BelAZ

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БелАЗ
BelAZ

Logo
Rechtsform AG
Gründung 1948
Sitz Belarus Belarus, Schodsina
Mitarbeiterzahl 10.739[1]
Branche Maschinenbau
Website www.belaz.by
Sowjetische Briefmarke aus dem Jahr 1971. Die Abbildung zeigt einen BelAZ-540.

BelAZ (belarussisch БелАЗ – Беларускі аўтамабільны завод Belaruski autamabilny sawod, deutsch ‚Belarussisches Automobilwerk‘, deutsche Transkription eigentlich BelAS) ist ein belarussischer Fahrzeughersteller mit Hauptsitz in Schodsina. Das Unternehmen stellt Großmuldenkipper, schwere Erdbaugeräte, wie Radlader, Betonmischfahrzeuge, aber auch Flugzeugschlepper oder Eisenbahngüterwagen her. Seit der Werkseröffnung 1948 wurden mehr als 130.000 Lkw und andere Maschinen nicht nur für die Regionen der ehemaligen UdSSR, sondern auch für 70 andere Länder, insbesondere in Osteuropa, hergestellt. Mit zwei Montagelinien in seinem Werk in Weißrussland produziert BelAZ jährlich etwa 2000 Fahrzeuge mit unterschiedlichen Kapazitäten, die je nach Kundenwunsch mit Teilen und Systemen anderer Hersteller ausgestattet werden können. Im Laufe seiner Geschichte hat das Unternehmen mehr als 500 Varianten von Muldenkippern und Bunkerwagen entwickelt. Laut seiner Website hat BelAZ einen Anteil von 30 % am Weltmarkt für superschwere Muldenkipper für den Bergbau und beliefert mehr als 80 Länder in aller Welt.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung von BelAZ geht zurück auf einen Erlass des Obersten Rats der Republik Belarus, damals Teil der Sowjetunion, vom 11. September 1946 zum Aufbau eines Werks für die Herstellung von Torfgewinnungsfahrzeugen, der 1948 umgesetzt wurde.[2]

Im November 1958 wurde in einer Fabrik für Straßenbaumaschinen in Dormasch bei Schodsina ein schwerer Kipper für eine Zuladung von 25 Tonnen zusammengebaut. Die Einzelteile wurden vom Nutzfahrzeughersteller MAZ geliefert. Das Fahrzeug erhielt noch die Bezeichnung MAZ-525. Schon ein Jahr später wurde die Serienproduktion dieser 25-Tonnen-Kipper aufgenommen, die nun unter dem Namen BelAZ-525 hergestellt wurden. 1961 wurde der Prototyp BelAZ-540 mit 27 Tonnen Zuladung und zwei Jahre später der BelAZ-548 für eine Nutzlast von 40 Tonnen vorgestellt. Als im Jahr 1965 die Serienproduktion des BelAZ-540 startete, wurde die Produktion des BelAZ-525 eingestellt. Mitte der 1970er-Jahre wurden auch Muldenkipper mit einer maximalen Zuladung von 75 und 120 Tonnen entwickelt.

Zu Versuchszwecken baute man im Jahr 1979 einen 180-Tonnen-Muldenkipper mit der Typenbezeichnung BelAZ-7521. Auch ein 280 Tonnen schweres Fahrzeug wurde gebaut, das hauptsächlich im Tagebau in Russland Verwendung fand. In den 1980er und 1990er Jahren wurden zudem Flugzeugschlepper hergestellt, die Flugzeuge mit einem Gesamtgewicht von bis zu 200 Tonnen ziehen können. Gegenwärtig werden Fahrzeuge mit einer Zuladung von 30 bis 450 Tonnen angeboten.[3]

Im Jahr 2006 wurde MoAZ Teil von BelAZ. MoAZ exportiert mehr als 60 % der produzierten Nutzfahrzeuge in die GUS-Staaten.[4] Im Jahr 2012 errichtet die Firma mit dem chinesischen Unternehmen Geely International Corporation ein Joint Venture in Baryssau.[5]

Am 21. Juni 2021 wurde das Automobilwerk, das verantwortlich für die Repression gegen die Zivilgesellschaft ist, von der EU als „eine bedeutende Einnahmequelle für das Lukaschenka-Regime“ sanktioniert.[6][7] In seiner Entscheidung wies der Europäische Rat darauf hin, dass die Aktiengesellschaft, deren Mitarbeiter, die an Streiks und friedlichen Protesten teilgenommen hatten, von der Unternehmensleitung mit Entlassung bedroht und eingeschüchtert worden wären, auch ihre Räumlichkeiten und Ausrüstung für die Durchführung einer politischen Aktion zur Unterstützung des Regimes zur Verfügung stellte.[6] Beispielsweise wurde eine Gruppe von Menschen in Räumen des Werks eingeschlossen, um sie daran zu hindern, sich anderen Demonstranten anzuschließen, während die Unternehmensleitung den Streik den Medien als Produktionsversammlung ausgab.[6] Außerdem wurde das Werk von Kanada[8][9] und der Schweiz[10][11] in ihre Sanktionslisten aufgenommen.

Als Reaktion auf die Sanktionen stellten Rolls-Royce Group, Becker Group und ihrer Vertreiber Geramatic OY, Danfoss, Liebherr und Yokohama die Zusammenarbeit mit OJSC „BELAZ“ ein.[12][13]

Im März 2023 nahm das US-Finanzministerium BelAZ und seinen CEO Sjarhej Nikifarowitsch in die Liste der Specially Designated Nationals and Blocked Persons (SDN) auf.[14] Im Mai 2023 verhängte die Ukraine zudem Sanktionen gegen BelAZ.[15]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BelAZ-548A (1967)
BelAZ-75214 im Größenvergleich mit einem Great-Wall-Safe-SUV
Der derzeit größte Muldenkipper BelAZ-75710 mit 450 t Nutzlast und 810 t Gesamtgewicht.

Soweit nichts anderes angegeben ist, handelt es sich um Großmuldenkipper. Wenn bekannt, werden Zuladung und Jahr der Erstproduktion aufgeführt. Neue Modelle sind fett markiert.[3]

Historische Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ex MAZ-525 als BelAZ-525, 25 t (1958–1965)
  • ex MAZ-530 als BelAZ-530, 40 t (1960–1963)
  • BelAZ-540, 27 t (1961–1967)
  • BelAZ-540A, 27 t (1967–1985)
  • BelAZ-540B, 45 t (1962, Prototyp)
  • BelAZ-548A, 40 t (1967)
  • BelAZ-548B, 65 t
  • BelAZ-549, 75–80 t (1969)
  • BelAZ-7519, 110–120 t (1977)
  • BelAZ-7521, 180 t (1979)
  • BelAZ-75211, 170–220 t (1983)
  • BelAZ-75214
  • BelAZ-7522
  • BelAZ-75303
  • BelAZ-75483

Aktuelle Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitarbeiterzahlen von 2015 von verschiedenen belarussischen Unternehmen (russisch)
  2. a b Fundada en la URSS y con presencia mundial:. El Perfil de Belaz, la firma enfrentada con Codelco por proyecto Rajo Inca. Sindicato de Trabajadores El Teniente, 14. Februar 2023, abgerufen am 18. Februar 2023 (spanisch).
  3. a b BelAZ. Products. Mining Dump Trucks. Abgerufen am 9. Oktober 2022 (englisch).
  4. „Mogilev Autoworks named after S. M. Kirov“ (MoAZ) (Memento vom 25. Februar 2021 im Internet Archive) (englisch)
  5. BELTA. Chinese car factory in Belarusian Borisov nearly ready (englisch) (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive)
  6. a b c Durchführungsverordnung (EU) 2021/997 des Rates. In: Amtsblatt der Europäischen Union. 21. Juni 2021.
  7. RFE/RL: In Photos: What EU Sanctions Against Belarus Look Like. Radio Free Europe, 25. Juni 2021, abgerufen am 14. August 2021 (englisch).
  8. Consolidated Canadian Autonomous Sanctions List. Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Handel in Kanada, 19. Oktober 2015, abgerufen am 29. Juni 2021 (englisch).
  9. Entire Economic Spheres Can Be Paralised in Belarus. Charta 97, 12. August 2021, abgerufen am 15. August 2021 (englisch).
  10. Michael Shields, Kevin Liffey: Swiss widen sanctions list against Belarus. Reuters, 7. Juli 2021, archiviert vom Original am 7. Juli 2021; abgerufen am 10. Juli 2021 (englisch).
  11. Sanctions program: Belarus: Verordnung vom 11. August 2021 über Massnahmen gegenüber Belarus (SR 946.231.116.9), Anhang 7 und 8. Staatssekretariat für Wirtschaft, 11. August 2021, abgerufen am 15. August 2021 (englisch).
  12. Rolls Royce Ends Cooperation With BelAZ. Abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  13. Four groups of major foreign companies cease cooperation with BelAZ and BMZ. Belsat TV, 26. Juni 2021, abgerufen am 14. August 2021 (englisch).
  14. U.S. imposes sanctions against BelAZ and MAZ. In: Interfax. 24. März 2023; (englisch).
  15. Open Joint Stock Company "BELAZ" - the management company of the holding "BELAZ-HOLDING". In: National Agency on Corruption Prevention. (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: BelAZ – Sammlung von Bildern