Benutzer:CroMagnon/Medien in Argentinien

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Die Medienlandschaft in Argentinien ist im Vergleich zu anderen Staaten Südamerikas sehr weit entwickelt. Die Massenmedien Zeitung, Radio und Fernsehen erreichen in diesem Land praktisch die Gesamtheit der Bevölkerung, mit Ausnhame einiger isoliert lebender Gruppen in Randgebieten. Über die Hälfte der Bevölkerung nutzen zudem das Internet.

Merkmale der Medienindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein bestimmendes Merkmal der argentinischen Medienindustrie ist ein großer Kontrast zwischen einer einerseits sehr zentralisierten Massenmedienindustrie, die fast ausschließlich in Buenos Aires und dort in wenigen Unternehmensgruppen konzentriert ist, und einer sehr großen Vielfalt an kleineren, lokalen Medienunternehmen.

So haben beispielsweise einerseits alle fünf großen Fernsehsender sowie alle landesweit erscheinenden Zeitungen ihren Sitz im Gran Buenos Aires oder La Plata. Auf der anderen Seite hat fast jede Stadt über 10.000 Einwohner einen eigenen lokalen Fernsehsender und zumindest eine Wochen- oder Monatszeitung. Überregionale und regionale Medien dieser zwei Gruppen sind vergleichsweise wenig bedeutend. Im Hörfunk, dem eine besonders große Bedeutung zukommt, ist dieser Kontrast weniger ausgeprägt, hier gibt es auch im Landesinneren überregionale Radiosender (z.B. Cadena 3 in Córdoba), und die Vielfalt von Lokalsendern ist sehr groß. Auch im Bereich der Online-Medien, die seit Mitte der 1990er Jahre populär sind, ist die Dezentralisierung deutlich größer als in den traditionellen Medien (Print-)Presse und Fernsehen.

Printmedien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten journalistischen Publikationen auf dem heutigen argentinischem Territorium erschienen um 1760, sie waren jedoch nur kurzlebig und meist handgeschriebene Essaysammlungen. Erst gegen Ende des Vizekönigreiches des Río de la Plata kam es zur ersten nenneswerten Gründung, dem Telégrafo Mercantil im Jahr 1801 durch den Spanier Francisco Antonio Cabello y Mesa. Die Zeitung war eines der ersten Medien, die den Namen Argentinien für die Region des Río de la Plata benutzten, und hatte daher großen Anteil an der Verbreitung dieses Namens. Auch wenn in der Zeitung nur sehr verhalten Kritik am Vizekönig geübt wurde, hatte die Zeitung ein schwieriges Verhältnis zur Regierung, und sie wurde bereits 1802 wieder geschlossen. Weitere Gründungen aus dieser Zeit waren das Semanario de Agricultura, Industria y Comercio (ab 1802) und das Correo de Comercio, gegründet vom späteren Politiker und General Manuel Belgrano, die als erste Zeitung den Anspruch der Überparteilichkeit verfolgte.[1]

Ausgabe der Gazeta de Buenos Aires

Nach der Mairevolution 1810 kam es zu einer Fülle von Neugründungen. Am 7. Juni 1810 gründete Mariano Moreno mit La Gazeta de Buenos Aires die erste von der Unabhängigkeitsbewegung getragene Zeitung. Sie veröffentlichte offizielle Bekanntmachungen sowie lokale und internationale Nachrichten aus Sicht der Regierungsjunta der Stadt Buenos Aires und hatte bis 1821 Bestand. Der 7. Juni wurde 1938 zum Tag des Journalisten ernannt. Weitere Zeitungen aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts waren El Censor, Mártir o Libre, El Independiente, Los Amigos de la Patria und El Grito del Sud. Mit El Diario de Anuncios (1835) und La Moda (1837) entstanden zudem die ersten illustrierten Zeitschriften.

Nach 1853, als sich die Republik Argentinien in der heutigen Form konstituiert hatte, kam es zu mehreren größeren Zeitungsgründungen, die zum Teil bis heute Bestand haben. Die bekanntesten sind La Capital (Rosario, 1867), die älteste heute bestehende Zeitung, sowie La Prensa (Buenos Aires, 1869) und La Nación (Buenos Aires, 1870). Ihr Aufstieg fiel in eine Zeit rapiden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums, als die Einwanderung liberalisiert wurde und Argentinien zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht wurde. Etwas später erlebte auch das Zeitschriftenwesen mit Caras y Caretas (1898) eine erste Blüte. 1903 erschien mit La Razón das erste wichtige Abendblatt, das bis heute mit wechselndem Konzept weiterbesteht, sie wurde 1999 zur ersten großen argentinischen Gratiszeitung umgestaltet.

Mit Ausnahme von Rosario war der Journalismus im Landesinneren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur wenig entwickelt. Die erste große Zeitung war Los Andes in Mendoza im Jahr 1883. Mit La Voz del Interior wurde 1904 die erste große Zeitung in Córdoba gegründet, 1912 folgte La Gaceta (San Miguel de Tucumán).

1908 wurde mit El Cronista die erste große Wirtschaftszeitung gegründet. Crítica (1913) markierte mit seinem auf Kriminalfälle spezialisierten Themenspektrum und der von großen Illustrationen und Schrifttypen geprägten Gestaltung den Beginn des modernen Boulevardjournalismus im Land. Dieser konnte sich jedoch nicht im europäischen Maßstab etablieren und steht auch heute im Schatten der großen Zeitungen. Mit Clarín wurde 1945 die heute auflagenstärkste Zeitung gegründet. Sie erscheint seit der Gründung im Tabloid-Format, war aber anders als Crítica keine Boulevardzeitung.

Um 1950 hatte sich das Zeitungswesen weitgehend konsolidiert, es kam seither kaum zu bedeutenden neuen Gründungen. Ausnahmen sind die Boulevardzeitungen Crónica (1965) und Diario Popular (1974), die Wirtschaftszeitung Ámbito Financiero (1976) sowie Página/12 (1987), die als linke Zeitung mit Fokus auf Kultur und einem an den New Journalism angelehnten Stil etablieren konnte. Eine wegen der hohen Anteil politischer Werbung der Nationalregierung kontrovers aufgenommene Neugründung war Tiempo Argentino (2010), das von der Cristina Fernández de Kirchner nahestehenden Veintitrés-Verlagsgruppe um Sergio Szpolski herausgegeben wird.

Bei den Zeitschriften dominiert heute der Boulevardsektor. So ist die auflagenstärkste Zeitschrift Gente (1964) dieser Gattung zuzurechnen. Nachrichtenmagazine amerikanischer Prägung entstanden erst relativ spät: Die liberal-konservative Revista Noticias wurde unter dem Namen La Semana 1975 gegründet und erlangte 1989 den heutigen Namen[2], der heute wichtigste linke Konkurrent Revista Veintitrés 1999.

Aktuelle Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zeitungswesen ist im Vergleich zu anderen Ländern als sehr zentralisiert anzusehen. Überregionale Zeitungen erscheinen nur in Buenos Aires, und nur die zwei auflagenstärksten Zeitungen Clarín und La Nación erreichen eine tägliche Auflage von mehr als 100.000 Exemplaren.

Die größten Verlagsgruppen sind Grupo Clarín, die neben der Zeitung Clarín unter anderem La Voz del Interior und Los Andes sowie mehrere Fernsehsender betreibt, Editorial Perfil im Zeitschriftenwesen sowie mit der Wochenendzeitung Perfil sowie die neuere Grupo Veintitrés mit der Zeitschrift Veintitrés und Tiempo Argentino, die im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen als dem Kirchnerismo nahestehend gilt. Die Zeitung La Nación ist bis heute weitgehend unabhängig geblieben, auch wenn sie mit Clarín gemeinsam den Papierhersteller Papel Prensa betreibt.

Hörfunk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Online-Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Journalistische Websites[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bekanntesten und beliebtesten journalistischen Websites sind die Internetpräsenzen der großen Zeitungen Clarín und La Nación sowie der neueren Zeitung Infobae. Beide wurden bereits zum Beginn des Internet-Booms 1995 eingerichtet. Clarin.com ist laut Alexa Internet die im Land am elftmeisten besuchte Website (Platz 11 insgesamt), Infobae folgt auf Platz 25, La Nación auf Platz 28.

Radio- und Fernsehsender spielen nur eine geringe Rolle im Internet, die Präsenzen von Sendern wie Telefe und Canal 13 sehr einfach gehalten. Eine Ausnahme bildet das Portal des Radiosenders Cadena3, der mit zahlreichen Services und Nachrichten aufwartet und so zu einem beliebten Onlinemedium wurde.

Portale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beliebtestes Webportal ist die Auktions- und Kleinanzeigenseite MercadoLibre, die heute in allen spanischsprachigen Ländern Ableger hat und mit eBay kooperiert. Die Zentrale von MercadoLibre befindet sich heute jedoch in Miami. Weiterhin sind Terra.com.ar, ein Entertainment-Portal, und uol.com.ar, ein Telekommunikationsportal, bedeutend.

Blogs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die argentinische Blogosphäre ist vor allem auf den Entertainment-Bereich konzentriert. Dennoch gibt es auch einige politische Blogs. Bekannt ist insbesondere das Blog von Pablo Mancini (pablomancini.com.ar), das sich vor allem der Netzpolitik widmet.

Foren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Webforen ist Taringa.net das derzeit erfolgreichste. Das Forum, das ein weites Themenspektrum abdeckt, ist nach MetroFlog die zweitbeliebteste argentinische Website überhaupt und gehört laut Alexa.com zu den 200 Seiten mit dem höchsten Traffic[3], in dieser Liste nimmt es nach vagos.es den zweiten Platz bei den reinen Webforen ein. Neben reinen Erotikforen wie Poringa.com, die weniger dem Informationsaustausch als dem Tauschen von Fotos und Videos dienen, ist das einzige weitere Forum von Bedeutung elforro.com, das ebenfalls ein allgemeines Themenspektrum abdeckt.

Wikis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikis befinden sich in Argentinien erst am Anfang der Eintwicklung. In der spanischen Wikipedia sind allerdings Argentinier die zweitaktivste Nationalität nach den Spaniern.

Argentinische Wikis mit einer signifikativen Nutzerzahl sind das Wissens- und Bildungsportal Gleduwiki, das Politik-Wiki Elección Argentina und das Reisewiki Autostopwiki.com.ar, das mit dem englischen Hitchwiki.org zusammenarbeitet.

Soziale Netzwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beliebteste argentinische Social-Networking-Seite ist der Fotolog-Klon MetroFlog. Hierbei handelt sich um eine der 50 beliebtesten Websites weltweit. Es folgt Sexyono.com, eine Seite, auf der man Fotos der Nutzer nach der Attraktivität bewerten kann. Sie zählt ebenfalls zu den weltweit führenden Fotocommunities.

Andere Websites[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den akademischen Websites ist die wichtigeste die Seite der Universidad de Buenos Aires, uba.ar, eine der wenigen reinen .ar-Domains.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Las dos fundaciones del periodismo, Clarín, 7. Juni 2001
  2. 19 años de periodismo, Revista Noticias, 12. November 2008
  3. Alexa Top 500