Balerna

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Balerna
Wappen von Balerna
Wappen von Balerna
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Mendrisiow
Kreis: Balerna
BFS-Nr.: 5242i1f3f4
Postleitzahl: 6828
UN/LOCODE: CH BLA
Koordinaten: 721608 / 78364Koordinaten: 45° 50′ 46″ N, 9° 0′ 14″ O; CH1903: 721608 / 78364
Höhe: 306 m ü. M.
Höhenbereich: 235–346 m ü. M.[1]
Fläche: 2,53 km²[2]
Einwohner: 3291 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1301 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
27,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Luca Pagani
Website: www.balerna.ch
Lage der Gemeinde
Karte von BalernaLuganerseeComer SeeItalienBezirk LuganoBalernaCastel San Pietro TIChiassoMorbio InferioreBreggia TIVacalloColdrerioMendrisioRiva San VitaleNovazzanoStabio
Karte von Balerna
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Balerna (deutsch veraltet: Balern) ist eine politische Gemeinde im Kreis Balerna im Bezirk Mendrisio des Kantons Tessin in der Schweiz.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balerna von Süden

Balerna liegt zwischen Mendrisio und Chiasso. Die Nachbargemeinden von Balerna sind Chiasso, Morbio Inferiore, Castel San Pietro, Coldrerio und Novazzano.

Das historische Ortszentrum liegt etwas erhöht auf einem Hügel. Die tiefsten Gebiete der Gemeinde im Süden liegen auf 235 m ü. M., die höchsten an den Hängen zu Castel San Pietro im Norden auf rund 346 m ü. M. Im Osten liegt die Schlucht der Breggia, im Süden die Ebene der Faloppia östlich von Chiasso. In den tiefen Regionen des Vororts von Chiasso haben sich viele Industrie- und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt.

Die Autobahn A2 und die Gotthardlinie queren das Gemeindegebiet im Süden. Die Hauptstrasse 2 führt durchs Ortszentrum. Der Güterbahnhof von Chiasso liegt teilweise auf Gemeindegebiet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild von Werner Friedli von 1946

Ab 865 bildete das Dorf zusammen mit dem benachbarten Castel San Pietro ein concilium (Nachbarschaft). Im 12. Jahrhundert besassen geistliche Zehntherren (decimani) sowie das Kloster Sant’Abbondio in Como Grundrechte in Balerna. Die 1115 erstmals als Barerna erwähnte Gemeinde besteht aus den Siedlungen Caslaccio, Mercole, Sant’Antonio, Bisio, Pontegana[5] und Passeggiata. Im 13. Jahrhundert stand Balerna zunächst in Abhängigkeit der Stadt Como (Quartier Porta Sala), später in jener des Bischofs. Mit Como geriet Balerna 1335 unter die Herrschaft der Mailänder Visconti, auf die Franchino Rusca folgte.

Den Mailändern folgten 1512 die Eidgenossen, die es mit Mendrisio zu einer Vogtei vereinigten, in der Balerna seine wiederholt bestätigten Privilegien behaupten konnte. Bis 1573 hatte der Vogt in Balerna einen Gerichtshof, in den Balerna zwei plebani und Mendrisio zwei reggenti abordnete. 1798 sollte Balerna der Cisalpinischen Republik zugeschlagen werden, doch sprach sich Balerna in einer Abstimmung für den Verbleib bei der Schweiz aus. Im Dekret von Aarau vom 30. Mai 1798 wurde Balerna zusammen mit Mendrisio der Helvetischen Republik angeschlossen.[6]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1652 1696 1723 1801 1850 1900 1950 1970 1990 2000[6] 2010 2012 2014 2017
Einwohner 341 367 422 518 889 1612 2625 3885 3418 3415 3349 3303 3396 3345

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohner sind zu 6 % in der Agrarwirtschaft, zu 20 % in der Industrie sowie 78 % im tertiären Sektor tätig (Stand 1990). Das 1913 gegründete, im Chemikalien- und Mineralölhandel tätige Familienunternehmen «ECSA Centonze Gruppe»[7] und die Affinerie Valcambi haben hier ihren Sitz. Ebenfalls in Balerna produziert der Kaffeeverarbeiter Caffè Chicco d’Oro.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Komplex der Stiftskirche San Vittore Martire stammt aus dem 17. Jahrhundert, ihre Apsiden jedoch wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert; sie enthält Fresken von Francesco Antonio Giorgioli und die an Pier Francesco Mazzucchelli genannt Morazzone zugeschrieben werden; die Fassade stammt aus dem Jahr 1709 nach einem Plan von Agostino Silva; der Kirchturm wurde 1658–1661 gebaut.[8][9]
  • Kirche San Giovanni Battista e della Vergine[8]
  • Villa vescovile genannt Belvedere[8]
  • Erzpriestershaus und Alte Nunziatura; der bischöfliche Palast wurde vom Bischof Francesco Bonesana († 1709) nach dem Plan von Carlo Silva errichtet.[8]
  • Ruine Schloss Pontegana in Castellazzo bei Pontegana, von dem noch die Spuren eines Turms stehen. Das Schloss, das auf die Gallierzeit zurückreichen soll, wurde wahrscheinlich um 1350 von Bonifazio Quadri, dem Bischof von Como, restauriert; es bestand noch 1403.[10][11]
  • Turnhalle in der Via Franscini, erbaute von Mario Botta in den Jahren 1976–1978
  • Naturpark Breggia-Schluchten

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Museo del Caffè (Chicco d’Oro)[12]
  • Associazione dei Librai della Svizzera Italiana (ALSI)[13]
  • Associazione Cultura Popolare[14]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der S.C. Balerna[15] ist ein Fussballverein, der 2015 in der 2. Liga der Federazione Ticinese di Calcio spielt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefania Bianchi: Balerna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. September 2009.
  • Siro Borrani: Il Ticino Sacro. Memorie religiose della Svizzera Italiana raccolte dal sacerdote Siro Borrani prevosto di Losone. Tipografia e Libreria Cattolica di Giovanni Grassi, Lugano 1896.
  • Rolando Gandolfi: Ricerche micropaleontologiche e stratigrafiche sulla Scaglia e sul Flysch cretacici dei dintorni di Balerna (Canton Ticino). Milano, 1942[16]
  • Giuseppe Martinola (Hrsg.): Invito al Mendrisiotto. Lions Club del Mendrisiotto, Bellinzona 1965, S. 34–37; Idem: Inventario d’arte del Mendrisiotto. Band I, Edizioni dello Stato, Bellinzona 1975, S. 33–72.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007.
  • Emilio Motta, Effemeridi ticinesi, ristampa Edizioni Metà Luna, Giubiasco 1991.
  • Nicoletta Ossanna Cavadini (Hrsg.): Il cimitero monumentale di Balerna. Comune di Balerna, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2009.
  • Celestino Trezzini: Balerna. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 1: Ardutius – Basel. Attinger, Neuenburg 1921, S. 545 (Digitalisat) (abgerufen am 15. Juni 2017).
  • Luciano Vaccaro, Giuseppe Chiesi, Fabrizio Panzera, Terre del Ticino. Diocesi di Lugano, Editrice La Scuola, Brescia 2003.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Balerna – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. Celestino Trezzini: Pontegana. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 8, Supplement, S. 138 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017
  6. a b Stefania Bianchi: Balerna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. September 2009.
  7. ECSA Centonze Gruppe in portal.dnb.de (abgerufen am: 2. Juni 2016)
  8. a b c d Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 451–465.
  9. Giuseppe Martinola descrive la chiesa di San Vittore Martire (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/
  10. Thomas Bitterli: Pontegana. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. September 2010.
  11. Balerna auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz, Seite 545, (abgerufen am 31. Mai 2017).
  12. Museo del Caffè
  13. Associazione dei Librai della Svizzera Italiana (ALSI)
  14. Associazione Cultura Popolare
  15. Sport Club Balerna
  16. Rolando Gandolfi: Ricerche micropaleontologiche e stratigrafiche... in portal.dnb.de (abgerufen am: 2. Juni 2016)