Bailleul (Nord)

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Bailleul
Bailleul (Frankreich)
Bailleul (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Nord (59)
Arrondissement Dunkerque
Kanton Bailleul
Gemeindeverband Flandre Intérieure
Koordinaten 50° 44′ N, 2° 44′ OKoordinaten: 50° 44′ N, 2° 44′ O
Höhe 14–86 m
Fläche 43,42 km²
Bürgermeister Antony Gautier
Einwohner 14.869 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 342 Einw./km²
Postleitzahl 59270
INSEE-Code
Website www.ville-bailleul.fr

Lage von Bailleul im Arrondissement Dunkerque

Bailleul (niederländisch Belle) ist eine französische Gemeinde mit 14.869 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Sie gehört zum Arrondissement Dunkerque, zum Kanton Bailleul und gehört zum Gemeindeverband Flandre Intérieure.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bailleul an der belgischen Grenze liegt zwischen den Großstädten Lille und Dünkirchen im ehemaligen Französisch-Flandern, also im äußersten Norden Frankreichs. Die Stadt selber liegt auf 44 m ü. M., und nebst der eigentlichen Stadt umfasst das 43,42 km² große Gemeindegebiet noch drei größere Weiler: La Crèche (17 m ü. M.) und Steent'je (18 m ü. M.) im Süden der Stadt, in der Ebene der Leie (französisch: Lys), und Outtersteene (25 m ü. M.) im Osten, unmittelbar an der Grenze zu Flandern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1526 fiel Flandern durch den Vertrag von Madrid an die spanischen Niederlande. Unter der Regierung von Philipp II. entstanden erste religiöse Probleme zwischen Flandern und Spanien.

Im 17. Jahrhundert war Flandern ein permanentes Schlachtfeld. Ludwig XIV. eroberte Flandern zurück. Dadurch fiel Bailleul 1678 wieder an Frankreich.

Mit dem Vertrag von Utrecht fiel Flandern und damit auch Bailleul 1713 an Österreich, bevor beide 1745 nach der Schlacht bei Fontenoy und dem Frieden von Aachen endgültig an Frankreich gelangten. Zahlreiche Brände prägten die Geschichte der Stadt.

Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entwickelte sich in Bailleul das Klöppelhandwerk (Klöppelmuseum „La Maison de la Dentelle“), eine Handwerkskunst, für die die Stadt auch heute noch weit über ihre Grenzen hinaus bekannt ist.

Im Ersten Weltkrieg war die Gegend um Bailleul zeitweise stark von den schweren Kämpfen betroffen, die sich deutsche und alliierte Truppen um die nahegelegene belgische Stadt Ypern lieferten. Als deutsche Gastruppen am 30. April 1916 auf einer Frontlänge von 3,2 km Chlorgas gegen die alliierten Truppen bei Wulverghem (Gemeinde Heuvelland, Belgien) einsetzten, erstreckte sich die entstehende giftige Gaswolke bis nach Bailleul. Bei der Kaiserschlacht in der Operation Georgette ab dem 13. April 1918 wurde Bailleul mit seinem alten flämischen Stadtkern zu mehr als 90 Prozent zerstört.

Karte des deutschen Gasangriffs vom 30. April 1916

Nach den schweren Zerstörungen des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts in neuflämischem Stil wiederaufgebaut. Ein typisches Beispiel für den in ganz Flandern verbreiteten Baustil ist das Rathaus von 1932 mit seinem Glockenturm.

Seit dem 13. Juli 2020 ist der französische FIFA-Schiedsrichter Antony Gautier Bürgermeister von Bailleul.[1]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2020
Einwohner 12.583 13.077 13.474 13.400 13.847 14.136 13.496 15.026
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche Saint-Armand
  • Kirche Saint-Vaast
  • Rathaus und Belfried

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klöppelarbeit aus der Klöppelakademie Bailleul

Das Ballungsgebiet um Lille, in dem Bailleul liegt, ist traditionell ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Bereits im Mittelalter, vor allem vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, war Bailleul sehr bekannt für seine Roten Tücher, die mit englischer Wolle hergestellt wurden. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Wolle mehr und mehr durch Leinen ersetzt, welches aus den Flachspflanzen in der Umgebung der Stadt kultiviert wurde. Infolgedessen erarbeitete sich die Stadt einen guten Ruf für die Herstellung von Spitze (18. und 19. Jahrhundert). 1664 wurde die erste Schule für das Erlernen des Klöppeln eröffnet. Im Jahre 1789 gab es in der Stadt und in der Umgebung mehr als tausend sogenannte Dentellières (Spitzenklöpplerinnen). Der Erfolg dieser Handarbeit dauerte bis Mitte des 19. Jahrhunderts an, ehe sie von der neu aufkommenden Fabrikarbeit verdrängt wurde. Heute wird diese Handarbeit in Bailleul nur noch von wenigen Menschen als Kunsthandwerk praktiziert.[2]

In der Stadt befindet sich eine Fabrik des Lebensmittelkonzerns Danone.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bailleul ist verkehrsmäßig gut erschlossen. Die Nationalstraße 42 führt von Boulogne-sur-Mer über Saint-Omer nach Bailleul und endet hier. Zudem liegt die Stadt an der Europastraße 42, die sich hier mir der Autoroute A25 deckt, die von Dünkirchen (Dunkerque) nach Lille führt. An den öffentlichen Verkehr ist Bailleul zudem durch eine Eisenbahnverbindung angeschlossen, die nach Lille im Süden und nach Dünkirchen und Calais im Norden führt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Städte Bailleul, Kyritz, Wałcz und Werne haben alle untereinander mit den jeweils anderen Partnerschaften abgeschlossen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bailleul – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ligue 1: Antony Gautier, l’arbitre qui devient maire, auf leparisien.fr, vom 30. Juni 2020. Abgerufen am 25. September 2022.
  2. utan.lille.free.fr