Bahnstrecke Crossen an der Elster–Porstendorf

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Crossen an der Elster–Porstendorf
Strecke zwischen Graitschen und Bürgel (2018)
Strecke zwischen Graitschen und Bürgel (2018)
Streckennummer (DB):6659
Kursbuchstrecke (DB):552
Kursbuchstrecke:DR: 187d, 561, 532
Streckenlänge:29,41 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Leipzig–Zeitz
0,00 Crossen an der Elster
nach Probstzella
3,60 Rauda
Bundesstraße 7
6,69 Eisenberg Ost
8,71 Eisenberg (Thür)
Bundesautobahn 9
12,82 Hainspitz
14,79 Serba
19,12 Bürgel (Thür)
22,67 Graitschen
24,58 Löberschütz
26,38 Beutnitz (Thür)
Saale
von Großheringen
29,41 Porstendorf
nach Saalfeld

Die Bahnstrecke Crossen an der Elster–Porstendorf verband Elster- und Saaletal und die dazwischen gelegenen Städte Bürgel und Eisenberg wenige Kilometer nördlich der Bahnstrecke Weimar–Jena–Gera. In Crossen an der Elster (bis 1991 Krossen/Elster) bestand Anschluss an die Bahnstrecke Leipzig–Zeitz–Gera–Saalfeld–Probstzella, in Porstendorf an die Saalbahn (Großheringen–Camburg–Jena–Rudolstadt–Saalfeld).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Bürgel (2018)

Bereits in den 1850er Jahren gab es erste Versuche für eine Bahnstrecke in dieser Gegend, dieses Vorhaben scheiterte ebenso wie das 1865 aufgestellte Projekt Weimar–Jena–Bürgel–Eisenberg–Krossen an zu hohen Kosten.

Eisenberg–Crossener Eisenbahn-Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der teils im Raudatal verlaufende Ostteil Crossen–Eisenberg wurde am 1. April 1880 durch die Eisenberg–Crossener Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet, an der das Herzogtum Sachsen-Altenburg und die Stadt Eisenberg beteiligt waren. Die Trassierung erfolgte zunächst äußerst sparsam, indem zwischen Cursdorf (damalige Schreibweise) und Crossen die Staatschaussee mitbenutzt wurde.[1] Diese Bauform erwies sich bald als problematisch und wurde später geändert.

Von der Verstaatlichung bis um 1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem das Unternehmen am 1. April 1903 an die Preußische Staatsbahn übergegangen war, wollte diese den Bahnbau nach Westen durch anspruchsvolleres Gebiet fortsetzen. Daraus ergaben sich heftige Diskussionen über die beste Trassenführung, besonders zwischen Bürgel und dem Saaletal.[2]:85–91 Eine Führung durch das Gembdental nach Jena war länger und topographisch ungünstiger als durch das Gleistal nach Porstendorf, verlief jedoch parallel zur vorhandenen Fernstraße und ermöglichte eine direkte Verkehrsverlagerung von dieser. Die weniger aufwändige, aber relativ abgelegene Gleistal-Trasse hätte dagegen problemlos eine Verlängerung nach Apolda ermöglicht, die lange Zeit im Gespräch war. Letztlich wurde die Strecke nach Porstendorf gebaut und die gesamte Teilstrecke Eisenberg–Porstendorf (im Volksmund »Esel« genannt) am 2. Oktober 1905 in Betrieb genommen. Anschließend wurden die auf der Landstraße Eisenberg–Crossen verlaufenden Streckenabschnitte neu trassiert und am 1. Oktober 1906 dem Verkehr übergeben.

Dampfbespannter Zug bei Löberschütz, um 1962.

Die Strecke kreuzte mehrfach die heutige B 7. Der höchste Punkt der Strecke lag bei Serba mit 282,3 m ü. NN, der tiefste Punkt in Porstendorf mit 139,3 m ü. NN.[3]

Um den 10. April 1945 wurde die Saalebrücke bei Porstendorf gesprengt. Der Wiederaufbau dauerte bis zum 30. April 1947 und wurde maßgeblich von der Jenaer Firma Zeiss vorangetrieben, da zahlreiche Zeiss-Mitarbeiter die Strecke im Berufsverkehr nutzten. Die Züge fuhren während dieser Zeit nur zwischen Eisenberg und Beutnitz.[2]:188–194

Im Jahre 1952 wurde der Haltepunkt Löberschütz genehmigt und zum größten Teil in Eigenleistung der Gemeinde erbaut. Er war bei den Vorarbeiten zum Streckenbau 1896 nicht mit beantragt worden; spätere Bestrebungen zum Bau blieben lange erfolglos. Vermutlich war dies die letzte nennenswerte Investition in den Streckenteil Porstendorf–Eisenberg.[2]:207–209

Niedergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. April 1969 wurde wegen des äußerst schlechten Gleiszustandes, der zu unpraktikabel langen Fahrzeiten führte, der Personenverkehr zwischen Eisenberg und Bürgel eingestellt. Am 1. August 1969 sollte der Abschnitt Bürgel–Porstendorf folgen. Der Betrieb endete jedoch schon am 7. Mai, nachdem am Vorabend bei einem Unwetter der Bahndamm bei Graitschen unterspült worden war. Die Aufgabe des Güterverkehrs zwischen Eisenberg und Porstendorf erfolgte am 24. November 1969. Danach fuhren noch Übergabezüge zwischen Eisenberg und einem Getreidelager in Serba, längstens bis zum Streckenabbau 1971/72.[2]:259–264

Strecke zwischen Beutnitz und Löberschütz (2018)

1998 wurde auch die Bedienung auf dem Ostteil Crossen–Eisenberg beendet: am 24. Mai der Personen- und am 31. Dezember der Güterverkehr. Juristisch vollzogen wurde die Stilllegung des Abschnitts am 4. Mai 1999. Damit sind Eisenberg, der Verwaltungssitz des Saale-Holzland-Kreises und das beliebte Ausflugsziel Mühltal, dessen Beginn sich bei Kursdorf zwischen Rauda und Eisenberg befindet, ohne Bahnanschluss. Die Abschnitte zwischen Crossen an der Elster und dem Mühltal (Radfernweg Thüringer Städtekette) bis Eisenberg, sowie Trotz und Beutnitz sind heute ein Radweg.

Relikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beginnend bei Porstendorf sind große Teile der einstigen Bahntrasse noch gut erkennbar (2016). Alle bei Stilllegung des jeweiligen Streckenabschnitts noch vorhandenen Empfangsgebäude blieben erhalten und wurden (zum Teil mehrmals) umgenutzt, so auch das große Bahnhofsgebäude in Eisenberg[4] und das der Strecke zuzurechnende Gebäude in Porstendorf. Beim Ausbau der A 9 in den 1990er Jahren blieb der ehemalige Durchlass der Strecke unter der Autobahn erhalten.

Im Bahnhof Crossen an der Elster ist die einst übergeordnete Funktion als Abzweigbahnhof für die Nebenbahn von der preußischen Hauptbahn Leipzig–Gera noch zu erkennen. Dieser Bahnhof war vergleichsweise aufwendig ausgebaut. Auch heute noch verfügt er, zusätzlich zum Hausbahnsteig für die Züge nach Eisenberg und Porstendorf, über einen etwa 100 Jahre alten überdachten Inselbahnsteig und einen ebenso alten Fußgängertunnel.

ehemaliger Bahnhof Graitschen und Thüringer Mühlenradweg

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand Plessner: Die Dampf-Strassen-Bahn von Eisenberg nach Crossen: ihre Bau- und Betriebs-Formen und Rathschläge für die Herstellung ähnlicher Local-Bahnen, Stollbergsche Buchdruckerei, Gotha 1880 (Digitalisat)
  • Gunther Wilde, Horst Müller, Andrej Willms: Damals... Vom Bürgelschen Esel. Gleise im Gleistal – Bahngeschichte zwischen Jena, Eisenberg und Crossen (= edition bohemica. Band 6). edition bohemica, Goldkronach 2022, ISBN 978-3-940819-36-9 (320 S.).
  • Günter Fromm: 100 Jahre Eisenberg-Crossener Eisenbahn, in: Der Modelleisenbahner, Heft 4/1980, S. 94/95
  • Werner Drescher: Die Saal-Eisenbahn und ihre Anschlußbahnen, transpress-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00109-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Crossen an der Elster–Porstendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fromm, Günther; Der Modelleisenbahner, Zeitschrift des Deutschen Modelleisenbahnverbandes der DDR, Ausgabe 4/1980, S. 94.
  2. a b c d Gunther Wilde, Horst Müller, Andrej Willms: Damals... Vom Bürgelschen Esel. Gleise im Gleistal – Bahngeschichte zwischen Jena, Eisenberg und Crossen (= edition bohemica. Band 6). Goldkronach 2022, ISBN 978-3-940819-36-9 (320 S.).
  3. Der Modelleisenbahner, Zeitschrift des Deutschen Modelleisenbahnverbandes der DDR, Ausgabe 4/1980, S. 95.
  4. Bahnhof Eisenberg Syndikat. Abgerufen am 15. März 2022.