zur Kommunion gekniet. Die liturgischen Dienste des Kantors, des Organisten und des Lektors werden von Laien ausgeübt, während Kinder, Jugendliche und mancherorts auch Erwachsene als Ministranten tätig sind.[11]

    Zu einzelnen Aspekten altkatholischer Liturgie geben folgende Hauptartikel Auskunft:

    Kritik von römisch-katholischer Seite

    Gelegentlich wurde den Altkatholiken wegen ihrer Reformen (z. B. Einführung der Landessprache, Aufhebung des Pflichtzölibats, in jüngster Zeit auch wegen der Einführung der Frauenordination) von römisch-katholischer Seite vorgeworfen, sie seien Neuprotestanten.[12] Dieser Behauptung wird von altkatholischer Seite entgegengehalten, dass die altkatholische Kirche nicht die Intention hat, durch ihre Reformen die Katholizität der Kirche aufzugeben, und zum anderen, dass die römisch-katholische Kirche knapp hundert Jahre später die eine oder andere von ihr bis dahin verhinderte Reform selbst einführte, so z. B. die Liturgiereform, die Landessprache im Gottesdienst oder die Weihe von verheirateten Männern zu Ständigen Diakonen.[13]

    Die altkatholische Kirche sieht in ihren Standpunkten und Reformen keine Neuerungen, die den ursprünglichen, allgemeinverbindlichen Glauben der Kirche berühren oder gar zuwiderlaufen. Vielmehr liegt nach altkatholischer Auffassung diesen Reformen ein ursprünglicher Katholizismus zu Grunde, der dem Geist des Evangeliums und der Tradition der Kirche des ersten Jahrtausends entspricht.[14] Das gilt etwa auch für die Möglichkeit von Priestern, zu heiraten.[15] Die Änderungen in der Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche durch das Erste Vatikanische Konzil, welches die Unfehlbarkeit und die Universaljurisdiktion des Papstes zu verbindlichen Glaubenssätzen erhob, werden dagegen nach wie vor als die eigentlichen „Neuerungen“, die es aus altkirchlicher Gesinnung heraus abzulehnen gilt, angesehen. Die altkatholische Bewegung erhob ihren Widerspruch gegen das I. Vatikanum nicht zuletzt auch deshalb, weil es kein ökumenisches Konzil im altkirchlichen Sinne, sondern vielmehr eine Partikularsynode war. Darüber hinaus gab es unter den anwesenden römisch-katholischen Bischöfen eine beachtliche Minderheit, die die neuen Dogmen zunächst ablehnte und sich der Abstimmung durch vorzeitige Abreise entzog.

    Trotz mancher Gemeinsamkeiten, etwa in der Betonung des synodalen Prinzips, unterscheidet sich die altkatholische Kirche in ihrem Selbstverständnis jedoch grundsätzlich von den reformatorischen Kirchen, beispielsweise da sie – neben der Bewahrung der apostolischen Überlieferung und dem Glauben an den Opfercharakter der Eucharistie – an der Siebenzahl der Sakramente festhält.

    Ökumenische Beziehungen

    Seit den 1870er Jahren suchten vor allem Altkatholiken aus Deutschland und der Schweiz den Dialog mit Vertretern anderer Kirchen. So wurden bereits 1874/75 in Bonn auf Initiative der Synodalvertretung und auf Einladung Ignaz von DöllingerUnionskonferenzen“ abgehalten, an denen neben altkatholischen auch namhafte orthodoxe, anglikanische und evangelische Theologen und Kirchenführer teilnahmen.

    Seit 1931 steht die altkatholische Kirche, die sich bereits in der Utrechter Erklärung von 1889 zur Ökumene bekannte, durch das Bonn Agreement in voller Kirchengemeinschaft mit der Anglikanischen Kirche, seit 1965 auch mit der Unabhängigen Philippinischen Kirche sowie der Lusitanischen Kirche von Portugal und der Reformierten Episkopalkirche Spaniens. Der gemeinsame Internationale Anglikanisch - Altkatholische Koordinierende Rat (AOCICC)[16] und die (stimmberechtigte) Teilnahme altkatholischer Bischöfe an der Lambeth-Konferenz verbinden die beiden Kirchenfamilien auch institutionell.[17]

    Die altkatholische Kirche ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen und in zahlreichen anderen ökumenischen Gremien, z. B. der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Konferenz Europäischer Kirchen, vertreten.

    Unionsversuche mit der Orthodoxen Kirche kamen 1987 zu einer weitgehenden Übereinkunft in allen wesentlichen Glaubensfragen.[18] Neuer Diskussionsbedarf kam durch die Einführung der Frauenordination auf, die für die meisten Orthodoxen nicht nachvollziehbar ist. Dennoch wurde der Dialog, auch über diese Frage, 2004 neu aufgenommen. Sowohl beim 2011 erfolgten Besuch des Erzbischofs von Utrecht beim Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel in dessen Amtssitz Phanar,[19] als auch beim Gegenbesuch des Patriarchen Bartholomeos I. 2014 in der Utrechter St. Gertrudis-Kathedrale,[20] äußerten sich beide positiv über die bisherige Arbeit der ständigen orthodox-altkatholischen Arbeitsgruppe.[21]

    Mit der römisch-katholischen Kirche wurde 2004 erneut eine Dialogkommission gebildet, die ihren Abschlussbericht am 12. Mai 2009 vorlegte.[22] Die bereits 1972 in der „Zürcher Nota“ vorgelegten Ergebnisse eines vorangegangenen Dialogs mit weit reichenden Ergebnissen wie beispielsweise sakramentaler Aushilfe in Notfällen waren seinerzeit von Rom nicht ratifiziert worden. Zwischen dem deutschen alt-katholischen Bistum und der Deutschen Bischofskonferenz gibt es jedoch seit 1999 eine Vereinbarung, die die Übernahme von Geistlichen in den Dienst der jeweiligen Kirche nach einem Übertritt regelt.

    2012 hat die Internationale Römisch-Katholisch - Altkatholische Dialogkommission von der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz und dem Päpstlichen Einheitsrat ein neues Mandat für die Fortsetzung der Gespräche erhalten und tagt seitdem wieder mehrmals pro Jahr.[23] Im persönlichen Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem altkatholischen Erzbischof von Utrecht Joris Vercammen, der 2013 als ökumenischer Gast zur Amtseinführung in den Vatikan eingeladen war, würdigte man die bisherigen Ergebnisse des römisch-katholisch - altkatholischen Dialogs.[24]

    Am 30. Oktober 2014 besuchte erstmals die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz den Vatikan. Nach einem Arbeitsgespräch mit Kurt Kardinal Koch wurden die altkatholischen Bischöfe von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen.[25] Der Papst ermunterte mit seiner Ansprache vor der Bischofskonferenz zum Voranschreiten der Zusammenarbeit von Katholiken und Altkatholiken.[26][27]

    Weitere bilaterale Gespräche führt die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz mit der Kirche von Schweden[28] und der indischen Mar-Thoma-Kirche.[29] Im Dialogprozess mit der Kirche von Schweden wurde 2013 ein Abschlussbericht vorgelegt, der sich derzeit im Rezeptionsprozess befindet; mehrere alt-katholische Bistümer sowie mehrere Bistümer der Schwedischen Kirche haben bereits positive Stellungnahmen für die Annahme des Abschlussberichts und die Feststellung der Kirchengemeinschaft zwischen den beiden Kirchenfamilien abgegeben.[30]

    Verbreitung

    Nationalkirche / Ortskirche Bischofssitz Bischof Pfarreien Priester / Priesterinnen Gläubige Durchschnittliche
    Gemeindegröße
    Alt-Katholische Kirche der Niederlande
    Erzbistum Utrecht
    Bistum Haarlem
     
    St. Gertrudis (Utrecht)
    St. Anna und Maria (Haarlem)
     
    Joris Vercammen
    Dick Schoon
     
     16
      9
     
     23
      8
     
     4.997[31]
     333
    Alt-Katholische Kirche in Deutschland Namen-Jesu-Kirche (Bonn) Matthias Ring  60  115  15.840[32]  268
    Christkatholische Kirche der Schweiz St. Peter & Paul (Bern) Harald Rein  33  44  ca. 12.000[33]  403
    Altkatholische Kirche Österreichs St. Salvator (Wien) Johannes Okoro  11  15  14.621[34] 1329
    Altkatholische Kirche in Tschechien St. Laurentius (Prag)
    Verwandlung Christi (Warnsdorf)
    Dušan Hejbal  17  22   1.605[35]  94
    Polnisch-Katholische Kirche
    Bistum Warschau
    Bistum Breslau
    Bistum Krakau-Tschenstochau

    Heilig-Geist-Kathedrale (Warschau)
    St. Maria Magdalena (Breslau)
    Hl. Muttergottes (Tschenstochau)
     
    Wiktor Wysoczański
    (vakant)
    (vakant)
     
    33
    20
    25
     
    32
    24
    25
     19.035[36]  
     244
    6 Nationalkirchen
    9 Ortskirchen
    10 Kathedralkirchen
    7 amtierende Bischöfe 224 306 68.098 305

    Im April 2014 beschloss die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz, für die Altkatholische Kirche der Mariaviten die Wiederaufnahme in die Wege zu leiten.[37] Dieser Prozess wurde allerdings Mitte September 2014 wieder ausgesetzt, da die Mariaviten noch weiteren inner-mariavitischen Diskussionsbedarf erklärt haben.[38]

    Altkatholiken international

    Die altkatholischen Kirchen sind in der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen zusammengeschlossen. Die Bischöfe dieser Kirchen treffen sich regelmäßig unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Utrecht in der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz (IBK). Alle vier Jahre findet ein Internationaler Altkatholikenkongress statt. In der Zeit zwischen den Kongressen tritt im jährlichen Turnus das Internationale Altkatholische Laienforum zusammen.

    Außerhalb des deutschen Sprachraums gibt es altkatholische Kirchen in den Niederlanden, Polen und der Tschechischen Republik.

    Unselbstständige altkatholische Kirchen bzw. Gemeinden existieren in Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien und Schweden. Diese befinden sich zumeist in einer extremen Diasporasituation, so dass für sie kein eigener Bischof geweiht werden kann. Daher unterstehen diese Gemeinden direkt der Jurisdiktion der IBK, die ihnen jeweils einen altkatholischen Bischof als Delegaten zuordnet. Ungeklärt ist der Verbleib der slowenischen und serbischen Altkatholiken nach dem Untergang der Bundesrepublik Jugoslawien.

    Einige amerikanische kirchliche Gemeinschaften, die sich als altkatholisch betrachten und die Utrechter Erklärung anerkennen, ersuchten die IBK um Aufnahme in die Utrechter Union, diese wurden allerdings an die Episcopal Church als Gesprächspartner verwiesen.

    Insbesondere in den USA ist der Ausdruck „old catholic“ in unterschiedlichen Kombinationen als Selbstbezeichnung von Glaubensgemeinschaften in Gebrauch, die jedoch keine Mitgliedskirchen der Utrechter Union oder mit dieser assoziiert sind.

    Altkatholiken im deutschsprachigen Raum

    Die altkatholische Kirche ist eine kleine Kirche, die in breiteren Bevölkerungskreisen eher unbekannt ist. Daher erfolgen Beitritte zumeist von Einzelpersonen, die entweder aus einer anderen Kirche – die altkatholischen Kirchen lehnen jedoch aktive Abwerbung ab – oder aus der Konfessionslosigkeit kommen. Altkatholische Gemeinden sind daher oft von überschaubarer Größe (i. d. R. zwischen 200 und 600 Mitgliedern). Insbesondere in Deutschland gibt es in vielen Gemeinden Gottesdienstbesucher, die einer anderen Kirche angehören, aber als Gäste bzw. Freunde dauerhaft willkommen sind, auch wenn sie sich nicht für einen Beitritt entscheiden. Ihnen fehlt lediglich das Stimmrecht bei Gemeindeversammlungen, an denen sie jedoch ebenfalls teilnehmen können.

    Deutschland

    Schweiz

    Österreich

    Geschichte

    Die altkatholische Kirche entstand im 18. Jahrhundert in den Niederlanden.

    Literatur

    Wissenschaftliche Zeitschrift

    • Internationale Kirchliche Zeitschrift (IKZ); Bern: Stämpfli Publikationen AG; ISSN 0020-9252

    Monographien und Sammelbände

    • Urs Küry: Die Altkatholische Kirche – ihre Geschichte, ihre Lehre, ihr Anliegen; hrsg. von Christian Oeyen; Frankfurt am Main: Ev. Verlagswerk, 19823; ISBN 3-7715-0190-3 (Nicht mehr ganz neues Standardwerk)
    • Johann Friedrich von Schulte: Der Altkatholizismus, Geschichte seiner Entwicklung, inneren Gestaltung und rechtlichen Stellung; Gießen, 1887; Reprint: Aalen: Scientia Verlag, 2002; ISBN 3-511-00169-2 (Quellensammlung und historische Darstellung aus der Frühzeit des Altkatholizismus)
    • Christian Blankenstein: Christsein – aber wo? Alt-Katholische Überlegungen; Nordhausen: Bautz, 20082; ISBN 978-3-88309-392-5 (Kurzdarstellung)
    • Angela Berlis, Matthias Ring (Hrsg.): Im Himmel Anker werfen. Vermutungen über Kirche in der Zukunft. Festschrift für Bischof Joachim Vobbe; Norderstedt: Books on Demand, 20082; ISBN 978-3-8370-5957-1

    Siehe auch

    Weblinks

    Commons: Altkatholische Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Weitere Farbe Grün: Porvoo-Gemeinschaft. Zu den Auswirkungen der Porvoo Erklärung auf die Kirchengemeinschaft zwischen Anglikanern und Altkatholiken vgl. Internationale Altkatholische Bischofskonferenz der Utrechter Union: Communiqué der Sitzung der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz (IBK) in Prag/CZ vom 16.–22. November 2003 (pdf)
    2. Niederlande: 5.469; Deutschland: ca. 15.000; Österreich: ca. 14.621, Schweiz: 13.312; Tschechischen Republik: 2.700; Polen: 19.035; Zu den altkatholischen Kirchen Kroatiens, Italiens und Skandinaviens gehören vermutlich kaum mehr als 500 Gläubige. Da die Zahlen insgesamt rückläufig sind, ist derzeit (2009) von ca. 70.000 Altkatholiken, die der Utrechter Union angehören, auszugehen.
    3. Johann Friedrich von Schulte: Der Altkatholizismus. Giessen 1887, 2. Neudruck, Aalen 2002, S. 1-14.
    4. Peter Neuner: Altkatholische Kirche. In: Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde. Im Auftrag des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik. Herder. Freiburg im Breisgau. 2007. ISBN 978-3-451-29500-3. S. 31-34.
    5. Georg Hintzen: Utrechter Union. In: Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde. Im Auftrag des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik. Herder. Freiburg im Breisgau. 2007. ISBN 978-3-451-29500-3. S. 1401-1402.
    6. Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch. 3. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-27340-3, S. 596.
    7. a b c d Urs von Arx: Der kirchliche und ökumenische Auftrag der Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union. In: IKZ 98 (2008), S. 5-49.
    8. SGO § 1 Absatz 4.
    9. Kurt Pursch: Alt-Katholisch. Eine Information. 2. Auflage. H. Neusser, Bonn 1965, S. 44,45.
    10. Johann Josef Demmel: Was ist Alt-Katholisch? Bistumsverlag, Bonn 1957, S. 10.
    11. Handreichung für Ministranten (PDF; 900 kB)
    12. So z. B. der damalige Fuldaer Generalvikar Ludwig Schick in der Mainzer Bistumszeitschrift Glaube und Leben, 22/1996 vom 2. Juni 1996, wo er den Verdacht äußert, dass die Altkatholische Kirche „endgültig dem protestantischen Flügel“ zuzuordnen sei.
    13. So z. B. Bischof Joachim Vobbe in Glaube und Leben, 25/1996 vom 23. Juni 1996
    14. Das gilt auch im Hinblick auf die Kritik, durch das Abrücken vom Zölibat der Priester hätten sich die Altkaholiken von der „Tradition der alten Kirche“ „weit entfernt“. Das behauptete Karl Vocelka: Multikonfessionelles Österreich. Religionen in Geschichte und Gegenwart. Wien u.a. 2013, S. 160.
    15. alt-katholisch.de über den Zölibat
    16. Die Beziehungen zur Anglikanischen Kirchengemeinschaft Homepage der Utrechter Union, abgerufen am 27. April 2014
    17. Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland (Hrsg.): Kirche für Christen heute: Eine Information über die Alt-Katholische Kirche. Hoffmann, Berlin 1994, ISBN 3-87344-001-6, S. 12.
    18. Die Übereinkunft mit den orthodoxen Kirchen wurde veröffentlicht in: Urs von Arx (Hrsg.): Koinonia auf altkirchlicher Basis. Bern 1989
    19. Orthodox-Altkatholische Arbeitsgruppe wird von Ökumenischen Patriarchen empfangen Homepage der Utrechter Union, abgerufen am 27. April 2014
    20. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel besucht Utrecht Homepage der Alt-Katholischen Kirche Deutschlands, abgerufen am 3. Mai 2014
    21. Grußbotschaft des Ökumenischen Patriarchen an die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz Homepage der Alt-Katholischen Kirche Deutschlands, abgerufen am 3. Mai 2014
    22. Utrechter Union: Römisch-katholische und altkatholische Christen gehen aufeinander zu (Memento vom 22. Oktober 2009 im Internet Archive)
    23. Römisch-Katholisch - Altkatholische Dialogkommission tagte im Dezember 2012 in Paderborn Homepage des Erzbistums Paderborn, abgerufen am 27. April 2014
    24. Der altkatholische Erzbischof bei Papst Franziskus Homepage der Utrechter Union, abgerufen am 1. Mai 2014
    25. Altkatholische Bischofskonferenz: Arbeitsbesuch und Privataudienz in Rom Homepage der Utrechter Union, abgerufen am 16. November 2014
    26. Papst empfängt Altkatholiken. Radio Vatikan, 30. Oktober 2014, abgerufen am 30. September 2015.
    27. Ansprache von Papst Franziskus an die Delegation der Altkatholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union. In: Homepage des Vatikans. 30. Oktober 2014, abgerufen am 30. September 2015.
    28. Bericht des Dialogs zwischen den Altkatholischen Kirchen und der Kirche von Schweden Homepage der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 27. April 2014
    29. Internationale Altkatholische Bischofskonferenz, Sitzung 2014 Homepage der Utrechter Union, abgerufen am 1. Mai 2014
    30. Information des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland zur Angestrebten Kirchengemeinschaft mit der Kirche von Schweden Homepage der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 30. Oktober 2014
    31. SILA (ndl.) (Stand: Ende 2013)
    32. Quelle: Alt-Katholische Kirche in Deutschland (Stand 2013)
    33. Quelle: Wer sind wir? – Christkatholische Kirche. Laut Bundesamt für Statistik: Religionslandschaft in der Schweiz. 2004, S. 12 waren es 2000 noch 13.312 Mitglieder
    34. in: STATISTIK AUSTRIA: Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnis und Bundesländern 1951 bis 2001. (Stand 2001)
    35. Ökumenischer Rat der Kirchen: Altkatholische Kirche in der Tschechischen Republik
    36. Statistisches Jahrbuch 2008: Konzises statistisches Jahrbuch von Polen 2008. (PDF; 11,0 MB), S. 132
    37. Communiqué der Bischofskonferenz zur Wiederaufnahme der Mariaviten Homepage der Uterchter Union, abgerufen am 8. Juni 2014
    38. Communiqué der Sondersession der Internationalen Bischofskonferenz vom 14. bis 18. September 2014 Homepage der Katholischen Kirche der Alt-Katholiken in Deutschland, abgerufen am 13. März 2015