Auguste Auspitz-Kolár

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Auguste Auspitz-Kolár

Auguste Johanna Josefine Anna Ludmila Auspitz-Kolár, geb. Kolárova (* 19. März 1844 in Prag;[1]26. Dezember 1878 in Wien[2])[3], war eine österreichisch-böhmische Pianistin und Komponistin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auguste Auspitz-Kolár wurde als Augusta Kolárova geboren. Ihr Vater, Joseph Jiři Kolár (Joseph Georg Kolár) war ein bekannter böhmischer Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Übersetzer. Ihre Mutter, Anna Manetinsky-Kolár (* 1817 in Pest; † 11. Juli 1882 in Prag)[4] war Sängerin am Prager Theater. Auguste bekam ihre Ausbildung am Prager Musikinstitut von Bedřich Smetana, dem Ehemann ihrer Cousine Katharina Kolárova (* 1827, † 19. April 1859 in Dresden), welche ebenfalls Pianistin war[5]. Nach seinem Weggang aus Prag (1856) unterrichtete sein ehemaliger Lehrer, der blinde Pianist Joseph Proksch, Auguste und führte sie an ihr erstes Konzert in Prag im Alter von elf Jahren. Bald war sie eine gefeierte Pianistin, welche ihr dreijähriges Studium bei Wilhelmine Clauss-Szarvady etwa 1865 in Paris abschloss. Bereits im selben Jahr trat sie erst in Prag, dann mit dem Hellmesberger-Quartett und den Wiener Philharmonikern in Wien auf. Ihr G-Moll Konzert von Felix Mendelssohn Bartholdy galt als Sensation, gleichfalls begeisterte sie als Interpretin von Robert Schumanns Klaviermusik.[3] Der Musikkritiker Eduard Hanslick schrieb dazu: „Ihr Vortrag war von makelloser Reinheit, Sicherheit und Glätte, ein leichter Glanz lag wie Goldstaub darüber. Fräulein Kolár gehört unter den Virtuosen nicht zu den imposanten oder blendenden, sondern zu jenen still erfreuenden, die mit leiser, aber sicherer Hand fesseln.“[6]

Am 16. Juli 1865 heiratete sie den Wiener Arzt Dr. med. Heinrich Auspitz. Im Juli 1869 unternahm sie eine erfolgreiche Konzertreise nach London, ebenso im Folgejahr. Ende der 1870er Jahre erkrankte Auguste und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Kurz vor ihrem Tod, im November 1878, bat sie den Hofkapellmeister G. Reif jedoch nochmals um ein Engagement als Solistin. Zu ihrem künstlerischen Repertoire gehörten Stücke von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart, Jean-Philippe Rameau, Robert Schumann und Richard Wagner.

Der gemeinsame Sohn Hans (* um 1875; † Januar 1879) und ihr Ehemann sind zusammen mit Auguste auf dem Wiener Zentralfriedhof in der Familiengrabstätte 16/E/3/12 bestattet.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Scherzo fantastique, op. 2, Bartholf Senff Leipzig August 1863[8]
  • Dans la Forêt. 3 Morceaux caractéristiques, op. 6, Klemm Leipzig Dezember 1865[9]
  • Waldbilder, Etüden und Lieder, Bartholf Senff Leipzig

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Mendel, Carl Billert: Musikalisches Conversations-Lexikon. Eine Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, Erster Band, L. Heimann Berlin 1870, S. 372f
  • Silke Wenzel: Artikel „Auguste Auspitz-Kolár“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 13. August 2018
  • Freia Hoffmann: Artikel zu „Auguste Auspitz-Kolár“. In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2012. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.
  • Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich, hrsg. von Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik (= Schumann-Briefedition, Serie II, Band 4), Köln 2020, S. 35–40

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Taufregister Prag, St. Jindřich, 1842-1845, scan 167
  2. Sterberegister Wien, Unsere liebe Frau zu den Schotten, 1873-1889, scan 99
  3. a b Emil Breslaur, Anna Morsch: Der Klavierlehrer. Musikpaedagogische Zeitschrift, Nr. 2, Berlin, 15. Januar 1878, S. 20
  4. Oscar Teuber: Geschichte des Prager Theaters: Von den Anfaengen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit, Dritter Theil, Hofdruckerei A. Haase Prag 1888, S. 873
  5. Dexter Smith, Lorin Fuller Deland, Thomas Tapper, Philip Hale: Musical Record and Review, Nr. 468, Boston 1. Januar 1901, S. 33f
  6. Aus dem Concertsaal. Kritiken und Schilderungen aus den letzten 20 Jahren des Wiener Musiklebens. Wilhelm Braumüller Wien 1870, S. 338
  7. Friedhofsdatenbank
  8. Hofmeister: Musikalisch-literarischer Monatsbericht August 1863 S. 139
  9. Hofmeister: Musikalisch-literarischer Monatsbericht December 1865 S. 217