Annemiek van Vleuten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Annemiek van Vleuten
Annemiek van Vleuten (2017)
Annemiek van Vleuten (2017)
Zur Person
Geburtsdatum 8. Oktober 1982 (41 Jahre)
Nation Niederlande Niederlande
Disziplin Straße
Karriereende 2023
Internationale Team(s)
2008
2009–2014
2015
2016–2020
2021–2023
Vrienden van het platte land
DSB-Nederland bloeit / Rabobank
Bigla Cycling Team
Orica-AIS / Mitchelton Scott
Movistar Team Women
Wichtigste Erfolge
Olympische Spiele
2021 – Einzelzeitfahren
2021 – Straßenrennen
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften
2019, 2022 Regenbogentrikot – Straßenrennen
2017, 2018 Regenbogentrikot – Einzelzeitfahren
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
2018 Silbermedaille – Einerverfolgung
UCI Women’s WorldTour / UCI Weltcup
Tour de France Femmes 2022
Giro d’Italia Donne 2018, 2019, 2022, 2023
La Vuelta Femenina 2021, 2022, 2023
Holland Ladies Tour 2017, 2018
La Course by Le Tour de France 2017, 2018
Lüttich–Bastogne–Lüttich 2019, 2022
Strade Bianche 2019, 2020
Flandern-Rundfahrt 2011, 2021
Grand Prix de Plouay-Bretagne 2011
Open de Suède Vårgårda 2011
Ladies Tour of Norway 2021
UCI-Rennserien
UCI Women’s WorldTour 2018, 2021, 2022
UCI Rad-Weltcup 2011
Letzte Aktualisierung: 26. April 2022

Annemiek van Vleuten (* 8. Oktober 1982 in Vleuten) ist eine ehemalige niederländische Radrennfahrerin. Sie ist Olympiasiegerin, wurde vier Mal Weltmeisterin und war eine der erfolgreichsten Straßenradsportlerinnen der 2010er und beginnenden 2020er Jahre.

Radsportlaufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst mit 24 Jahren kam Annemiek van Vleuten zum Leistungsradsport. Zuvor hatte sie Fußball gespielt, was sie wegen einer Knieverletzung aufgeben musste.[1] An der Universität Wageningen schloss sie 2007 mit einem Master in Epidemiologie ab.[2]

2008 wurde sie bei den Universitäts-Straßen-Weltmeisterschaften in Nijmegen Zweite im Einzelzeitfahren und Dritte im Straßenrennen. 2010 gewann sie die Route de France Féminine und wurde Siebte in der Gesamtwertung des Giro della Toscana Femminile. 2011 gewann sie die Flandern-Rundfahrt, das Open de Suède Vårgårda und den Grand Prix de Plouay und entschied somit die Gesamtwertung des Rad-Weltcups der Frauen für sich. In den Anfangsjahren ihrer Karriere musste sie sich wiederholt Operationen wegen einer Verengung der Leistenschlagader unterziehen.[3]

2013 wurde Annemiek van Vleuten gemeinsam mit Marianne Vos, Roxane Knetemann, Pauline Ferrand-Prévot, Thalita de Jong und Lucinda Brand Vize-Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren. Bei den Olympischen Spielen 2016 setzte sie sich mit Mara Abbott im Straßenrennen am letzten Anstieg aus einer vierköpfigen Spitzengruppe ab und distanzierte Abbott in der Abfahrt zunächst, stürzte dann aber schwer und zog sich drei Knochenabsplitterungen an der Lendenwirbelsäule und eine schwere Gehirnerschütterung zu.[4][5]

Van Vleuten bei La Course by Le Tour de France 2017

Im Jahr darauf gewann sie das Cadel Evans Great Ocean Road Race und wurde zum dritten Mal niederländische Zeitfahrmeisterin. Beim Giro d’Italia Femminile konnte sie zwei Etappen für sich entscheiden und wurde Dritte in der Gesamtwertung. Des Weiteren gewann sie bei La Course by Le Tour de France die Bergankunft auf dem Col d’Izoard und gewann die Gesamtwertung der Boels Rental Ladies Tour. Zum Ende des Jahres wurde van Vleuten Weltmeisterin im Einzelzeitfahren und wurde Erste im UCI World Ranking der Frauen.

Auf dem Podium bei den Bahn-Weltmeisterschaften 2018

2018 gewann van Vleuten den Giro d’Italia Femminile, wo sie bei ihren drei Etappensiegen unter anderem das Bergzeitfahren und die Bergankunft auf dem Monte Zoncolan für sich entschied. Zwei Tage später lieferte sie sich bei La Course by Le Tour de France ein großes Duell mit ihrer Rivalin und Landsfrau Anna van der Breggen. Die letzten 16 Kilometer über den Col de la Colombière und hinunter nach Le Grand-Bornand behauptete Anna van der Breggen einen Vorsprung von wenigen Sekunden auf Annemiek van Vleuten, bevor letztere sie noch innerhalb der letzten 50 Meter übersprinten konnte.[6]

Van Vleuten verteidigte ihren Zeitfahrtitel bei den Straßen-Weltmeisterschaften 2018

Im weiteren Verlauf der Saison gewann sie wie im Jahr zuvor die Boels Ladies Tour und übernahm die Führung im UCI Women’s WorldTour-Ranking. Bei den Straßen-Weltmeisterschaften 2018 in Innsbruck gewann sie zum zweiten Mal das Einzelzeitfahren über 27,7 Kilometer, mit einem Vorsprung von 29 Sekunden auf van der Breggen. Im anschließenden Straßenrennen attackierte sie erfolglos und wurde Siebte. Nach dem Rennen stellte sich heraus, dass sie vor ihrem Angriff etwa 100 Kilometer vor dem Ziel sich bei einem Sturz den Tibiakopf im Knie gebrochen hatte.[7] Sie beendete die Saison als Siegerin des UCI Women’s WorldTour Rankings.

Ende Januar 2019 nahm sie ihr Radsporttraining wieder auf.[8] In der UCI Women’s WorldTour 2019 gewann van Vleuten die Strade Bianche und den Giro d’Italia Femminile. Nach einer dominanten Vorstellung auf der fünften Etappe des Giro wurde sie selbst von der Konkurrenz als „Außerirdische“ bezeichnet.[9] Sie wurde jeweils Zweite der Flandern-Rundfahrt, des Amstel Gold Race sowie der Flèche Wallone und siegte nach einer Alleinfahrt über 30 Kilometer bei Lüttich–Bastogne–Lüttich.[10] Bei den Straßen-Weltmeisterschaften 2019 im englischen Yorkshire holte Annemiek van Vleuten den Titel im Straßenrennen nach einer Alleinfahrt von 104 Kilometern mit 2:15 Minuten Vorsprung auf die nächste Verfolgerin Anna van der Breggen.[11] Im Zeitfahren belegte sie Platz drei.

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft gewann van Vleuten in der durch die COVID-19-Pandemie unterbrochene Saison 2020 die ersten fünf Rennen in Folge, darunter das WorldTour-Rennen Strade Bianche.[12] Bei den UEC-Straßen-Europameisterschaften 2020 im August gewann sie den Titel im Straßenrennen. Wenige Wochen später startete sie beim Giro d’Italia Femminile, gewann die zweite Etappe und übernahm die Führung in der Gesamtwertung. Auf der siebten Etappe stürzte sie kurz vor dem Ziel und brach sich das Handgelenk, weshalb ihre Teilnahme an den Straßenweltmeisterschaften in Imola in Frage stand.[13] Dennoch konnte sie sich dort nur wenige Tage später dort Rang zwei im Straßenrennen sichern.

Im Olympischen Straßenrennen der Frauen in Tokio errang sie 2021 die Silbermedaille. Als sie die Ziellinie überquerte, glaubte van Vleuten zunächst, sie habe Gold gewonnen, da sie nicht bemerkt hatte, dass sich die Siegerin Anna Kiesenhofer zuvor weit abgesetzt hatte.[14] Anschließend gewann sie die Goldmedaille im olympischen Einzelzeitfahren. Bei der ersten Austragung von Paris-Roubaix Femmes im Oktober 2021 stürzte sie auf nassem Kopfsteinpflaster und erlitt einen doppelten Schambeinbruch.[15] Zum Ende der Saison 2021 entschied sie erneut die Gesamtwertung der UCI Women’s WorldTour für sich.

Im Frühjahr 2022 kündigte sie an, zum Saisonende 2023 ihre Karriere als Aktive zu beenden.[16] Im Juli desselben Jahres gewann sie beim Giro d’Italia Donne die Gesamtwertung und kurz danach bei der ersten Austragung der Tour de France Femmes die beiden letzten Etappen sowie die Gesamtwertung.[17] Bei den Straßenweltmeisterschaften 2022 gewann sie trotz eines gebrochenen Ellenbogens ihren zweiten Titel als Weltmeisterin im Straßenrennen.

In ihrer letzten Saison wiederholte Annemiek van Vleuten ihre Siege bei der Vuelta Femenina und dem Giro d’Italia Donne; bei der Tour de France Femmes konnte sie den vierten Platz belegen. Bei der Weltmeisterschaft 2023 wurde sie im Straßenrennen Achte, nachdem sie zu Beginn der Schlussrunde mit einem Defekt zurückgefallen war. In ihrem vorletzten Etappenrennen, der Tour of Scandinavia 2023, holte sie mit dem Gesamtsieg den letzten von 104 Erfolgen ihrer Karriere. Im September 2023 bestritt Annemiek van Vleuten mit der Simac Ladies Tour ihr letztes Rennen. Es endete am 10. September 2023 in Arnheim, rund 15 Kilometer von ihrem Wohnort Wageningen entfernt. Nach dem Ende des Rennens wurde sie dort von vielen Tausend Menschen gefeiert.[18] Van Vleuten beabsichtigte nach Abschluss ihrer Straßenkarriere ohne spezielle Vorbereitung an den Gravel-Weltmeisterschaften 2023 teilzunehmen, musste den Start aber aufgrund einer Fußverletzung absagen.[19]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 sowie 2019 wurde Annemiek van Vleuten Radsportlerin des Jahres in den Niederlanden. In mehreren Jahren wurde sie in ihrem Wohnort Wageningen zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt,[20][21] 2023 erhielt sie dort die Ehrenbürgerschaft.[22]

Auf dem Cauberg in Valkenburg wurde die Straße „Annemiek van Vleuten Allée“ nach ihr benannt.[23]

Berufliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Annemiek van Vleuten ist ab 2024 als Kommentatorin bei NOS und der belgischen Sport-Website Sporza tätig.[24]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023

Weltmeisterschafts-Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Annemiek van Vleuten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. De Geertjesweg in Wageningen vuurt 'hun' Annemiek van Vleuten aan. De Gelderlander, 29. Juni 2019; (niederländisch).
  2. Annemiek van Vleuten: ‘Heb er op los geleefd vroeger’. Wielerrevue, 22. April 2021; (niederländisch).
  3. Menige wielercarrière is vroegtijdig afgebroken. Observant Online, 10. April 2023; (niederländisch).
  4. Van der Breggen gewinnt Gold im Olympischen Straßenrennen. radsport-news.com, 7. August 2016, abgerufen am 7. August 2016.
  5. Van Vleuten mit Lendenwirbel-Verletzung und Gehirnerschütterung auf aargauerzeitung.ch, abgerufen am 18. September 2016.
  6. La Course by le Tour de France : Van Vleuten réalise la meilleure pub pour le cyclisme féminin. CyclismeRevue.be, 17. Juli 2018; (französisch).
  7. Im Rollstuhl abtransportiert: Van Vleuten bricht sich Tibiakopf. In: radsport-news.com. 30. September 2018, abgerufen am 30. September 2018.
  8. Van Vleuten wieder voll im Training. In: rad-net.de. 7. Januar 2019, abgerufen am 9. Januar 2019.
  9. ‘The alien has gone’: Elisa Longo Borghini describes reaction to Annemiek van Vleuten’s attack. Cyclingweekly.com, 10. Juli 2019; (englisch).
  10. Nach Redoute-Attacke wurde es um van Vleuten ganz still. In: radsport-news.com. 28. April 2019, abgerufen am 28. April 2019.
  11. Verrückter Plan führt Van Vleuten zu WM-Gold! In: radsport-news.com. 28. September 2019, abgerufen am 28. September 2019.
  12. 5 von 5: Van Vleuten auch in der Toskana nicht zu stoppen. In: radsport-news.com. 1. August 2020, abgerufen am 2. August 2020.
  13. Giro-Aus für Van Vleuten im Rosa Trikot. In: rad-net.de. 18. September 2020, abgerufen am 18. September 2020.
  14. Das nächste Olympia-Drama von Annemiek van Vleuten. In: FAZ.net. 25. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.
  15. Olympiasiegerin Van Vleuten stürzt bei Paris-Roubaix-Premiere, Spiegel Online, 3. Oktober 2021
  16. Kevin Kempf: Van Vleuten verlängert Vertrag und kündigt Karriereende an. In: radsport-news.com. 3. Juni 2022, abgerufen am 31. Juli 2022.
  17. Shane Stokes: Tour de France Femmes stage 8: Van Vleuten writes history to become first overall champion. In: velonews.com. 31. Juli 2022, abgerufen am 31. Juli 2022 (englisch).
  18. ´Annemiek bedankt!´ - Arnheim feiert van Vleutens Karriereende. In: radsport-news.com. 11. September 2023, abgerufen am 13. September 2023.
  19. Kirsten Frattini: Injury sidelines Annemiek van Vleuten from UCI Gravel Worlds. In: cyclingnews.com. 4. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
  20. Van Vleuten Sportvrouw van het Jaar. In: gelderlander.nl. 11. Dezember 2012, abgerufen am 25. Juni 2016 (niederländisch).
  21. Procycling's February 2020 issue out now (24. Januar 2020)
  22. Annemiek van Vleuten benoemd tot Ereburger van Wageningen. Gemeinde Wageningen, 13. April 2023; (niederländisch).
  23. jas: Karriereende mit 40 Jahren - Van Vleuten: Ein Star des Frauenradsports tritt ab. In: srf.ch. 10. September 2023, abgerufen am 13. September 2023.
  24. Van Vleuten als analist aan slag voor NOS en Sporza. In: cyclingonline.nl. Abgerufen am 13. März 2024.