Cora Stephan

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Cora Stephan 2008

Cora Stephan (* 7. April 1951 in Bad Rothenfelde) ist eine deutsche Publizistin und Schriftstellerin. 1998 erschien ihr erster Kriminalroman unter dem Pseudonym Anne Chaplet, 2010 das erste Buch als Sophie Winter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stephan wuchs in Osnabrück auf und legte ihr Abitur am Gymnasium Halepaghen-Schule in Buxtehude ab. Sie studierte in Hamburg und Frankfurt am Main und schloss das Studium 1973 mit dem Staatsexamen für das Lehramt ab. Nach einem weiteren Studium der Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Geschichte promovierte sie 1976 über das Thema „Die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert“.

Von 1976 bis 1984 nahm sie einen Lehrauftrag an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main wahr. Von 1979 bis 1981 wirkte sie beim Sogenannten Linksradikalen Blasorchester mit. Zudem arbeitete sie als Lektorin, u. a. für den Suhrkamp-Verlag, und als Übersetzerin und Rundfunkmoderatorin. 1980 war sie Redakteurin beim Pflasterstrand, 1983 Kulturredakteurin beim Hessischen Rundfunk und von 1985 bis 1987 Korrespondentin im Bonner Büro des Spiegel. Seit 1987 arbeitet sie als freie Buchautorin, Essayistin, Kommentatorin und Vortragende.

Sie schrieb für viele deutschsprachige Tages- und Wochenzeitungen sowie (bis 2000) für Zeitschriften wie das Kursbuch und den Merkur sowie für das liberale Autoren- und Debattenmagazin Schweizer Monat. Bis Anfang 2017 schrieb sie eine zweiwöchentliche Kolumne für die Wirtschaftswoche Online.[1] Sie schrieb bis Juni 2018 außerdem für die Neue Zürcher Zeitung.[2] Ferner gehört sie zu den regelmäßigen Autoren des Weblogs Die Achse des Guten[3] und ist Gastautorin beim Magazin Tichys Einblick.[4] Wiederholt wurden Beiträge von Stephan im Magazin Eigentümlich frei veröffentlicht,[5] das einer Schnittmenge zwischen Libertarismus und neuer Rechter zugeordnet wird. Hinzu kommen zahlreiche Radiobeiträge, unter anderem im Deutschlandradio und beim NDR.[6]

Daniela Janser zählt die späte Cora Stephan in der linken schweizerischen Wochenzeitung WOZ zur Neuen Rechten.[7]

Stephan war eine der Erstunterzeichnenden der Gemeinsamen Erklärung 2018 gegen die Flüchtlingspolitik der deutschen Bundesregierung, ließ sich aber später wieder von der Liste streichen. Nach Recherchen von Martin Machowecz gehört sie auch zum hinter dieser Erklärung stehenden Kreis rund um dessen Gründer Jörg Baberowski, dem auch Thilo Sarrazin, Matthias Matussek, Monika Maron, Vera Lengsfeld und Junge-Freiheit-Chefredakteur Dieter Stein angehören. Regelmäßiger Treffpunkt der Gruppe ist die Bibliothek des Konservatismus, deren Stiftungsvorstand Stein vorsitzt.[8][9]

Stephan lebt in Ilsdorf im Vogelsbergkreis und in Laurac-en-Vivarais (Südfrankreich). Sie ist Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft.

Werke und Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warnfried Dettling schreibt über „Neue deutsche Etikette“: „Gut gebrüllt, Löwin... Cora Stephan hat ein anregendes Buch geschrieben. Die politischen Sitten, deren Verfall sie beklagt, brauchen nicht, da hat sie recht, die offene oder verdeckte Inthronisation einer alten oder neuen Moral.“[10]

Stephans Buch „Der Betroffenheitskult“ (1993) zeigt nach Meinung des ehemaligen Verteidigungsministers Thomas de Maizière, dass man Sicherheitspolitik „weder nur nach dem Prinzip der Betroffenheit noch mit Verdrängung, dem anderen Extrem, gestalten“ kann.[11]

Bereits 1998, meint für den „Spiegel“ Barbara Supp, „feiert die Publizistin Cora Stephan das Ende des Pazifismus und lobt“ in ihrem Buch Das Handwerk des Krieges „den 'maßvollen Krieg'“. Er sei domestizierbar, man könne "die Bestie" an die Kette legen wie einen Haushund und gelegentlich loslassen, wenn es dem Staatswesen diene.[12] Der Historiker Jost Dülffer hält Stephans Buch hingegen für einen „wichtigen Beitrag“ zum Nachdenken über den Krieg: „Bei Streifzügen durch die Weltgeschichte stellt die Autorin fest: Überall dort, wo Leidenschaften und Ideologien vertreten wurden, wurde Krieg besonders grausam“. (Handelsblatt, 12. März 1999)

2011 veröffentlichte sie mit dem Buch Angela Merkel. Ein Irrtum eine „persönliche Abrechnung“ mit der Bundeskanzlerin. Arno Widmann befand dazu in der Frankfurter Rundschau, dass die Autorin nicht mit Merkel abrechne, sondern mit dem Bild, das sie sich von der Kanzlerin gemacht habe. Leser, die die frühere Begeisterung Stephans für Merkel nicht kennen, würden mit dem Buch nicht viel anfangen können. Er bemängelte zudem Stephans „schrillen Sound“ und „Aufgeregtheit“.[13] Wolfgang Storz kritisiert, eigentlich habe die Autorin gar kein Buch über die Politikerin geschrieben, sondern "ein Manifest, gespickt mit Plattitüden".[14]

Im selben Jahr befand sie, der Sozialstaat sei „institutionalisierte Verschwendung“, wofür der Staat zu viel ausgäbe, wobei sie allerdings nur das Arbeitslosengeld II im Auge hatte, das sie zunächst für zu üppig erklärte. Als Steuerzahlerin frage man sich, "warum man da nicht gleich hartzen" gehe. Im nächsten Schritt jedoch beklagte sie, nur die Hälfte der Mittel ginge an die Bedürftigen, die andere aber an die Verwaltung, an „die Armutsindustrie“ und an klagende Anwälte.[15]

In Angela Merkel. Ein Irrtum bezeichnet sie Wärmedämmung als „Burka für das Haus“. Sie beschwört den „Zauber, den Tradition, Rituale, Selbstfeier vermitteln können“, und fordert den Mut zu „vaterländischen Vokabeln“.[16] Dagegen befand Hans Peter Schütz 2011 im Magazin Stern: „Ein in seiner Stringenz beeindruckendes Buch – für alle jene, die wie Stephan einmal an die Reformkanzlerin glaubten oder an die Klimakanzlerin... Eine Pflichtlektüre für all jene, deren politischer Horizont und Sprache nicht durch die Messlatte der immerwährenden politischen Korrektheit begrenzt wird“.[17] Für den damaligen Herausgeber des Handelsblatts, Gabor Steingart, war das Buch ebenfalls „eine notwendige Zumutung für die Kanzlerin“.[17]

Im März 2016 erschien ihr autobiographisch gefärbter Roman Ab heute heiße ich Margo, in dem für die NZZ-Rezensentin Claudia Schwartz die Umbrüche der deutsch-deutschen Geschichte mit dem Überlebenskampf der Heldin zu einer Sittengeschichte des 20. Jahrhunderts verschmelzen. Den Weg der Heldin zeichne Stephan in aller Ambivalenz, anrührend, aber nicht sentimental, so dass sie lange in Erinnerung bleibe.[18]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter ihrem bürgerlichen Namen

  • Genossen, wir dürfen uns nicht von der Geduld hinreißen lassen! Aus der Urgeschichte der Sozialdemokratie 1862–1878, Frankfurt am Main 1977.
  • Ausgewählte Reden und Schriften August Bebels in zwei Bänden. Frankfurt am Main 1981
  • Zwischen den Stühlen oder über die Unvereinbarkeit von Theorie und Praxis. Schriften Rudolf Hilferdings (1904–1940), Bonn-Bad Godesberg 1982
  • Infrarot. Wider die Utopie des totalen Lebens. Zur Auseinandersetzung mit "Fundamentalopposition" und "neuem Realismus". Rotbuch Verlag, Berlin 1983. (als Hrsg. gemeinsam mit Matthias Horx, und Albert Christian Sellner)
  • Ganz entspannt im Supermarkt: Liebe und Leben im ausgehenden 20. Jahrhundert. Rotbuch, Berlin 1985, ISBN 3-88022-300-9.
  • Weiterhin unbeständig und kühl: Nachrichten über die Deutschen. Rowohlt, Reinbek 1988, ISBN 3-498-06220-4.
  • Wir Kollaborateure. Der Westen und die deutschen Vergangenheiten. Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 3-499-13218-4 (als Hrsg.)
  • Der Betroffenheitskult: Eine politische Sittengeschichte. Rowohlt Berlin, Berlin 1993, ISBN 3-87134-075-8.
  • Neue deutsche Etikette. Rowohlt Berlin, Berlin 1995, ISBN 3-87134-217-3.
  • Das Handwerk des Krieges. Rowohlt Berlin, Berlin 1998, ISBN 3-87134-370-6.
  • Angela Merkel, ein Irrtum. Knaus, München 2011, ISBN 978-3-8135-0416-3.
  • Lob des Normalen. Vom Glück des Bewährten. Finanzbuchverlag, München 2021, ISBN 978-3-95972-400-5.

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Cora Stephan

Als Anne Chaplet

Als Sophie Winter

Von einigen ihrer Romane als Anne Chaplet und Sophie Winter gibt es Übersetzungen ins Dänische, Koreanische und ins Japanische.

Hörbücher (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1978 Das Sozialistengesetz, mit Henning Burk, 55 Minuten, WDR
  • 1998 Blutopfer. Über den Ersten Weltkrieg, 55 Minuten, Arte[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cora Stephan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. wiwo.de Stephans Spitzen
  2. Beitragsliste von Cora Stephan bei der Neuen Zürcher Zeitung.
  3. Profil und Beitragsliste von Cora Stephan bei Die Achse des Guten.
  4. Autoren. Abgerufen am 7. Januar 2022 (deutsch).
  5. Stephans Beiträge bei Eigentümlich frei Wayback-Memento vom 16. Juli 2017
  6. Beiträge von Cora Stephan beim NDR
  7. Auf allen Kanälen – Und in der Fankurve applaudiert die AfD der NZZ. WOZ, Nr. 23/2016 vom 9. Juni 2016.
  8. Martin Machowecz: "Erklärung 2018": Ein neuer Salon in Berlin. In: Zeit online. 21. März 2018, abgerufen am 19. September 2020.
  9. Christian Fuchs und Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten: Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt-Verlag, Reinbek 2019, ISBN 978-3-644-40637-7, E-Book ohne Seitenzahl, Seite 5 des Kapitels „Die Salon Nationalisten“
  10. Gut gebrüllt, Löwin!, auf zeit.de
  11. Bammel ist nichts für diesen Job. Interview mit Thomas de Maizière in der Stuttgarter Zeitung, 11. August 2012.
  12. Barbara Supp: Die Bestie Krieg. Der Spiegel, 26. Oktober 1998.
  13. Arno Widmann, Frankfurter Rundschau vom 12. März 2011, zitiert nach Perlentaucher.de
  14. Wolfgang Storz Ein Manifest, gespickt mit Plattitüden, in WOZ, 19. April 2012.
  15. Neues Buch über Angela Merkel: Sie erinnert mich an Erich Honecker Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Februar 2011.
  16. Lena Jakat: Ansichten einer Wutbürgerin. auf sueddeutsche.de, 17. Februar 2011, abgerufen am 6. November 2023.
  17. a b Hans Peter Schütz: Abrechnung mit der Bundeskanzlerin. Wie Angie zu Tina wurde. In: stern.de. 17. Februar 2011, abgerufen am 6. November 2023.
  18. Claudia Schwartz, NZZ vom 21. Dezember 2016, zitiert nach perlentaucher.de
  19. BR Hörspiel Pool – Chaplet, Nichts als die Wahrheit
  20. Cora Stephan MORD-GESCHICHTEN, auf erzbistum-koeln.de