Adhémar Jean Claude Barré de Saint-Venant

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Adhémar Jean Claude Barré de Saint-Venant

Adhémar Jean Claude Barré de Saint-Venant (* 23. August 1797 in Villiers-en-Bière, Département Seine-et-Marne; † 6. Januar 1886 in Saint-Ouen, Département Loir-et-Cher) war ein französischer Ingenieur, Mathematiker und Physiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barré de Saint-Venant studierte an der École polytechnique von 1813 bis 1816. Danach arbeitete er bis 1845 als Ingenieur, zuerst beim Amt für Explosivstoffherstellung (Service de Poudre et Salpetre), dann als Bauingenieur für das Straßenbauamt. Um 1839 besuchte er zusätzlich Vorlesungen am Collège de France, unter anderem bei Joseph Liouville. Er lehrte als Nachfolger von Gaspard Gustave de Coriolis Mathematik an der École nationale des ponts et chaussées in Paris.

Er arbeitete hauptsächlich auf dem Gebiet der Mechanik, Elastizität, Plastizitätstheorie, Hydrostatik und Hydrodynamik. In Frankreich war er zu seiner Zeit eine der führenden Autoritäten in Mechanik. 1843 veröffentlichte Barré de Saint-Venant eine korrekte Herleitung der Navier-Stokes-Gleichungen, zwei Jahre bevor George Gabriel Stokes dies tat. Er erweiterte Naviers Theorie der Balkenbiegung (1864), behandelte die Torsion elastischer Zylinder und untersuchte nichtstationäre Strömungen in offenen Kanälen. Er gab auch eine französische Übersetzung der Elastizitätstheorie von Alfred Clebsch heraus.

Saint-Venant führte in Frankreich einen Kalkül mit Vektoren ein. Da er diesen 1845, ein Jahr nach Hermann Grassmann, veröffentlichte, aber behauptete, ihn schon seit den 1830er Jahren benutzt zu haben, kam es zu einem Prioritätsstreit.

1868 wurde er Mitglied der Académie des sciences in der Sektion Mechanik als Nachfolger von Jean-Victor Poncelet. 1884 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1]

Nach ihm ist das Prinzip von St. Venant und das St.-Venant-Element benannt. Zudem formulierte er die nach ihm benannten Saint-Venant-Gleichungen, mit deren Hilfe man instationäre Durchflüsse und Wasserspiegellagen berechnen kann.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Eugen Kurrer: Accueil fait à la théorie de la torsion de Saint-Venant dans la littérature technique allemande jusqu’en 1950. In: Construction Métallique, 2002, Band 39, Heft 1, S. 5 f.
  • Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 541 ff., S. 549 f., 950 f. und S. 1056 (Biografie).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 209 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50).
  2. Detlef Aigner, Gerhard Bollrich: Handbuch der Hydraulik: für Wasserbau und Wasserwirtschaft, Januar 2015, ISBN 978-3-410-21341-3; books.google.de