Baruch sche-amar

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Baruch sche-amar[1] oder Baruch scheamar (hebräisch "בָּרוּךְ שֶׁאָמַר וְהָיָה הָעולָם"; dt. „Gesegnet der gesprochen und es ward die Welt“[2]) ist ein jüdisches Gebet/Segensspruch und Teil des Morgengebets.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baruch sche-amar bildet einen Vor-Segensspruch zu dem Hodu im Psuke desimra und besteht aus zwei Teilen: aus der Anrufung, die ursprünglich wahrscheinlich von einem Refrain begleitet und mit einer bestimmten Intonation vorgetragen wurde und aus den Segenssprüchen, die der Lesung der Psalmen vorausgehen.

Einordnung in die Texte des Morgengebets[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Segensspruch Baruch sche-amar bildet den ersten eröffnenden Segensspruch im Teil Psuke desimra des Morgengebets. Der Segensspruch Jischtabach, der das Psuke desimra abschließt, wird in gleicher Weise vorgetragen wie der Segensspruch Baruch sche-amar. Da Baruch sche-amar im Stehen vorgetragen wird, gilt dies auch für Jischtabach.[3]

Dass die Eröffnung des Psuke desimra mit Baruch sche-amar und der Abschluss des Psuke desimra mit Jischtabach in gleicher Weise vorgetragen werden, soll die Bedeutung des Psuke desimra als eigenständigen – in sich abgeschlossenen – Abschnitt unterstreichen.[4]

So darf Jischtabach erst vorgetragen werden, nachdem Baruch sche-amar vorgetragen wurde, weil Baruch sche-amar den Eröffnungssegen und Jischtabach den Abschlussegen desselben Abschnitts bilden.[5]

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die früheste Überlieferung dieses Gebets ist im Gebetbuch des Saadia Gaon zu finden. In diesem ist Baruch sche-amar für die Rezitation am Schabbat vorgesehen, aber in Frankreich wurde es Sitte, das Gebet auch werktags zu sprechen. Ein alternativer Text wurde oft neben der traditionellen Version in sephardischen Gebetsbüchern gedruckt. Baruch sche-amar fungiert auch als Übergangsgebet im Gottesdienst. In der Tradition einer syrischen Gemeinde in den USA wird die gemeinsame Melodie für das Gebet von der Hatikvah abgeleitet.[6] In sephardischen und orientalischen Bräuchen ist es Sitte, alle zusätzliche Psalmen des Schabbat vor Baruch sche-amar zu sprechen.[7]

Interpretationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Rabbiner Posen soll durch die Verwendung des Wortes Baruch klar werden, aus welchem Gesichtspunkt heraus die Tehilot zu betrachten sind. Baruch bedeutet demnach hier „treue[n] Gottgehorsam“.[8] Es sei ein Gelöbnis, an das bei jeder Tehilla erinnert werden soll.

Die bekannte Version des Baruch sche-amar enthält 87 Wörter. Diese Anzahl entspricht der Gematrie des hebräischen Wortes pas (פז), welches übersetzt auch „Feingold“ bedeutet.[9] Es gibt in dem Gebet sieben Aspekte des Gottesnames. Diese sind folgende:[10]

  1. Gott sprach und die Welt kam.
  2. Gott spricht, tut, erlässt und erfüllt.
  3. Gott ist barmherzig.
  4. Gott belohnt die, die ihn fürchten.
  5. Gott ist ewig.
  6. Gott rettet und erlöst Menschen.
  7. Selig ist der Name Gottes.

Text und Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

בָּרוּךְ שֶׁאָמַר וְהָיָה הָעולָם. בָּרוּךְ הוּא. בָּרוּךְ עושה בְרֵאשִׁית.

  
„Gesegnet der gesprochen und es ward die Welt, gesegnet der noch ist, gesegnet der noch fortschafft das Werk des Anfangs,“

בָּרוּךְ אומֵר וְעושה. בָּרוּךְ גּוזֵר וּמְקַיֵּם. בָּרוּךְ מְרַחֵם עַל הָאָרֶץ.

  
„gesegnet, der noch spricht und gestaltet, gesegnet der noch verhängt und erfüllt, gesegnet dessen Erbarmen über die Erde waltet,“

בָּרוּךְ מְרַחֵם עַל הַבְּרִיּות. בָּרוּךְ מְשַׁלֵּם שָׂכָר טוב לִירֵאָיו. בָּרוּךְ חַי לָעַד וְקַיָּם לָנֶצַח. בָּרוּךְ פּודֶה וּמַצִּיל. בָּרוּךְ שְׁמו.

  
„gesegnet dessen Erbarmen über die Geschöpfe waltet, gesegnet der die Ihn fürchten mit Gutem belohnt, gesegnet der lebt für immer und bleibt für die Ewigkeit, gesegnet der erlöst und rettet, gesegnet sei Sein Name.“

בָּרוּךְ אַתָּה ה' אֱלהֵינוּ מֶלֶךְ הָעולָם. הָאֵל אָב הָרַחֲמָן הַמְהֻלָּל בְּפֶה עַמּו. מְשֻׁבָּח וּמְפאָר בִּלְשׁון חֲסִידָיו וַעֲבָדָיו.

  
„Gesegnet seist Du, Gott unser Gott, König der Welt, der Allmächtige, der zugleich der barmherzige Vater ist, dessen Thatenlob ausgesprochen wird durch den Mund seines Volkes, der gepriesen und verherrlicht ist durch die Zunge seiner Ihm in Liebe Hingegebenen und seiner Diener.“

וּבְשִׁירֵי דָוִד עַבְדֶּךָ. נְהַלֶּלְךָ ה' אֱלהֵינוּ בִּשְׁבָחות וּבִזְמִירות. וּנְגַדֶּלְךָ וּנְשַׁבֵּחֲךָ וּנְפָאֶרְךָ וְנַמְלִיכְךָ וְנַזְכִּיר שִׁמְךָ מַלְכֵּנוּ אֱלהֵינוּ. יָחִיד חֵי הָעולָמִים. מֶלֶךְ מְשֻׁבָּח וּמְפאָר עֲדֵי עַד שְׁמו הַגָּדול: בָּרוּךְ אַתָּה ה' מֶלֶךְ מְהֻלָּל בַּתִּשְׁבָּחות.

  
„Mit den Liedern Davids, Deines Dieners, wollen wir Dich in Thatenlob aussprechen, Gott unser Gott, wollen mit Preis und Gesängen Dich als den Großen verkünden, wollen Dich preisen und verherrlichen, wollen Deinem Namen Gedächtnis und Dir die Herrschaft bereiten, unser König, unser Gott, Du einziges Leben aller Zeiten, König, dessen großer Name gepriesen und verherrlicht werde für immer: gesegnet seist Du Gott, mit Preisgesängen in seinem Thatenlob auszusprechender König.“
Quelle: Samson Raphael Hirsch: Sidur tefilot Yisrael, Israels Gebete, (סדור תפלות ישראל).[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinz Mosche Graupe: Die Statuten der drei Gemeinden Altona, Hamburg und Wandsbek: Quellen zur jüdischen Gemeindeorganisation im 17. und 18. Jahrhundert. H. Christian, Hamburg 1973, OCLC 1191810, S. 211. (hebräisch תקנות ג׳ קהילות אלטונה־המבורג־ונזיבק (אה״ו): מקורות לארגון הקהילות במאה ה־17 וה־18)
  2. a b Samson Raphael Hirsch: Sidur tefilot Yisrael, Israels Gebete, (סדור תפלות ישראל). I. Kauffmann, Frankfurt a. M. 1921, OCLC 18389019, S. 45–47.
  3. J. Simcha Cohen: How does Jewish law work? : A rabbi analyzes 95 contemporary halachic questions. Jason Aronson, Northvale, N.J. 1993, OCLC 28067038, S. 161 f.
  4. Yiśakhar D. S. Rubin, Gershon Robinson Rubin: Talelei oros [ספר טללי אורות]. Feldheim, Jerusalem 2003, OCLC 53173083, S. 458.
  5. Hayim Halevy Donin: To pray as a Jew. A guide to the prayer book and the synagogue service. Basic Books, New York 1980, OCLC 6278819, S. 171.
  6. Mark L. Kligman: Maqām and liturgy: ritual, music, and aesthetics of Syrian Jews in Brooklyn. Wayne State University Press, Detroit 2009, OCLC 227572515, S. 90.
  7. Cyrus Adler: The Jewish quarterly review. Band 11, Dropsie College for Hebrew and Cognate Learning, Philadelphia 1910, OCLC 1754280, S. 260.
  8. Raw B. Posen: Die Schabbos-Vorschriften. Hilchos Schabbos. Morascha, Basel 2005, OCLC 694996857, S. 44 (auch einsehbar bei Google Books).
  9. Abraham Zebi Idelsohn: Jewish liturgy and its development. Schocken, New York 1932, OCLC 174509, S. 80, S. 81.
  10. Ronald H. Isaacs: Every person's guide to Jewish prayer. Jason Aronson, Northvale 1997, OCLC 35521633, S. 113.