Amtsgericht Lesum

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Wappenstein am ehemaligen Gerichtsgebäude, dem Wappen des Patrimonialgerichts der Börde Lesum nachempfunden

Das Amtsgericht Lesum war ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Lesum.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Revolution von 1848 wurde im Königreich Hannover die Rechtsprechung von der Verwaltung getrennt und die Patrimonialgerichtsbarkeit abgeschafft.[1] Das Amtsgericht wurde daraufhin mit der Verordnung vom 7. August 1852 die Bildung der Amtsgerichte und unteren Verwaltungsbehörden betreffend als königlich hannoversches Amtsgericht gegründet. Es umfasste das Amt Lesum.[2] Das Amtsgericht war dem Obergericht Verden untergeordnet.[3] Es wurde 1859 aufgehoben und sein Gerichtsbezirk dem des Amtsgerichtes Blumenthal zugeordnet.[4] Das Gericht amtierte als „Abtheilung Lesum“ am Ort weiter.[5] Die Gemeinde errichtete 1875 auf der dem Gericht gegenüberliegenden Straßenseite ein Amtsrichter-Wohnhaus.

Infolge der Annexion des Königreichs Hannover durch das Königreich Preußen galt ab 1866 preußisches Recht. Durch die Justizreform wurde 1879 das Amtsgericht Lesum wieder verselbständigt. Der Gerichtsbezirk umfasste die Gemeindebezirke Aumund (ohne Lobbendorf), Borchshöhe, Brundorf, Burgdamm, Eggestedt, Erve, Friedrichsdorf, Grohn, Holthorst, Lesum, Lesumstotel, Leuchtenburg, Löhnhorst, Neuschönebeck, Platjenwerbe, St. Magnus, Schönebeck, Stendorf, Stubben, Voraumund und Wollah.[6]

Durch die Vierte Verordnung über den Neuaufbau des Reichs vom 28. September 1939 wurde zum 1. November 1939 ein großer Teil des Gerichtsbezirks in das Land Bremen eingegliedert.[7] In der Folge wurde durch den Erlass über die Änderung von Gerichtsbezirken vom 9. Oktober 1942 das Amtsgericht Lesum zum 1. Januar 1943 aufgehoben und der Gerichtsbezirk je nach Landeszugehörigkeit den Amtsgerichten Bremen und Blumenthal (Bremen) bzw. Osterholz (Preußen) zugeordnet.[8]

Amtsgericht Lesum von 1854

Gerichtsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1854 erbaute die Justizverwaltung für 9.622 Taler an der 1830/32 ausgebauten Chaussee (heute Hindenburgstraße 32) das Amtsgerichtsgebäude. Das Gebäude aus roten Backsteinen hatte halbrunde Fenster und ein flaches Zeltdach.

Neben den Gerichtsräumen waren vier Gefängniszellen angebaut.

1912 bis 1915 wurde nördlich vom alten Amtsgericht ein Neubau errichtet und anschließend die beiden Gebäude durch einen niedrigeren Mittelbau verbunden. Heute wird das Gebäude als Polizeirevier genutzt.

Amtsrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Adickes (1854–1894) (der Vater von Franz Adickes und Erich Adickes)
  • Amtsgerichtsrat Dietrich Bernhard (1895–1925)
  • F.W. Regeniter (1925–1939)

1912 wurde eine zweite Amtsrichterstelle eingerichtet, die nur bis 1926 besetzt war. Richter Bernhard erhielt die Dienstaufsicht.[9] Als Stelleninhaber werden die Richter Pommy und Rohbach genannt.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gesetz über die Gerichtsverfassung vom 8. November 1850 (Gesetz-Sammlung für das Königreich Hannover, S. 207http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510358~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DGesetz-Sammlung%20f%C3%BCr%20das%20K%C3%B6nigreich%20Hannover%2C%20S.%20207~PUR%3D)
  2. Hannoversche Gesetzgebung über Staats- und Gemeinde-Verwaltung, 1852, S. 32, 67,online
  3. Verzeichnis der Obergerichte, Anlage zur Verordnung zur Ausführung der §§ 14,15 und 35 des Gesetzes über die Gerichtsverfassung vom 8. November 1850 vom 7. August 1852, abgedruckt in: Gerhard Adolf Wilhelm Leonhardt: Die Justizgesetzgebung des Königreichs Hannover: unter besonderer Berücksichtigung der Regierungs- und ständischen Motive zum practischen Gebrauche. Band 3, 1852, S. 135 online
  4. Verordnung vom 31. März 1859 zur Bildung der Gerichte; abgedruckt in: Christian Hermann Ebhardt: Gesetze, Verordnungen und Ausschreiben für das Königreich Hannover: aus dem Zeitraume von 1813 bis 1839. Vierte Folge. 1856–1862: Abtheilung I. Rechts-Sachen, Band 12, 1863, S. 306, online
  5. Aufschrift z. B. „Actum Amtsgericht Blumenthal, zu Lesum, den 4. Januar 1869“ auf einem gerichtlich protokollierten Vertrag.
  6. Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879 PrGS 1879 S. 393 (Digitalisat) und 517 (Digitalisat)
  7. Wikisource: Vierte Verordnung über den Neuaufbau des Reichs vom 28. September 1939
  8. RGBl. I 1942, S. 589. Digitalisat bei der Österreichischen Nationalbibliothek.
  9. Johann Hennings, Der berufliche Werdegang des Richters Dietrich Bernhard, 1990 aus den beim Bremer Staatsarchiv verwahrten Akten des Amtsgerichts Lesum.
  10. Gerhard Schmolze: Richter und Vögte. In: Heimat- und Verschönerungsverein Burg-Lesum (Hrsg.): Burg-Lesumer Heimatbuch. Bremen 1985, S. 453.

Koordinaten: 53° 10′ 7,5″ N, 8° 41′ 26,3″ O