Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn

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Mödrath-Liblar-Brühler-Eisenbahn
Kursbuchstrecke:224g (1934)[1] 164d (1914)
Streckenlänge:20,6[1] km
Spurweite:(1898–1913) 1000 mm
(ab 1903) 1435 mm
Eröffnung in Schmalspur: 1901
Eröffnung in Normalspur: 1904
Bergheimer Kreisbahn nach Horrem
Bergheimer Kreisbahn von (Frechen-)Benzelrath
Mödrath
Bergheimer Kreisbahn nach Nörvenich
Türnich/Balkhausen
Brüggen
Kierdorf
Zieselsmaar
Köttingen
Liblar Dorf
Liblar (Euskirchener Kreisbahnen)
Trier–Köln
Übergabe Staatsbahn und Grube Donatus
Brikettfabrik Liblar
Grube Brühl
Gruhlwerk
zur Grube Maria Glück
von Pingsdorf
Brühl-Kaiserstraße
von Bonn (Vorgebirgsbahn)
von Wesseling (Querbahn)
(Brühl-)Vochem
Vorgebirgsbahn nach Köln

Die Mödrath-Liblar-Brühler-Eisenbahn AG (MLBE) ist eine ehemalige Eisenbahngesellschaft, die am 4. August 1903 mit dem Sitz in Köln gegründet wurde.[2] Ihr wurden die in den Jahren davor erbauten Strecken der Kleinbahn Mödrath-Liblar-Brühl der Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft übertragen.

Zum 1. Januar 1913 wurden die Strecken zusammen mit denen der Bergheimer Kreisbahn vom Königreich Preußen verstaatlicht.

Auf Grund ihrer Bedeutung für den Braunkohlebergbau wurde sie im Volksmund auch „Klüttenbahn“ genannt (nach dem rheinischen Wort „Klütten“ für einen Vorläufer industrieller Briketts).[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau und Betrieb durch die MLBE AG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Vorbild der Bergheimer und Euskirchener Kreisbahnen begann die Stettiner Eisenbahnbau- und Betriebsunternehmung Lenz & Co GmbH im Jahr 1894 mit Verhandlungen, die Braunkohlegruben in der Ville an die bestehenden Staatsbahnlinien in Horrem und Liblar anzuschließen, wodurch auch diese nahegelegenen Kreisbahnen verbunden werden sollten. Die Bahn sollte über Brühl nach Wesseling an den Rhein weitergeführt werden, um dort Kohle und Zuckerrüben auf den günstigeren Wasserweg zu verfrachtet.

Zwei Ministerialerlässe gaben die Strecke Liblar–Brühl–Wesseling am 29. August 1894 und die Strecke Mödrath–Liblar am 28. November 1894 als schmalspurige Kleinbahn frei. Der Bau und Betrieb der Strecke Brühl–Wesseling (heute Querbahn) wurde als Nebenast der Rheinuferbahn auch von den Cöln-Bonner Kreisbahnen beantragt und ihr überlassen.

Für den Bau und Betrieb der Strecke Mödrath–Liblar–Brühl sowie der Bergheimer und Euskirchener Kreisbahnen wurde eine eigene Eisenbahngesellschaft, die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft mit Sitz in Köln, gegründet, die auch die Konzession für die schmalspurige Kleinbahn Mödrath–Liblar am 3. Juli 1897 und für Liblar–Brühl am 22. April 1898 erhielt.[4] In kurzer Bauzeit wurde der Betrieb im Abschnitt Mödrath–Türnich am 24. Juni 1898, Abschnitt Türnich–Liblar am 1. März 1899 und Liblar–Brühl am 1. Mai 1901 aufgenommen.[4] der Fahrzeugpark war mit der Bergheimer Kreisbahn gemeinsam.

Bis Ende 1904 wurde die Strecke durch eine dritte Schiene auf Normalspur (1435 mm) umgerüstet, um das Umladen auf den Güterverkehr der Staatsbahn überflüssig zu machen und die Strecke als vollspurige preußische „Nebenbahn“ mit den entsprechenden Tarifbestimmungen zu nutzen. Hierzu wurde am 4. August 1903 auch die „Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn-Aktiengesellschaft“ mit Sitz in Köln gegründet.[5][4][6]

Der Verkehr entwickelte sich gut, 1900 wurden 64.350 Personen und 82.265 t Güter befördert, 1907 138.674 Personen und 251.477 t Güter.[7] Im Jahr 1912 fuhr die Bahn 27.080 Zugkilometer in Personenzügen, 40.816 Zugkilometer in gemischten Zügen und 109.075 Zugkilometer in Güterzügen.[2]

Mit Wirkung zum 1. Januar 1913 wurde die MLBE verstaatlicht. Hierzu sah die Konzessionsurkunde von 1903 ein Recht auf den Erwerb vor, das der Preußische Staat wahrnahm. Am 8. Januar 1913 wurde die MLBE AG aufgelöst.[2] Die regelspurigen Lokomotiven gingen an die Staatsbahn, die schmalspurigen Wagen und Lokomotiven wurden an andere Bahnen der WEG abgegeben.

Betrieb als staatliche Nebenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1913 bis 1920 betrieb die Eisenbahndirection Coeln linksrheinisch die Strecke. Da zum 1. April 1920 der Staatsvertrag zur Gründung der Reichseisenbahnen in Kraft trat, wurde 1920 die Deutsche Reichsbahn Rechtsnachfolgerin.

In den 1920er Jahren gingen die Fahrgastzahlen stark zurück. Daher wurde der Personenverkehr zwischen Liblar und Brühl 1927 eingestellt. Am 15. März 1930 wurde der Ausbau abgeschlossen, der den Abschnitt Horrem–Mödrath–Liblar als Hauptbahn für Personen- und Güterverkehr ermöglichte.[8]

Streckenstilllegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Streckenabschnitt musste 1942 infolge des Braunkohlenabbaus verlegt werden: Statt des Streckenabschnitts Liblar-Bahnhof – Gruhlwerk führte nun ein Abzweig von der Eifelstrecke zum Bahnhof Gruhlwerk. Wegen des flächendeckenden Braunkohlenabbaus in den 1950er und 1960er Jahren verschwand die gesamte Strecke oder wurde umgelegt. So wurde der Bahnhof Mödrath 1956 komplett abgebrochen. Das letzte Teilstück (Kierberg/Heide – Vochem – Brühl) wurde am 31. Mai 1966 stillgelegt.[3]

Teile des Bahndamms zwischen Mödrath und Türnich sind heute noch als Teil des Strategischen Bahndamms zu erkennen.[9]

Strecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte der Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn und der Strecken der Bergheimer Kreisbahn

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnstrecke bestand aus zwei Teilen, die auch bei der Genehmigung, Konzession und beim Bau getrennt wurden. Der eine Abschnitt führte vom Bahnhof in Mödrath in südlicher Richtung entlang des Ville-Rückens bis nach Liblar mit Anschluss an die staatliche Eifelstrecke. Der zweite Abschnitt führte dann nach Osten und wieder nach Norden durch die Ville bis Brühl.

Der Abschnitt Mödrath–Liblar verband die Orte Türnich/Balkhausen, Brüggen, Kierdorf, Zieselsmaar, Köttingen und führte durch Liblar selbst (als Haltepunkt „Liblar Dorf“). Zum Liblarer Bahnhof am Ortsrand wurde die Strecke in einem weiten Bogen an die Eifelstrecke herangeführt.

Von Liblar nach Brühl schwenkte die Strecke in östlicher Richtung der Brühl-Liblarer Landstraße folgend über die Gruben „Brühl“ und „Maria Glück“ zum Bahnhof Gruhlwerk. Von hier führte sie in nördliche Richtung, kreuzte die Heider Villestraße und wurde in einem Bogen nördlich des Klosters Benden und der Winterburg wieder nach Osten geführt. In Brühl traf die Strecke an der Haltestelle Kaiserstraße auf die sogenannte „Pingsdorfer Güterbahn“, eine Nebenstrecke der Köln-Bonner Eisenbahn, und endete dann eineinhalb Kilometer weiter am Bahnhof Vochem.[8]

Anschlüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 4: Nordrhein-Westfalen, Südlicher Teil. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-660-9, S. 110–112

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b http://www.schmalspurbahn.de/nrw.htm Schmalspurbahnen in Nordrhein-Westfalen
  2. a b c http://www.bahnen-im-rheinland.de/pb/mlb1.htm Geschäftsbericht der Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn-Aktiengesellschaft in Cöln
  3. a b http://www.wisoveg.de/wisoveg/artikel/150jahre/ksta-weing07.html „Die ‚Klüttenbahn‘ kam nicht sehr weit“", Kölner Stadtanzeiger vom 27. Dezember 1985
  4. a b c http://www.wisoveg.de/bergheim/bkb/festschrift/festschrift-bkb-mlb.html Festschrift zur Eröffnung der Nebenbahnen des Kreises Bergheim und der „Mödrath-Liblar-Brühler“ Eisenbahn-Aktiengesellschaft
  5. http://www.bahnen-im-rheinland.de/pb/mlb2.htm Die Kleinbahn Mödrath-Liblar-Brühl im Spiegel der Geschäftsberichte der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft zu Köln
  6. http://www.dbhverlag.de/industrielle.html „Die industrielle und verkehrstechnische Entwicklung im linksrheinischen Braunkohlenbergbau 1877-1913“ (von Manfred Coenen und Volker H. W. Schüler)
  7. Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 4: Nordrhein-Westfalen, Südlicher Teil. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-660-9, S. 111
  8. a b http://www.wisoveg.de/bruehl/vg/emoedrath.html Brühl und die Eisenbahn - Die Mödrath–Liblar–Brühler Eisenbahn
  9. http://www.mgkkerpen.de/mgk_mt.htm Die Strecke Mödrath–Türnich