Bärtige Glockenblume

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Bärtige Glockenblume

Bärtige Glockenblume (Campanula barbata)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Glockenblumengewächse (Campanulaceae)
Gattung: Glockenblumen (Campanula)
Art: Bärtige Glockenblume
Wissenschaftlicher Name
Campanula barbata
L.

Die Bärtige Glockenblume (Campanula barbata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Glockenblumen (Campanula) in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Atlas der Alpenflora, Tafel 303
Bärtige Glockenblume mit weißen Blüten

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bärtige Glockenblume wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern. Der aufrechte Stängel ist steif behaart. Die Grundblätter sind in einer Rosette angeordnet. Ihre Blattspreite ist länglich lanzettlich sowie ganzrandig oder leicht gesägt. Am Stängel befinden sich nur wenige kleine bis etwa 10 Millimeter lange schmale Laubblätter.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Im einseitswendigen, traubigen Blütenstand befinden sich zwei bis zu zwölf zuletzt nickende Blüten.[1]

Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchzipfel sind höchstens halb so lang wie die Krone und haben ein herabgeschlagenes, herzförmiges Anhängsel in den Kelchbuchten. Die himmelblaue, auch weiße oder violette Krone ist etwa 15 bis 30 Millimeter lang und die fünf Kronzipfel sind innen lang behaart.

Die behaarte Frucht ist abwärts gebogen.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bärtigen Glockenblume handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Bestäuber sind vor allen Hummeln, seltener Tagfalter, Fliegen oder Käfer.

Die bis zu 5 Millimeter langen Haare innen an den Lappen der Blumenkrone sind wahrscheinlich Abwehr gegen Nektar raubende, aufkriechende Insekten (Ameisen, Ohrwürmer).

Die Blüte dient als Herberge für kleine Insekten, die Differenz zur Außentemperatur kann einige Grade betragen.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bärtige Glockenblume ist in den Alpen, den östlichen Sudeten und der Tatra anzutreffen.[3] Ein isoliertes Vorkommen im südlichen Norwegen rührt vermutlich aus der Eiszeit her.

Sie gedeiht in den Alpen in Höhenlagen von 800 bis 2700 Metern.[2] In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu einer Höhenlage von 2300 Metern auf.[4]

Die Bärtige Glockenblume bevorzugt Weiden, Matten und lichte Wälder. Sie ist Verbandscharakterart des Nardion. Als Substrat benötigt diese kalkfeindliche Pflanze einen Humuspolster.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[1]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Campanula barbata erfolgte 1759 durch Carl von Linné in Systema Naturae, 10. Auflage, 2, Seite 926.[3] Das Artepitheton barbata bedeutet bärtig. Das Lektotypusmaterial wurde 2002 durch Pistarino et al. in Taxon, Band 5, Nummer 2, Seite 548–549 festgelegt. Synonyme für Campanula barbata L. sind: Medium barbatum (L.) Spach, Sykoraea barbata (L.) Opiz, Marianthemum barbatum (L.) Schur, Campanula firmiana Vand., Campanula strictopedunculata (E.Thomas ex Rchb.) Landolt, Campanula macrorhiza var. pogonopetala Vuk., Campanula barbata var. pusilla Gaudin, Campanula barbata var. uniflora A.DC., Campanula barbata var. cyanea Van Houtte, Campanula barbata var. firmiana (Vand.) Steud., Campanula barbata var. strictopedunculata E.Thomas ex Rchb.[3]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nicht selten vorkommende, rein weißblütige Mutante heißt in Kärnten „Mähderkraut“ und gilt auf dem Hut der Mähder als Zeichen besonderer Tüchtigkeit.

Trivialnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere in Österreich gebräuchliche Volksnamen sind Kuhglocke, Himmelsglöckle und Muttergottesglöckle.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Elfrune Wendelberger: Alpenpflanzen – Blumen, Gräser, Zwergsträucher. München 1984, ISBN 3-7632-2975-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bärtige Glockenblume (Campanula barbata) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Campanula barbata L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. März 2021.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 891.
  3. a b c Campanula barbata. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 3. Oktober 2018..
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 549.