Anna Milder-Hauptmann
Anna Pauline Milder-Hauptmann (* 13. Dezember 1785 in Konstantinopel; † 29. Mai 1838 in Berlin) war eine österreichische Opernsängerin (Sopran).
Leben
Neben Klavierunterricht erhielt Milder bei Antonio Salieri und Sigismund von Neukomm auch Gesangsunterricht. Sie wurde von Emanuel Schikaneder gefördert und debütierte am 9. April 1803 an Schikaneders Theater an der Wien als Juno in Franz Xaver Süßmayrs Singspiel Der Spiegel von Arkadien. Nach einem 1805 angelegten Konskriptionsbogen des Theaters, dem Haus Laimgrube Nr. 26, wohnte sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester Jeanette zu dieser Zeit auch dort, zusammen mit der jungen Elisabeth Röckel.[1] Beethoven hatte kurz zuvor gleichfalls eine Dienstwohnung im Theater an der Wien gehabt.
1807 wechselte Milder an das Kärntnertortheater, wo sie bald eine der meistbewunderten und erfolgreichsten Sängerinnen ihrer Zeit wurde. Im Jahr 1810 heiratete die Sängerin den Wiener Präziosen-Schätzmeiser Paul Peter Hauptmann. Neben Salieri, Luigi Cherubini und Joseph Weigl (Emmeline) komponierte auch Beethoven mit der Leonore eine Partie für sie: 1805, 1806 und 1814 sang sie diese Rolle in den beiden Uraufführungen der Leonore sowie des Fidelio.
Als Napoléon Bonaparte die Sopranistin in Wien (1809) hörte, war er so begeistert, dass er Milder zur Übersiedlung nach Paris bewegen wollte. Doch sie lehnte ab.
1819 erteilte Milder, die inzwischen in Berlin engagiert war, Gioacchino Rossini und Conradin Kreutzer Kompositionsaufträge für Einakter, die sie auf Gastspielreisen darbieten wollte: Kreutzers und Pius Alexander Wolffs Monodram Adele von Budoy brachte sie 1821 dann tatsächlich in Königsberg zur Uraufführung. Zwischen 1816 und 1829 trat Milder-Hauptmann unter anderem in mehreren (teils für sie komponierten oder adaptierten) Spontini-Rollen an der Berliner Hofoper auf. Sie unternahm Gastspielreisen durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Russland.
Am 11. März 1829 sang sie unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Sing-Akademie zu Berlin, an der sie seit 1821 Mitglied und Solistin war, in einer Wiederaufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion, der ersten seit dem Tod des Komponisten und 100 Jahre nach ihrem erstmaligen Erklingen in der Leipziger Thomaskirche. Im Schwarzhäuptersaal in Riga erfolgte am 10. Februar 1830 die Uraufführung der für sie komponierten Gesangsszene Der Hirt auf dem Felsen (D 965, Oktober/November 1828) von Franz Schubert, 1836 zog sie sich ganz von der Bühne zurück.
Milder wurde auf dem Alten Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde an der Liesenstraße beerdigt.
Jeanette Milder-Bürde
Milders jüngere Schwester Jeannette (* 1799) trat verschiedentlich als Pianistin und Sängerin auf und wurde 1823 Mitglied der Sing-Akademie zu Berlin. Jeannette studierte Komposition bei Carl Friedrich Rungenhagen und veröffentlichte mehrere Liedersammlungen. Ihr Mann, Friedrich Leopold Bürde, war Maler und Professor an der Preußischen Akademie der Künste. Nach seinem Tod wirkte sie als Klavier- und Gesangslehrerin.
Literatur
- Karl Theodor von Küstner, Album des königlichen Schauspiels und der königlichen Oper zu Berlin von 1796–1856, Berlin 1858, S. 51 f. (Digitalisat)
- Carl Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s. Berlin 1861.
- Constantin von Wurzbach: Hauptmann, Peter und Milder-Hauptmann, Pauline Anna. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1862, S. 73–75 (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Milder-Hauptmann, Anna. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 18. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 308 f. (Digitalisat).
- Joseph Kürschner: Milder-Hauptmann, Pauline Anna. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 742 f.
- Katalog der Portrait-Sammlung der k. u. k. General-Intendanz der k. k. Hoftheater. Zugleich ein biographisches Hilfsbuch auf dem Gebiet von Theater und Musik. Zweite Abtheilung. Gruppe IV. Wiener Hoftheater, Wien 1892, S. 349.
- E. Marktl: Milder-Hauptmann Anna Pauline. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 294.
- Lorenz Mikoletzky: Milder, Pauline Anna. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 508 f. (Digitalisat).
- Andreas Mayer: „Gluck’sches Gestöhn“ und „welsches Larifari“. Anna Milder, Franz Schubert und der deutsch-italienische Opernkrieg. In: Archiv für Musikwissenschaft. 52, 1995, S. 171–204.
- Till Gerrit Waidelich: Anna Milder-Hauptmann (1785–1838) Wilhelmine Schröder-Devrient (1804–1860) „wenn das Orchester […] tobt, und die Sängerin sich dazu wie eine Furie geberdet“. „Cordelia“ (1823), Conradin Kreutzers Oper über „eine wahre Begebenheit im Jahre 1814“ für zwei Primadonnen. In: Irina Hundt (Hrsg.) Vom Salon zur Barrikade. Frauen der Heinezeit. (= Heine-Studien), Stuttgart-Weimar 2002, S. 111–128
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Michael Lorenz, "Maria Eva Hummel. A Postscript" (Wien 2013) sowie Klaus Martin Kopitz, Beethovens „Elise“ Elisabeth Röckel. Neue Aspekte zur Entstehung und Überlieferung des Klavierstücks WoO 59, in: Die Tonkunst, Jg. 9, Nr. 1 vom Januar 2015, S. 48–57, hier S. 52
Personendaten | |
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NAME | Milder-Hauptmann, Anna |
ALTERNATIVNAMEN | Milder-Hauptmann, Anna Pauline (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Opernsängerin (Sopran) |
GEBURTSDATUM | 13. Dezember 1785 |
GEBURTSORT | Konstantinopel |
STERBEDATUM | 29. Mai 1838 |
STERBEORT | Berlin |