Antoine de La Faye

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Antoine de La Faye (* 1540 in Châteaudun; † 5. September anderes Datum 3. September 1615 in Genf) war ein französisch-genfer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antoine de La Faye war der Sohn seines gleichnamigen Vaters Antoine de La Faye (* um 1510; † unbekannt)[1] und dessen Ehefrau Marguerite (geb. Jumillat) (* um 1515; † unbekannt); er hatte noch drei Geschwister.

Er war seit dem 4. Januar 1564 mit Gabrielle (* um 1540; † 4. September 1615 in Genf), Tochter von Etienne Lullier (1503–1561) verheiratet. Ihr Sohn Abraham de La Faye war später Sprachmeister der Fürsten von Sachsen-Weimar und Lektor für Französisch am Casimirianum Coburg und an der Universität Wittenberg.[2]

Er starb, ebenso wie seine Ehefrau, an der Pest.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit von 1561 bis 1574 war Antoine de La Faye Lehrer am Gymnasium (heute: Collège Calvin) in Genf[3], bevor er 1575 deren Rektor wurde; in dieser Zeit erfolgte auch 1568 seine Einbürgerung in Genf.

1574 promovierte er zum Doktor der Medizin in Italien.

Bereits 1576 lehrte er an der Académie de Genève aushilfsweise Recht[4] und ab 1577[5] war er anfangs Dozent für Philosophie an der Akademie. Er erhielt dort 1578, mit Unterstützung von Théodore de Bèze, den Lehrstuhl für Philosophie; er lehrte in diesem Fach bis 1580. Von 1581 bis 1610 war er Professor für Theologie und von 1580 bis 1584 Rektor an der Akademie.[6] 1605 folgte er als Erster Theologieprofessor der Akademie dem verstorbenen Théodore de Bèze.[7]

Zu seinen Studenten gehörten unter anderem Antonius Thysius der Ältere und Johannes Polyander a Kerckhoven.

Geistliches und berufliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1579 wurde Antoine de La Faye Pfarrer in Chancy und 1580 in Genf.

Giordano Bruno verfasste 1579 eine Streitschrift gegen ihn, wurde deswegen kurzzeitig inhaftiert und widerrief diese dann wieder.[8]

1586 begleitete er den Calvinisten Théodore de Bèze an das Kolloquium von Montbéliard, der dort ein Religionsgespräch mit dem lutherischen Theologen Jakob Andreae führte. Einen Streitpunkt bildeten die Adiaphora im Gottesdienst, darunter auch die Orgel als fest im Kirchenraum installiertes Instrument.[9] Das Kolloquium konnte sich jedoch zu keinem Abkommen durchringen.[10]

1587 erhielt er, gemeinsam mit Simon Goulart und Johannes Baptist Rotan († 1588)[11], von der Compagnie des pasteurs den Auftrag, das Vorwort zur Genfer Bibel, die 1594 erschien, zu verfassen. Er wurde 1587 auch zu einer Konferenz nach Bern delegiert, und die Synode von Montauban[12] berief ihn 1594 in die Kommission, die auf die Schriften gegen die Reformation reagieren sollte.

Sein theologisches Werk bestand überwiegend aus Thesensammlungen. Er übersetzte mit seiner Schrift L’Histoire romaine Werke von Titus Livius und mit Histoire des Juifs von Flavius Josephus ins Französische und veröffentlichte auch einige Bibelauslegungen.

Seine Schrift von 1606 über das Leben von Théodore de Bèze wurde vom Genfer Rat zensiert.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Zweifel: Der Wortschatz der religiösen Polemik in französischer Sprache um 1600: lexikologische Untersuchung der Kontroverse um die Kreuzesverehrung zwischen Antoine de la Faye von Genf und Franz von Sales von Savoyen. Eichstätt Wien, Franz-Sales-Verlag, 1963.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Family tree of Antoine de La Faye. Abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  2. Personeninformation. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  3. Adolphe Charles Grivel: Liste chronologique des syndics et des secrétaires d'état de Genève jusqu'à l'an 1792: suivie de la liste des premiers magistrats durant les époques révolutionnaire, française, cantonale, jusqu'à l'an 1857 inclusivement ... 1859 (google.ch [abgerufen am 28. Dezember 2020]).
  4. Christoph Strohm: Ethik im frühen Calvinismus: Humanistische Einflüsse, philosophische, juristische und theologische Argumentationen sowie mentalitätsgeschichtliche Aspekte am Beispiel des Calvin-Schülers Lambertus Danaeus. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-11-082365-3 (google.de [abgerufen am 29. Dezember 2020]).
  5. Jean Picot: Histoire de Genève. S. 62. Manget et Cherbuliez, 1811 (google.ch [abgerufen am 28. Dezember 2020]).
  6. Princeton Theological Seminary Library: Histoire de l'Université de Genève / ouvrage publié sous les auspices du Sénat universitaire et de la Société académique. Genève : Georg, 1900 (archive.org [abgerufen am 28. Dezember 2020]).
  7. Oliver Fatio, Robert E. Shillenn: La Faye, Antoine De. In: The Oxford Encyclopedia of the Reformation. Oxford University Press, 1996, ISBN 978-0-19-506493-3, doi:10.1093/acref/9780195064933.001.0001/acref-9780195064933-e-0780 (oxfordreference.com [abgerufen am 29. Dezember 2020]).
  8. Andrea König: Giordano Bruno: an der Schwelle der Moderne. Tectum Verlag DE, 2003, ISBN 978-3-8288-8558-5 (google.de [abgerufen am 29. Dezember 2020]).
  9. Kolloquium zu Montbéliard. In: DFG-Projekt "Orgelpredigt". Universität Regensburg, 31. Januar 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  10. Die Lutherische Kirche Sankt Martin zu Montbéliard. (PDF) Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  11. Karl Florentin Leidenfrost: Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen. Voigt, 1827 (google.de [abgerufen am 29. Dezember 2020]).
  12. Friedrich August Holzhausen: Der Protestantismus nach seiner geschichtlichen Entstehung, Begründung und Fortbildung. F.A. Brockhaus, 1859 (google.de [abgerufen am 29. Dezember 2020]).