Bairisch
Bairisch-Österreichisch | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien, Ungarn | |
Sprecher | etwa 12 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
||
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | - | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
– | |
ISO 639-2 | (B) gem | (T) – |
ISO 639-3 |
bar |
Das Bairische, verschiedentlich auch Bairisch-Österreichisch genannt, ist eine Gruppe von Dialekten im Süden des deutschen Sprachraumes. Es bildet zusammen mit dem Alemannischen die Gruppe der oberdeutschen Mundarten. Trotz des Namens wohnt mehr als die Hälfte aller Bairischsprecher außerhalb Bayerns; zum Verbreitungsgebiet seiner Dialekte gehören alle Gebiete in Österreich östlich des Arlbergs sowie Südtirol und einige Sprachinseln in Karnien (Friaul, Oberitalien).
Ausbreitung und Abgrenzung
Mit mehr als 12 Millionen Sprechern bildet das Bairische (oder Ostoberdeutsche) das größte zusammenhängende Dialektgebiet der deutschen Dialekte. Zum Bairischen gehören die Mundarten folgender Gebiete:
- die Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, sowie der Landkreis Aichach-Friedberg des Regierungsbezirks Schwaben im Freistaat Bayern, die das sogenannte Altbaiern bilden
- alle Bundesländer der Republik Österreich mit Ausnahme von Vorarlberg sowie dem Nordteil des Tiroler Außerfern
- Südtirol
- Samnaun in Graubünden (Schweiz)
- die Sieben Gemeinden und die Dreizehn Gemeinden in Oberitalien (siehe auch Zimbrisch)
- die Mundarten der deutschstämmigen Bevölkerung in Süd- und Westböhmen
Bairisch gehört zusammen mit Schwäbisch und Alemannisch zu den oberdeutschen Dialekten des Hochdeutschen.
Vorwort zu Schrift und Aussprache
Zur Aussprache der als Beispiele angegebenen bairischen Wörter hier. Da es keine allgemeinverbindliche Orthographie für das Bairische gibt, und die lautlichen Unterschiede regional sehr groß sein können, sollte der Leser dieses Artikels beachten, dass das ein oder andere bairische Wort innerhalb des Artikels in verschiedenen Schreibweisen auftauchen mag. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass an diesem Artikel Autoren mitarbeiten, deren Heimatdialekte in starkem Maße voneinander abweichen, und dass ein allgemeiner Konsens über die Verschriftlichung der bairischen Sprache auch innerhalb der Wikipedia-Gemeinde noch nicht erreicht wurde.
Innere Untergliederung
Das Bairische kann lautgeographisch anhand historischer Isoglossen eingeteilt werden in Nord-, Mittel- und Südbairisch:
Nordbairisch
Nordbairisch wird im größten Teil der Oberpfalz mit Ausnahme der Hauptstadt Regensburg und ihrer Umgebung, sowie im nördlichen Teil des Bairischen und des Böhmerwaldes in Niederbayern gesprochen.
Es zeichnet sich besonders durch die "gestürzten Diphthonge" aus; 'Bruder' wird hier beispielsweise zu Broùda anstatt zu Bruàda wie im Bairischen südlich der Donau. Außerdem tritt hier das Personalpronomen deß bzw. dia für die 2. Person Plural auf.
Mittelbairisch
Mittelbairisch wird in Niederbayern, Oberbayern, im Süden der Oberpfalz, in Oberösterreich, Niederösterreich, der Obersteiermark, Wien und im Burgenland, übergangsweise im Tiroler Unterland und im Land und der Stadt Salzburg gesprochen. Es hat großen Einfluss auf seine Schwesterdialekte im Norden und Süden, da fast alle größeren Städte des bairischen Sprachgebiets im Donauraum liegen; dies hat auch zur Folge, dass Mittelbairisch ein höheres Prestige genießt und auch außerhalb seines Sprechergebiets weithin bekannt ist. Die regionalen Unterschiede entlang der Donautiefebene vom Lech bis zur Leitha sind im allgemeinen geringer als die Unterschiede zwischen den verschiedenen Alpentälern des Südbairischen.
Allgemeines Kennzeichen dieser Mundarten ist, dass fortis-Laute wie p, t, k abgeschwächt werden zu den lenis-Lauten b, d, g. Beispiele: Bech, Dåg, Gnecht („Pech, Tag, Knecht“). Lediglich k- bleibt im Anlaut vor Vokal als fortis erhalten (zum Beispiel in Kua „Kuh“). Außerdem wird auslautendes -n nasaliert, wie in ko („kann“) oder Mo („Mann“).
Das Mittelbairische lässt sich noch untergliedern in Westmittelbairisch (auch „Altbairisch“ genannt) und Ostmittelbairisch. Die Grenze zwischen diesen beiden verschiebt sich unter dem Einfluss des Wienerischen allmählich westwärts von Niederösterreich ausgehend zur Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich hin. Trotz Dialektartschwunds in den größeren Städten des Donauraums gelten die Stadtmundarten von München und Wien weiterhin gewissermaßen als "Paradedialekte" für West- und Ostmittelbairisch. Folgende Lautisoglossen charakterisieren das Verhältnis des West- zum Ostmittelbairischen:
Isoglosse | westliche Variante | östliche Variante | Deutsch |
---|---|---|---|
Personalpronomen 2. Pl.: | eß | öß | ihr |
oa vs. à (< ahd. ei): | oáns, zwoá | ààns, zwàà | eins, zwei |
gloá, gleana | glàà, glààna | klein, kleiner [Komparativ] | |
Schdoá | Schdââ | Stein | |
hoáß, hoázn | hààß, hààzn | heiß, heizen | |
aber: | nàà | nàà | nein |
ar vs. oa (< ahd. a(h)r): | i fahr, mia fahr ma | i for, mia for' ma | ich fahre, wir fahren |
hart, härta | hort, herta | hart, härter | |
Gfahr, gfàhrli | Gfor, gferli | Gefahr, gefährlich | |
ui vs. üü (< ahd. il): | vui | vüü | viel |
Schbui, schbuin | Schbüü, schbüün | Spiel, spielen | |
i wui, mia woin | i wüü, mia woin | ich will, wir wollen |
Die Grenze ist jedoch nicht eindeutig zu ziehen, da selbst im äußersten Osten Österreichs (Burgenland) das historische oa gegenüber dem Wiener à noch zu hören ist, ebenso wie in den ländlichen Regionen Niederösterreichs und Oberösterreichs.
Südbairisch
Südbairisch wird in Tirol, Südtirol, Kärnten, in Teilen der Steiermark, vor allem in der Weststeiermark, und in den deutschen Sprachinseln in Karnien gesprochen. Fast die ganze Steiermark und Salzburg gehören zum Übergangsgebiet zwischen Süd- und Mittelbairisch. Auch das Zarzerische und das Gottscheerische waren südbairisch.
Das Südbairische kennt keine r-Vokalisierung, sie ist aber besonders in Stadtmundarten am Vordringen. Nach Vokalen wird l hier nicht zu i, sondern zu y, einem Laut zwischen l und ü, vokalisiert. Weiters unterscheiden einige südbairische Mundarten Stark- und Schwachlaute, wie in Dåch neben Tåg, altes k ist in Kärnten und in Teilen Tirols und Salzburgs lautverschoben zu kch, wie in Kchlea (Klee).
Ein Charakteristikum der Kärntner Mundart ist die sogenannte Kärntner Dehnung: aufgrund von Interferenz mit dem Slowenischen werden viele Selbstlaute entgegen der hochdeutschen Norm lang ausgeprochen, zum Beispiel "lå:s lei la:fm" (Lass es nur laufen). Diese Erscheinung hat zur Folge, dass zum Beispiel Ofen und offen lautlich zusammenfallen (o:fm).
Dialekte der West-Steiermark zeichnen sich durch die Diphthongierung nahezu aller betonten Vokale aus.
Genauere Unterteilung
Das Bairische kann auch, abgesehen von den oben besprochenen historischen Isoglossen, in weitere Dialekte unterteilt werden, die sich vor allem an den Regionen orientieren. Eine Besonderheit ist das Wienerische, aber auch das Münchnerische. In Österreich existieren das Heanzische im Burgenland, das Steirische, die Kärntner Mundarten und die Tiroler Mundarten. Ein sehr eigener Dialekt in Oberösterreich ist das Mühlviertlerische, in Niederbayern die Waidlersprach. Dazu kommen das Zimbrische und das Egerdeutsche aus den Sprachinseln in Oberitalien und Böhmen.
Bairisch vs. Bayerisch
In der Sprachwissenschaft wird der Dialekt mit 'i' statt 'ye' ("Bairisch" statt "Bayerisch") geschrieben, um es vom politischen Begriff des "Bayerischen" (= Zugehörigkeit zum Bundesland Bayern) zu unterscheiden, da zu Bayern außer den Bairisch sprechenden Altbayern auch Franken und Bayerisch-Schwaben gehören, deren Dialekte nicht bairisch sind. "Bayerisch" ist das Adjektiv zu Bayern, vormals "Baiern". Der Buchstabe "Y" im Wort "Bayern" wurde erst durch die philhellenischen Wittelsbacher für das gewachsene Staatsgebilde eingeführt.
Phonologie (Lautlehre)
Vokale
Das Bairische unterscheidet lange und kurze Vokale voneinander; dies wird jedoch nicht in der Schrift zum Ausdruck gebracht, sondern wie im Hochdeutschen durch die Anzahl der dem Vokal nachfolgenden Konsonanten: steht nur ein oder gar kein Konsonant nach dem Vokal, ist dieser in der Regel lang; folgen ihm zwei oder mehr, ist er kurz. Dabei gelten ch und sch jeweils wie ein Konsonant, da diese Buchstabenkombination nur einem Laut entspricht.
Die Verteilung langer und kurzer Vokale fällt im Bairischen völlig anders aus als im Hochdeutschen, so dass es manchmal scheint, als wäre jedes entsprechende hochdeutsche Wort mit Langvokal im Bairischen kurz und umgekehrt; dies stimmt jedoch nur bedingt.
Insgesamt unterscheidet das Bairische sieben Vokale in jeweils zwei Quantitätsstufen voneinander.
Vergleiche folgende Gegenüberstellungen:
Vokal | langer Vokal | Deutsch | kurzer Vokal | Deutsch |
---|---|---|---|---|
dunkles a | wås | was | Wåssa | Wasser |
helles a | Drààm | Traum | drààmma | träumen |
geschlossenes e | Weg, Dreg | Weg, Dreck | weggad, dreggad | weg, dreckig |
offenes e | Bèda | Peter | bèdt! | bete! |
i | gwiß | gewiss | wissn | wissen |
o | Ofa | Ofen | offa | offen |
u | Zug | Zug | zrugg | zurück |
dunkles vs. helles a
Phonologisch unterscheidet das Bairische zwischen hellem à und dunklem å, wobei das helle à aus dem althochdeutschen offenen e oder ä entstanden ist (so heißt es heute im Bairischen lâ statt "leer", Ràdl statt "Rädchen"). Dieses Merkmal hat das Bairische mit dem Ungarischen gemein. Vor allem bei der Diminutivbildung mit den Suffixen -l und -al tritt sogenannter a-Umlaut auf, d.h aus dunklem -å- wird helles -â-. Im folgenden einige Beispiele für die a-Laute, darunter einige deutliche Minimalpaare:
dunkles å | helles à, |
---|---|
å (ab oder an) | |
mia håmma (wir haben, Langform) | mia hàmma (wir sind, Langform) |
Ståd (Stadt) | Stàdtal (Städtchen) |
Sågg (Sack) | Sàggal (Säcklein) |
i sågad (ich würde sagen) | i sàgad (ich würde sehen) |
NB: Unbetonte a sind immer hell, und werden deshalb als solche nicht markiert. Dies gilt vor allem für den unbestimmten Artikel, der ja stets unbetont ist, sowie für alle unbetonten a in Flexionsendungen (z.B. im Plural der Substantive und bei der Steigerung der Adjektive).
Aussprache von Ortsnamen
In allen bairischen Ortsnamen, die auf -ing enden, muss ggf. im Stamm vorhandenes -a- übrigens hell ausgesprochen werden; also "Plàttling" (nicht *"Plåttling") und "Gàching" (statt *"Gårching"), auch "Gàmisch" (statt *"Gåmisch") und darüber hinaus "Gràz"(nicht *"Gråz" - die Stadt hieß im Mittelalter schließlich "Grätz", und daraus hat sich das helle a ja entwickelt).
Abgrenzung gegen das o
Hochdeutschsprecher nehmen das helle à des Bairischen als gewöhnliches a wahr, das dunkle å dagegen zumeist als offenes o, weshalb auch viele Baiern dazu tendieren, dunkles a als o zu schreiben (also mocha statt måcha für "machen"). Diese Schreibweise führt jedoch zum Zusammenfall mit dem bairischen o, welches stets geschlossen gesprochen wird (also Richtung u). Die Wörter für "Ofen" und "offen" unterscheiden sich also im Bairischen nicht durch die Vokalqualität, sondern nur durch die Vokallänge, die wie im Hochdeutschen durch Konsonantenverdoppelung (auch Gemination genannt) ausgedrückt wird: Ofa (lang) vs. offa (kurz) bei gleichbleibender Vokalqualität.
offenes vs. geschlossenes e
Fast jedes betonte e ist im Bairischen geschlossen, d.h. klingt näher am i als das hochdeutsche e. Es gibt nur wenige Wörter mit offenem e; als bestes Beispiel eignet sich folgendes Minimalpaar: Bettn (mit geschlossenem e) im Bairischen vs. bètn ("beten", mit offenem e) im Bairischen. Im Hochdeutschen ist es an diesem Beispiel allerdings genau andersherum: das Wort "Bett" hat ein offenes, das Wort "betet" ein geschlossenes e.
Diphthonge
Ein weiteres Merkmal des Bairischen ist die Beibehaltung der mittelhochdeutschen Diphthonge ie, üe, uo als ià und uà, wie in liàb, griàßn, Bruàda ("lieb, grüßen, Bruder"), was es vom Ostfränkischen Bruda abgrenzt, das wie die Hochsprache einfache Langvokale benutzt. Gegen Westen hin grenzt sich das Bairische mit Dåg, Wasser und daad ("Tag, Wasser" und "täte") gegen Schwäbisch Dààg, Wàsser und däät ab.
Zu diesen Diphthongen treten die neuen Diphthonge öi, oi, ui, die aus der Vokalisierung von l nach Vokal zu i entstanden sind. Insgesamt unterscheiden die meisten bairischen Dialekte 10 Diphthonge, nämlich:
Diphthong | Beispiele | Deutsch | Diphthong | Beispiele | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|
ea | i hea | ich höre | ei | nei | neu |
oa | i woaß | ich weiß | åi, oi | fåin, foin | fallen |
ia | d'Liab | die Liebe | öi, äi | schnöi, schnäi | schnell |
ua | i dua | ich tue | ui | i fui | ich fühle |
au | i schau | ich schaue | ou | Doud | Tod |
Historischer Exkurs: altes vs. junges ei
Ein besonderes Charakteristikum des Bairischen ist der Vokal oa, der aus dem Althochdeutschen ai oder ei entstanden ist. Dieser Lautwandel betrifft jedoch nur das sogenannte ältere ei des Deutschen, nicht jedoch das jüngere ei, das erst zu mittelhochdeutscher Zeit als dem althochdeutschen langen î entstanden ist, und daher den Lautwandel nicht mehr mitgemacht hat. Deshalb heißt es auf Bairisch "oans, zwoa, drei" - die ersten beiden Zahlwörter haben ein älteres ei als Stammvokal, das dritte Zahlwort ein jüngeres ei, welches auf althochdeutsch noch drî lautete.
Allerdings gibt es im Bairischen ein drittes, noch jüngeres ei, das durch die Entrundung des Vokals eu entstanden ist, der von ahd. iu abstammt. Eine kurze Übersicht:
Laut | althochdeutscher Lautstand | bairischer Lautstand | neuhochdeutscher Lautstand | englischer Vergleich |
---|---|---|---|---|
altes ei | ai | oa, z. B. gloa, Goaß, Stoa, Loab, hoazn | ei, u. B. klein, Geiß, Stein, Laib, heizen | ..., goat, stone, loaf, heat |
mittleres ei | î | ei, z. B. fei, weiß, dreim, reitn, Leiwi | ei, z. B. fein, weiß, treiben, reiten, Leib | fine, white, drive, ride, ... |
junges ei | iu | ei, z. B. neig/neich, deia, Deifi, Greiz, Hei/Heing | eu, z. B. neu, teuer, Teufel, Kreuz, Heu |
Anmerkungen
Um zu herauszufinden, welches deutsche ei im Bairischen zu oa wird, und welches nicht, hilft meistens ein Blick aufs Englische. Dort entspricht das ältere ei meist einem o oder ea, das jüngere ist dagegen ein i und wird ähnlich ausgesprochen wie im Hochdeutschen und Bairischen.
Geistliche Wörter
Es gibt allerdings Ausnahmen von der Lautwandelregel ei > oa, die vor allem Wörter betreffen, die durch ihren Gebrauch im Gottesdienst in ihrer alten Gestalt bewahrt wurden; dabei handelt es sich um Geist, Fleisch, heilig und den Monatsnamen Mai, die eigentlich Goast, Floasch, hoalig, und Moa lauten müssten, aber in dieser Lautgestalt im Bairischen nicht existieren.
Boar oder Baier?
Den Baiern Boar zu nennen kommt zwar vor, meist schreckt man aber davor zurück, weil sich dann auch die Silbenzahl ändern würde, also heißt er Baier (der Plural des Wort ist jedenfalls, sowie auch der Landesname, in jedem Fall Baiern). Eine "Bairin" heißt jedoch stets 'Boarin', sonst könnte das Wort missverstanden und als Beirin, also als "Bäuerin" interpretiert werden. Auch die Landessprache heißt 'Boarisch', allerdings setzt sich hier die Form 'Bairisch' immer mehr durch.
Weißbier oder Weizenbier?
Das Weißbier heißt auch auf Bairisch so, auch wenn es aus Weizen gebraut wird, und der hat ein altes ei. Aber in Baiern bestellt man eben kein Weizen (in dem Fall müsste man "Woazn" sagen), sondern "a Weißbia".
Konsonanten
Das bairische Konsonantensystem ist stark reduziert und umfasst nur 16 Phoneme: b (mit Allophon p), d (mit Allophon t), g, k, f, w, s, sch, h (mit Allophon ch), m, n, ŋ, l, r, j sowie den Glottal stop. Dazu kommen die Konsonantenverbindung ts und tsch, deren Status umstritten ist.
Plosive oder Verschlusslaute
In den meisten bairischen Mundarten sind die fortis- und lenis-Verschlusslaute p, t, k und b, d, g zusammengefallen und werden daher nicht weiter unterschieden. Deshalb heißt der "Tag" auf bairisch da Dåg, das "Kreuz" heißt as Greiz, und die "Petersilie" heißt da Bêdasui, und deshalb fallen Wörter wie "trinken" und "dringen" zu dringa zusammen. Als einziger fortis-Laut ist k- am Wortanfang erhalten, wenn ihm ein Vokal nachfolgt; vor r, l und n wird er ebenfalls zum g lenisiert.
Die Laute b, d und g werden jedoch am Wortanfang vor s, sch, f und h fortisiert; diese neuen fortis-Laute haben jedoch keinen Phonem-, sondern lediglich Allophon-Status, weil sie nur in bestimmter Umgebung auftreten, wo ihre lenis-Varianten nicht vorkommen, und daher sich zu diesen nicht bedeutungsunterscheidend verhalten können. Beispiele für Fortisierung im Bairischen:
lenis | fortis | Deutsch |
---|---|---|
b+hiatn | > phiatn | behüten |
d+Hex | > tHex | die Hexe |
g+hoitn | > khoitn | behalten |
Frikative oder Gleitlaute
Das Bairische kennt fünf Frikative; f (stimmlos) und w (stimmhaft) bilden dabei ein Paar. Der Frikativ s ist außer vor n immer stimmlos, also im Gegensatz zum Deutschen auch am Wortanfang. Dazu kommen die mit Buchstabenkombinationen geschriebenen Laute ch und sch, wobei ch wie im Deutschen zwischen den Lauten [ç] vor i und e und [x] vor a, o und u variiert. Der Laut ch kommt anders als im Deutschen nicht nach -n- vor, daher bair. Minga, mank, Menk vs. dt. München, manch, Mönch.
Sonoranten
Das Bairische besitzt das gleiche Sonanteninventar wie das Hochdeutsche, nämlich die Nasallaute m, n und ng [ŋ] sowie die Liquide r und l. Das r wird in manchen Gegenden mit der Zungenspitze gerollt, in anderen Gegenden mit dem Gaumenzäpfchen (sog. uvulares r), ohne dass dies von Bairisch-Sprechern als Fehler empfunden wird.
Glottal stop bzw. Knacklaut
Zwischen Nasallauten kann im Bairischen ein Kehlkopfverschlusslaut, ein sog. Glottal stop, auftreten. Dieser wird jedoch als t, d, k oder p geschrieben, um die historische Herkunft des Lauts klarzumachen. Beispiele:
Lautumgebung | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|
m-Stop: [m'm] | Wampm | Bauch |
n-Stop: [n'n] | Àntn | Ente |
Àndn | Anden | |
ŋ-Stop: [ŋ'ŋ] | sinkn | sinken |
Grammatik
Morphologie
Der Artikel
Im Bairischen werden Substantive anhand ihres grammatischen Geschlechts, des Genus, aufgeteilt; das Genus ist im Regelfall nicht am Substantiv selbst erkennbar, sondern an dessen begleitendem bestimmten Artikel:
maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|
da Hund (der Hund) | d'Ruam (die Rübe) | as / s'Kind (das Kind) | de / d'Leid ("die Leute") |
Der bestimmte Artikel Singular der Feminina, d'-, assimiliert oft an den Anlaut des zu begleitenden Substantivs: vor f-, h-, s-, z- wird er zu t'- verhärtet, vor b-, m-, p- jeweils zu b'- und vor g- und k- jeweils zu g'- assimiliert. Beispiele:
d’ > t’ | d’ > b’ | d’ > g’ |
---|---|---|
t’Frau (die Frau) | b’Bian (die Birne) | g’Gafi (die Gabel) |
t’Haud (die Haut) | b’Muadda (die Mutter) | g’Kua (die Kuh) |
t’Sunn (die Sonne) | b’Pfann (die Pfanne) |
Vor f- kann er jedoch auch zu p' werden: p’Frau.
Der unbestimmte Artikel ist dagegen für alle drei Genera im Nominativ identisch; im Gegensatz zum Deutschen kennt das Bairische allerdings auch einen unbestimmten Artikel im Plural (vgl. Französisch des):
maskulin | feminin | neutrum |
---|---|---|
a Må (ein Mann) | a Frau (eine Frau) | a Kind (ein Kind) |
oa Måna (Männer) | oa Fraun / Frauan (Frauen) | oa Kinda (Kinder) |
Im Basilekt wird a vor einem Vokal zu an. Im Niederbairischen tritt der unbestimmte Artikel im Plural teilweise in der Lautgestalt oi auf, im Kärntnerischen als ane; der bestimmte Artikel behält immer den auslautenden Vokal (de, nie d' ).
Der Artikel wird im Bairischen flektiert, d.h. an ihm wird der Kasus deutlich gemacht. Weil die meisten Substantive im Bairischen alle Kasusendungen verloren haben, ist die Kasusanzeige weitgehend auf den Artikel konzentriert. Ein Überblick über sein Paradigma:
best. | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | da Hund | d'Ruam | as Kind / s'Kind | de Leid / d'Leid |
dat: | im Hund | da Ruam | im Kind | de Leid / d'Leid |
akk: | in Hund | d'Ruam | as Kind / s'Kind | de Leid / d'Leid |
unbest. | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | a Hund | a Ruam | a Kind | oa Leid |
dat: | am Hund | ana / oana Ruam | am Kind | oane Leid |
akk: | an Hund | a Ruam | a Kind | oa Leid |
Das Substantiv
Das Substantiv gehört zu den flektierenden Wortarten des Bairischen; sein markantestes Kriterium ist - wie in anderen germanischen Sprachen - das Geschlecht (Genus), welches sich nur selten nach dem zu bezeichnenden Gegenstand orentiert, und deshalb mit jedem Wort mitgelernt werden muss.
Genus der Substantive
Das grammatische Geschlecht eines Substantivs wird am Artikel markiert (vgl. oben). In den meisten Fällen entspricht das (Genus) eines bairischen Wortes dem des entsprechenden Wortes im Hochdeutschen. Es gibt aber nicht wenige Ausnahmen:
Deutsch | Bairisch | Deutsch | Bairisch | |
---|---|---|---|---|
die Asche | da Åschn | die Karre | da Kårrn | |
die Butter | da Budda | das Liter | da Lidda** | |
das Radio | da Radio | das Meter | da Mèdda** | |
die Kartoffel | da Kadoffi | die Schublade | da Schublån | |
die Zwiebel | da Zwiafi | die Marmelade | da Mamalâd | |
das Virus | da Virus** | die Schokolade | da Tschoglâd | |
die Scherbe | da Scheam | die Socke | da Sogga / as Seggi | |
die Zehe | da Zê(cha) | die Zacke | da Zàggn | |
die Petersilie | da Bêdasui | die Ratte | da Råtz | |
die Schürze | da Schuaz | die Wespe | da Wèps | |
das Vaterunser | da Faddaunsa* | die Zecke | da Zegg | |
der Monat | auch: as Monat*** | die Heuschrecke | da Heischregg | |
das Heu | t'Heing (f) oder as Hei (n) | die Schnecke | da Schnegg | |
der Tunnel | as Tunnöi[-'-] | die Spitze | da Schbiez | |
der Sumpf | t'Sumpfn | die Ecke | s'Egg | |
das Fett | t'Fettn | das Masel | d'Mâsn | |
der Teller | as Della / Dölla | der Kommentar | auch: as Kommentar |
*Auch „der Paternoster“ (selten) ist im Bairischen männlich.
** Diese Abwandlung, angelehnt an die auf -us endenden lateinischen bzw. auf -er endenden deutschen Wörter, die fast stets Maskulina sind, teilt das Bairische mit der hochdeutschen Alltags- und Umgangssprache.
*** Besonders in den Wendungen „jeds Monat“ (jeden Monat), „nächsts Monat“ (nächsten Monat), „letzts Monat“ (letzten Monat) usf. - nie jedoch bei Monatsnamen: da Monad Mai usw.
Pluralbildung
Das Bairische hat drei der vier germanischen Kasus bewahrt: Nominativ, Dativ und Akkusativ. Letztere beiden fallen teilweise zusammen; Genetiv ist nur in erstarrten Redewendungen erhalten. Wie im Hochdeutschen wird das bairische Substantiv nur selten dekliniert, sondern drückt Kasus durch den begleitenden Artikel aus. Es gibt es verschiedene Deklinationsklassen, die sich hauptsächlich in der Pluralbildung unterscheiden; als grobe Richtlinie wird zwischen der schwachen Deklination (sog. n-Klasse) und der starken Deklination (sog. a-Klasse) unterschieden.
Schwache Substantive
Schwache Substantive enden für gewöhnlich auf -n im Plural. Viele schwache Feminina bilden bereits den Singular auf das Suffix -n, so dass sie im Plural entweder gleichlauten, oder ein -a anfügen (in Analogie zu den stark flektierten Substantiven). Besonders die schwachen Maskulina haben im Singular eine Endung für die obliquen Kasus, d.h. für alle Kasus außer dem Nominativ, bewahrt. Sie lautet meistens auf -n.
Zur Klasse der schwachen Substantive (W1) zählen Maskulina und Feminina auf -n im Plural, sowie alle Feminina mit der Pluralendung -an (die meistens im Singular auf -ng auslauten; das -a- ist hierbei ein sog. Sprossvokal bzw. epenthetisch). Ferner lassen sich alle Maskulina und Neutra, die im Singular auf das Suffix -i enden, hier einordnen. Viele der verwandten Substantive des Hochduetschen sind dort allerdings stark, daher der jeweils hochdeutsche Plural zum Vergleich:
W1: -n | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
m: | Hås | Håsn | Hase, Hasen | Busch | Buschn | Busch, Büsche | Deifi | Deifin | Teufel, Teufel |
f: -n | Brugg | Bruggn | Brücke, Brücken | Goaß | Goaßn | Geiß, Geißen bzw. Ziege, Ziegen | Nuss | Nussn | Nuss, Nüsse |
f: -an | Dâm | Dâman | Dame, Damen | Schlang | Schlangan | Schlange, Schlangen | Zeidung | Zeidungan | Zeitung, Zeitungen |
n: | Oa | Oan | Ohr, Ohren | Bleami | Bleamin | Blume, Blumen | Stiggi | Stiggin | Stück, Stücke |
Starke Substantive
Bei den starken Deklinationsklassen gibt es keine Kasusendungen; die einzige Veränderung am Wort findet bei der Numerusflexion statt, also beim Wechsel von Singular zu Plural. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten, den Plural im Bairischen zu markieren. Starke Maskulina und Neutra nutzen die Endung -a, die meist aus der mittelhochdeutschen Endung -er entstanden, und als solche im Neuhochdeutschen noch erhalten ist. Es gibt jedoch auch Wörter, die sich erst in neuer Zeit in diese Klasse eingereiht haben, also einen a-Plural bilden, ohne jemals einen er-Plural besessen zu haben. Feminina bilden ihren Plural oft mit der Endung -an, so wie es das Wort Endung selbst tut: oa Endung, zwoa Endungan.
Man kann Substantive anhand ihrer Pluralformen in verschiedene Klassen einteilen. Die häufigsten Möglichkeiten der Pluralbildung sind Umlaut oder Suffigierung; beide Möglichkeiten können auch kombiniert werden. Als Pluralendungen treten -n und -a auf; an Umlauten gibt es folgende Varianten:
S1: Umlaut (UL) | Singular | Plural | Deutsch | S2: UL + -a | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|
å > e | Nåcht (f) | Necht | Nacht | Lånd (n) | Lenda | Land | |
o > e | Dochta (f) | Dechta | Tochter | Loch (n) | Lecha | Loch | |
u > i | Fuchs (m) | Fichs | Fuchs | Mund (m) | Minda | Mund | |
au > ai | Maus (f) | Mais | Maus | Haus (n) | Haisa | Haus | |
oa > ea | --- | --- | --- | Doaf (n) | Deaffa | Dorf | |
ua > ia | Bruada (m) | Briada | Bruder | Buach (n) | Biacha | Buch | |
åi, oi > äi, öi | Fåi (m) | Fäi | Fall | Woid (m) | Wöida | Wald |
Die hier angeführten Beispiele bilden die Klassen 1 und 2 der starken Substantive, deren Kennzeichen ein Umlautplural ist. Die Klasse (S1) besitzt neben dem Umlaut kein weiteres Pluralkennzeichen, ist also endungslos; ihr gehören nur Maskulina und Feminina an. Zur Klasse S2, die sich durch Umlautplural plus Endung -a (die meist der hochdeutschen Endung -er entspricht) auszeichnet, gehören einige Maskulina und viele Neutra. Es gelten die gleichen Umlautregeln wie oben:
Zur Klasse S3 gehören alle Maskulina, Feminina und Neutra ohne Umlaut mit Pluralendung -a; dabei enden die meisten Feminina im Singular auf die ursprüngliche Dativendung -n. Einige Maskulina, der Stamm auf Vokal auslautet, haben die Endung -na:
S3: -a | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
m: | Bàm | Bàma | Baum | Må | Måna | Mann | Stoa | Stoana | Stein |
f | Flaschn | Flaschna | Flasche | Ein | Eina | Eule | Paradeis | Paradeisa | Tomate |
n: | Kind | Kinda | Kind | Liacht | Liachta | Licht | Gscheft | Gschefta | Geschäft |
Als letzte starke Klasse (S4) gelten Substantive mit Nullplural, zum Beispiel 'Fisch' (m) und 'Schaf' (n). In manchen Dialekten drücken diese Substantive Plural jedoch durch Vokalkürzung oder -längung aus. Diese Klasse besteht eigentlich nur aus Maskulina und Neutra; alle Feminina auf -n, die historisch gesehen zu den schwachen Substantiven gehören, können jedoch auch hierhergezählt werden, da ihr Plural ebenso unmarkiert ist: 'Àntn - Àntn' "Ente". Diese Feminina wechseln jedoch allmählich zur Gruppe S3, und nehmen im Plural die Endung -a (vgl. oben das Beispiel Ein "Eule").
Ferner gibt es einige unregelmäßige Pluralformen im Bairischen:
Singular | Plural | Deutsch | |
---|---|---|---|
m: | Boa, auch Baia | Baian | Baier |
f: | Beng | Benk | (Sitz-)Bank |
n: | Gscheng | Gschenka | Geschenk |
Aug | Aung | Auge | |
Fàggi | Fàggin/Fàggla | Ferkel, Schwein | |
Kaiwi | Kaiwin/Kaibla | Kalb |
Folgende Wörter existieren nur im Plural: Leid (Leute), Hiana (Hühner), Fiacha (das Vieh, also zum Beispiel Rinder; nicht zu verwechseln mit Fiech, Fiecha also zum Beispiel Mücken).
Deklination der Substantive
Einige schwache Maskulina haben Kasusendungen in den obliquen Fällen bewahrt, z. B. 'Hås' "Hase" und 'Bua' "Knabe, Junge":
unbest. | Singular | Plural | best. | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
nom | da Hås | t'Håsn | nom | da Bua | d'Buama | |
dat | im Håsn | di Håsn | dat | im Buam | di Buama | |
akk | in Håsn | t'Håsn | akk | in Buam | d'Buama |
Ebenso wie Hås flektieren Baua "Bauer", Debb "Depp" und einige andere. Ähnlich wie Bua flektiert das Wort Råb "Rabe": alle Kasus außer Nominativ Singular haben an Stelle von -b den Stammauslaut -m: Råm; die Pluralform Råma ist selten.
Pronomina
Personalpronomina
Bei den Personalpronomina unterscheidet das Bairische teilweise, wie viele romanische und slawische Sprachen, zwischen betonten und unbetonten Formen im Dativ (nur 1., 2. Singular) und Akkusativ (nur 3. Singular und Plural); ferner gibt es ein eigenständiges Höflichkeitspronomen in der direkten Anrede, vergleichbar dem deutschen 'Sie':
1.Singular | 2.Singular | 3.Singular | 1.Plural | 2.Plural | 3.Plural | Höflichkeitspronomen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
nom | i | du | ea, se, des | mia | eß / ia* | se | Si |
unbetont | -a, -'s, -'s | -ma | -'s | -'s | -'S | ||
dat | mia | dia | eam, iari, dem | uns | enk / eich* | eana/sen | Eana |
unbetont | -ma | -da | |||||
akk | -mi | -di | eam, iari, des | uns | enk / eich* | eana | Eana |
unbetont | -'n, -'s, -'s | -'s | Si |
* Diese Formen gelten als „weniger“ bairisch.
Bei der Kombination mehrerer unbetonter Personalpronomina, die auf -'s verkürzt sind, wird der Bindevokal -a- eingeschoben; bei der Reihenfolge der Anordnung gibt es, im Gegensatz zum Deutschen, verschiedene Varianten. Es kann auch zu Mehrdeutigkeit kommen - ein paar Beispiele:
unbetont | *(ausgeschrieben) | Deutsch | |
---|---|---|---|
1.a) | Håm's da's scho zoagt? | Håm s(e) d(ia) (de)s scho zoagt? | Haben sie es dir schon gezeigt? |
oder: | Håm s(e) d(ia) s(e) scho zoagt? | Haben sie dir sie schon gezeigt? | |
1.b) | Håm'sas da scho zoagt? | Håm s(e) (de)s d(ia) scho zoagt? | Haben sie es dir schon gezeigt? |
oder: | Håm s(e) s(e) d(ia) scho zoagt? | Haben sie sie dir schon gezeigt? | |
2.a) | Hådama'n nu neda gem? | Håd (e)a m(ia) (de)n nu neda gem? | Hat er ihn mir noch nicht gegeben? |
2.b) | Håda'n ma nu neda gem? | *Håd (e)a d(en) m(ia) nu neda gem? | Hat er ihn mir noch nicht gegeben? |
Dabei kann in (1.a) und (1.b) ebensowenig wie im Deutschen unterschieden werden, ob es sich bei s(e) "sie" um die 3. Person Singular feminin oder um die 3. Person Plural handelt.
Possessivpronomina
Indefinitivpronomina haben im Singular verschiedene Kasusendungen für alle drei Geschlechter, im Plural dagegen Einheitsendungen.
Beispiel: Im Bairischen gibt es das Pronomen koana, das dem hochdeutschen keiner entspricht. Es wird folgendermaßen gebeugt:
maskulin | feminin | neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
nom | meina | meine | meis | meine |
dat | meim | meina | meim | meine |
akk | mein | meine | meis | meine |
Auch die Possessivpronomina deina und seina flektieren so. Das Possessivpronomen iara ("ihrer") ist aus der deutschen Hochsprache eingedrungen; ursprünglich verwendet das Bairische für weibliche Besitzer ebenfalls das Pronomen seina.
Indefinit- und Fragepronomina
Ebenso wie die oben aufgeführten Possessivpronomina flektieren die Indefinitpronomina koana "keiner" sowie oana, das "einer" auf Hochdeutsch heißt; man kann letzterm wie im Deutschen das Wort iagad- ("irgend-") voranstellen.
Ferner gibt es das Indefinitpronomen ebba, ebbs "jemand, etwas"; es ist plurallos und flektiert wie folgt:
Person | Sache | |
---|---|---|
nom | ebba | ebbs |
dat | ebbam | ebbam |
akk | ebban | ebbs |
Hier wird also nicht zwischen den Geschlechtern, sondern zwischen Personen und Sachen unterschieden.
Ähnliches gilt für das Fragepronomen wea, wås "wer, was":
Person | Sache | |
---|---|---|
nom | wea | wås |
dat | wem | wem |
akk | wen | wås |
Konjugation der Verben
Das Bairische kennt nur ein synthetisches Tempus, das Präsens. Alle anderen Tempora werden analytisch gebildet. Als Modus neben Indikativ und Imperativ besitzt das Bairische ferner einen synthetischen, d.h. ohne Hilfsverb gebildeten, Konjunktiv, welcher dem hochdeutschen Konjunktiv II (meist in Funktion des Irrealis oder als Höflichkeitsform) entspricht.
Indikativ
Der Indikativ drückt wie im Deutschen die Wirklichkeit aus; er wird durch Anhängen verschiedener Endungen an den Verbstamm gebildet, und ist im Allgemeinen dem Hochdeutschen relativ nahe. Vom Hochdeutschen abweichend sind teilweise die Pluralendungen. Die Endungen sind für starke wie schwache Verben dieselben, vgl. folgende Beispiele für die Konjugation jeweils eines schwachen und starken Verbs im Niederbairischen: macha (machen) und brecha (brechen)
schwache Flexion | Singular | Plural | starke Flexion | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i mach | mia machan* | 1.Person | i brich | mia brechan* | |
2.Person | du machst | eß machts | 2.Person | du brichst | eß brechts | |
3.Person | er macht | se machan(t)** | 3.Person | er bricht | se brechan(t)** |
* Vgl. aber den nächsten Absatz.
**Zur 3. Person Plural ist anzumerken, dass in manchen Gegenden (zum Beispiel in Kärnten) das Endungs-t aus dem Althochdeutschen bewahrt ist, welches sich im Schwäbischen als generelle Pluralendung durchgesetzt hat (mia, ia, si machet).
In der 1. Person Plural wurde nur eine Form aufgeführt. Tatsächlich gibt es aber außer den obigen (älteren) Kurzform auch noch eine (jüngere) Langform, die (außer am Satzende in Nebensätzen, wo sie grammatikalisch falsch ist) die häufiger verwendete ist. Sie wird gebildet, indem man die Endung -an durch die Endung -ma ersetzt, also: machma. Wie diese entstanden ist, steht in diesem Historischem Exkurs weiter unten.
Es gibt jedoch Verben, die von diesem Endungsschema abweichen, weil ihr Stamm auf -g oder -b auslautet, und dadurch mit der ursprünglichen Infinitivendung -n zu -ng bzw. -m verschmilzt. Dadurch entsteht sog. Auslautwechsel bei der Flexion; als Beispiele seien leng (legen, schwaches Verb) und gem (geben, starkes Verb) angeführt:
leng | Singular | Plural | gem | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i leg | mia leng(ma) | 1.Person | i gib | mia gem(a) | |
2.Person | du legst | eß legts | 2.Person | du gibst | eß gebts | |
3.Person | er legt | se leng(t) | 3.Person | er gibt | se gem(t) |
Bei starken Verben mit Stammvokal -e- (siehe Beispiele oben) tritt im Indikativ Singular Wechselflexion auf, d. h. ein Vokalwechsel von -e- zu -i- findet statt, jedoch im Gegensatz zum Hochdeutschen auch in der ersten Person Singular. Die Umlautung (hochdeutsch: er schlägt) wird dagegen nicht durchgeführt: er schlagt.
Imperativ
Das Bairische kennt Imperativformen für die 2. Person Singular wie auch Plural sowie für die 1. Person Plural, ferner für die höfliche Anrede. Es gelten folgende Regeln zur Bildung:
- für die 2. Person Singular nehme man den Wortstamm ohne Endung; bei starken Verben wird dabei ggf. Stammvokal -e- zu -i-; das Personalpronomen wird nicht benutzt: måch!, får!, kimm!, gib! usw.
- für die 2. Person Plural nehme man den Wortstamm plus Endung -ts, also die Indikativform; das betonte Personalpronomen darf wahlweise dazu benutzt werden: måchts!, fårts!, kemts!, gebts! usw.
- für die 1. Person Plural nehme man die sog. Langform des Indikativs, die stets auf -a endet (d.i. das ehemals klitisierte Personalpronomen, siehe Historischer Exkurs zur Klitisierung); das betonte Personalpronomen darf wahlweise dazu benutzt werden: måchma!, fårma!, kemma!, gema! usw.
- in der höflichen Anrede verwendet man den Wortstamm plus Endung -(a)n; dabei muss die unbetonte Form des Höflichkeitspronomens -S klitisiert werden: måchan'S!, fårn'S!, keman'S!, gem'S! usw.
Unregelmäßige Verben
Bei einigen oft gebrauchten Verben treten ungewöhnliche Veränderungen auf, darum sind diese hier aufgeführt. Dazu gehören in erster Reihe die Hilfsverben sei (sein) und håm (haben):
sei (sein)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i bin | mia sàn/hàn | 1.Person | i wâr/wârad* | mia wân/wâradn* | |
2.Person | du bist | eß sàts/hàts | 2.Person | du wâst/wârast* | eß wâts/wârats* | |
3.Person | er is | se sàn(t)/hàn(t) | 3.Person | er wâr/wàrad* | se wân(t)/wâradn* |
* Diese Formen sind eher selten.
Die Langform lautet sàmma und hàmma im Indikativ, wâma bzw. wâradma im Konjunktiv; das Partizip II heißt gwen.
In obigen Verben kommt im Konjunktiv ein umgelauteter Ablaut auch ohne das -ad aus (obgleich es die ad-Formen, wie man sieht, auch gibt).
håm (haben)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i hå(n) | mia håmm(a) | 1.Person | i hedt | mia hetn | |
2.Person | du håst | eß håbts | 2.Person | du hest | eß hets | |
3.Person | er håd | se håm(t) | 3.Person | er hedt | se hetn |
Das Partizip II lautet ghåbt, regional auch ghåd.
Weitere unregelmäßige Verben sind im folgenden aufgeführt; bei ihnen handelt es sich jedoch nicht um Hilfsverben, sondern sogenannte Vollverben:
gê (gehen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i gê | mia gèngan/gèmma | 1.Person | i gàng(ad) | mia gànga(d)n | |
2.Person | du gêst | eß gèts | 2.Person | du gàng(a)st | eß gàng(a)ts | |
3.Person | er gêd | se gèngan(t) | 3.Person | er gàng(ad) | se gànga(d)n |
Das Verb gê ist ein besonderer Fall: Zum einen lautet die Langform der ersten Person Plural gèmma, zum andern ist der Konjunktiv "i gàng(ad)" eine bairische Eigenbildung. Bairische Schüler sind deshalb beim Erlernen des hochdeutschen Konjunktivs II oft der Meinung, zu "gehen" laute dieser "gänge" anstatt "ginge".
Von diesem beeinflusst wurde das Paradigma des folgenden Verbs:
stê (stehen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i stê | mia stèngan/stèmma | 1.Person | i stànd | mia stàndn/stàndma | |
2.Person | du stêst | eß stè(g)ts | 2.Person | du stàndst | eß stànts | |
3.Person | er stêd | se stèngan(t) | 3.Person | er stànd | se stàndn |
Modalverben
Das wichtigste Modalverb im Bairischen ist doa(n), welches in vielen regionalen Formen auftritt, die unmöglich hier alle aufgelistet werden können. Der Stammvokal variiert zwischen -oa-/-ea- (meist Westbairisch), -ua- (eher Ostbairisch) und -ia- (v.a. Tirolerisch). Ebenso wird von Gegend zu Gegend ein -n an den Infinitiv gefügt, oder auch nicht.
doa(n)/dua(n)/dean/dian (tun)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i dua | mia dean/dàn | 1.Person | i dàd/dâdad* | mia dâdn/dâdadn | |
2.Person | du duast | eß deats/dàts | 2.Person | du dàdst/dâdast* | eß dàts/dâdats | |
3.Person | er duad | se dean(t)/dàn | 3.Person | er dàd/dâdad* | se dàdn/dâdadn* |
* Diese Formen sind hier recht selten; sie treten auch mit -r- an Stelle von -d- auf: i dàrad etc. Niemals kommen sie vor, wenn doa bei der obengenannten Konjunktivumschreibung Hilfsverb ist. In der zweiten Person Plural wird die Langform mit d- oder r-Einschub dagegen bevorzugt, da die andere Form in vielen Gegenden mit dem Indikativ gleichlautet.
Die Langform der ersten Person Plural lautet dàmma und deama.
Die meisten Modalverben sind im Bairischen wie auch im Hochdeutschen sogenannte Präterito-Präsentia. Diese haben oft einen Vokalwechsel in der Indikativflexion, Nullendung in der 3. Person Singular sowie ein starkes Partizip II (welches immer mit dem Infinitiv gleichlautet und deshalb nicht extra angegeben wird). Im folgenden sind die Paradigmen der wichtigsten Modalverben widergegeben:
deaffa (dürfen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i deaf | mia deaffan/deafma | 1.Person | i deaffad | mia deaffadn | |
2.Person | du deafst | eß deafts | 2.Person | du deaffaast | eß deaffats | |
3.Person | er deaf | se deaffan(t) | 3.Person | er deaffad | se deaffadn |
kina (können)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i kå | mia kinan/kimma | 1.Person | i kànt/kunt | mia kàntn/kuntn | |
2.Person | du kåst | eß kints | 2.Person | du kànst/kunst | eß kànts/kunts | |
3.Person | er kå | se kinan(t) | 3.Person | er kànt/kunt | se kàntn/kuntn* |
Daneben gibt es auch den regulären Konjunktiv i kinad. Die Langformen der 1. Person Plural im Konjunktiv lauten mia kàntma bzw. mia kuntma; im Indikativ Plural existieren auch Formen mit Stammvokal -e statt -i-, die allerdings zum Zusammenfall mit dem Pluralparadigma des Verbs kena (kennen) führen, und deshalb nur regional gebraucht werden.
meng (mögen; in nicht-modaler Verwendung auch lieben)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i måg | mia meng(ma) | 1.Person | i mêchad | mia mêchadn | |
2.Person | du mågst | eß megts | 2.Person | du mêchast | eß mêchats | |
3.Person | er måg | se meng(t) | 3.Person | er mêchad | se mêchadn |
miaßn (müssen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i muaß | mia miaßn/miaßma | 1.Person | i miassad | mia miassadn | |
2.Person | du muaßt | eß miaßts | 2.Person | du miassast | eß miassats | |
3.Person | er muaß | se miaßn(t) | 3.Person | er miassad | se miassadn |
woin (wollen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i wui / woi | mia wuin/wuima woin/woima |
1.Person | i wuiad / woiad | mia wuiadn / woiadn | |
2.Person | du wuist / woist | eß wuits / woits | 2.Person | du wuiast / woiast | eß wuiats / woiats | |
3.Person | er wui / woi | se wuin(t) / woin(t) | 3.Person | er wuiad / woiad | se wuiadn / woiadn |
Ebenso flektiert das Modalverb soin / suin (sollen).
Als letztes Präterito-Präsentium existiert im Bairischen wissn (wissen), welches zwar kein Modalverb ist, aber ähnlich wie diese flektiert wird:
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i woaß | mia wissn/wissma | 1.Person | i wissad | mia wissadn | |
2.Person | du woaßt | eß wissts | 2.Person | du wissast | eß wissats | |
3.Person | er woaß | se wissn(t) | 3.Person | er wissad | se wissadn* |
Das Partizip II dieses Verbs wird allerdings schwach gebildet: gwisst, seltener gwusst.
Vergangenheit
Das Imperfekt, die synthetische Vergangenheitsform des Hochdeutschen und prinzipiell auch des Bairischen, existiert nur bei zwei Wörtern: sei (mit wår) und woin (mit woit). Bei diesen wird es zur Beschreibung von Zuständen hergenommen, wohingegen bei Ereignissen auch hier das Perfekt überwiegt.
Zum Ausdruck der Vergangenheit wird das Perfekt hergenommen. Daher werden starke und schwache Verben nur anhand des Partizips Perfekt unterschieden; dieses wird mit dem Präfix g- und den Suffixen -n oder -a (starke Verben) bzw. -t (schwache Verben) gebildet. Dabei kann das Präfix bei den Stammanlauten g, b, t, d, k, p, z verschwinden (außer im Südbairischen) und so das Partizip II mit dem Infinitiv zusammenfallen. Eine Auflistung aller starken Verben des Bairischen finden Sie hier.
Alle Klassen schwacher Verben enden im Perfekt auf das Suffix -t oder -d; sie müssen daher nicht weiter unterschieden werden. Das Präfix g- verschwindet ebenso wie bei den starken Verben vor g, b, d, t, k, p, und wird vor s, sch, h zu k- verhärtet.. Stammwechsel tritt selten auf:
Infinitiv | Partizip Perfekt | Deutsch | Infinitiv | Partizip Perfekt | Deutsch | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
awatn | gawat | arbeiten, gearbeitet | biesln | bieslt | pissen, gepisst | ||
drân | drâd | drehen, gedreht | hoffa | ghofft | hoffen, gehofft | ||
kocha | kocht | kochen, gekocht | låcha | glåcht | lachen, gelacht | ||
leana | gleant | lernen, gelernt | måcha | gmåcht | machen, gemacht | ||
mân | gmâd | mähen, gemäht | nân | gnâd | nähen, genäht | ||
rean | gread | röhren, geröhrt (in der Bedeutung weinen) | scheina | gscheint | scheinen, gescheint / geschienen | ||
woana | gwoant | weinen, geweint | wöin | gwöid | wählen, gewählt | ||
Obacht: | denga | denkt | denken, gedacht | bringa | bracht | bringen, gebracht |
Eine besondere Veränderung kann bei håm (haben) auftreten: Neben ghåbt bildet es auch ghåd.
Die Vergangenheit wird schließlich analytisch, also mit den flektierten Formen eines der beiden Hilfsverben håm oder sei gebildet, wobei der Anteil von Verben, die sei verlangen, gegenüber dem Hoch- und vor allem Norddeutschen höher ist.
Partizip Präsens
Das Partizip der Gleichzeitigkeit, auch Partizip I oder Partizip Präsens genannt, wird mit dem Suffix -ad gebildet, zum Beispiel:
- drågàd tragend
- gspinnàd spinnend
- brennàd brennend
- bleàrràd plärrend
- bliàràd blühend
Diese Partizipien werden als Adjektive oder adverbiell verwendet - in attributiver Stellung, als Teil eines Nominalprädikats oder halbsententiell. Zur Bildung von Tempora, wie es im Englischen der Fall ist, werden sie in der Regel nicht eingesetzt (vgl. aber zum Beispiel es Haus is brennad worn).
Adjektive
Viele bairische Adjektive haben eine Kurzform und eine Langform. Erstere wird in prädikativer Stellung verwendet, also dann, wenn das Adjektiv mit dem Hilfsverb sei ein Prädikat bildet (zum Beispiel as Haus is sche). Die Langform kommt zum Einsatz, wenn das Adjektiv als Attribut eines Substantivs dient (zum Beispiel a sches Haus oder des schene Haus). Kurzform und Langform unterscheiden sich (wie schon im Beispiel) oft durch einen Endkonsonanten, der der Kurzform fehlt (in diesem Fall -n), und nur vor vokalischen Endungen der Langform (des schene Haus, aber: a sche_s Haus) auftritt. Meistens handelt es sich bei diesen auslautenden Konsonanten um -n, -ch, -g.
Deklination der Adjektive
Wie im Deutschen werden Adjektive in attributiver Stellung flektiert, d.h. sie erhalten verschiedene Endungen. Dabei muss unterschieden werden, ob sie ein Substantive mit bestimmtem Artikel begleiten (und daher selbst in bestimmter Foirm flektieren), oder eines mit unbestimmtem Artikel (und dann dementsprechend nach unbestimmtem Muster gebeugt werden). Werden Adjektive substantiviert gebraucht, also nur mit Artikel, richten sie sich ebenfalls nach diesem. Als Beispiel dient das Adjektiv sche (schön), dessen Stamm bei der Flektion um -n erweitert wird (außer beim Neutrum Singular).
unbestimmt | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | a schena Mo | a schene Frau | a sches Kind | oa schene Leid |
dat: | am schena(n) Mo | ana schenan Frau | am schena(n) Kind | oane schenan Leid |
akk: | an schena(n) Mo | a schene Frau | a sches Kind | oa schene Leid |
unbestimmt | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | da schene Mo | t'schene Frau | as schene Kind | de schenan Leid |
dat: | im schena(n) Mo | da schenan Frau | am schena(n) Kind | de schenan Leid |
akk: | in schena(n) Mo | t'schene Frau | as schene Kind | de schenan Leid |
In prädikativer Stellung dagegen werden Adjektive - wie im Deutschen - nicht flektiert, sondern nur in ihrer Nennform gebraucht:
prädikativ | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
unbestimmt: | a Mo is sche | a Frau is sche | a Kind is sche | oa Leid sàn sche |
bestimmt: | da Mo is sche | t'Frau is sche | as Kind is sche | de Leid sàn sche |
Steigerung der Adjektive
Im Bairischen dient das Suffix -a zur Bildung des Komparativs, der ersten Steigerungsform. Grundlage des Komparativs ist die oben beschriebene Langform; bei manchen Adjektiven kommt es zu Umlauten, bei anderen zu Veränderung in der Vokallänge oder im konsonantischen Auslaut. Beispiele aus dem Westbairischen:
Umlaut | Positiv | Komparativ | Deutsch |
---|---|---|---|
kein Umlaut: | gscheid | gscheida | klug |
nei | neiga / neicha | neu | |
liab | liawa | lieb | |
schiach | schiacha | hässlich | |
hoagli | hoaglicha | wählerisch | |
mit Vokalkürzung: | diaf | diaffa | tief |
a > e: | lang | lenga | lang |
o > e: | grob | grewa | grob |
groß | gressa | groß | |
u > i: | dumm | dimma | dumm |
gsund | gsinda | gesund | |
oa > ea: | broad | breada | breit |
gloa | gleana | klein | |
hoaß | heaßa | heiß | |
woach | weacha | weich | |
oa > öi: | koid | köida | kalt |
ua > ia: | kuaz | kiaza | kurz |
Für den Superlativ wird je nach Landschaft, eine eigene Form auf (wie im Hochdeutschen) -st gebildet oder aber auch nicht. In letzterem Falle wird der Komparativ als Superlativersatz hergenommen. So kann der hochdeutsche Satz "Max Müller ist der größte der zwölf Knaben" im Bairischen folgende Varianten produzieren: "Vo de zwöif Buama is dà Müller Màx am gressan (Komparativ)/ am greßtn (Superlativ) /selten dà greßte/dà gressane." Es gibt auch suppletive Adjektivsteigerung, also Steigerung mit einem anderen Wortstamm (sog. starke Suppletion) oder einer Wortstammerweiterung (sog. schwache Suppletion):
Suppletion | Positiv | Komparativ | Superlativ | Deutsch |
---|---|---|---|---|
stark: | guad | bessa | am bessan | gut |
stâd | leisa | am leisan | leise | |
schwach: | deia (a deirigs ...) | deiriga | am deirigan | teuer |
Adverbien
Im Bairischen werden, anders als im Hochdeutschen, Adverbien vom gleichstämmigen Adjektiv formal unterschieden; dazu dient das Suffix -a oder -e. Beispiele:
Des schmeggt koida bessa. - Das schmeckt kalt besser.
Fast hèttn's'n lewada eigråm. - Fast hätten sie ihn lebendig eingegraben.
A so dreggada kimmstma ned ins Haus! - So dreckig kommst du mir nicht ins Haus!
Numeralia (Zahlwörter)
Bairische Zahlwörter enden meist auf -e, welches sie jedoch in attributiver Stellung oft abstoßen; sie sind unveränderlich, flektieren also nicht. Ausnahme davon ist das Zahlwort oas für die Zahl 1.
Es folgt eine Auflistung der wichtigsten Numeralia; sie sind teilweise wegen ihrer ungewöhnlichen Konsonantenabfolgen für Nichtmuttersprachler schwer auszusprechen:
1 | oas | 11 | öife | 21 | oanazwånzge | ||||||||
2 | zwoa | 12 | zwöife | 22 | zwoarazwånzge | 200 | zwoahundad | ||||||
3 | drei | 13 | dreizea | 23 | dreiazwånzge | 300 | dreihundad | ||||||
4 | fiare | 14 | fiazea | 24 | fiarazwånzge | 40 | fiazge | 400 | fiahundad | ||||
5 | fimfe | 15 | fuchzea | 25 | fimfazwånzge | 50 | fuchzge | 500 | fimfhundad | ||||
6 | sechse | 16 | sechzea | 26 | sechsazwånzge | 60 | sechzge | 600 | sechshundad | ||||
7 | sieme | 17 | sibzea | 27 | simmazwånzge | 70 | sibzge | 700 | simhundad | ||||
8 | åchte | 18 | åchzea | 28 | åchtazwånzge | 80 | åchtzge | 800 | åchthundad | ||||
9 | neine | 19 | neizea | 29 | neinazwånzge | 90 | neinzge | 900 | neihundad | ||||
10 | zene | 20 | zwånzge | 30 | dreißge | 100 | hundad | 1000 | dausnd |
Substantivierte Zahlen sind im Bairischen Maskulina, während sie im Hochdeutschen dagegen Feminina:
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch | |
---|---|---|---|---|
da Nulla | die Null | da Åchta | die Acht | |
da Oasa | die Eins | da Neina | die Neun | |
da Zwoara | die Zwei | da Zena | die Zehn | |
da Dreia | die Drei | da Öifa | die Elf | |
da Fiara | die Vier | da Zwöifa | die Zwölf | |
da Fimfa | die Fünf | da Dreizena | die Dreizehn | |
da Sechsa | die Sechs | da Dreißga | die Dreißig | |
da Simma | die Sieben | da Hundada | die Hundert |
Morphosyntax
Im Bairischen ist der Übergang von der Wortbeugung zum Satzbau (Syntax) oft fließend, weshalb viele Bereiche der Grammatik von der Morphosyntax am besten erfasst werden.
Präpositionen
Präpositionen können im Bairischen, ebenso wie im Deutschen, mit dem bestimmten Artikel zu einem Wort verschmelzen (vgl. dt. bei dem = beim, an dem = am, unter den = untern usw.). Allerdings sind im Bairischen weit mehr Präpositionen von diesem Vorgang betroffen als im Deutschen; eine Übersicht:
Präposition | Dat. Sg. m./n. (-m) | Akk. Sg. m. (-n) | Dat. Sg. f. (-da) | Akk. Sg. n. (-s) | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|
ån | åm | ånan | ånda | åns | an |
af | afm | afn | afda | afs | auf |
fia, foa | fiam, foam | fian, foan | fiada, foada | fias, foas | vor |
hinta | hintam | hintan | hintada | hintas | hinter |
iwa | iwam | iwan | iwada | iwas | über |
unta | untam | untan | untada | untas | unter |
nema | nemam | neman | nemada | nemas | neben |
bei | beim | --- | beida | --- | bei |
wenga | wengam | --- | wengada | --- | wegen |
zu | zum, zun | --- | zuda | --- | zu |
fia | --- | fian | --- | fias | für |
genga | --- | gengan | --- | gengas | gegen |
um | --- | umman | --- | ums | um |
Da Präpositionen die Betonung auf das nachfolgende Satzelement lenken, können ihnen nur betonte, niemals unbetonte Personalpronomina folgen.
Präpositionsgebrauch
Im Bairischen werden für Ortschaften nicht die Präpositionen "nach" und "in" gebraucht, sondern stattdessen af und z' ; so fährt man z.B. af Minga statt "nach München" und ist dann z'Minga, nicht "in München". Ebenso ist man auch z' Wea ("in Wien"), z'Strâwing ("in Straubing") oder 'z'Grâz ("in Graz"), gleich wie schwierig die Konsonantenbündelung am Wortanfang auch wird. Daher auch der Scherz, dass alle bairischen Ortsnamen mit z- beginnen! Der gleiche Präpositionsgebrauch findet sich bei Feiertagen: z'Ostan statt "an Ostern", z'Weihnachtn statt "an Weihnachten".
Eine regionale Besonderheit ist die Präposition åft, die in der Steiermark verwendet wird. Sie entspricht etymologisch dem englischen after und bedeutet, ebenso wie dieses, "nach" (allerdings nur temporal); sie kann auch als temporales Adverb in der Bedeutung "nachher, danach" gebraucht werden.
Präpositionsverlust
In südbairischen Dialekten tritt Präpositionsverlust auf, v.a. bei Lokalattributen. Man geht dementsprechend nicht "in die Kirche" oder "auf den markt", sondern ma gêd Kiacha / Moakt, also ohne Gebrauch irgendeiner Präposition. Selbiges gilt für die oben besprochenen Präpositionen af und z' , die ebenso verschwinden. Der Kontext geht jeweils aus dem Zusammenhang hervor; ein daraus entstehender Lokativ ist nicht vorauszusehen.
Orts- und Richtungsadverbialien
Das Bairische hat ein komplexes System von Richtungsadverbialien, welche Bezug zur Sprecherperspektive nehmen; ebenso wie im Deutschen muss, je nach dem, ob die Bewegung vom Sprecher weg oder zum Sprecher hin vollzogen wird, die Affixe -hin- bzw. -her- an das Adverb angefügt werden (im Wienerischen wird das jedoch nicht unterschieden, z.B. auffi und auffa sind zu auffe zusammengefallen). Im Deutschen werden diese Affixe jedoch als Präfixe hin- bzw. her- gebraucht, also dem Adverb vorangestellt. Im Bairischen ist das Gegenteil der Fall: die Affixe werden als Suffixe eingesetzt, d.h. dem Adverb hinten angefügt. Dabei wird das Suffix -hin zu -i, regional -e abgeschwächt, das Suffix -her zu -a. Eine vergleichende Übersicht:
Präposition | vom Sprecher (-i) | Deutsch (hin-) | vom Sprecher (-a) | Deutsch (her-) |
---|---|---|---|---|
å, åb | åwi | hinab, hinunter | åwa | herab, herunter |
å, ån | åni | *hinan | åna | heran |
auf | auffi | hinauf | auffa | herauf |
aus | aussi | hinaus | aussa | heraus |
då- | dåni | hintan (zur Seite | dåna | (von der Seite weg) |
durch | duachi | hindurch | duacha [selten] | *herdurch |
fia | fiari | (nach vorne) | fiara | hervor |
hinta | hintari | (nach hinten) | hintara | (nach hinten) |
zua | zuari / zuwi | hinzu | zuara / zuwa | (herbei) |
Historischer Exkurs: Zur Klitisierung im Bairischen
Im Bairischen hat ein Prozess stattgefunden, der in der Sprachwissenschaft Klitisierung heißt. Damit ist in diesem Fall die Anfügung des Personalpronomens an das konjugierte Verb gemeint. Diese Anfügung ergibt sich durch die inverse Satzstellung. Im Bairischen rückt nämlich wie im Hochdeutschen, zum Beispiel im Fragesatz, das Subjekt hinter das Prädikat:
normaler Satzbau | inverser Satzbau |
---|---|
wir tun | tun wir? |
mia dean | dean mia? |
Dabei wird das Personalpronomen im Regelfall abgeschwächt, da es nicht betont ist. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zur Kontraktion von Verbendung -n und Anlaut des Personalpronomens m-:
betontes Subjekt | unbetonte Subjekt |
---|---|
dean mia? | dean ma? > deama? |
Das ist der Grund, weshalb das Pronomen der 1. Person Plural im Bairischen auf -m anlautet: die althochdeutsche Verbendung -n der Anlaut des Personalpronomens wir sind zum m verschmolzen (ebenso im Schwäbischen). Dieses m wurde anschließend von den Sprechern nicht länger als Verbendung, sondern als Anlaut des Personalpronomens analysiert, daher heißt es heute in Niederbayern: "mia sàn mia!" und nicht "wir hàn wir!".
In der 2. Person Plural hat ein ähnlicher Prozess, jedoch mit anderem Resultat, stattgefunden. Da das Bairische, anders als das Hochdeutsche, das ehemalige Dualpronomen eß an Stelle von ihr gebraucht, und eß auf einen Vokal anlautet, konnte dieser Vokal im inversen Satzbau verschluckt werden:
normaler Satzbau | inverser Satzbau |
---|---|
*eß deat | deat eß? > deats? |
Diese Anfügung wurde im Laufe der Zeit nicht mehr als klitisiertes Pronomen wahrgenommen, was soweit führte, dass die Endung -s für alle Verben im Bairischen obligatorisch geworden ist. Deshalb wird häufig das Personalpronomen erneut angefügt, wenn heute im Bairischen ein Fragesatz formuliert wird; historisch gesehen ist dies eine Tautologie, also eine Doppelnennung des Subjekts, wird aber nicht mehr als solche bewusst wahrgenommen:
1. Person Plural | 2. Person Plural |
---|---|
deama mia? | deats eß? |
Die kursiv gedruckten Endungen sind also grammatisiert worden. Diese Grammatisierung ist jedoch bei der 1. Person Plural nicht abgeschlossen. Darauf weist zum einen hin, daß kein Subjekt verwendet werden muß, wenn eine klitisierte Verbform verwendet wurde: An Stelle der o. g. deama mia, deats eß gibt es auch noch deama, deats ohne weiteres Subjekt. Man kann also statt „kànnts eß uns leicht höiffa“ („könnt ihr uns vielleicht helfen“) auch noch, jedoch seltener, „kànnts uns leicht höiffa“ sagen. Zum anderen gibt es auch ein weiteres bairisches Phänomen, die sogenannten konjugierten Nebensatzeinleiter. Dabei werden die Verbendung -st, -ma und -ts, also die Verbendungen der 2. Person Singular, der 1. Person Plural und der 2. Person Plural, an den Nebensatzeinleiter (meist eine Konjunktion oder ein Relativpronomen) angefügt, wenn das Subjekt mit der entsprechenden Person übereinstimmt. Beispiele:
Bairisch | Deutsch | |
---|---|---|
2. Person Singular: | I frag di, obst du heid nu epps duast. | Ich frage dich, ob du heute noch was unternimmst. |
2. Person Singular: | I frag enk, obts eß heid â nu epps deats. | Ich frage euch, ob ihr heute auch noch was unternehmt. |
1. Person Plural: | Mia wissma ned, obma mia heid nu epps dean. | Wir wissen nicht, ob wir heute noch was unternehmen. |
(noch) nicht möglich: | *... obma mia heid nu epps deama. |
Während also die Endungen der 2. Person Singular wie auch Plural festgefügt sind im Konjugationsparadigma, darf im Falle eines Nebensatzes bei der 1. Person Plural nur die nicht-klitisierte Form (in diesem Falle dean) verwendet werden; in allen anderen Fällen ist die klitisierte Form deama optional verwendbar. Im Hauptsatz sind sowohl die klitisierte Form wissma als auch das unklitisierte, ältere wissn möglich. Der Klitisierungsprozess dürfte also noch nicht vollständig abgeschlossen sein; sein Zentrum scheinen Oberösterreich und Niederbayern, vor allem das Innviertel, zu sein.
Syntax
Wortstellung
In folgenden Konstruktionen unterscheidet sich die Wortstellung von der in der Standardsprache:
- das direkte Objekt folgt auf das indirekte, zum Beispiel sag mirs;
- nachgestellte Adjektive (bei Betonung, zum Beispiel Hund, vàreckdà!; da Månn, da ålte);
- Initialstellung der Verben (Emphase oder Antwort, zum Beispiel kumm i glei als Antwort auf wann kummst z'uns);
- Perfekt der Modalverben (nur im Basilekt, zum Beispiel er hat miassn aufstehn).
Regional können auch andere Abweichungen vorkommen.
Verbrektion
Manche Verben des Bairischen erfordern eine andere Rektion als im Hochdeutschen, z.B. diaschtn ("dürsten"), dràmma ("träumen") und rein ("bereuen"). Sie werden mit dem logischen Subjekt im Akkusativ benutzt; ein formales Subjekt wird oft getilgt:
mi diascht | ich habe Durst |
di dràmt schlecht | du träumst schlecht |
des reid eam | das bereut er |
Ersatzformen
Im Dialekt werden gewisse Infinitivkonstruktionen (Subjekts- und Objektssätze, AcI) vermieden und durch Nebensätze mit einem finiten Verb ersetzt, zum Beispiel:
- schwar is, dåss ma heit a Årbeit fint (es ist schwer, heute Arbeit zu finden)
- bin nit gegwehnt, dåss i friah aufsteh (ich bin es nicht gewöhnt, früh aufzustehen)
- i siech, dåss er kummb (ich sehe ihn kommen)
Ähnlich werden auch attributive Partizipialphrasen vermieden, zum Beispiel:
- de Kinder, de wås lafm (die laufenden Kinder)
Eingeschränkt werden Partizipien adverbiell verwendet, zum Beispiel:
- sitzndà bin i eingschlåfm
Lexik
Ein Überblick über die wichtigsten Wortfelder und Möglichkeiten der Wortbildung:
Grußformeln
Das wichtigste Kapitel beim Erlernen einer fremden Sprache sind natürlich Gruß- und Anredeformen. Ein Überblick über die wichtigsten:
Bairisch | (Verwendung) | Deutsche Entsprechung | wörtlicher Übertrag |
---|---|---|---|
servus! | (familiär; Begrüßung / Verabschiedung) | hallo! / tschüß! | "servus!" (auch im Dt. üblich) |
(hawe-)dere! | (familiär; nur zur Begrüßung) | hallo! | "(Ich) habe die Ehre!" |
griaß di (God)! | (familiär; Begrüßung) | grüß dich! | "(Es) grüße dich (Gott)!" |
griaß enk/eich (God)! | (familiär; Begrüßung) | grüß euch! | "(Es grüße euch (Gott)!" |
griaß Eana (God)! | (formal; Begrüßung) | guten Tag! | "(Es) grüße Sie (Gott)!" |
griaß God! | (formal; Begrüßung) | guten Tag! | "(Es) grüße (Sie) Gott!" |
pfiaddi (God)! | (familiär; Verabschiedung) | tschüß! (zu 1 Person) | "(Es) behüte dich (Gott)!" |
pfiat enk/eich (God)! | (familiär; Verabschiedung) | tschüß! (zu mehr als 1 Person) | "(Es) behüte euch (Gott)!" |
pfiat Eana (God)! | (formal; Verabschiedung) | auf Wiedersehen! | "(Es) behüte Sie (Gott)!" |
pfia God! | (formal; Verbabschiedung) | auf Wiedersehen! | "(Es) behüte (Sie) Gott!" |
af Widaschaung! | (formal; Verabschiedung) | auf Wiedersehen! | "Auf Wiederschaun!" |
gua Moang! | formal; Frühstücksgruß) | guten Morgen! | dto. |
Moang! / Moing! | (familiär; Frühstücksgruß) | (guten) Morgen! | dto. |
guan Åmd! | (formal; Abendgruß) | guten Abend! | dto. |
guade Nåcht! | (familiär und formal; Verbabschiedung zur Nacht) | gute Nacht ( zu 1 Person) | dto. |
guad enk/eich Nåcht! | (familiär; Verabschiedung zur Nacht) | gute Nacht! (zu mehr als 1 Person) | "gut euch Nacht!" |
an Guadn! | (familiär und formal; Mahlzeitgruß) | guten Appetit! | "einen Guten (Appetit)!" |
Entgegen vielen Vorurteilen über die bairische Frömmigkeit zeigt der reiche Fundus an Grußformeln, dass es in Baiern durchaus möglich ist, dass Wort God "Gott" im Umgang mit anderen Zeitgenossen zu vermeiden, wenn es dem eigenen Glauben zuwiderläuft.
Spezifisches Vokabular
Um den regionalen Unterschieden gerecht zu werden, werden manche Wörter gesondert gekennzeichnet:
A Österreichischer Wortschatz (vor allem Donau-Österreich)
B Altbairischer Wortschatz (Ober- und Niederbaiern, evtl. Oberpfalz)
H Burgenländischer Wortschatz (sog. Heanzisch)
K Kärntner Wortschatz
S Steirischer Wortschatz
T Tiroler Wortschatz
W Wiener Wortschatz
Substantive
Viele Berufsbezeichnungen teilt das Bairische mit anderen süddeutschen Dialekten, z.B. Metzger "Fleischer", Schreiner "Tischler", Spàngler "Klempner" - einige davon gehen stark zurück, so wird z. B. der bairische Beck oft durch das norddt. "Bäcker" ersetzt. Speziell österreichische Ausdrücke wie Sàndler für "Obdachloser" oder Striezi für "Zuhälter" halten sich besser.
Die bairische Umgangssprache zeichnet sich oft durch eine Vielfalt an Begriffen für ein- und dasselbe Bezeichnete im Hochdeutschen aus; dabei wird dieser Reichtum von Nicht-Baiern oft als derb wahrgenommen, und nicht so sehr als poetisch - der "Mund" kann beispielsweise als Mund (neutral), Mei (umgs., aber nicht negativ), Goschn (frech) oder Goschal (liebevoll), Bàbbn (ebenso frech), Lêtschn (abwertend) oder Fotzn (beleidigend) bezeichnet werden.
Spezieller Kleidungswortschatz betrifft die Joppn ("Jacke") und das Pfoidl oder Pfoadl ("Hemd", aber auch Hemad) u. v. m.; "Kleidung" generell wird als Gwand bezeichnet, was Deutschsprechern sehr mittelalterlich vorkommt. Das Wort Dirndl bezeichnet nicht nur das entsprechende Kleidungsstück, sondern ist auch zur Bezeichnung für "Mädchen" in Altbaiern üblich, während in Österreich hier das Wort Mâdl überwiegt. Jungen heißen in Altbaiern Buam (Sg. Bua), in Österreich Burschn oder Ledda (Sg. Lodda).
Zum speziellen Vokabular im Bereich Lebensmittel siehe Bairisch-Österreichischer Küchenwortschatz.
Verben
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
ådln | düngen | kewin, kebbln | schimpfen, keifen |
ådaun | anstoßen | loatn | lenken, steuern |
åglånga | anfassen, berühren | losn | horchen, zuhören |
åzipfn | nerven, belästigen | luang | schauen, spähen |
båbba | kleben | meamin | meckern, murren |
si bâzn | sich aalen | mosan A | nörgeln, meckern |
bân | rösten [Brot] | mugazn W | leise/heimlich schimpfen |
baun | pflügen | papriziern A | mit Parpika würzen |
beaschn | raufen | pfigazn W | pfeifen |
benzn | flehen; schelten | pfugazn W | kichern |
pressiern | eilen | ||
biesln | pissen | râtschn | schwätzen, plaudern |
bigga | kleben | raunzn | nörgeln, jammern |
blånga + Akk + af | gelüsten + Dat + nach | rean | weinen, heulen |
böiffan | ausschelten | roasn | reisen |
brogga | pflücken | sàndln | herumlungern, nichts tun |
brunzn | pissen | sâbln, sâwin | rennen |
dabågga | aushalten, verkraften | schåffa | anordnen, befehlen |
daduan | umbringen | scheim | schieben, stoßen, kegeln |
daung | gefallen, wohltun | schepfn A | arbeiten |
dàchin | klauen | schiagln, schiang | schielen; petzen, flunkern |
deftn | niedermachen, demütigen | pariern | gehorchen |
dinkn + Akk | scheinen + Dat | schmàtzn | reden, plaudern |
drân | drehen | schmutzn | lächeln |
dràtzn | ärgern, belästigen | schnàxln B | vögeln |
drenzn | weinen | schnoatn | schnippeln, kleinschneiden |
driggin | trocknen | sekkiern A | nerven, belästigen |
si dummin | sich beeilen | sempan | nörgeln, klagen |
si eiweimberln | sich einschmeicheln | schliaffa (stV: gschloffa) | wetzen, schleichen |
eiwoagga | einweichen | schloaffa | schleppen |
faschiern A | durch den Fleischwolf drehen | schneim (stV: gschniem) | schneien |
feanzn | verspotten, verhöhnen | schoasn | furzen |
fein | faulen, verrotten | schupfa | sanft werfen, schubsen |
fexn | ernten | siedn (stV: gsottn) | brühen, kochen [Kaffee] |
fechtln | betteln | soacha | pissen |
(si) fein | fehlen, falschlaufen | söicha | räuchern |
fiesln | abnagen | spåna | begreifen |
flâdan A | klauen | speachn S | spähen |
si frettn | sich abmühen | speanzln | liebäugeln, flirten |
friasn, froisn | frieren | speim (stV: gspiem) | kotzen |
fuxn | klauen; nicht glattgehen | sprâgln | spalten |
gein | loben, prahlen | stèssn | stoßen |
si gfrein | sich freuen | stigga | reizen, interessieren |
gleschn | Ohrfeige verpassen | strân | streuen |
gletzln | schaben, kratzen | strawànzn | vagabundieren |
gliam, gloim (stV: glom) | spalten, hacken [Holz] | stroaffa (stV: gstroffa) | streifen |
gneißn | bemerken; begreifen | sudan A | meckern, jammern |
gnotzn | lungern, lümmeln; tief schlafen | tachiniern A | faulenzen; blaumachen, schwänzn |
grain | kratzen | úråssn | verschwenden, –geuden |
gràttln | umständlich herumtun | wâchin, wàchln | flattern; fächeln |
grâwin | schimmeln | wâtschn | ohrfeigen |
gràxln | klettern | woing | walzen |
griang | bekommen | wualn | wimmeln |
gugazn W | husten, hüsteln | zân | zehren; zerren |
hàckln A | arbeiten | zàxln | ziehen, zerren |
hàtschn | hinken; trotten | zumpan | drängeln |
hudln | hasten, hetzen | zuzln | saugen |
hunzn | ärgern, nerven | zwigga | kneifen; Fahrschein entwerten |
Adjektive
Das produktivste Suffix zur Bildung von Adjektiven ist -ad; es geht entweder auf das Suffix -ert zurück, oder auf das Suffix -end, welches eigentlich zur Bildung des Partizip Präsens verwendet wird (siehe dort; beide Suffixe sind im Bairischen lautlich zusammengefallen). Stammendungen in Klammern (meist -g oder -ch) werden nur gesprochen, wenn das Adjektiv flektiert wird und dadurch eine vokalische Endung erhält.
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
ågfressn | beleidigt | gschlåmpad | unordentlich |
åper | schneefrei | gschleggad | schleimig [bei Personen] |
ausgschàmmt | unverschämt | gschmeidi(g) A | toll |
ausgstocha | wählerisch | gschmoaßn | schlank |
båbbad | klebrig | gschnåbbad | frech, schnippisch |
båcha A | kitschig; schwul | gschodad | unfrisiert, zerzaust |
båmpad | unwirsch, schroff | gsöicht | geräuchert |
båtschad | tolpatschig | gspàssi(g) | lustig |
biggad | klebrig | gstingad | stinkend |
blåddad | glatzköpfig | gstumpad | stumpf, stummlig |
blâd | aufgedunsen; dick | gumpad | unruhig, nervös |
bloßhàxad | barfüßig | gwåmpad | bauchig, beleibt |
bumbalgsund | kerngesund | hai, hâl | glatt [bei Eis] |
dàmmisch | verwirrt, benommen | haudi(g) | erschöpft |
dàntschi(g) | niedlich, liebreizend | hànti(g) | bitter [bei Kaffee] |
dearisch B | taub, schwerhörig | hâtschad | schwerfällig |
dèbbad | dämlich | hieni(g) | kaputt; tot [ugs] |
doarad A | taub, schwerhörig | hintafotzi(g) | hinterhältig |
doiggad | täppisch | hoagli(ch) | wählerisch |
drâmhàbbad | verschlafen | kommódt | bequem |
dreggad | schmutzig | leiwand W | herrlich, großartig |
drenzad | weinerlich | len | weich |
drutschad | einfältig, naiv | lêtschad | lasch, schlaff |
dusi(g) | diesig, neblig | liab | sympathisch, nett |
entrisch | fremd, seltsam | lind | ungesalzen |
fabàndlt | liiert | må(b) | mürbe |
fakuid, faköid | erkältet | nàrrisch | verrückt |
fâd | langweilig | nei(g), nei(ch) | neu |
fesch | hübsch | neidi(g) | neidisch |
gâch | jäh | pfànzi(g) B | anmutig |
gàmsi(g) | lüstern | pfundi(g) B | toll |
gàmpri(g) | lüstern | ràss | scharf; unfreundlich |
gfleggad | fleckig | resch | knusprig; sauer [bei Wein] |
glumpad | unbrauchbar, nutzlos | roglad | zappelig, nervös |
gnâtschi(g) | niedergeschlagen | ruachad | raffgierig |
goschad | vorlaut | såmft | sacht |
graubbad | unansehnlich | schiach | hässlich |
grànti(g) | übellaunig; wütend | schleißi(g) | schäbig; nachlässig |
greisli(ch) | scheußlich | sekkant A | nervig |
griabi(g) B | angenehm | siari(g) | geizig |
grindi(g) A | eklig, ekelhaft | soich | unrein, trübe |
großkopfad | arrogant | stâd | leise, still |
großgoschad | großmäulig | (g)wågglad | wackelig |
gschàmmi(g) | schüchtern, verschämt | wualad | aufgeregt |
gschead | fies | zâch | zäh, schwierig |
gscheggad | scheckig | ziagad | zähflüssig |
gscheid | klug | zimpfti(g) | gemütlich |
gschiaglad | schielend; verlogen | zwieda | unsympathisch |
Adverbien
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
af d'Nåcht | abends | in da Frua | morgens |
agràt B | ausgerechnet | iwahàps | überhaupt |
bei da Nåcht | nachts | lei T K | nur |
bloß | nur | leicht | etwa [Frageadverb] |
då | hier | oim T | immer |
e, ê | ohnehin; sicher | oiwei | immer |
fert | letztes Jahr | pfeigråd | unmittelbar, genau |
fei | nämlich | pfent | rasch |
gâch | plötzlich, unerwartet | pomâli W | langsam |
gråd | nur; soeben | sauwa | ziemlich |
gscheid | tüchtig, ziemlich | sàggrisch | verdammt |
gschwind | rasch | söitn | selten; bemerkenswert |
haia | dieses Jahr | úmbàndi(g) | außerordentlich |
hoid | eben, wohl | zmoast | meistens |
iatz(ad) | jetzt |
Wochentage
Als Vorgeschmack auf eine ausführlichere Liste folgt hier eine Liste der bairischen Wochentagsnamen, die teilweise vom gotischen Sprachgut beeinflusst sind und deshalb vom Hochdeutschen nicht nur in ihrer Lautgestalt abweichen. Sie sind jedoch stark auf dem Rückzug und werden heute nur noch in ländlichen Gebieten benutzt; vielen Baiern sind sie bereits vollkommen unbekannt:
Deutsch | Bairisch | Erklärung |
---|---|---|
Montag | Manda | gleicher Wortstamm („Tag des Mondes“), mit bair. a für o und Schwund des Auslauts -g |
Dienstag | Iada | von Ertag, das eine Kurzform von Ergetag ist, also „Tag des Ares“; vgl. dazu Donnerstag |
Mittwoch | Migga | kontrahierte Form des hochdeutschen Wortes (mit der vereinzelten Lautentwicklung tw > gg) |
Donnerstag | Pfinzda | von Pfinztag, eine Ableitung von griech. penté „fünf“, also der 5. Tag der Woche (vom Sonntag ausgehend, vgl. das Wort Pfingsten) |
Freitag | Freida | gleicher Wortstamm, von der germanischen Göttin Freyja abgeleitet |
Samstag | Samsta | gleicher Wortstamm, aus dem Hebräischen (vgl. das Wort Sabbat) |
Sonntag | Sunda | gleicher Wortstamm („Tag der Sonne“), mit bair. u für o und Auslautschwund |
Wortbildung
Verbale Präfixe
Es gibt zwei verbale Präfixe, die zwar im Hochdeutschen ein Pendant haben, die im Bairischen aber viel produktiver sind.
da-
da- (< 'der-) entspricht dem hochdeutschen er-, kommt aber auch mit Verben vor, die ein der Hochsprache dieses Präfix nicht haben können. Es bedeutet oft die knappe Bewältigung einer Handlung und wird auch für verschiedene Tötungsarten gebraucht; daher sind Verben mit diesem Präfix stets perfektiv (siehe auch Verbalaspekt).
Beispiele:
- dabågga (< der+packen) "schaffen; aushalten, verkraften"
- si dabårma (< der+barmen) "sich erbarmen" (gebräuchlicher als im Hdt.)
- daduan (< der+tun) "umbringen" (scherzhaft)
- daseng (< der+sehen) "(gerade noch) sehen können"
- (si) darenna (< der+rennen) "rennend (gerade noch) erreichen"; [refl.] "sich totfahren"
- si dasàffa (< der+saufen) "sich totrinken"
- daziang (< der+ziehen) "(gerade noch) ziehen können"
zsåmm-
zsåmm [com-] entspricht dem hochdeutschen zusammen-, es wird hedoch häufiger verwendet als dieses.
Beispiele:
- zsåmmbringa "schaffen"
- zsåmmkema "fertigwerden"
- zsåmmfårn "niederführen; zu Schrott fahren"
- zsåmmdrân "anstellen"
- zsåmmhaun "zerschlagen"
- zsåmmklaum "aufklauben"
Kollektivsubstantive
Kollektivsubstantive werden mitunter mit dem Suffix -àch gebildet, das allerdings nur im Südbairischen vorkommt, und dort auch noch produktiv ist. Beispiele:
- Kindràch Kinder, Kinderschar
- Staudàch Stauden, Gebüsch
- Erlàch Erlengebüsch
- Standràch Gestein
- Angeziagàch Gewand, Kleidungsstücke
Der Diminutiv
Das Bairische besitzt zwei Diminutivsuffixe: -l und -al (<-erl). Ersteres ist stark lexikalisiert, d.h. es wird oft nicht mehr als Diminutiv verstanden. Das Bairische weist also, ähnlich wie das Niederländische und Alemannische, eine Reihe lexikalisierter Diminutive auf; Beispiele:
- für "Pferd" verwendet man im Bairischen entweder Roß oder Pfeadl, beide sind jedoch gleichwertig (d.h. Pfeadl gilt nicht mehr als Diminutiv). Um ein kleines Pferd zu bezeichnen, gebraucht man das Suffix -al: a Pfeaddal.
- als Diminutiv zu "Haus" kann man im Bairischen nicht Haisl bilden, denn das bezeichnet den Abort (früher außer-, heute auch innerhalb des Hauses); Haisal ist dagegen unzweideutig ein kleines Haus
Allerdings kann auch das Suffix -al seine Diminutivfunktion einbüßen:
- a Sàchal ist keine kleine Sache, sondern ein kleines Anwesen
- a Blàtzal ist wie im Hochdeutschen ein Plätzchen, kein kleiner Platz
- a Griagal ist kein kleiner Krug, sondern eine Maßeinheit (0,5 l)
- a Drimmal mag zwar ein kleines Trumm sein, es handelt sich im Hochdeutschen jedoch präziser um einen Hundehaufen
Bei der Diminutivbildung muss mit Umlauten gerechnet werden; dabei ist der Umlaut å > à obligatorisch (und weiterhin produktiv); andere Umlaute treten nicht immer ein - Beispiele:
- a Gloggn - a Gleggal ("eine Glocke, ein Glöcklein"), aber: a Goschn - a Goschal ("ein Mund" (vulgär) - "ein Mündchen" (Kosewort))
- a Kuacha - a Kiachal ("ein Kuchen, ein Küchlein"), aber: a Guaggn - a Guaggal ("eine Gurke, ein Gürkchen")
- a Drumm - a Drimmal ("ein Trumm, ein Trümmlein"), aber sein Verursacher: a Hund - a Hunddal ("ein Hund, ein Hündchen")
Endet der Wortstamm auf -n oder auf Nasalvokal, wird ein epenthetisches -d- vor das Diminutivsuffix eingeschoben; dabei wird nasaliertes -n restituiert:
- a Pfånn - a Pfàndl ("eine Pfanne - ein Pfännchen")
- a Stoa - a Stoandal ("ein Stein - ein Steinchen")
- a Henn - a Hendl ("eine Henne" (zoologisch) - "ein Hühnchen" (kulinarisch))
- a Må - a Màndal (dabei bezeichnet der Diminutiv keinen kleinen Mann, sondern das Männchen im biologischen Sinne, wie im Deutschen)
Zwei Diminutive zeigen Umlaut e > à; sie sind jedoch lexikalisiert, der Umlaut darf daher als unproduktiv gelten:
- a Hefn - a Hâfal ("ein Topf - eine (große) Tasse")
- a Mensch - a Mànschgal ("ein Mensch - eine Spielfigur")
Viele Diminutive ohne Grundwort beziehen sich oft auf Menschen, die in irgendeiner Weise bemitleidet werden; sie sind jedoch keine Schimpfwörter, sondern eher Mitleidsbezeugungen:
- a Zeisal ("ein armer Mensch")
- a Wâsal ("ein armer Mensch"; Grundwort evtl. Wesen?)
- a Båtschal, a Drutschal (ein unbeholfener, ungeschicktes Mensch")
- weiters: a Bibbal ("ein Küken"; ebenfalls ohne Grundwort)
Bairische Umschrift
Da das Bairische auch oft verschriftlicht wird (von Mundartdichtern, Musikern), hat sich eine Art Standard für die bairische Umschrift etabliert.
Diese Umschrift wurde auch im diesem Artikel verwendet. In vielen Fällen sieht sie dem Hochdeutschen ähnlich, wo das Wort aber anders ausgesprochen wird. Hier einige Richtlinien zur Aussprache der im Artikel verwendeten Umschrift:
- Das r nach Vokalen außer a wird vor Konsonant in der Regel zu hellem à. Es gibt jedoch auch Baiern, die nach o und u manchmal ein stark gerolltes r sprechen, was dann nicht weniger bairisch klingt.
- Das r nach a dagegen wird auch am Wortende und vor Konsonant oft ausgesprochen, und zwar wenndann stark gerollt, so stets – auch am Wortende – vor Vokal. Ausnahmen sind die Wörter hia(r), Bia(r) und ähnliche.
- unbetontes -er wird stets wie helles a, aber kürzer, ausgesprochen.
- Zur Regelung des a und seiner Varianten siehe weiter oben unter Phonologie und in der Diskussion zu diesem Artikel.
- ä und ö werden wie e und ü wie i ausgesprochen, auch wenn spitzfindige Forscher manchmal noch winzige Unterschiede herausfinden.
- äi und öi werden ungefähr wie englisches ai in pain ausgesprochen.
- ei dagegen ist ganz normales hochdeutsches ei. Wenn es nicht hochdeutschem eu entspricht, wird es manchmal mit einem winzigen Hauch in Richtung äi gesprochen.
- g wird vor f, s und sch wie k ausgepsrochen; gh wird stets wie k ausgesprochen: ghabt, ghåitn usf. Dies gilt im übrigen auch für den Joghurt, weshalb Baiern gar nicht verstehen, warum man ihn mit bloßem g schreiben sollte.
Literatur
- Ludwig Merkle, Bairische Grammatik (Heimeran Verlag, München 1976)
- Karl Weinhold, Bairische Grammatik (Berlin 1876)
Siehe auch
- Dialekte in Bayern
- Dialekte in Tirol
- Kärntner Mundart
- Sprachgebrauch in Österreich
- Liste von Austriazismen
- Liste starker Verben (Bairische Sprache)
- Bairisch-Österreichischer Küchenwortschatz
- Bairische Umschrift
- Antrag für eine Bairische Dialekt-Wikipedia analog zur Plattdeutschen und Alemannischen Dialekt-Wikipedia
Weblinks
- http://www.bair-sprache-chiemgau.de/
- http://www.bayerische-sprache.de/
- http://science.orf.at/science/news/48167
- http://www.bayrisch-lernen.de/
- Plattform zum Österreichischen Deutsch von Rudolf Muhr mit umfangreicher Bibliographie
- Homepage zum Buch "Das Österreichische Deutsch" von Robert Sedlaczek
- Konstruktive Kritik am Konzept des Österreichischen Deutsch von Heinz Pohl
- Betrachtungen zum bairischen Charakter des Österreichischen Deutsch von Heinz Pohl
- Lexikon Mundart der Österreicher 1811
- Bairisch-Österreichischer Küchenwortschatz
- Wörterbuch Deutsch-Österreichisch
- Pinzgauer Dialekt-Lexikon
- Institut für Dialekt- und Namenlexika in Wien
- Bairisch-Österreichisch bei Ethnologue