Antonio Cañizares Llovera

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Antonio Kardinal Cañizares Llovera (2008)
Antonio Kardinal Cañizares Llovera
Wappen von Kardinal Cañizares Llovera

Antonio Kardinal Cañizares Llovera (* 15. Oktober 1945 in Utiel, Provinz Valencia) ist ein spanischer Geistlicher und emeritierter Erzbischof von Valencia sowie ehemaliger Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der Katholischen Theologie im Bischöflichen Priesterseminar in Valencia und der Päpstlichen Universität Salamanca promovierte er mit einer katechetischen Dissertation mit dem Titel „Santo Tomás de Villanueva, testigo dela Iglesia española del siglo XVI“ („Der heilige Thomas von Villanueva – Ein Zeuge der spanischen Kirche des 16. Jahrhunderts“) zum Doktor der Theologie und empfing am 21. Juni 1970 in Sinarcas das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend wirkte er zunächst als Seelsorger in Valencia und wurde später Dozent für Katechese in Madrid, dann dort Professor für Fundamentaltheologie und schließlich Professor in Salamanca. 1985 wurde er Sekretär der Glaubenskommission der Spanischen Bischofskonferenz.

Am 6. März 1992 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ávila. Die Bischofsweihe spendete ihm der Apostolische Nuntius in Spanien, Erzbischof Mario Tagliaferri, am 25. April desselben Jahres. Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Madrid, Angel Kardinal Suquía Goicoechea, und der Erzbischof von Toledo, Marcelo Kardinal González Martín. Sein Wahlspruch ist Fiat voluntas tua („Dein Wille geschehe“) und entstammt dem Vaterunser. Am 10. Dezember 1996 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Granada, wo er am 1. Februar 1997 in sein neues Amt eingeführt wurde. Zusätzlich war er von Januar bis Oktober 1998 Apostolischer Administrator des Bistums Cartagena. Am 24. Oktober 2002 wurde er Erzbischof von Toledo.[1] Mit der Übernahme dieses Amtes am 15. Dezember desselben Jahres wurde er gleichzeitig auch Primas von Spanien, da dieser Titel traditionell mit diesem Erzbistum verbunden ist.

Vom 8. März 2005 bis zum 4. März 2008 war er Vizepräsident der Spanischen Bischofskonferenz. Cañizares Llovera ist Gründer und erster Präsident der Gesellschaft Spanischer Katecheten, Mitglied der Europäischen Katecheten und Direktor der Fachzeitschrift Teología y Catequesis.

Nach dem Tod von Johannes Paul II. und der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst wurde er in den Medien als dessen möglicher Nachfolger im Amt des Präfekten der Glaubenskongregation diskutiert. Papst Benedikt XVI. nahm ihn im Feierlichen Konsistorium am 24. März 2006 als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Pancrazio in das Kardinalskollegium auf. Seine theologische Nähe zu Benedikt XVI. brachte ihm den Spitznamen „kleiner Ratzinger“ ein.[2]

Am 9. Dezember 2008 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.[3] Gleichzeitig wurde er bis zur Amtseinführung seines Nachfolgers, Braulio Rodríguez Plaza, zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Toledo berufen.

Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. nahm Kardinal Cañizares am Konklave 2013 teil, in dem Papst Franziskus gewählt wurde.

Im Februar 2014 vertrat er den Papst bei den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen des Bistums Santa María de la Antigua (heutiges Erzbistum Panama).[4]

Am 28. August 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Erzbischof von Valencia.[5] Die Amtseinführung fand am 4. Oktober desselben Jahres statt.

Papst Franziskus nahm am 10. Oktober 2022 das von Antonio Cañizares Llovera aus Altersgründen vorgebrachte Rücktrittsgesuch an.[6] Bis zur Amtseinführung seines Nachfolgers Enrique Benavent Vidal am 10. Dezember desselben Jahres verwaltete er das Erzbistum Valencia als Apostolischer Administrator.

Ansichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kardinal Cañizares spricht bei der Beisetzung von Carlos Amigo Vallejo (2022)

In einem Interview mit dem katalanischen Fernsehsender TV3 bezeichnete er im Mai 2009 den aufgedeckten tausendfachen Missbrauch, der in katholischen irischen Kinderheimen „geschehen sein mag“, als absolut verurteilenswürdig. Die Kirche müsse sich dafür entschuldigen. Er sei aber nicht so schwerwiegend und nicht zu vergleichen mit den Millionen Leben, die durch Abtreibung zerstört wurden.[7]

Cañizares beschuldigte die Regierung Zapatero vor 160.000 konservativen Demonstranten, mit ihrem „Radikal-Laizismus die Demokratie zu gefährden“. Die spanische Kirche sympathisierte vor der Parlamentswahl im März 2008 kaum verhohlen mit der oppositionellen Partei Partido Popular.[8]

Kritik übte Kardinal Cañizares im Oktober 2015 an der europäischen Flüchtlingspolitik. Der Kardinal sprach von einer „Invasion der Einwanderer“, die sich als „trojanisches Pferd“ erweisen könnte. Sowohl die Geschichte als auch die Identität der Völker verdienten Respekt. Nachdem diese Äußerungen für heftige Kritik und Rücktrittsforderungen sorgten, vollzog Cañizares allmählich eine Anpassung seiner diesbezüglichen Position. Er fordert nun, dass Europa „seine Tore öffnet für jene, die nach Hilfe zum Überleben suchen“. Bereits 2018 hatte er im Erzbistum Valencia einen Mitarbeiterstab eingerichtet, der die Unterbringung von durch das Schiff Aquarius geretteten Flüchtlingen organisiert. Zu seinem 75. Geburtstag im Oktober 2020 wurde Kardinal Cañizares von spanischen Journalisten als wichtige Stütze der von Franziskus forcierten Reform der spanischen Kirchenhierarchie bezeichnet.[9]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spanische Bischofskonferenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1996 bis 1999 Präsident der Unterkommission für die Universitäten
  • 1999 bis 2008 Präsident der Kommission für Unterricht und Katechese

Römische Kurie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kardinal Cañizares Llovera ist Mitglied folgender Organisationen der Römischen Kurie:

Sonstige Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antonio Cañizares Llovera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rinuncia dell’Arcivescovo Metropolita di Toledo (Spagna) e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. Oktober 2002, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  2. Kardinal Canizares: ein Portrait. Radio Vatikan, 9. Dezember 2008, abgerufen am 13. Februar 2015.
  3. Rinuncia del Prefetto della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 9. Dezember 2008, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  4. Nomina dell’Inviato Speciale a Panamá per la Conclusione delle Celebrazioni del V Centenario dell’Erezione Della Prima Diocesi sulla Terra Ferma del Continente Americano (14-15 Febbraio 2014). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 18. Januar 2014, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  5. Nomina dell’Arcivescovo Metropolita di Valencia (Spagna). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 28. August 2014, abgerufen am 28. August 2014 (italienisch).
  6. Rinuncia e Nomina dell’Arcivescovo Metropolita di Valencia (Spagna). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 10. Oktober 2022, abgerufen am 10. Oktober 2022 (italienisch).
  7. Kardinal Cañizares 'Abtreibung schlimmer als Kindesmissbrauch'. kath.net, 29. Mai 2009, abgerufen am 13. Februar 2015.
  8. Perspektiven: Die Wiederkunft der Pfaffenpolitik. derstandard.at, 22. Februar 2008, abgerufen am 13. Februar 2015.
  9. Valencias Kardinal Antonio Canizares wird 75 Jahre alt: Vom "kleinen Ratzinger" zum Vorreiter des Wandels. domradio.de, 15. Oktober 2020, abgerufen am 20. Oktober 2020.
  10. Nomina di Cardinali Membri dei Dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Mai 2006, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  11. Nomina di Membri della Congregazione per i Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 17. Oktober 2009, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  12. Conferma del Prefetto della Congregazione per i Vescovi e Nomine e Conferme di Membri e Consultori nel Medesimo Dicastero. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Dezember 2013, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  13. Nomina di Membro della Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 13. November 2010, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  14. Conferme nella Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 19. Dezember 2013, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  15. Nomina di Membri della Congregazione per l'Evangelizzazione dei Popoli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 5. März 2012, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  16. Nomina di Membri della Pontificia Commissione "Ecclesia Dei". In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. April 2006, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  17. Conferme e Nomina nella Pontificia Commissione per l’America Latina. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 15. Januar 2014, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
  18. Nomina di Membri del Pontificio Comitato per i Congressi Eucaristici Internazionali. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 4. März 2010, abgerufen am 13. Februar 2015 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
Felipe Fernández GarcíaBischof von Ávila
1992–1996
Adolfo González Montes
José Méndez AsensioErzbischof von Granada
1996–2002
Francisco Javier Martínez Fernández
Francisco Kardinal Álvarez MartínezErzbischof von Toledo
2002–2008
Braulio Rodríguez Plaza
Francis Kardinal ArinzePräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
2008–2014
Robert Kardinal Sarah
Carlos Osoro SierraErzbischof von Valencia
2014–2022
Enrique Benavent Vidal