Anti-Jo1-Antikörper

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Anti-Jo 1 ist ein 1980 erstmals identifizierter Myositis-spezifischer Antikörper aus der Familie der Antisynthetase-Antikörper. Er ist assoziiert mit dem sogenannten Antisynthetase-Syndrom (ASS), sichert die Diagnose einer Polymyositis und wird mittels ELISA nachgewiesen. Der Name leitet sich von John P. ab, dem ersten Patienten, bei dem solch ein Antikörper nachgewiesen wurde.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zurzeit ist noch unklar, welcher Mechanismus zur Bildung dieses Antikörpers führt. Eine Hypothese besagt, dass es sich um ein Molecular-mimicry-Phänomen im Zuge einer Infektion mit Picorna-Viren handelt. Dabei bildet der Organismus einen Antikörper gegen ein Enzym dieser Viren, der sich aber auch gegen einen essentiellen Bestandteil der körpereigenen Proteibionsynthese richtet, eine Aminoacyl-tRNA-Synthetase (Histidyl-tRNA-Synthetase). Es wurde beobachtet, dass Anti-Jo-1-Antikörper im Verlauf der Erkrankung in ihrer Klasse geswitcht werden und bezüglich ihrer Affinität eine Zunahme erleben. Deshalb wird angenommen, dass diesem Prozess eine T-Zell-vermittelte Immunantwort zugrunde liegt.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein erhöhter Anti-Jo-1-Antikörperspiegel im Serum ist in etwa 20 % der Fälle von Dermatomyositis und Polymyositis zu beobachten. Während Anti-Jo 1 besonders spezifisch für Polymyositis ist, sind andere Antisynthetase-Antikörper, wie Anti-OJ und Anti-PL12 eher für Dermatomyositis charakteristisch. Es ist jedoch nicht klar, ob Anti-Jo-1-Antikörper ursächlich an der Entstehung oben genannter Erkrankungen beteiligt sind.

Messung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nachweis des Anti-Jo-1-Antikörpers im Serum geschieht labortechnisch mittels ELISA. Als Antigen hierfür dient eine rekombinant hergestellte Histidyl-tRNA-Synthetase. Sensitivität und Spezifität dieses Tests liegen bei nahezu 100 %, wobei zu beachten ist, dass hiermit nur der Antikörpernachweis und nicht etwa der Krankheitsnachweis gemeint ist. Früher gelang die Detektion mittels Doppeldiffusion unter Verwendung eines bovinen Leber- oder Thymusantigens.

Anti-Synthetase-Syndrom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerweile wurde ein eigenes Syndrom definiert, das sogenannte Antisynthetase-Syndrom (ASS). Es wird beschrieben als eine idiopathische entzündliche Myopathie und chronische, systemische Autoimmunerkrankung mit Anwesenheit von Antisynthetase-Antikörpern, wie zum Beispiel Anti-Jo 1. Die einzelnen Teile dieses Symptomkomplexes sind: Myositis, interstitielle Lungenerkrankung, Arthritis, Raynaud-Phänomen, Fieber und Hyperkeratose an den Händen („Mechanikerhände“).[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • KB Stone et al.: Anti–Jo-1 antibody levels correlate with disease activity in idiopathic inflammatory myopathy. In: Arthritis & Rheumatism. Band 56, Nr. 9, 2007, S. 3125–3131.
  • FW Miller et al.: Origin and regulation of a disease-specific autoantibody response. Antigenic epitopes, spectrotype stability, and isotype restriction of anti-Jo-1 autoantibodies. In: The Journal of Clinical Investigation. Band 2, Nr. 85, 1990, S. 468–475.
  • W. J. Van Venrooij: Manual of biological markers of disease. 1. Auflage. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht NL 1993, ISBN 978-0-7923-2219-1.
  • EM Tan et al.: A critical evaluation of enzyme immunoassays for detection of antinuclear autoantibodies of defined specificities. I. Precision, sensitivity, and specificity. In: Arthritis & Rheumatism. Band 42, Nr. 3, 1999, S. 455–463.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Antisynthetase Syndrom. orpha.net; abgerufen am 5. Mai 2011.