ʿAqīda

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ʿAqīda (arabisch عقيدة) ist ein arabischer Begriff, der allgemeinsprachlich für eine bestimmte Glaubenslehre verwendet wird, im engeren Sinn jedoch eine Bekenntnisschrift bezeichnet, in der die Gesamtheit der Glaubensüberzeugungen eines Muslims oder einer bestimmten islamischen Gruppe zusammengefasst sind.

Inhalte von ʿAqīda-Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Dingen, die in derartigen Bekenntnisschriften üblicherweise angesprochen werden, gehören:

Bekannte ʿAqīda-Texte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekannten ʿAqīda-Texten gehören (in chronologischer Reihenfolge):

  • die beiden Texte, die unter dem Titel al-Fiqh al-akbar („die größte Einsicht“) bekannt sind und Abū Hanīfa (699–767) zugeschrieben werden,
  • die ʿAqīda, die Abū l-Hasan al-Aschʿarī (gest. 931) in seinem Werk Maqālāt al-islāmīyīn präsentiert,
  • der Text Bayān as-sunna wa-l-ǧamāʿa von aṭ-Ṭaḥāwī (gest. 933),
  • Das „qādiritische Glaubensbekenntnis“ (al-iʿtiqād al-qādirī), das auf den abbasidischen Kalifen al-Qādir bi-'llāh (gest. 1031) zurückgeführt wird,
  • al-ʿAqīda an-niẓāmīya von al-Dschuwainī (gest. 1085), eine aschʿaritische Bekenntnisschrift,
  • die māturīditische Bekenntnisschrift ʿAqāʾid von Nadschm ad-Dīn Abū Hafs an-Nasafī (gest. 1142). Zu ihr hat Abū l-Barakāt an-Nasafī (gest. 1310) unter dem Titel ʿUmdat ʿAqīdat ahl as-sunna wa-l-ǧamāʿa eine Verteidigung geschrieben. Die beiden Werke wurden 1843 von William Cureton unter dem Titel „Pillar of the Creed of the Sunnites“ ediert (Digitalisat). Abū l-Barakāt an-Nasafī hat seine Verteidigung später noch einmal in einer überarbeiteten und kommentierten Form unter dem Titel al-Iʿtimād fī l-iʿtiqād veröffentlicht. Der Text ist auch als Šarḥ al-ʿUmda bekannt (Digitalisat).
  • die ibaditische Bekenntnisschrift von Abū Sahl Yahyā ibn Ibrāhīm (12. Jh.),[1]
  • Al-ʿAqīda al-Wāsitīya von Ibn Taimīya (1263–1328).

Auch in den heutigen Salafi-Zirkeln ist es üblich, die eigenen Glaubensüberzeugungen in ʿAqīda-Schriften zusammenzufassen. An diesen Schriften lässt sich die jeweilige religiöse und ideologische Ausrichtung der betreffenden Personen und Kreise erkennen.[2] So hat zum Beispiel Abū Muhammad al-Maqdisī im Oktober 1997 eine Schrift mit dem Titel „Dies ist unser Glaubensbekenntnis“ (Hāḏihī ʿaqīdatu-nā) abgefasst, in der er auch seine Position zum Takfīr und zum Dschihad darlegte.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pierre Cuperly: „L'Ibâdisme au XIIe siècle: La ʿAqîda de Abû Sahl Yaḥyâ“ in Revue des l'Institut des Belles Lettres Arabes, Tunis (IBLA) 143 (1979).
  • Pierre Cuperly: Introduction a l'étude de l'Ibāḍisme et de sa theologie. Office des publications universitaires, Alger, 1984.
  • R. M. Frank: „Al-Ustādh Abū Isḥāḳ: an ʿaḳīda together with selected fragments“ in MIDÉO : Mélanges de l'Institut dominicain d'études orientales du Caire 19 (1989) 129-202. Digitalisat
  • Henri Laoust: „Les premières professions de foi hanbalites“ in Mélanges Louis Massignon. Institut Français de Damas, Damaskus, 1957. S. 7–35.
  • W. Montgomery Watt: Art. „ʿAḳīda“ The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. I, S. 332b-336a.
  • William Montgomery Watt: Islamic creeds: a selection. Edinburgh Univ. Press, Edinburgh, 1994.
  • Arent Jan Wensinck: The Muslim Creed. Its Genesis and Historical Development. Cambridge University Press, Cambridge, 1932. Digitalisat

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Cuperly: „L'Ibâdisme au XIIe siècle“ 1979 und Cuperly: Introduction a l'étude de l'Ibāḍisme et de sa theologie. 1984, S. 93–119.
  2. Vgl. Joas Wagemakers: A quietist Jihadi: the ideology and influence of Abu Muhammad al-Maqdisi. Cambridge Univ. Press, Cambridge [u. a.], 2012. S. 8–10.
  3. Vgl. Nelly Lahoud: “In Search of Philosopher‐Jihadis: Abu Muhammad al‐Maqdisi’s Jihadi Philosophy” in Totalitarian Movements and Political Religions 10 (2009) 205-220. Hier S. 213, 218.