Bahnhof Tønder

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Tønder
Tondern
Bahnsteig mit Triebwagen von Arriva und NOB (2004)
Bahnsteig mit Triebwagen von Arriva und NOB (2004)
Bahnsteig mit Triebwagen von Arriva und NOB (2004)
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 2
Abkürzung Tdr
Eröffnung 15. November 1887
Lage
Stadt/Gemeinde Tønder
Region Syddanmark
Staat Dänemark
Koordinaten 54° 56′ 0″ N, 8° 51′ 38″ OKoordinaten: 54° 56′ 0″ N, 8° 51′ 38″ O
Höhe (SO) 2,7 m.o.h.
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Tønder
Tondern
Liste der Bahnhöfe in Dänemark
i16

Der Bahnhof Tønder (dänisch Tønder Station, deutsch Bahnhof Tondern),[1] von den 1940er Jahren bis zum 28. Mai 1972 Tønder Hovedbanegård (deutsch Tondern Hauptbahnhof), ist ein dänischer Grenzbahnhof in der Stadt Tønder in der Region Syddanmark nahe der deutschen Grenze. Er liegt an der Marschbahn, an der Bahnstrecke Bramming–Tønder sowie an den ehemaligen Bahnstrecken Tønder–Højer Sluse und Tønder–Tinglev.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhofsgebäude Tønder (2016)

Erste Jahre in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte der Bahnstrecken um Tondern, 1902

Tondern erhielt seinen ersten Bahnanschluss 1867 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Tondern–Tingleff, die von dem Konsortium Peto, Brassey and Betts gebaut wurde. Der Bahnhof im Norden der Stadt war ein Kopfbahnhof.[1] Später wurde der Bahnhof als Stadt-Bahnhof (St-Bhf) bezeichnet.[2] 1914 hieß dieser Bahnhof Nord-Bahnhof.[3][4] Zu dänischer Zeit erfolgte die Umbenennung in Tønder Øst, der Haltestellenname Tønder Nord wurde für einen später errichteten Haltepunkt an der Bahnstrecke Bramming–Tønder vergeben.

Marschbahnhof Tondern im Hintergrund links, vorne Feuerwehrhaus

Im Zuge der Verlängerung der Marschbahn von Niebüll zur damaligen Staatsgrenze bei Hvidding (dänisch Hviding) wurde am 15. November 1887 von der Glückstadt-Elmshorner Eisenbahn-Gesellschaft der Marschbahnhof (M-Bhf)[2] (heute Jernbanegade 8) eröffnet. Die Nebenbahn aus Tingleff wurde in den neuen Bahnhof eingeführt, der sich etwas nördlich der heutigen Bahnanlagen befand.

Bahnhof Tondern (1918)

Mit der Verstaatlichung der 1888 in Schleswig-Holsteinische Marschbahn-Gesellschaft umfirmierten Privatbahngesellschaft am 1. Juli 1890 übernahmen die Preußischen Staatseisenbahnen den Betrieb. Sie nahmen in den folgenden Jahren umfangreiche Erweiterungen an den Bahnanlagen vor. Empfangsgebäude, Betriebswerk und die Güterabfertigung wurden neu gebaut. Der Zugang zu den Bahnsteigen wurde mit einer Überführung ausgestattet. Das alte Empfangsgebäude der Marschbahn wurde umgebaut und als Eichlers Hotel weiter betrieben.[1][5]

Am 15. Juni 1892 wurde die Verbindung bis zur Hoyerschleuse (dänisch Højer Sluse) mit Fähranschluss zur Insel Sylt in Betrieb genommen.

Der neue Bahnhof wird manchmal ebenso Marschbahnhof Tondern (dänisch Tønder Marskbanegården) genannt.

Übernahme durch die Dänischen Staatsbahnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anschrift Bahnhofsgebäude Tønder, noch 2016 ist zu erkennen, dass das N der deutschen Anschrift "Tondern" entfernt wurde, ein Ø gab es nie

1920 musste das Deutsche Reich Nordschleswig in Folge der im Versailler Vertrag vorgesehenen Volksabstimmung an Dänemark abtreten. Die Eisenbahnen in diesem Gebiet wurden ab diesem Zeitpunkt von den Dänischen Staatsbahnen übernommen. Für die Bedeutung des Bahnhofs Tønder, wie er seit der Übernahme heißt, hatte dies gravierende Konsequenzen, denn der Verkehr über die neue Staatsgrenze knapp vier Kilometer südlich des Bahnhofs kam zunächst völlig zum Erliegen.

Für die Bäderzüge nach Sylt wurde ab 1921 ein pass- und zollfreier Korridorverkehr eingerichtet. Die Wagen wurden in Süderlügum vom Zoll plombiert und durften bis Højer Sluse nicht verlassen werden. Ab 1924 erfolgte die zollamtliche Abfertigung von Güterwagen Richtung Deutschland in Tønder und in der Gegenrichtung in Süderlügum. Die Wagen wurden mit Pendelzügen zwischen Süderlügum und Tønder zugestellt, einen durchgehenden Verkehr gab es nicht mehr. Reisende nach Westerland gelangten mit diesen Zügen in plombierten Personenwagen bis Tønder, wo sie unter Bewachung, jedoch ohne Pass- und Zollkontrolle, in den Zug nach Højer Sluse umsteigen konnten.

Mit der Eröffnung des Hindenburgdamms 1927 entfiel der Korridorverkehr, was in Tønder zu einer starken Verkehrsabnahme führte. Die Strecke Niebüll–Tønder wurde zur Nebenbahn herabgestuft.

Der Personenverkehr nach Højer Sluse wurde am 15. Mai 1935 eingestellt, Güterzüge nach Højer fuhren noch bis zum 31. März 1962.

Zweiter Weltkrieg und danach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Dänemark wurde in den 1940er Jahren vereinzelt der wichtigste Bahnhof in Städten mit mehreren Stationen als Hovedbanegård bezeichnet und mit dem Kennbuchstaben H versehen. Dies waren Haderslev H von 1943 bis 1968, Vejle H bis zum 23. Mai 1971, Skive H, Tønder H, Nyborg H und Sønderborg H bis zum 28. Mai 1972, und Rønne H bis zu seiner Schließung.[6]

Der Personenverkehr nach Tinglev (deutsch Tingleff) wurde bis 1971 betrieben, er hatte zumeist allein lokale Bedeutung. Zwischen 1948 und 1966 bestand eine direkte Triebwagenverbindung zwischen Sønderborg und Tønder. Güterverkehr fand bis 2001 statt.

Bereits während des Zweiten Weltkriegs war der grenzüberschreitende Verkehr in Tønder nur gering, es verkehrten 1944 lediglich drei Zugpaare zwischen Niebüll und Tønder.[7]

Am 15. April 1945 war der Bahnhof Ziel eines Luftangriffs. Eine Bombe traf das Marschbahn-Hotel, das zu diesem Zeitpunkt als Flüchtlingslager diente.[8]

Nach dem Zweiten Weltkrieg verkehrten nur saisonal einige Personenzüge aus einzelnen Kurswagen auf der Relation Hamburg–Esbjerg. Mit Einstellung dieser Kurswagenverbindung wurde der grenzüberschreitende Verkehr 1981 aufgegeben. Güterzüge verkehrten von Deutschland nur bis Süderlügum.

Seit 2000[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einigen Probefahrten im Jahre 2000 fuhr die Nordfriesische Verkehrsbetriebe AG (NVAG) ab 2001 im Zwei-Stunden-Takt von Niebüll bis Tønder, wo Anschluss an die Züge der Danske Statsbaner nach Esbjerg bestand. Ab 2003 bediente die Nord-Ostsee-Bahn (Rechtsnachfolger der insolventen NVAG) mit einem NE 81 die Strecke, zudem fuhren auf dänischer Seite Züge der Arriva Danmark, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn. Seit dem 12. Dezember 2010 fahren die Züge von Arriva bis Niebüll, sodass es eine durchgehende Verbindung Esbjerg–Niebüll gibt. Seit dem 14. Dezember 2014 werden die Züge von deutscher Seite als „RB 66“ bezeichnet.

Bahnhof Tondern

Bahnanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Tønder ist als Durchgangsbahnhof angelegt, die Hauptgleise der Marschbahn verlaufen etwa in nord-südlicher Richtung. Die Strecken nach Tinglev und Høyer Sluse zweigten am nördlichen Bahnhofskopf ab.

Personenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heutige Empfangsgebäude wurde nach der Verstaatlichung errichtet und besteht aus einem Hauptgebäude mit zwei großen Seitenflügeln, die in späteren Jahren bis zur Höhe des Hauptgebäudes aufgestockt wurden.

Für den Personenverkehr gab es vier Bahnsteiggleise, die vom Hausbahnsteig und zwei Inselbahnsteigen mit kurzen Überdachungen in Höhe des Empfangsgebäudes erreichbar waren. Heute ist nur noch der westliche Inselbahnsteig mit zwei Bahnsteigkanten in Betrieb, die anderen Gleise sind abgebaut.

Güterverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tønder verfügte über umfangreiche Gleisanlagen für den Ortsgüterverkehr. Im Güterschuppen südlich des Empfangsgebäudes wurde Stückgut abgefertigt, im gleichen Bereich lag die Ladestraße. An der Viehverladerampe und den Viehbuchten auf der westlichen Seite des Bahnhofs wurde Lebendvieh umgeschlagen, daneben gab es dort Aufstellgleise und einen Lagerplatz. Eine Gleiswaage und eine Kopf- und Seitenrampe waren vorhanden. Alle Anlagen sind außer Betrieb und größtenteils abgebaut oder anderweitig genutzt. Von Tønder aus wurden bis vor einigen Jahren noch Anschlussgleise mehrerer Industriebetriebe im Norden und Süden der Stadt bedient.

Bahnbetriebswerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bahnbetriebswerk lag am südlichen Bahnhofskopf und bestand aus einem elfständigen Ringlokschuppen mit Drehscheibe, Wasserturm, Kohlenlager und Lokomotivbehandlungsanlagen.[9] Die zweiständige Werkstatt war an den Ringschuppen angebaut und über die Drehscheibe angeschlossen. Der Lokschuppen existiert noch (Karte), die restlichen Anlagen des Betriebswerks sind komplett zurückgebaut.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es bestehen folgende Verbindungen ab Tønder:

Linie
(deutsch)
Linie
(dänisch)
Linienweg Betreiber Takt
RB66 Lokalbane Esbjerg – Bramming – Ribe – Skærbæk – Bredebro – Tondern/Tønder – Niebüll Arriva Danmark 60 min
Nach Niebüll außer am Nachmittag nur alle 120 min

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnhof Tønder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Henrik J. Møller: Tønder Banegård. mit Fotos vom Bahnhof und vom Betriebswerk. In: HistoriskAtlas.dk. Abgerufen am 23. März 2020 (dänisch, ursprüngliche Quellen: J. P. Trap Danmark 5. udg. Tønder Amt, Bd. X,2 Hans Bachmann m.fl.: Tønders gamle kroer og gæstgiverier, Tønder 1995.).
  2. a b Preußische Karte um 1880 (Jahreszahl nicht ganz sicher, zusammengesetzte Karte mit Blättern bis 1892) bei HistoriskAtlas.dk
  3. Südschleswigkarte von 1929 (Jahreszahl nicht ganz sicher) bei HistoriskAtlas.dk
  4. Kursbuchtabelle Sonderburg–Törsbüll–Flensburg u. Tondern. In: Hendschels Telegraph. 1914, abgerufen am 4. Januar 2015.
  5. Henrik J. Møller: Marskbanegården. In: historiskatlas.dk. Abgerufen am 4. Januar 2015 (Ursprüngliche Quelle: Hans Bachmann m.fl.: Tønders gamle kroer og gæstgiverier, Tønder 1995).
  6. Danske hovedbanegårde. 3. Oktober 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2015; abgerufen am 26. September 2016 (dänisch).
  7. Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Deutsches Kursbuch – Jahresfahrplan 1944/45. Berlin 1944, S. 27 (online).
  8. Todeseintrag von Dieter Willi Werner. In: Familienforschung in Westpreußen. Mai 2014, abgerufen am 8. Oktober 2022: „Letzter Wohnort: Flüchtlingslager Tønder (Jernbanegade 8). Todesursache: Durch einen Bombentreffer im Haus Jernbanegade 8 in Tønder getötet.“
  9. Tønder 1952. (JPG) Gleisplan. März 1952, abgerufen am 1. Januar 2015 (dänisch).