Anton Florian (Liechtenstein)

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Anton Florian (* 28. Mai 1656 auf Schloss Wilfersdorf; † 11. Oktober 1721 in Wien) war von 1718 bis 1721 der fünfte Fürst des Hauses Liechtenstein und ab 1719 der erste regierende Fürst des Reichsfürstentums Liechtenstein.

Anton Florian von Liechtenstein

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anton Florian war das 14. Kind von Fürst Hartmann von Liechtenstein (1613–1686) und seiner Frau Sidonie Elisabeth zu Salm-Reifferscheidt (1623–1688). Da er als jüngerer Sohn nicht Erbe des Familienmajorats war, erwarb ihm sein Vater 1681 aus dem Nachlass des Reichsgrafen Franz Eusebius von Pötting, Statthalter von Böhmen,[1] in der Landschaft Böhmisches Niederland u. a. die Grundherrschaft Rumburg.

Daneben wurde er sehr früh auf die Übernahme einer wichtigen politischen Funktion am Hofe des Kaisers vorbereitet. Schon 1676 hatte er das Amt des kaiserlichen Kämmerers sowie 1687 das eines ungarischen Indigenten erhalten. Zwei Jahre später erfolgte die Aufnahme in den Geheimen Rat und so entsandte ihn Kaiser Leopold I. als ausserordentlichen Gesandten und ab 1691 als Botschafter an den päpstlichen Hof nach Rom.[2]

Aufgrund seines enormen Wissens wurde Anton Florian 1693 mit der Erziehung Erzherzog Karls, des späteren Kaisers Karl VI., betraut und zu dessen Obersthofmeister bestellt. 1697, nach seiner Auszeichnung mit dem Orden vom Goldenen Vlies reiste er von 1703 bis 1711 mit dem nunmehrigen (Gegen-)König Karl III. von Spanien, als dessen Obersthofmeister und Erster Minister, um dort für diesen im Spanischen Erbfolgekrieg mitzukämpfen. Seit 1703 trug Prinz Anton Florian den Titel eines spanischen «Granden».

Den Fürstentitel der Gundakarischen Linie trug sein älterer Bruder Fürst Maximilian II. von Liechtenstein (1641–1709) und danach dessen Sohn, der früh verstorbene Maximilian Anton (1709–1711). Nach dessen Tod wurde Anton Florian Fürst und erbte das Gundakarische oder Kleine Majorat, welches Gundaker von Liechtenstein 1634 aus der Herrschaft Mährisch Kromau (Krummau) und dem Gut Wolframitz als Familienfideikommiss errichtet hatte.

Als 1712 mit Fürst Johann Adam I. die ältere, karolinische Linie des Hauses Liechtenstein erlosch, erbte er auch das Große Karolinische Majorat und vereinigte beide. Mit dem Erbe kam auch der Herzogstitel von Troppau und Jägerndorf an ihn. Als er 1718 aus Spanien zurückkehrte, stand er dadurch an die Spitze des Hauses Liechtenstein. Dieses ungeteilte Erbe war allerdings in der Familie nicht unumstritten, da seine Neffen ebenfalls Ansprüche erhoben, und um es abzusichern, verheiratete er sogleich seinen Sohn Josef Johann Adam mit einer Tochter des verstorbenen Fürsten, Gabriele, die aber bald im Kindbett starb.

Die Herrschaften Schellenberg und Vaduz, welche Hans Adam I. von Jakob Hannibal III. von Hohenems erworben hatte, waren an Anton Florians Neffen Josef Wenzel gefallen, den Sohn seines bereits 1704 gefallenen jüngeren Bruders Philipp Erasmus. Anton Florian erwarb 1718 auf dem Tauschwege von seinem Neffen diese reichsunmittelbaren Herrschaften[3] und beantragte 1719 beim Kaiser deren Erhebung zum Reichsfürstentum. Außerdem gab er seinem Neffen seine Tochter Anna Maria zur Frau, um die Familieneinheit wieder herzustellen. Fürst Anton Florian ist es zu verdanken, dass auch alle seine fürstlichen Nachfolger erblich mit einem Sitz im Reichsfürstenrat belehnt wurden. Um dies gesetzlich festzulegen und zu verankern, erhob der Kaiser am 23. Januar 1719 die reichsunmittelbaren Herrschaften Schellenberg und Grafschaft Vaduz zum Reichsfürstentum Liechtenstein.

Sein Grab befindet sich in der Gruft des Hauses Liechtenstein in Vranov (Mähren).

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anton Florian

Anton Florian war seit dem 15. Oktober 1679 mit Gräfin Eleonore Barbara von Thun-Hohenstein (* 4. Mai 1661; † 10. Februar 1723), einer Tochter des Grafen Michael Oswald von Thun und Hohenstein, kaiserlicher Kammerherr und Berater, und dessen Gemahlin Elisabeth Gräfin von Lodron, verheiratet. Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Franz Augustin (1680–1681)
  • Eleonore (1681–1682)
  • Antonia Maria Eleonore (* 12. Januar 1683; † 19. Dezember 1715)
Johann Adam Graf von Lamberg (* 7. März 1677; † 16. Januar 1708)
⚭ Ehrgott Maximilian Graf von Kuefstein (* 11. Oktober 1676; † 3. Dezember 1728)
  • Karl Josef Florian (1685)
  • Anton Ignaz Josef (1689–1690)
  • Josef Johann Adam (* 27. Mai 1690; † 17. Dezember 1732)
Gabriele von Liechtenstein (1692–1713)
⚭ Gräfin Maria Anna von Thun und Hohenstein (1698–1716)
⚭ Gräfin Maria Anna von Oettingen-Spielberg (1693–1729)
⚭ Gräfin Maria Anna von Kottulinsky (1707–1788)
  • Innozenz Franz Anton (1693–1707)
  • Maria Karoline Anna (* 23. August 1694; † 16. April 1735)
⚭ Franz Wilhelm Graf von Salm-Reifferscheidt (1670–1734)
Josef Wenzel (1696–1772), Prinz von Liechtenstein, später der 4. Fürst
  • Maria Eleonore (1703; † 18. Juli 1757)
Friedrich August von Harrach-Rohrau

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anton Florian (Liechtenstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Band X, 1999
  2. Evelin Oberhammer (Hg), Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, Das Fürstenhaus Liechtenstein in der frühen Neuzeit, Verlag für Geschichte und Politik / R. Oldenbourg Verlag, Wien / München 1990, S. 218, ISBN 3-7028-0300-9 / ISBN 3-486-55731-9
  3. Anton Florian, in: Deutsche Biographie
VorgängerAmtNachfolger
Josef WenzelFürst von Liechtenstein
1718–1721
Josef Johann Adam