Bahnstrecke Doupov–Vilémov u Kadaně

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Doupov–Vilémov u Kadaně[1][2]
Kursbuchstrecke (SŽDC):165 (2006)
Streckenlänge:18,074 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:B2
Höchstgeschwindigkeit:75 km/h
0,000 Doupov früher Duppau
3,400 Oleška früher Oleschau (b Duppau)
5,400 Hluboká-Žďár früher Tiefenbach-Saar
6,900 Žebletín früher Sebeltitz
7,900 Kyselka-Obrovice früher Sauerbrunn-Wobern
nákl. vojenské lesy
9,235 Kadaňský Rohozec früher Böhmisch Rust
10,545 Ždov früher Gstob
vlečka cukrovar
13,473 Radonice u Kadaně früher Radonitz (b Kaaden)
16,284 Vilémov u Kadaně město früher Willomitz Stadt
vlečka důl Prokop
Liboc
ursprüngliche Trasse nach Kaštice
von Kaštice
18,074 Vilémov u Kadaně früher Willomitz
von Kadaň-Prunéřov

Die Bahnstrecke Doupov–Vilémov u Kadaně ist eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich von der Österreichischen Lokaleisenbahngesellschaft (ÖLEG) und den Kaadner Lokalbahnen als staatlich garantierte Lokalbahn erbaut wurde. In Betrieb ist heute nur noch die Strecke von Vilémov u Kadaně (Willomitz) über Radonice (Radonitz) bis Kadaňský Rohozec (Böhmisch Rust). Die weitere Strecke nach Doupov (Duppau) wurde wegen ihrer Lage in einem Truppenübungsplatz in den 1970er Jahren stillgelegt und abgebrochen.

Nach einem Erlass der tschechischen Regierung ist die verbliebene Strecke seit dem 20. Dezember 1995 als regionale Bahn („regionální dráha“) klassifiziert.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihren Ursprung hatte die Strecke Willomitz–Duppau in der Lokalbahn Schönhof–Radonitz, für die die ÖLEG am 28. Februar 1882 die Konzession erhalten hatte.[4] Diese Lokalbahn war eine Erweiterung der schon seit 1881 bestehenden Strecke Kaschitz–Schönhof der Eisenbahn Pilsen–Priesen(–Komotau) (EPPK), die daraufhin von der ÖLEG erworben wurde. Am 1. Januar 1884 wurde die Lokalbahn Schönhof–Radonitz eröffnet.

Am 22. Dezember 1900 erhielten die Kaadner Lokalbahnen die Konzession für die Strecken Kaaden–Willomitz und Radonitz–Duppau.[5] Die Kaadner Lokalbahnen errichteten in Willomitz einen neuen Bahnhof, der als Abzweigstation zwischen der nunmehr durchgehenden Verbindung Kaschitz–Kaaden und der Strecke nach Duppau dienen sollte.

Eröffnet wurden die Strecken am 10. November 1902 (Radonitz–Duppau) und am 1. August 1903 (Kaaden–Willomitz).[6] Die Betriebsführung auf der Gesamtstrecke übernahmen die k.k. Staatsbahnen (kkStB). Anfangs verkehrten drei gemischte Zugpaare täglich. Für die Strecke Willomitz–Duppau benötigten sie bergwärts 41 Minuten, talwärts 33 Minuten.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Strecke an die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) über. Deren erster Fahrplan von 1919 verzeichnete nur zwei Zugpaare, die für die Gesamtstrecke über eine Stunde benötigten.

Am 1. Januar 1925 wurden die Kaadner Lokalbahnen verstaatlicht.

In den 1930er Jahren verkehrten vier von fünf Personenzugpaaren mit modernen Motortriebwagen, was zu einer deutlichen Verkürzung der Fahrzeiten führte. Ein Teil der Züge wurden bis Kaaden bzw. Komotau durchgebunden.

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland am 1. Oktober 1938 kam die Strecke in Verwaltung der Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung als Kursbuchstrecke 167j Willomitz–Duppau[7] enthalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD.

Nikolaussonderzug in Kadaňský Rohozec (2010)

Eine Zäsur war 1945/46 die fast vollständige Ausweisung der im Bahngebiet lebenden deutschsprachigen Bevölkerung. Das führte zu einer deutlichen Verringerung der Verkehrsnachfrage. Eine Neubesiedlung mit Tschechen gelang letztlich nur teilweise, was 1953 in den Beschluss zur Einrichtung des Truppenübungsplatzes Hradiště mündete. Das Areal wurde schließlich in mehreren Etappen von den Bewohnern geräumt. Die Stadt Doupov (Duppau) wurde bis zum 15. Mai 1954 ausgesiedelt. Der öffentliche Bahnverkehr wurde bereits am 30. April 1954 bis Kadaňský Rohozec außerhalb des Sperrgebietes zurückgezogen. Die Strecke zwischen Kadaňský Rohozec und Doupov diente fortan nur noch militärischen Zwecken. In den 1970er Jahren wurde sie abgebrochen.

Im Fahrplan von 1988 verzeichnete insgesamt acht Zugpaare auf der Strecke zwischen Vilémov u Kadaně und Kadaňský Rohozec, wovon drei von und nach Kadaň durchgebunden wurden. Weitere Züge verkehrten zwischen Vilémov u Kadaně und Radonice u Kadaně. Die Züge benötigten für die Fahrt zwischen Vilémov und Kadaňský Rohozec etwa 23 Minuten.[8]

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Der Reiseverkehr auf der Strecke zwischen Vilémov und Kadaňský Rohozec wurde noch bis zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2006 aufrechterhalten. Der Fahrplan von 2006 verzeichnete noch drei Zugpaare zwischen Vilémov und Kadaňský Rohozec. Letzter Nutzer im Güterverkehr war bis 2003 die Forstverwaltung des Truppenübungsplatzes. Am heutigen Streckenende besteht eine Verladerampe für Militärfahrzeuge.

Heute gibt es auf der Strecke zwischen Vilémov und Radonice nur noch touristischen Verkehr an den Wochenenden des Sommerhalbjahres, der unter dem Namen „Doupovská dráha“ (Duppauer Bahn) vermarktet wird. Verantwortliches Eisenbahnverkehrsunternehmen war zunächst die Gesellschaft Jindřichohradecké místní dráhy (JHMD) und ist heute Railway Capital. Die Züge sind seit 2016 als touristische Linie T6 in den Regiotakt Ústecký kraj integriert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Vilémov u Kadaně–Doupov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
  2. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis; Artaria & Co., Wien 1913
  3. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 10. Juni 1882
  5. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 28. Dezember 1900
  6. Pavel Schreier: Příběhy z dějin našich drah, Mladá fronta, Praha 2009, ISBN 978-80-204-1505-9; S. 202
  7. Reichskursbuch 1944 – gültig vom 3. Juli 1944 bis auf weiteres; Kursbuchstrecke 154j
  8. Fahrplan 1988 der ČSD