BMW F 76

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BMW
BMW F76 (1933)
BMW F76 (1933)
BMW F76 (1933)
F 76 / F 79
Hersteller: BMW
Produktionszeitraum: 1932–1934
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines
Technische Daten
Bauformen: Pritschenwagen
Motoren: Ottomotoren:
0,2–0,4 Liter
Leistung: 4,4 – 8,8 kW

Der BMW F 76 war ein kleiner Dreirad-Lieferwagen, den BMW von 1932 bis 1933 in Eisenach baute. 1933 wurde ihm der BMW F 79 mit größerem Motor zur Seite gestellt, der bis 1934 gefertigt wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei schlechten Verkaufszahlen der teuren Kastenwagenversion des BMW 3/15 (mit nur 435 Fahrzeugen von Mai 1929 bis Februar 1932[1]) in der Weltwirtschaftskrise und dem gleichzeitigen Erfolg anderer Hersteller mit dreirädrigen Nutzfahrzeugen entwickelte BMW in München ab 1931 einen eigenen „Vorderlader“[2] mit zwei nebeneinander angeordneten Sitzplätzen unter Verwendung der vorhandenen Einzylinder-Motorradmotoren.

Eine einsitzige Variante wurde getestet, aber nicht in die Serie übernommen[3]; ebenso wenig wie eine Ausführung als Personenwagen.[4]

Vermarktung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das BMW-Werk Eisenach baute ab Herbst 1932 den F 76 für die führerscheinfreie Fahrzeugklasse mit höchstens 200 cm³ Hubraum zu einem Verkaufspreis von 1350 Reichsmark. Bereits im Januar 1933 folgte der F 79 mit 400 cm³ Hubraum, der 1500 Reichsmark kostete. Im Grundpreis waren zwar eine Hupe und ein Tachometer enthalten, Windschutzscheibe, Scheibenwischer, Führerhaus, Türen, elektrische Winker, Reserverad, Reserveradhalter und Wagenheber waren jedoch aufpreispflichtig; ebenso wie alle geänderten Ausführungen der Ladefläche.[5]

Nach nur 600 Exemplaren (250 F 76 und 350 F 79) wurde der Bau der Fahrzeuge, die für die Weltwirtschaftskrise eigentlich zu spät kamen, mangels Kundeninteresse Mitte 1934 eingestellt.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BMW F79

Antrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Motoren entsprachen als Einzylinder-Viertaktmotoren mit gekapselten OHV-Zylinderköpfen weitgehend den Motorradmotoren der BMW R 2 und BMW R 4.

Zur Motorkühlung gab es mindestens zwei Varianten: eine einfache Lösung mit keilriemengetriebenem, vierblättrigem Ventilator vor dem Zylinder, die nur bei den Testfahrzeugen zu sehen war[3], und eine aufwendigere Ausführung mit Gebläserad auf dem vorderen Kurbelwellenstumpf und Luftleitblechen zur Kühlluftführung, die auch in den Handbüchern und Ersatzteillisten beschrieben wurde.[6]

Über ein Dreiganggetriebe mit Rückwärtsgang und eine Kardanwelle wurde das Hinterrad angetrieben.

Fahrgestell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dreirad hatte ein angetriebenes Hinterrad und zwei lenkbare Vorderräder.

Die starre Vorderachse war an zwei längs eingebauten Blattfederpaketen aufgehängt.[7]

Das Hinterrad wurde an einer gegossenen Einarmschwinge mit Ausleger-Blattfeder geführt, in deren Längsholm die Kardanwelle lief.[8] Die aufwendige Konstruktion bot folgende Vorteile:

  • das Hinterrad war leicht auszubauen
  • die Scheibenräder waren untereinander austauschbar
  • die Gelenkscheibe der zweifach kugelgelagerten Kardanwelle war genau in der Drehachse der Schwinge angeordnet
  • die Radführung war sehr verwindungssteif
  • der Kardanantrieb war gegenüber den sonst üblichen Kettenantrieben bis auf den Ölwechsel alle 10.000 Kilometer wartungs- und verschmutzungsfrei

BMW verfolgte dieses wegweisende Konstruktionsprinzip erst wieder ab 1980 im Motorradbau unter der Bezeichnung „Monolever“ bei der BMW R 80 G/S.[9]

Das Fußbremspedal und der feststellbare Handbremshebel wirkten über Seilzüge jeweils auf alle drei Trommelbremsen.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Hinterrad saßen Fahrer und Beifahrer auf einer Autositzbank, unter der der stehende Einzylindermotor eingebaut war. Gegen Aufpreis gab es für Fahrer- und Beifahrerplatz eine geschlossene Kabine mit 2 Türen. Im Gegensatz zu manchen anderen Konstruktionen hatte das Dreirad keinen Lenkerbügel, sondern ein Lenkrad. Über der Vorderachse war eine kleine Pritsche (1600 mm × 900 mm) aufgebaut. Unter der Pritsche gab es einen Transportkasten mit vorderer Klappe. Das zulässige Gesamtgewicht betrug 650 kg.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngröße Daten F 76[10] Daten F 79[11]
Motor Einzylinder-Viertaktmotor
Bohrung 63 mm 84 mm
Hub 64 mm 78 mm
Hubraum 198 cm³ 398 cm³
Leistung[2] PS (4,4 kW) bei 3.500 min−1 12 PS (8,8 kW) bei 3.500 min−1
Höchstgeschwindigkeit 40 km/h 60 km/h
Leergewicht 345 kg 340 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 650 kg
Tankinhalt 8 Liter

Mitbewerber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mitbewerber waren früher am Markt und boten dem Fahrer nur einen Motorradsitz, was teilweise keinen Beifahrer erlaubte. Ende der 1940er Jahre baute Innocenti die ähnlich aufgeteilten Modelle Lambretta FA, FB und FC bis 1952.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BMW F76 (1933)
  • Werner Oswald: Alle BMW-Automobile 1928–1978. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-87943-584-7.
  • Friedländer: Der BMW-Dreirad-Lieferwagen. In: BMW (Hrsg.): BMW Blätter. 100.000 Auflage. Nr. 16. Klasing & Co. G.m.b.H., Berlin Februar 1933, S. 18–20 (bmw-grouparchiv.de [PDF; abgerufen am 31. Mai 2016] Hausmitteilungen der Bayerischen Motoren-Werke A.G.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: BMW F 76 und F 79 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. BMW 3/15 PS DA 2 Eil-Lieferwagen. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 6. Januar 2016 (Dossier des BMW Group Archivs): „Verkaufspreis: RM 2.400, Einheiten: 435“
  2. a b Der BMW-Dreirad-Lieferwagen (F 76, F 79). In: BMW Geschichte. BMW AG, Mai 1933, abgerufen am 2. Juni 2016 (Dokument im BMW Group Archiv).
  3. a b BMW F 76/79 Dreirad-Lieferwagen, Testfahrzeug. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1933, abgerufen am 6. Januar 2016 (Foto im BMW Group Archiv).
  4. Test eines BMW F 76/79 Personen-Dreiradwagens. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1932, abgerufen am 17. Januar 2016 (Foto im BMW Group Archiv).
  5. Preisliste Nr. 1 für BMW Dreirad-Lieferwagen; 6 PS, 200 ccm & 400 ccm. In: BMW Geschichte. BMW AG, 15. Januar 1933, abgerufen am 31. Mai 2016 (Dokument im BMW Group Archiv).
  6. Technische Zeichnung BMW F 76/79 Dreirad-Lieferwagen Motor. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1932, abgerufen am 2. Juni 2016 (Zeichnung im BMW Group Archiv).
  7. BMW F 76/79 Dreirad-Lieferwagen, Fahrgestell. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1932, abgerufen am 2. Juni 2016 (Foto im BMW Group Archiv).
  8. BMW F 76/79 Dreirad-Lieferwagen, Schwingarm. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1933, abgerufen am 2. Juni 2016 (Foto im BMW Group Archiv).
  9. BMW Monolever. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1983, abgerufen am 6. Januar 2016 (Zeichnung im BMW Group Archiv).
  10. BMW F 76. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 4. Januar 2016 (Dossier des BMW Group Archivs).
  11. BMW F 79. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 4. Januar 2016 (Dossier des BMW Group Archivs).
Zeitleiste der Dixi-, BMW- und EMW-Modelle von 1927 bis 1955
Typ 1920er 1930er 1940er 1950er
6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6
Kleinwagen Dixi 3/15
BMW 3/15 3/20
Untere Mittelklasse 309
303 315
Mittelklasse 319/329 320 321 ... 321/2
326 ... 326/2 340 EMW 340
Obere Mittelklasse 335
Roadster / Coupé / Cabrio BMW Wartburg 315/1 / 319/1 327 ... 327 EMW 327
328
Kübelwagen 325 EMW 325
Lieferwagen F76
  • Unter der Marke „Dixi“; Lizenzbau des englischen Kleinwagens Austin 7
  • Unter der Marke „EMW“ in der DDR vom Eisenacher Motoren Werk produziert