Bahnhof Ebernburg

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Ebernburg
Postkartenansicht der Bahnanlagen von Ebernburg um 1900 nach einem Gemälde
Postkartenansicht der Bahnanlagen von Ebernburg um 1900
nach einem Gemälde
Postkartenansicht der Bahnanlagen von Ebernburg um 1900
nach einem Gemälde
Daten
Lage im Netz Zwischenbahnhof
Preisklasse 7
Eröffnung 16. Mai 1871
Auflassung 22. Mai 1977
Architektonische Daten
Baustil Spätklassizismus
Lage
Stadt/Gemeinde Bad Kreuznach
Ort/Ortsteil Ebernburg
Land Rheinland-Pfalz
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 48′ 24″ N, 7° 50′ 27″ OKoordinaten: 49° 48′ 24″ N, 7° 50′ 27″ O
Höhe (SO) 116 m ü. NHN
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Ebernburg
Bahnhöfe in Rheinland-Pfalz
i16

Der Bahnhof Ebernburg war die Bahnstation des Ortes Ebernburg, der von 1969 bis 2014 zu Bad Münster am Stein gehörte. 2014 wurde Bad Münster nach Bad Kreuznach eingemeindet. Er wurde 1871 eröffnet, als die Alsenztalbahn von Hochspeyer nach Münster (ab 1905 Bad Münster) auf ihrer vollen Länge in Betrieb ging. Als einstiger Grenzbahnhof zwischen den Königreichen Bayern und Preußen besaß er eine große Bedeutung. Er lag jedoch nur 1100 m vom Bahnhof Bad Münster entfernt; deshalb hielten ab dem 22. Mai 1977 in Ebernburg keine Personenzüge mehr.[1] Das Empfangsgebäude steht unter Denkmalschutz und beherbergt seit dem Jahr 1979 den Künstlerbahnhof.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1860 gab es erste Bestrebungen, entlang der Alsenz eine Bahnstrecke zu errichten. Diese sollte in Kombination mit der Maximiliansbahn und dem Ludwigsbahn-Abschnitt unmittelbar westlich von Neustadt als Transitstrecke in Nord-Süd-Richtung für den Personen- und Güterverkehr zwischen den Kanalhäfen und der Schweiz und Italien dienen. Nachdem der Abschnitt Hochspeyer–Winnweiler bereits am 29. Oktober 1870 freigegeben worden war, wurde die Strecke bis Münster – einschließlich des Bahnhofs Ebernburg – am 16. Mai des Folgejahres vollendet.[3]

Seit 1922 gehörte der Bahnhof zur neu gegründeten Reichsbahndirektion Ludwigshafen. Zum 1. Juni 1936 wurde die Grenze zwischen dieser Direktion und der Reichsbahndirektion Mainz verschoben, die nun auch für den Bahnhof Ebernburg zuständig war.[4]

Im Jahr 1937 erfolgten Umbauten der Bahnanlagen, die vor allem die Signalisierung und Stellwerkstechnik betrafen.[5]

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof mehrfach angegriffen und die Gebäude beschädigt. Die Nahebrücke neben dem Bahnhof wurde bei dem Angriff vom 26. Dezember 1944 zerstört. Nach dem Kriegsende erfolgte der Wiederaufbau nur im kleinen Umfang. Das Bahnbetriebswerk wurde nicht mehr benötigt, da Lokwechsel nunmehr nicht in Bad Münster am Stein, sondern in Bingerbrück stattfanden, und daher abgerissen. Erhalten blieb nur der Anbau für die Personale, welcher als Wohnhaus in Privatbesitz „überlebte“.

Die Deutsche Bundesbahn gliederte den Bahnhof nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesbahndirektion Mainz ein, der sie alle Bahnlinien innerhalb des neu geschaffenen Bundeslandes Rheinland-Pfalz zuteilte.[6] 1971 gelangte die Station im Zuge der Auflösung der Mainzer Direktion erneut in den Zuständigkeitsbereich ihres Saarbrücker Pendants.[7]

In den 1970er Jahren wurde der Bahnhof aufgegeben. Wesentliche Gründe dafür waren, dass die Gemeinde Ebernburg 1969 mit dem Nachbarort Bad Münster am Stein zur neuen Ortsgemeinde Bad Münster am Stein-Ebernburg zusammengelegt worden war und dass seine räumliche Distanz zum Knotenbahnhof in Bad Münster weniger als einen Kilometer betragen hatte.[8]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhofs, Gleisseite,
im Hintergrund die gleichnamige Burg

Für die Durchführung der Übergaben als Grenzstation hatte der Bahnhof insgesamt zehn Gleise. Die Gleise 1 bis 3 waren vorwiegend dem Personenverkehr, die Gleise 4 bis 10 dem Güterverkehr vorbehalten.[5] Die Längen waren so, dass alle Gleise auch von Militärzügen belegt werden konnten. Zwischen den Gleisen 1 und 2 war ein zweiseitiger Schüttbahnsteig vorhanden, neben dem Gleis 3 ein einseitiger.

Die ursprüngliche Signalisierung der Pfalzbahnen mit einer Aufteilung in drei Stellwerksbezirke wurde 1937 modernisiert. Dabei wurde das direkt neben der Nahebrücke gelegene Stellwerk En überflüssig. Es wurde nicht abgerissen, sondern erst im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört.

Das Befehlsstellwerk Eb, welches im Bahnhofsgebäude selbst untergebracht war, wurde als mechanisches Stellwerk der Bauart VES (Vereinigte Eisenbahn-Signalwerke) ausgeführt. In gleicher Weise wurde das am südlichen Bahnhofsende gelegene Stellwerk Es umgebaut. Vom Stellwerk Es aus wurde auch die danebenliegende Schrankenanlage bedient.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl der Bahnhof bis 1920 Grenzstation zu Preußen war, erfolgte der Lokwechsel wegen der beengten Verhältnisse erst im Bahnhof Bad Münster am Stein. Ausgenommen waren nur wenige Güterzüge. In der Hochzeit des Länderbahnbetriebes kurz vor dem Ersten Weltkrieg mussten so bis zu 100 Lokfahrten zwischen den Bahnhöfen Ebernburg und Münster am Stein durchgeführt werden.

Personenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Personenverkehr besaß der Bahnhof Ebernburg lediglich lokale Bedeutung. Fanden sich im ersten Fahrplan vom Sommer 1871 noch insgesamt fünf gemischtklassige Personenzüge, die in Ebernburg Station machten,[9] so waren es im Folgejahr 1872 nur noch deren vier. Das neu eingeführte Eilzugpaar hielt schon nicht mehr in Ebernburg.[10] Haltepunkt für diesen war der benachbarte Bahnhof Bad Münster am Stein.

In der Sommer-Fahrordnung von 1880 waren schon drei internationale Schnellzüge für die Relation KölnBasel via Bad Münster und Neustadt ausgewiesen, welche in Ebernburg keine Station machten.[11]

1939 hielten täglich sieben Personenzugpaare. In der Nacht von Sonntag zu Montag endete und begann hier ein Personenzug von/nach Hochspeyer.

Güterverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der lokale Güterverkehr spielte im Bahnhof Ebernburg nur eine untergeordnete Rolle. In seiner Funktion als Grenzbahnhof bzw. als Direktionsgrenze zwischen den Pfälzischen und den Preußischen Eisenbahnen hatte er seine eigentliche Bedeutung. Dabei ist auch zu beachten, dass bis in die frühe Epoche III der Bundesbahn Güterzüge von Güterbegleitwagen oder Gütergepäckwagen begleitet wurden, die Direktionsgrenzen nicht überschreiten durften. Zur Länderbahnzeit mussten daher – neben dem Wechsel der Lokomotiven – vor allem auch die Güterbegleitwagen in Ebernburg gewechselt werden.

Der Bahnhof Ebernburg diente aber auch als Ausgangspunkt für Nahgüterzüge auf der Glantalbahn. So fuhr beispielsweise 1920 ein Nahgüterzug von hier über die Glantalbahn, der die Bahnhöfe zwischen Bad Münster und Lauterecken-Grumbach bediente und anschließend als Durchgangsgüterzug nach Homburg fuhr.[12]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhofs, Straßenseite
Ansicht des BW Ebernburg um 1907
Bahnhof Ebernburg, Gleisseite, um 1910
Blick über die Nahebrücke auf die Ebernburg und den Bahnhof

Das Empfangsgebäude wurde um 1880 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Dabei handelt es sich um einen spätklassizistischen Quaderbau aus rotem Sandstein, wie er für die Bauten der Gesellschaft der Pfälzischen Nordbahnen typisch war.[13][14] Vergleichbare Bauten findet man auch in den Bahnhöfen Enkenbach, Langmeil oder auch Winnweiler. Seine Größe war zum einen bedingt durch die Funktion als Grenzstation zur benachbarten preußischen Nahebahn, zum anderen dadurch, dass das auf der Ebernburg ansässige Adelsgeschlecht eine repräsentative Station wünschte.

Seit 1979 wird das Bahnhofsgebäude unter dem Begriff „Künstlerbahnhof“ vermarktet und beherbergt Atelierräume und eine Wohnung für Stipendiaten.[15]

Betriebswerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Funktion als letzter pfälzischer Bahnhof der Alsenztalbahn wurden sowohl Lokbehandlungsanlagen als auch ein kleines Betriebswerk (Bw) gebaut. Dieses bestand aus einem zweiständigen, langgestreckten Lokschuppen mit Werkstatt, Schlafräumen und einer Drehscheibe sowie einem vierständigen Ringlokschuppen dessen Stände nicht über die Drehscheibe, sondern über eine Weichenkombination angeschlossen waren. Die ursprüngliche Drehscheibe mit 12,5 m Durchmesser konnte auf Grund der beengten Platzverhältnisse vor dem Schuppen 1902 nur durch eine solche mit 16,7 m ersetzt werden. Das Betriebswerk wurde in den 1920er Jahren aufgelöst.[16]

Weitere Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einem Eisenbahnerwohnhaus und einem Güterschuppen auf der Bahnhofsseite gab es noch ein Pumpenhaus und einen Wasserturm. Das Wasser wurde aus der Nahe entnommen. Diverse Laderampen vervollständigten die Ausstattung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Engbarth: Von der Ludwigsbahn zum Integralen Taktfahrplan – 160 Jahre Eisenbahn in der Pfalz. 2008 (Online [PDF; 4,1 MB; abgerufen am 8. November 2013]).
  • Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Band 53). Neuausgabe. pro MESSAGE, Ludwigshafen am Rhein 2005, ISBN 3-934845-26-6.
  • Friedrich-Karl Schädlich: Kurzer Bahnhof, lange Geschichte. MIBA Verlag, Nürnberg 1988 (Hefte 1/88, 2/88 und 4/88).
  • Hans-Joachim Emich, Rolf Becker: Die Eisenbahnen an Glan und Lauter. Selbstverlag, Waldmohr 1996, ISBN 3-9804919-0-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kursbuch der Deutschen Bundesbahn, Strecke 650: im Winter 1976/77 noch bedient, im Sommer 1977 nicht mehr
  2. „Alle Brüder werden Menschen“ – Eine multi-culti-reli-colori Ausstellung im Künstlerbahnhof Ebernburg vom 18. November bis zum 26. November 2006. Abgerufen am 13. November 2013.
  3. Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. 2005, S. 173 ff.
  4. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 30. Mai 1936, Nr. 25. Bekanntmachung Nr. 253, S. 125.
  5. a b Friedrich Karl Schädlich, Kurzer Bahnhof mit langer Geschichte, MIBA 1/88 bis 4/88
  6. Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e. V.: 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.-Landau/Pfalz. 1980, S. 66.
  7. Fritz Engbarth: Von der Ludwigsbahn zum Integralen Taktfahrplan – 160 Jahre Eisenbahn in der Pfalz. 2007, S. 28.
  8. allgemeine-zeitung.de: Kreuznach wird BME pflegen. Abgerufen am 8. November 2013.
  9. Fahrplan für den Sommerdienst auf den Pfälzischen Eisenbahnen vom 15. Juni 1871, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Signatur Bavar. 4102,31-1871
  10. Fahrplan für den Sommerdienst auf den Pfälzischen Eisenbahnen vom 1. Juni 1872, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Signatur Bavar. 4102,31-1872
  11. A. Mühl, Die Pfalzbahn, Konrad Theiss Verlag, Seite 115
  12. Hans-Joachim Emich, Rolf Becker: Die Eisenbahnen an Glan und Lauter.
  13. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Bad Kreuznach. Mainz 2021[Version 2023 liegt vor.], S. 35 (PDF; 8,1 MB; Berliner Straße 77).
  14. Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene. Stillgelegte Bahnstrecken 1980–1990. 1997, S. 420 f.
  15. kuenstlerbahnhof-ebernburg.de: Der Künstlerbahnhof und seine Umgebung. Abgerufen am 8. November 2013.
  16. Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. 2005, S. 221.