Hermann Baltl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Baltl)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Baltl (* 2. Februar 1918 in Graz; † 20. Oktober 2004 ebenda) war ein österreichischer Jurist und Rechtshistoriker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Baltl promovierte an der Universität Graz 1939 zum Doktor der Rechte. 1946 habilitierte er sich im Fach „Deutsche Rechtsgeschichte und Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte“, wurde 1956 zunächst außerordentlicher, 1961 ordentlicher Universitätsprofessor am neugeschaffenen Institut für Österreichische Rechtsgeschichte, welches er bis 1988 als Institutsvorstand leitete.[1] Sein Nachfolger wurde am 1. Oktober 1988 Gernot Kocher.

Baltl bearbeitete vor allem das Gebiet der Rechtsarchäologie, als welche er die Erforschung der im weiten Sinne verstandenen Gebrauchsgegenstände des Rechtslebens, seiner Geräte also, definiert (damit unterscheidet er die Rechtsarchäologie von der Rechtlichen Volkskunde und der Rechtssymbolik).[2]

Ab 1956 gehörte er als Mitglied der Historischen Landeskommission für Steiermark an. 1974 wurde er Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Daneben begründete er 1974 an seiner Universität den „Medienkundlichen Lehrgang“, den er bis 1995 leitete. Unter seinen mehr als 160 wissenschaftlichen Arbeiten wurde sein mehrfach aufgelegtes Werk Österreichische Rechtsgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart zu einem Standardwerk der österreichischen Rechtsgeschichte.

Baltl, selbst Träger der Dr.-Josef-Bick-Ehrenmedaille der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, lobte mehrmals einen Dr.-Hermann-Baltl-Preis aus, der Arbeiten oder Forschungsvorhaben bibliotheks- oder buchgeschichtlicher Art mit Beziehung zu Österreich zu fördern trachtete.[3]

Seine Enkeltochter, Anna Gamper, wurde im Jahr 2008 zur ersten ordentlichen Professorin an der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte der österreichischen Verfassung im 19. Jahrhundert. Österreichische Hochschülerschaft, Universität Graz (Referat für Studienmittel), Graz 1947, OBV.
  • Die Kärntner Landgerichtsordnung von 1577. Kodifikationsgeschichte, Charakter und Quellen. In: Carinthia I 139 (1949) S. 331–359 – Repertorium-Volltext
  • Die ländliche Gerichtsverfassung Steiermarks vorwiegend im Mittelalter. Vorgelegt in der Sitzung vom 5. November 1947. (Archiv für österreichische Geschichte, Band 118, ZDB-ID 211415-X). Rohrer, Wien 1951, OBV.
  • Rechtliche Volkskunde und Rechtsarchäologie als wissenschaftliche Begriffe und Aufgaben. S.n., Graz 1952. – doi:10.5169/seals-114717.
  • (Bearb. mit Eugen Wohlhaupter): Die Rechtsfibel. Deutsches Recht in der Vergangenheit. Staackmann, Bamberg 1956, OBV.
  • Rechtsarchäologie des Landes Steiermark. (Grazer Rechts- und Staatswissenschaftliche Studien, Band 1, ZDB-ID 510041-0). Böhlau, Graz/Köln 1957, OBV.
  • (Hrsg.): Festschrift Artur Steinwenter. Zum 70. Geburtstag. (Grazer Rechts- und Staatswissenschaftliche Studien, Band 3, ZDB-ID 510041-0). Leykam, Graz/Köln 1958, OBV.
  • Probleme der Neutralität, betrachtet am österreichischen Beispiel. (Grazer Rechts- und Staatswissenschaftliche Studien, Band 8, ZDB-ID 510041-0). Böhlau, Graz/Köln 1962, OBV.
  • Einflüsse des römischen Rechts in Österreich = Ius Romanum medii aevi / Auspice Collegio Antiqui Iuris Studiis Provehendis, Mediolani 1962, V 7 – Repertorium-Volltext.
  • Rechtsdenkmäler. In: Das Weizer Land. Archivalienpfleger für den Bezirk Weiz Leopold Farnleitner, Weiz 1963, ÖNB.
  • Paul Adler (1770–1843). Ein Leben für den bäuerlichen Fortschritt. Leykam, Graz 1984, ISBN 3-7011-7153-X.
  • (Hrsg.): Recht und Geschichte. Ein Beitrag zur österreichischen Gesellschafts- und Geistesgeschichte unserer Zeit. Zwanzig Historiker und Juristen berichten aus ihrem Leben. (Beiträge unter anderem von Nikolaus Grass und Hans Constantin Faußner). Thorbecke, Sigmaringen 1990, ISBN 3-7995-2414-2.
  • (mit Gernot Kocher): Österreichische Rechtsgeschichte unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge von den Anfängen bis zur Gegenwart. Zehnte Auflage. Leykam, Graz 2004, ISBN 3-7011-9105-0.
  • Die Steiermark im Frühmittelalter. Beigefügtes Werk: Fritz Lochner von Hüttenbach: Frühmittelalterliche Namen in der Steiermark. Leykam, Graz 2004, ISBN 3-7011-7485-7.

Auszeichnungen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Ebert (Hrsg.): Festschrift Hermann Baltl zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachkollegen und Freunden (Forschungen zur Rechts- und Kulturgeschichte 11). Innsbruck 1978.
  • Kurt Ebert (Hrsg.): Festschrift zum 80. Geburtstag von Hermann Baltl, Wien 1998. ISBN 3-7046-1234-0.
  • Helfried Valentinitsch (Hrsg.): Recht und Geschichte. Festschrift für Hermann Baltl zum 70. Geburtstag. Graz 1988.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachrufe. UniZeit 4/04, S. 29 (pdf; 2,2 MB) (Memento vom 10. Juni 2012 im Internet Archive)
  2. vgl. H. Baltl, Rechtsarchäologie des Landes Steiermark (s. Lit.), Vorwort
  3. Georg Winter: Dr. Hermann Baltl-Preis. In: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare. Nr. 1/1988 (XLI. Jahrgang), ZDB-ID 2018209-0, S. 37. (Online bei ALO).
  4. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,6 MB)